Grüner Wasserstoff. Schafft die Schweiz den Anschluss in Europa?

ShortId
23.3568
Id
20233568
Updated
26.03.2024 21:54
Language
de
Title
Grüner Wasserstoff. Schafft die Schweiz den Anschluss in Europa?
AdditionalIndexing
10;15;66
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>1. Bereits die Motion 20.4406 «Grüne Wasserstoffstrategie für die Schweiz», welche das Parlament am 12. Dezember 2022 überwiesen hat, beauftragt den Bundesrat, eine nationale Wasserstoffstrategie auszuarbeiten. Sie verlangt dabei explizit auch eine Importstrategie für Wasserstoff. Im Rahmen der Umsetzung dieser Motion prüft der Bundesrat die Vor- und Nachteile eines Imports von Wasserstoff aus Nordafrika sowie anderen Ländern u.a. aufgrund ökologischer und sozialer Kriterien. Der Bundesrat hat bis Ende 2024 Zeit, die Motion umzusetzen.</p><p>&nbsp;</p><p>2. Die Energieperspektiven 2050+ des Bundes sowie die Studie «Energiezukunft 2050» des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) gehen davon aus, dass der Wasserstoffbedarf 2030 unter 0,5 TWh liegen wird. Eine Megatonne Wasserstoff entspricht einer Energiemenge von 33 TWh, was etwa dem derzeitigen jährlichen Gasverbrauch der Schweiz entspricht. Kürzlich veröffentlichte Studien vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (ISE) und von Aurora Energy Research modellieren, dass ein Kilogramm Wasserstoff 2030 rund 4,6 Euro kosten wird. Eine Megatonne Wasserstoff würde damit rund 4,6 Milliarden Franken kosten.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>3. Die technische Umrüstung ist Sache der Energiewirtschaft. Die Betreiber der Transitgasleitung prüfen die Möglichkeiten und Kosten eines solchen Schritts. Erste Ergebnisse zeigen, dass eine der zwei Leitungsstränge nördlich der Verdichterstation in Ruswil Richtung Deutschland technisch auf eine Wasserstoffnutzung umgerüstet werden könnte. Von Ruswil bis zum Griespass verläuft nur eine Leitung. Um Wasserstoff aus dem Süden durch die Schweiz leiten zu können und mittelfristig gleichzeitig den Erdgasfluss aufrechtzuerhalten, müsste auf dieser Strecke eine zweite Leitung gebaut werden, was gemäss ersten Einschätzungen technisch machbar sein sollte.</p><p>&nbsp;</p><p>4. Für die Verteilung ist die Energiewirtschaft zuständig. Erste Signale aus der Branche zeigen, dass der grösste Teil des bestehenden Erdgasnetzes auf Wasserstoff umgerüstet werden könnte. Ein Zubau von Leitungen muss im Einzelfall geprüft werden. Dies hängt u.a. vom künftigen Bedarf an Wasserstoff ab und wie sich der Übergang von der Gas- auf die Wasserstoffversorgung weiterentwickelt. Um die Sicherheit zu gewährleisten, sind Wasserstoffleitungen analog den Erdgasleitungen seit dem 1. Juli 2023 der Rohrleitungsgesetzgebung unterstellt.</p><p>&nbsp;</p><p>5. Für die Speicherung ist die Energiewirtschaft zuständig. Grundsätzlich gestaltet sich die Speicherung von Wasserstoff im Untergrund in der Schweiz aufgrund der geologischen Gegebenheiten als schwierig. Eine überirdische Speicherung würde hingegen grosse Flächen beanspruchen. Eine konkrete Planung in diese Richtung ist noch nicht erfolgt. Im Rahmen der Umsetzung der am 15. Juni 2021 überwiesenen Motion 20.4063 «Schluss mit der Blackbox. Klimaschutz, Energiesicherheit und Infrastrukturnutzung dank Erforschung des Untergrunds» werden auch Speichermöglichkeiten untersucht. Zudem hat der Nationalrat am 3. Mai 2023 das Postulat 23.3023 «Synthetische Energieträger und saisonale Energiespeicher zur Stärkung der Versorgungssicherheit und die Stromversorgungssicherheit im Winter. Auslegeordnung und Ausarbeitung einer Grundlage mit Handlungsoptionen für die Schweiz» überwiesen. Er hat damit den Bundesrat beauftragt, innerhalb von zwei Jahren die Speicherung von Wasserstoff und synthetischen Energieträgern genauer zu untersuchen.</p>
  • <p>Mehrere Länder der EU wollen aus Nordafrika dort produzierten grünen Wasserstoff importieren. Auch die Schweiz könnte zeitnah bis 2030, in Zusammenarbeit mit der EU und den nordafrikanischen Ländern, den Import einer grösseren Menge Wasserstoff sichern, womit der bisherige AKW-Strombedarf absehbar ersetzt werden könnte. </p><p>Die UREK-N hat zudem die Motion 23.3019 eingereicht, mit welcher sie die Schaffung von Rahmenbedingungen für erneuerbare Gasversorgung verlangt. </p><p>Der Bundesrat wird vor diesem Hintergrund ersucht, folgende Fragen zu beantworten: </p><p>1. Wie stellt sich der Bundesrat zur Idee des Imports von grünem Wasserstoff aus Nordafrika? Ist er bereit, diese zu prüfen? </p><p>2. Mit welchen Kosten bis 2030 müsste die Schweiz (schätzungsweise) rechnen für die Nutzung von 1 Mt grünem Wasserstoff in unserem Land als Beitrag zur Energiewende?</p><p>3. Der Weg der Pipelines nach Deutschland führt zum Teil durch die Schweiz. In seiner Antwort zur Interpellation 22.3906 hat der Bundesrat Offenheit signalisiert, dass die Schweiz Transitland sein könnte. Ist die Schweiz darauf vorbereitet, eine der beiden bestehenden Erdgas-Transitleitungen zu einer reinen H2-Leitung umzufunktionieren? Oder müsste eine zusätzliche Leitung verlegt werden? Sind die neuen alpenquerenden Erdgas-Tunnels auf einen Ausbau oder eine Umrüstung ausgelegt?</p><p>4. Wie sieht die landesinterne Pipeline-Infrastruktur aus, welche die Weiterverteilung des grünen Importwasserstoffs von den Transitgas-Leitungen zu den stromintensiven Unternehmen und zu den Wasserstoff-Kraftwerken gewährleisten müsste? </p><p>5. Damit immer genügend Wasserstoff vorhanden ist, braucht es eine gewisse Anzahl H2-Lager. Sind solche bereits geplant? Wenn ja, wie viele und wo?</p>
  • Grüner Wasserstoff. Schafft die Schweiz den Anschluss in Europa?
State
Stellungnahme zum Vorstoss liegt vor
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>1. Bereits die Motion 20.4406 «Grüne Wasserstoffstrategie für die Schweiz», welche das Parlament am 12. Dezember 2022 überwiesen hat, beauftragt den Bundesrat, eine nationale Wasserstoffstrategie auszuarbeiten. Sie verlangt dabei explizit auch eine Importstrategie für Wasserstoff. Im Rahmen der Umsetzung dieser Motion prüft der Bundesrat die Vor- und Nachteile eines Imports von Wasserstoff aus Nordafrika sowie anderen Ländern u.a. aufgrund ökologischer und sozialer Kriterien. Der Bundesrat hat bis Ende 2024 Zeit, die Motion umzusetzen.</p><p>&nbsp;</p><p>2. Die Energieperspektiven 2050+ des Bundes sowie die Studie «Energiezukunft 2050» des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) gehen davon aus, dass der Wasserstoffbedarf 2030 unter 0,5 TWh liegen wird. Eine Megatonne Wasserstoff entspricht einer Energiemenge von 33 TWh, was etwa dem derzeitigen jährlichen Gasverbrauch der Schweiz entspricht. Kürzlich veröffentlichte Studien vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (ISE) und von Aurora Energy Research modellieren, dass ein Kilogramm Wasserstoff 2030 rund 4,6 Euro kosten wird. Eine Megatonne Wasserstoff würde damit rund 4,6 Milliarden Franken kosten.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>3. Die technische Umrüstung ist Sache der Energiewirtschaft. Die Betreiber der Transitgasleitung prüfen die Möglichkeiten und Kosten eines solchen Schritts. Erste Ergebnisse zeigen, dass eine der zwei Leitungsstränge nördlich der Verdichterstation in Ruswil Richtung Deutschland technisch auf eine Wasserstoffnutzung umgerüstet werden könnte. Von Ruswil bis zum Griespass verläuft nur eine Leitung. Um Wasserstoff aus dem Süden durch die Schweiz leiten zu können und mittelfristig gleichzeitig den Erdgasfluss aufrechtzuerhalten, müsste auf dieser Strecke eine zweite Leitung gebaut werden, was gemäss ersten Einschätzungen technisch machbar sein sollte.</p><p>&nbsp;</p><p>4. Für die Verteilung ist die Energiewirtschaft zuständig. Erste Signale aus der Branche zeigen, dass der grösste Teil des bestehenden Erdgasnetzes auf Wasserstoff umgerüstet werden könnte. Ein Zubau von Leitungen muss im Einzelfall geprüft werden. Dies hängt u.a. vom künftigen Bedarf an Wasserstoff ab und wie sich der Übergang von der Gas- auf die Wasserstoffversorgung weiterentwickelt. Um die Sicherheit zu gewährleisten, sind Wasserstoffleitungen analog den Erdgasleitungen seit dem 1. Juli 2023 der Rohrleitungsgesetzgebung unterstellt.</p><p>&nbsp;</p><p>5. Für die Speicherung ist die Energiewirtschaft zuständig. Grundsätzlich gestaltet sich die Speicherung von Wasserstoff im Untergrund in der Schweiz aufgrund der geologischen Gegebenheiten als schwierig. Eine überirdische Speicherung würde hingegen grosse Flächen beanspruchen. Eine konkrete Planung in diese Richtung ist noch nicht erfolgt. Im Rahmen der Umsetzung der am 15. Juni 2021 überwiesenen Motion 20.4063 «Schluss mit der Blackbox. Klimaschutz, Energiesicherheit und Infrastrukturnutzung dank Erforschung des Untergrunds» werden auch Speichermöglichkeiten untersucht. Zudem hat der Nationalrat am 3. Mai 2023 das Postulat 23.3023 «Synthetische Energieträger und saisonale Energiespeicher zur Stärkung der Versorgungssicherheit und die Stromversorgungssicherheit im Winter. Auslegeordnung und Ausarbeitung einer Grundlage mit Handlungsoptionen für die Schweiz» überwiesen. Er hat damit den Bundesrat beauftragt, innerhalb von zwei Jahren die Speicherung von Wasserstoff und synthetischen Energieträgern genauer zu untersuchen.</p>
    • <p>Mehrere Länder der EU wollen aus Nordafrika dort produzierten grünen Wasserstoff importieren. Auch die Schweiz könnte zeitnah bis 2030, in Zusammenarbeit mit der EU und den nordafrikanischen Ländern, den Import einer grösseren Menge Wasserstoff sichern, womit der bisherige AKW-Strombedarf absehbar ersetzt werden könnte. </p><p>Die UREK-N hat zudem die Motion 23.3019 eingereicht, mit welcher sie die Schaffung von Rahmenbedingungen für erneuerbare Gasversorgung verlangt. </p><p>Der Bundesrat wird vor diesem Hintergrund ersucht, folgende Fragen zu beantworten: </p><p>1. Wie stellt sich der Bundesrat zur Idee des Imports von grünem Wasserstoff aus Nordafrika? Ist er bereit, diese zu prüfen? </p><p>2. Mit welchen Kosten bis 2030 müsste die Schweiz (schätzungsweise) rechnen für die Nutzung von 1 Mt grünem Wasserstoff in unserem Land als Beitrag zur Energiewende?</p><p>3. Der Weg der Pipelines nach Deutschland führt zum Teil durch die Schweiz. In seiner Antwort zur Interpellation 22.3906 hat der Bundesrat Offenheit signalisiert, dass die Schweiz Transitland sein könnte. Ist die Schweiz darauf vorbereitet, eine der beiden bestehenden Erdgas-Transitleitungen zu einer reinen H2-Leitung umzufunktionieren? Oder müsste eine zusätzliche Leitung verlegt werden? Sind die neuen alpenquerenden Erdgas-Tunnels auf einen Ausbau oder eine Umrüstung ausgelegt?</p><p>4. Wie sieht die landesinterne Pipeline-Infrastruktur aus, welche die Weiterverteilung des grünen Importwasserstoffs von den Transitgas-Leitungen zu den stromintensiven Unternehmen und zu den Wasserstoff-Kraftwerken gewährleisten müsste? </p><p>5. Damit immer genügend Wasserstoff vorhanden ist, braucht es eine gewisse Anzahl H2-Lager. Sind solche bereits geplant? Wenn ja, wie viele und wo?</p>
    • Grüner Wasserstoff. Schafft die Schweiz den Anschluss in Europa?

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