Aids-Kampagne und Untreue

ShortId
93.3419
Id
19933419
Updated
10.04.2024 12:56
Language
de
Title
Aids-Kampagne und Untreue
AdditionalIndexing
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>1. Es muss im Rahmen der Aids-Prävention der Tatsache Rechnung getragen werden, dass es Menschen gibt, die untreu sind - auch in festen Beziehungen und dauerhaften Partnerschaften; dies ist eine gesellschaftliche Realität. 1992 wurden in der Schweiz 45 080 Ehen geschlossen und 14 530 Ehen geschieden. Bei einer Befragung im Jahre 1992 gaben 60 Prozent der 17- bis 35jährigen Personen an, in einer stabilen und treuen Beziehung zu leben; 40 Prozent leben demzufolge alleine (entweder ohne sexuelle Beziehung auf unbestimmte Zeit oder mit einer nichtgenannten Anzahl sukzessiver Beziehungen) oder in einer "untreuen" Beziehung. Ihnen muss die Kampagne Wege zeigen, ihre Sexualität zu leben, ohne sich einem Infektionsrisiko auszusetzen. Der Schutz vor einer HIV-Infektion soll in beidseitiger Verantwortung liegen. Durch die schlichte nüchterne Darstellung der Personen auf den Plakaten soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Untreue in einer Beziehung auf keinen Fall verharmlost oder beschönigt werden darf.</p><p>2. Der Bund hat seit 1987 im Rahmen der Präventionsbemühungen - so auch in der Stop-Aids-Kampagne - verschiedentlich die Botschaft verbreitet, dass absolute gegenseitige Treue in einer HIV-freien Beziehung vor Aids schützt, und hat damit den hohen Wert der Treue im Zusammenhang mit der Aids-Prävention unterstrichen.</p><p>3. Das Sexualverhalten der in der Schweiz lebenden Personen - insbesondere das der jungen Menschen - wird regelmässig untersucht. Die Umfragen unter jungen Leuten haben gezeigt, dass der regelmässige Präservativgebrauch bei einem Partnerwechsel sich schon mehrheitlich durchgesetzt hat. Verglichen mit Studien vor der Aids-Präventions-Kampagne des Bundes, ist zudem die Häufigkeit der Partnerwechsel gesunken. Diese erfreuliche Verhaltensänderung darf sicherlich mit als Erfolg der Kampagne gewertet werden. Trotz dieser positiven Resultate wäre es verhängnisvoll, wenn die Präventionsanstrengungen jetzt reduziert würden. Jedes Jahr werden mehrere tausend Jugendliche neu sexuell aktiv und mehrere tausend Menschen zu Singles, z. B., weil sie sich von ihrem Partner oder ihrer Partnerin trennen. Dadurch kommen viele Menschen im Laufe ihres Lebens mehrmals in Situationen, in denen das Wissen um Aids-Prävention lebenswichtig ist. Der Informationsbedarf bleibt also nach wie vor sehr gross, und die Kampagnen müssen weitergeführt werden.</p><p>Das Bundesamt für Gesundheitswesen behandelt im Rahmen der Stop-Aids-Kampagne die folgenden fünf Themen/Botschaften:</p><p>- Präservative schützen</p><p>- Gegenseitige Treue schützt</p><p>- Nicht mit Drogen anfangen - kein Spritzentausch</p><p>- Kenntnis der Übertragungsrisiken (was ansteckt und was nicht)</p><p>- Gegenseitige Solidarität</p><p>Es ist geplant, diese Botschaften weiterhin zu thematisieren. Dabei gilt es, eine offene und ehrliche Sprache zu sprechen, welche sich an der Realität misst. Es gilt, die einzelnen Zielgruppen direkt und deutlich anzusprechen, Betroffenheit auszulösen und eine Identifikation zu ermöglichen. Gleichzeitig soll aber auf die Empfindungen der Bevölkerung Rücksicht genommen werden. In einem Gebiet wie der Sexualität ist es allerdings ausserordentlich schwierig, stets allen Ansprüchen gerecht zu werden.</p>
  • <p>Die Stop-Aids-Plakatserie hat sich in die Niederungen menschlichen Verhaltens begeben. Unter dem Motto "Dem Präservativ bin ich treu - meinem letzten Freund war ich's nicht" wird offensichtlich Untreue als Normalfall propagiert. Treue Partner kommen sich dabei als dumm verkauft vor. Es ist eine Frechheit der Verantwortlichen, für eine so fragwürdige und unmoralische Werbekampagne unsere Steuergelder zu verschleudern.</p><p>Ich frage deshalb den Bundesrat:</p><p>1. Ist unsere Gesellschaftsordnung so tief gesunken, dass Untreue als Normalfall taxiert werden kann?</p><p>2. Wird das Durchschnittsverhalten des Schweizervolkes bewusst einer "Noch-Minderheit" gleichgestellt, um Untreue als etwas Alltägliches zu fördern?</p><p>3. Sind weitere derartige Plakatkampagnen geplant, und ist man bereit, inskünftig auch die Empfindungen breiter Volkskreise mehr zu berücksichtigen?</p>
  • Aids-Kampagne und Untreue
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>1. Es muss im Rahmen der Aids-Prävention der Tatsache Rechnung getragen werden, dass es Menschen gibt, die untreu sind - auch in festen Beziehungen und dauerhaften Partnerschaften; dies ist eine gesellschaftliche Realität. 1992 wurden in der Schweiz 45 080 Ehen geschlossen und 14 530 Ehen geschieden. Bei einer Befragung im Jahre 1992 gaben 60 Prozent der 17- bis 35jährigen Personen an, in einer stabilen und treuen Beziehung zu leben; 40 Prozent leben demzufolge alleine (entweder ohne sexuelle Beziehung auf unbestimmte Zeit oder mit einer nichtgenannten Anzahl sukzessiver Beziehungen) oder in einer "untreuen" Beziehung. Ihnen muss die Kampagne Wege zeigen, ihre Sexualität zu leben, ohne sich einem Infektionsrisiko auszusetzen. Der Schutz vor einer HIV-Infektion soll in beidseitiger Verantwortung liegen. Durch die schlichte nüchterne Darstellung der Personen auf den Plakaten soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Untreue in einer Beziehung auf keinen Fall verharmlost oder beschönigt werden darf.</p><p>2. Der Bund hat seit 1987 im Rahmen der Präventionsbemühungen - so auch in der Stop-Aids-Kampagne - verschiedentlich die Botschaft verbreitet, dass absolute gegenseitige Treue in einer HIV-freien Beziehung vor Aids schützt, und hat damit den hohen Wert der Treue im Zusammenhang mit der Aids-Prävention unterstrichen.</p><p>3. Das Sexualverhalten der in der Schweiz lebenden Personen - insbesondere das der jungen Menschen - wird regelmässig untersucht. Die Umfragen unter jungen Leuten haben gezeigt, dass der regelmässige Präservativgebrauch bei einem Partnerwechsel sich schon mehrheitlich durchgesetzt hat. Verglichen mit Studien vor der Aids-Präventions-Kampagne des Bundes, ist zudem die Häufigkeit der Partnerwechsel gesunken. Diese erfreuliche Verhaltensänderung darf sicherlich mit als Erfolg der Kampagne gewertet werden. Trotz dieser positiven Resultate wäre es verhängnisvoll, wenn die Präventionsanstrengungen jetzt reduziert würden. Jedes Jahr werden mehrere tausend Jugendliche neu sexuell aktiv und mehrere tausend Menschen zu Singles, z. B., weil sie sich von ihrem Partner oder ihrer Partnerin trennen. Dadurch kommen viele Menschen im Laufe ihres Lebens mehrmals in Situationen, in denen das Wissen um Aids-Prävention lebenswichtig ist. Der Informationsbedarf bleibt also nach wie vor sehr gross, und die Kampagnen müssen weitergeführt werden.</p><p>Das Bundesamt für Gesundheitswesen behandelt im Rahmen der Stop-Aids-Kampagne die folgenden fünf Themen/Botschaften:</p><p>- Präservative schützen</p><p>- Gegenseitige Treue schützt</p><p>- Nicht mit Drogen anfangen - kein Spritzentausch</p><p>- Kenntnis der Übertragungsrisiken (was ansteckt und was nicht)</p><p>- Gegenseitige Solidarität</p><p>Es ist geplant, diese Botschaften weiterhin zu thematisieren. Dabei gilt es, eine offene und ehrliche Sprache zu sprechen, welche sich an der Realität misst. Es gilt, die einzelnen Zielgruppen direkt und deutlich anzusprechen, Betroffenheit auszulösen und eine Identifikation zu ermöglichen. Gleichzeitig soll aber auf die Empfindungen der Bevölkerung Rücksicht genommen werden. In einem Gebiet wie der Sexualität ist es allerdings ausserordentlich schwierig, stets allen Ansprüchen gerecht zu werden.</p>
    • <p>Die Stop-Aids-Plakatserie hat sich in die Niederungen menschlichen Verhaltens begeben. Unter dem Motto "Dem Präservativ bin ich treu - meinem letzten Freund war ich's nicht" wird offensichtlich Untreue als Normalfall propagiert. Treue Partner kommen sich dabei als dumm verkauft vor. Es ist eine Frechheit der Verantwortlichen, für eine so fragwürdige und unmoralische Werbekampagne unsere Steuergelder zu verschleudern.</p><p>Ich frage deshalb den Bundesrat:</p><p>1. Ist unsere Gesellschaftsordnung so tief gesunken, dass Untreue als Normalfall taxiert werden kann?</p><p>2. Wird das Durchschnittsverhalten des Schweizervolkes bewusst einer "Noch-Minderheit" gleichgestellt, um Untreue als etwas Alltägliches zu fördern?</p><p>3. Sind weitere derartige Plakatkampagnen geplant, und ist man bereit, inskünftig auch die Empfindungen breiter Volkskreise mehr zu berücksichtigen?</p>
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