Neue Schwerpunkte in der Stop-Aids-Kampagne
- ShortId
-
93.3681
- Id
-
19933681
- Updated
-
10.04.2024 08:22
- Language
-
de
- Title
-
Neue Schwerpunkte in der Stop-Aids-Kampagne
- AdditionalIndexing
-
- 1
-
- PriorityCouncil1
-
Nationalrat
- Texts
-
- <p>Die Stop-Aids-Kampagne wirbt seit Jahren für Kondome als sicheren Schutz gegen die HIV-Uebertragung. Es wurde bisher unterlassen, die Bevölkerung auf das bestehende Restrisiko hinzuweisen. Diese hat jedoch ein Recht darauf, ohne Unter- oder Uebertreibungen eine sachliche und korrekte Information über die nachgewiesene Schutzwirkung der Kondome vor einer HIV-Infektion zu erhalten. Vertreter der Stop-Aids-Kampagne selbst gaben kürzlich in einer Stellungnahme in der Schweizerischen Medizinischen Wochenzeitschrift (1993; 123:41 S. 1963-1964) für Kondome einen Schutzfaktor von 7 an. Das würde heissen, dass mit Kondomanwendung nur 7 mal weniger HIV-Uebertragungen stattfinden als ohne.</p><p>Da die Gefahr einer Uebertragung durch Kondome nur herabgesetzt ist (Uebertragung übrigens auch via Mund möglich), ist es unabdingbar, dass HIV-Infizierte ihre Sexualpartnerinnen oder -partner über ihre Infektion informieren. Es ist unverständlich, dass in der Stop-Aids-Kampagne ein gegenteiliger Standpunkt eingenommen wird. In der Antwort auf meine Interpellation vom 18. Juni 1993 antwortete der Bundesrat: "Zwar ist die Person mit positivem Testresultat nicht verpflichtet, den Partner oder die Partnerin zu informieren, wenn sie selber die nötigen Schutzmassnahmen zur Verhinderung der Virusübertragung trifft." Dies steht im auffallenden Gegensatz zur Praxis in anderen Ländern.</p><p>Bei der immer stärker zunehmenden heterosexuellen Uebertragung ist die Gefahr, angesteckt zu werden, für Frauen grösser als für Männer. Es kommt meines Erachtens einer Zumutung und einer grossen Geringschätzung den Frauen gegenüber gleich, wenn man Aids-positiven Männern zugesteht, sie müssten ihre Partnerinnen überhaupt nicht informieren. Dies ist ein untragbarer Egoismus, bei welchem es für die Partnerin um Leben und Tod geht.</p><p>Unverständlich ist auch, wie zurückhaltend in der Stop-Aids-Kampagne empfohlen wird, sich einem HIV-Test zu unterziehen. Es kann zwar gesagt werden, dass im Falle des Wunsches nach einem Kind den Partnern mit der notwendigen Klarheit empfohlen wird, sich einem Test zu unterziehen. Im übrigen wird aber in einer ganzen Reihe von Fällen sogar von einem Test abgeraten (z. B. "wenn Sie nicht mit der Solidarität ihrer Umgebung rechnen können"). Der Bundesrat schreibt in seiner Antwort auf meine erwähnte Interpellation: "Die Aidsbekämpfung basiert bei uns auf der Eigenverantwortung des Einzelnen". Wie soll diese Eigenverantwortung aber spielen, wenn der Betroffene nicht einmal Kenntnis von einer Ansteckung hat? Die Kenntnis über den eigenen Zustand ist allererste Bedingung für eine Verhaltensänderung und eine Eindämmung der HIV-Infektion.</p><p>Im Ausland sind Aids-Tests teilweise kostenlos, so z. B. offenbar in Frankreich seit April 1992 (NZZ vom 24. April 1992). Diese Massnahme kann mithelfen, Leute zu bewegen, sich einem Test zu unterziehen. In Anbetracht der sehr hohen Kosten einer Aids-Erkrankung fällt die Streichung der bisher in der Schweiz verlangten 30 Franken für einen Test kaum ins Gewicht.</p>
- Der Bundesrat beantragt, das Postulat abzulehnen.
- <p>Die nächste Stop-Aids-Kampagne, welche das Bundesamt für Gesundheitswesen durchführt respektive finanziert, soll folgende beiden Grundpfeiler aufweisen:</p><p>- Wer in den letzten Jahren mit einem(r) neuen Partner/-in sexuellen Kontakt gehabt hat, dem sei bedingungslos zu empfehlen, sich einem Aids-Test zu unterziehen.</p><p>- Die Oeffentlichkeit ist darauf aufmerksam zu machen, dass nach Kenntnis des positiven Testresultats jedermann absolut verpflichtet ist, seine(n) Sexualpartner darüber zu informieren.</p><p>Aids-Tests seien in Zukunft kostenlos durchzuführen.</p>
- Neue Schwerpunkte in der Stop-Aids-Kampagne
- State
-
Erledigt
- Related Affairs
-
- Drafts
-
-
- Index
- 0
- Texts
-
- <p>Die Stop-Aids-Kampagne wirbt seit Jahren für Kondome als sicheren Schutz gegen die HIV-Uebertragung. Es wurde bisher unterlassen, die Bevölkerung auf das bestehende Restrisiko hinzuweisen. Diese hat jedoch ein Recht darauf, ohne Unter- oder Uebertreibungen eine sachliche und korrekte Information über die nachgewiesene Schutzwirkung der Kondome vor einer HIV-Infektion zu erhalten. Vertreter der Stop-Aids-Kampagne selbst gaben kürzlich in einer Stellungnahme in der Schweizerischen Medizinischen Wochenzeitschrift (1993; 123:41 S. 1963-1964) für Kondome einen Schutzfaktor von 7 an. Das würde heissen, dass mit Kondomanwendung nur 7 mal weniger HIV-Uebertragungen stattfinden als ohne.</p><p>Da die Gefahr einer Uebertragung durch Kondome nur herabgesetzt ist (Uebertragung übrigens auch via Mund möglich), ist es unabdingbar, dass HIV-Infizierte ihre Sexualpartnerinnen oder -partner über ihre Infektion informieren. Es ist unverständlich, dass in der Stop-Aids-Kampagne ein gegenteiliger Standpunkt eingenommen wird. In der Antwort auf meine Interpellation vom 18. Juni 1993 antwortete der Bundesrat: "Zwar ist die Person mit positivem Testresultat nicht verpflichtet, den Partner oder die Partnerin zu informieren, wenn sie selber die nötigen Schutzmassnahmen zur Verhinderung der Virusübertragung trifft." Dies steht im auffallenden Gegensatz zur Praxis in anderen Ländern.</p><p>Bei der immer stärker zunehmenden heterosexuellen Uebertragung ist die Gefahr, angesteckt zu werden, für Frauen grösser als für Männer. Es kommt meines Erachtens einer Zumutung und einer grossen Geringschätzung den Frauen gegenüber gleich, wenn man Aids-positiven Männern zugesteht, sie müssten ihre Partnerinnen überhaupt nicht informieren. Dies ist ein untragbarer Egoismus, bei welchem es für die Partnerin um Leben und Tod geht.</p><p>Unverständlich ist auch, wie zurückhaltend in der Stop-Aids-Kampagne empfohlen wird, sich einem HIV-Test zu unterziehen. Es kann zwar gesagt werden, dass im Falle des Wunsches nach einem Kind den Partnern mit der notwendigen Klarheit empfohlen wird, sich einem Test zu unterziehen. Im übrigen wird aber in einer ganzen Reihe von Fällen sogar von einem Test abgeraten (z. B. "wenn Sie nicht mit der Solidarität ihrer Umgebung rechnen können"). Der Bundesrat schreibt in seiner Antwort auf meine erwähnte Interpellation: "Die Aidsbekämpfung basiert bei uns auf der Eigenverantwortung des Einzelnen". Wie soll diese Eigenverantwortung aber spielen, wenn der Betroffene nicht einmal Kenntnis von einer Ansteckung hat? Die Kenntnis über den eigenen Zustand ist allererste Bedingung für eine Verhaltensänderung und eine Eindämmung der HIV-Infektion.</p><p>Im Ausland sind Aids-Tests teilweise kostenlos, so z. B. offenbar in Frankreich seit April 1992 (NZZ vom 24. April 1992). Diese Massnahme kann mithelfen, Leute zu bewegen, sich einem Test zu unterziehen. In Anbetracht der sehr hohen Kosten einer Aids-Erkrankung fällt die Streichung der bisher in der Schweiz verlangten 30 Franken für einen Test kaum ins Gewicht.</p>
- Der Bundesrat beantragt, das Postulat abzulehnen.
- <p>Die nächste Stop-Aids-Kampagne, welche das Bundesamt für Gesundheitswesen durchführt respektive finanziert, soll folgende beiden Grundpfeiler aufweisen:</p><p>- Wer in den letzten Jahren mit einem(r) neuen Partner/-in sexuellen Kontakt gehabt hat, dem sei bedingungslos zu empfehlen, sich einem Aids-Test zu unterziehen.</p><p>- Die Oeffentlichkeit ist darauf aufmerksam zu machen, dass nach Kenntnis des positiven Testresultats jedermann absolut verpflichtet ist, seine(n) Sexualpartner darüber zu informieren.</p><p>Aids-Tests seien in Zukunft kostenlos durchzuführen.</p>
- Neue Schwerpunkte in der Stop-Aids-Kampagne
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