Obligatorische Sprachförderung an Berufsschulen

ShortId
23.3694
Id
20233694
Updated
26.03.2024 21:03
Language
de
Title
Obligatorische Sprachförderung an Berufsschulen
AdditionalIndexing
32;2831
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Die Bedeutung einer hohen Sprachkompetenz ist unumstritten. Deshalb wird mit grossem Aufwand in der obligatorischen Schulzeit eine zusätzliche Landes- sowie meist eine Fremdsprache gelehrt. Oft erfährt diese intensive Förderung mit dem Eintritt in die Berufsausbildung ein jähes Ende. Rund zwei Drittel der Jugendlichen wechseln nach der obligatorischen Schulzeit in eine Berufslehre. Die Sprachförderung wird längst nicht in allen Berufen weitergeführt. Die Lehrpläne vieler gewerblicher und technischer Berufe verzichten sogar vollständig auf den Unterricht einer Fremd- oder zusätzlichen Landessprache. Die Jugendlichen verlieren damit die Sprachkompetenz, die sie in der obligatorischen Schulzeit erworben haben.</p><p>Das schweizerische Bildungswesen ist stolz auf die hohe Durchlässigkeit. Doch den Berufslernenden wird der Anschluss an eine Berufsmaturitätsschule erschwert oder gar verunmöglicht, wenn die Sprachförderung wegfällt. Die Berufsmaturität BM II setzt entsprechende Landes- und/oder Fremdsprachenkenntnisse voraus. An der Aufnahmeprüfung werden diese Kompetenzen in der Regel geprüft. Nach drei Jahren und mehr ohne Unterricht in den Prüfungsfächern, werden Berufslernende abgeschreckt, diese Aufnahmeprüfung zu absolvieren. Damit sind Lernende ohne obligatorischen Sprachunterricht in der Berufsschule für weiterführende Ausbildungen benachteiligt. Es besteht eine Ungleichheit zu Berufen, die in ihren Lehrplänen alle Kompetenzen schulen, die als Aufnahmebedingung für die BM II vorausgesetzt werden. </p><p>Mit dem Postulat soll aufgezeigt werden, in welchen Berufen Nachholbedarf besteht und wie dieser Sprachunterricht beispielsweise durch Sprachaufenthalte gefördert werden kann.</p>
  • <p>Die Verbundpartner der Berufsbildung – Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt – sind sich der Bedeutung der Fremdsprachen bewusst. Die Förderung des Fremdsprachenerwerbs bildet einen wichtigen Aspekt der gemeinsamen Arbeiten zur Weiterentwicklung der Berufsbildung. In den vergangenen Jahren wurden verschiedenste Anstrengungen zur Förderung des Fremdsprachenunterrichts unternommen.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Das Schweizer Berufsbildungssystem ist so ausgelegt, dass es von der Wirtschaft getragen und mitverantwortet wird. Die Inhalte der Ausbildungen und die Anforderungen an die einzelnen Abschlüsse der beruflichen Grundbildung orientieren sich an Qualifikationen, die auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich gefragt sind. Durch die periodische Überprüfung und Anpassung jeder beruflichen Grundbildung haben die Absolventinnen und Absolventen Gewähr, dass das Erlernte in der Praxis gebraucht wird.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Wie sämtliche Bildungsinhalte ergibt sich das Bedürfnis nach Fremdsprachenkompetenzen aus den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Es obliegt primär den Trägerschaften zu entscheiden, ob und für welche Handlungskompetenzen eine Fremdsprache integriert werden soll, welches Anforderungsniveau benötigt wird und welche Konsequenzen für die Lernorte damit verbunden sind. Um die Trägerschaften im Berufsentwicklungsprozess zu unterstützen, hat das Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation mit Unterstützung der Verbundpartner die Orientierungshilfe «Integration von Fremdsprachen in der beruflichen Grundbildung» entwickelt. Diese wird im Herbst 2023 veröffentlicht und richtet sich an alle Akteure, die sich bei der Entwicklung oder Weiterentwicklung einer beruflichen Grundbildung mit der Frage der Integration von Fremdsprachenkompetenzen in die formale Bildung auseinandersetzen.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Wie der Bundesrat bereits 2017 im Bericht «Förderung des Fremdsprachenerwerbs in der beruflichen Grundbildung» in Erfüllung des Postulats 14.4258 Bulliard-Marbach festhielt, gilt es auch nicht-formale Angebote zu berücksichtigen, wenn es darum geht, eine berufliche Grundbildung für Jugendliche dank Fremdsprachen attraktiver zu machen. Dies können auch freiwillige Angebote während des Besuchs der beruflichen Grundbildung sein, wie Sprachkurse und -zertifikate sowie freiwilliger bilingualer Unterricht. Das SBFI hat die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB) beauftragt, im Bereich des bilingualen Unterrichts als Kompetenzzentrum des Bundes zu agieren und insbesondere Berufsfachschulen, kantonale Ämter und Lehrpersonen zu beraten, zu vernetzen sowie bei der Implementierung von bilingualem Unterricht zu unterstützen.</p><p>&nbsp;</p><p>Im Weiteren organisiert und unterstützt Movetia, die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität, im Auftrag von Bund und Kantonen Programme wie den «nationalen Austausch in der Berufsbildung». Dieser beinhaltet mindestens eine Arbeitserfahrung in einer anderen Sprachregion und dauert zwischen fünf Tagen und sechs Monaten. Schliesslich bieten zur Vorbereitung auf die Berufsmaturität nach einer abgeschlossenen beruflichen Grundbildung zahlreiche Kantone Kurse an, darunter auch Kurse in Fremdsprachen.</p><p>&nbsp;</p><p>Der Bundesrat ist der Ansicht, dass sich die Verbundpartner im Rahmen ihrer Zuständigkeiten der Thematik bereits umfassend angenommen haben und ein erneuter Bericht keinen Mehrwert bietet.</p>
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt einen Bericht zu erstellen, wie die Förderung einer Fremdsprache, bzw. einer zusätzlichen Landessprache verbindlich in die Lehrpläne aller Berufe einbezogen werden kann, so dass die Lernenden mindesten das Sprachniveau der Sekundarstufe I behalten und den Anschluss an weiterführende Ausbildungen nicht verlieren. </p>
  • Obligatorische Sprachförderung an Berufsschulen
State
Überwiesen an den Bundesrat
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die Bedeutung einer hohen Sprachkompetenz ist unumstritten. Deshalb wird mit grossem Aufwand in der obligatorischen Schulzeit eine zusätzliche Landes- sowie meist eine Fremdsprache gelehrt. Oft erfährt diese intensive Förderung mit dem Eintritt in die Berufsausbildung ein jähes Ende. Rund zwei Drittel der Jugendlichen wechseln nach der obligatorischen Schulzeit in eine Berufslehre. Die Sprachförderung wird längst nicht in allen Berufen weitergeführt. Die Lehrpläne vieler gewerblicher und technischer Berufe verzichten sogar vollständig auf den Unterricht einer Fremd- oder zusätzlichen Landessprache. Die Jugendlichen verlieren damit die Sprachkompetenz, die sie in der obligatorischen Schulzeit erworben haben.</p><p>Das schweizerische Bildungswesen ist stolz auf die hohe Durchlässigkeit. Doch den Berufslernenden wird der Anschluss an eine Berufsmaturitätsschule erschwert oder gar verunmöglicht, wenn die Sprachförderung wegfällt. Die Berufsmaturität BM II setzt entsprechende Landes- und/oder Fremdsprachenkenntnisse voraus. An der Aufnahmeprüfung werden diese Kompetenzen in der Regel geprüft. Nach drei Jahren und mehr ohne Unterricht in den Prüfungsfächern, werden Berufslernende abgeschreckt, diese Aufnahmeprüfung zu absolvieren. Damit sind Lernende ohne obligatorischen Sprachunterricht in der Berufsschule für weiterführende Ausbildungen benachteiligt. Es besteht eine Ungleichheit zu Berufen, die in ihren Lehrplänen alle Kompetenzen schulen, die als Aufnahmebedingung für die BM II vorausgesetzt werden. </p><p>Mit dem Postulat soll aufgezeigt werden, in welchen Berufen Nachholbedarf besteht und wie dieser Sprachunterricht beispielsweise durch Sprachaufenthalte gefördert werden kann.</p>
    • <p>Die Verbundpartner der Berufsbildung – Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt – sind sich der Bedeutung der Fremdsprachen bewusst. Die Förderung des Fremdsprachenerwerbs bildet einen wichtigen Aspekt der gemeinsamen Arbeiten zur Weiterentwicklung der Berufsbildung. In den vergangenen Jahren wurden verschiedenste Anstrengungen zur Förderung des Fremdsprachenunterrichts unternommen.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Das Schweizer Berufsbildungssystem ist so ausgelegt, dass es von der Wirtschaft getragen und mitverantwortet wird. Die Inhalte der Ausbildungen und die Anforderungen an die einzelnen Abschlüsse der beruflichen Grundbildung orientieren sich an Qualifikationen, die auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich gefragt sind. Durch die periodische Überprüfung und Anpassung jeder beruflichen Grundbildung haben die Absolventinnen und Absolventen Gewähr, dass das Erlernte in der Praxis gebraucht wird.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Wie sämtliche Bildungsinhalte ergibt sich das Bedürfnis nach Fremdsprachenkompetenzen aus den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Es obliegt primär den Trägerschaften zu entscheiden, ob und für welche Handlungskompetenzen eine Fremdsprache integriert werden soll, welches Anforderungsniveau benötigt wird und welche Konsequenzen für die Lernorte damit verbunden sind. Um die Trägerschaften im Berufsentwicklungsprozess zu unterstützen, hat das Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation mit Unterstützung der Verbundpartner die Orientierungshilfe «Integration von Fremdsprachen in der beruflichen Grundbildung» entwickelt. Diese wird im Herbst 2023 veröffentlicht und richtet sich an alle Akteure, die sich bei der Entwicklung oder Weiterentwicklung einer beruflichen Grundbildung mit der Frage der Integration von Fremdsprachenkompetenzen in die formale Bildung auseinandersetzen.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Wie der Bundesrat bereits 2017 im Bericht «Förderung des Fremdsprachenerwerbs in der beruflichen Grundbildung» in Erfüllung des Postulats 14.4258 Bulliard-Marbach festhielt, gilt es auch nicht-formale Angebote zu berücksichtigen, wenn es darum geht, eine berufliche Grundbildung für Jugendliche dank Fremdsprachen attraktiver zu machen. Dies können auch freiwillige Angebote während des Besuchs der beruflichen Grundbildung sein, wie Sprachkurse und -zertifikate sowie freiwilliger bilingualer Unterricht. Das SBFI hat die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB) beauftragt, im Bereich des bilingualen Unterrichts als Kompetenzzentrum des Bundes zu agieren und insbesondere Berufsfachschulen, kantonale Ämter und Lehrpersonen zu beraten, zu vernetzen sowie bei der Implementierung von bilingualem Unterricht zu unterstützen.</p><p>&nbsp;</p><p>Im Weiteren organisiert und unterstützt Movetia, die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität, im Auftrag von Bund und Kantonen Programme wie den «nationalen Austausch in der Berufsbildung». Dieser beinhaltet mindestens eine Arbeitserfahrung in einer anderen Sprachregion und dauert zwischen fünf Tagen und sechs Monaten. Schliesslich bieten zur Vorbereitung auf die Berufsmaturität nach einer abgeschlossenen beruflichen Grundbildung zahlreiche Kantone Kurse an, darunter auch Kurse in Fremdsprachen.</p><p>&nbsp;</p><p>Der Bundesrat ist der Ansicht, dass sich die Verbundpartner im Rahmen ihrer Zuständigkeiten der Thematik bereits umfassend angenommen haben und ein erneuter Bericht keinen Mehrwert bietet.</p>
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt einen Bericht zu erstellen, wie die Förderung einer Fremdsprache, bzw. einer zusätzlichen Landessprache verbindlich in die Lehrpläne aller Berufe einbezogen werden kann, so dass die Lernenden mindesten das Sprachniveau der Sekundarstufe I behalten und den Anschluss an weiterführende Ausbildungen nicht verlieren. </p>
    • Obligatorische Sprachförderung an Berufsschulen

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