Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Schweizer Kulturbereich

ShortId
23.3630
Id
20233630
Updated
26.03.2024 21:35
Language
de
Title
Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Schweizer Kulturbereich
AdditionalIndexing
2831;28;44
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Es fehlt an Daten und Statistiken, die sich mit der Geschlechterfrage im Kulturbereich befassen. Dennoch gehört die Verbesserung der Chancengleichheit für Frauen und Männer im Kulturbereich zu den Hauptzielen der Kulturbotschaft 2021-2024.</p><p>Im Rahmen der Partnerschaft zwischen Pro Helvetia, dem Swiss Center for Social Research und dem Zentrum Gender Studies der Universität Basel wurde 2021 eine Vorstudie durchgeführt. Erste Studienergebnisse zeigen erhebliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Kulturbereich, insbesondere in den Sparten Musik, visuelle Künste und darstellende Künste. Frauen sind in Führungspositionen mit nur 28,8 Prozent über alle Sparten hinweg betrachtet deutlich unterrepräsentiert, während das Geschlechterverhältnis auf operativer Ebene fast ausgeglichen ist. Auch als künstlerische Leiterinnen sowie als Autorinnen und Komponistinnen sind sie in der Minderheit, was einen dringenden Bedarf einer stärkeren Diversifizierung der kulturellen Programmgestaltung und Ausbildung belegt. Künstlerinnen und ihre Werke werden weniger wahrgenommen und erhalten weniger Auszeichnungen. Obwohl die Daten zu dieser Frage nicht geschlechtsspezifisch erhoben wurden, lässt sich daraus schliessen, dass ein Viertel der Frauen gegenüber einem Drittel der Männer mehr als 21 150 Franken im Jahr verdienen. Das sagt viel über die prekären Verhältnisse des Kulturbereichs insgesamt, aber auch über die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede aus.</p><p>Es sei jedoch angemerkt, dass die im Rahmen dieser Vorstudie gewonnenen Daten zu uneinheitlich sind, um daraus allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen. Die sich abzeichnenden Trends müssen auf regionaler Ebene und in Bezug auf jede Kultursparte bestätigt werden können. Zudem sind die grundlegenden statistischen Daten, z. B. über die Anzahl der Kulturschaffenden in der Schweiz, ihr Einkommen und ihre Arbeitsmodelle, lückenhaft. Es ist deshalb derzeit nicht möglich, die festgestellten Ungleichgewichte zu erklären. Daher ist es notwendig, unsere Grundkenntnisse zu diesem Thema zu erweitern. Dabei müssen nicht nur klare quantitative, sondern auch qualitative Daten erhoben und daraus Statistiken erstellt werden, um spartenübergreifende Probleme zu identifizieren - mit dem Ziel, die Massnahmen so anzupassen, dass eine echte Chancengleichheit im Kulturbereich erreicht wird.</p>
  • <p>Der Bundesrat ist mit der Stossrichtung der Motion einverstanden, darum hat er die Verbesserung der Chancengleichheit im Kultursektor auch als Ziel in der Kulturbotschaft 2021-2024 verankert und im Vernehmlassungsentwurf zur Kulturbotschaft 2025–2028 als Ziel bestätigt (Vernehmlassung eröffnet am 09.06.2023).</p><p>&nbsp;</p><p>Die bestehenden Kulturstatistiken des Bundes, namentlich die Synthesestatistik der Kulturwirtschaft, erlauben es bereits heute, gewisse Tendenzen zu erkennen (z.B. die Vertretung der Geschlechter nach Sparten, das Anstellungsverhältnis und die Funktion im Betrieb, das Lohneinkommen nach Geschlecht).&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Auf dieser Grundlage haben das Bundesamt für Kultur (BAK) und Pro Helvetia (PH) bereits konkrete Massnahmen zum Abbau von Ungleichheiten eingeführt. Weitere Massnahmen werden im Vernehmlassungsentwurf zur Kulturbotschaft 2025–2028 vorgeschlagen, namentlich spezifische Fördermassnahmen in einzelnen Sparten wie Visuelle Künste, Darstellende Künste, Design und Musik oder Film, die Finanzierung eines Netzwerks über die Geschichte der Gleichstellung von Mann und Frau oder die Anforderung an Gesuchsteller, die Kulturschaffenden am Arbeitsplatz von Diskriminierung, sexueller Belästigung und Missbrauch zu schützen.</p><p>&nbsp;</p><p>Im Vernehmlassungsentwurf zur Kulturbotschaft 2025–2028 schlägt der Bundesrat auch die Einführung eines Monitorings vor, das die Beobachtung wesentlicher Entwicklungen im Kultursektor auf Dauer ermöglichen soll. Im Rahmen dieser Arbeiten werden die bestehenden Statistiken im Kulturbereich nochmals auf ihre Aussagekraft bezüglich Genderthemen überprüft werden.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Im Übrigen beauftragt die Motion 20.3588 Herzog «Verbesserung der Datenlage bezüglich Auswirkungen auf die Geschlechter» den Bundesrat «sicherzustellen, dass alle massgeblichen Statistiken und Studien des Bundes nach Geschlechtern aufgeschlüsselt beziehungsweise deren Auswirkungen auf die Geschlechter untersucht und dargestellt werden.» Die Umsetzung dieser Motion erfolgt im Rahmen der Gleichstellungsstrategie 2030 (www.gleichstellung2030.ch/de/4.1.3.1). Entsprechende Instrumente werden bis Ende 2023 erarbeitet.</p><p>&nbsp;</p><p>In ihrer Forderung nach der Erhebung von zusätzlichen quantitativen und qualitativen Daten für alle Sparten und alle Regionen geht die Motion weiter als nötig. Eine so umfassende Erhebung ist aufwendig und entsprechend teuer und für die Festlegung geeigneter Massnahmen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter nicht zwingend nötig. Das Parlament hat im Übrigen ein praktisch gleichlautendes Postulat unlängst im März 2022 abgelehnt (<span style="color:windowtext;">Postulat </span>21.4335 Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR «Systematische Datenerhebung im Kultursektor zur Förderung der Gleichstellung von Frau und Mann»).</p>
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, gemäss der Kulturbotschaft 2021-2024 qualitative Daten zum Thema Geschlecht im Kulturbereich zu erheben und daraus Statistiken zu erstellen. Um die Hürden für Karrieren von Frauen im Kulturbetrieb zu identifizieren, sollen die erhobenen Daten über alle Sparten hinweg Aufschluss geben über das Ausmass der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern, die Karrierewege und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.</p>
  • Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Schweizer Kulturbereich
State
Stellungnahme zum Vorstoss liegt vor
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Es fehlt an Daten und Statistiken, die sich mit der Geschlechterfrage im Kulturbereich befassen. Dennoch gehört die Verbesserung der Chancengleichheit für Frauen und Männer im Kulturbereich zu den Hauptzielen der Kulturbotschaft 2021-2024.</p><p>Im Rahmen der Partnerschaft zwischen Pro Helvetia, dem Swiss Center for Social Research und dem Zentrum Gender Studies der Universität Basel wurde 2021 eine Vorstudie durchgeführt. Erste Studienergebnisse zeigen erhebliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Kulturbereich, insbesondere in den Sparten Musik, visuelle Künste und darstellende Künste. Frauen sind in Führungspositionen mit nur 28,8 Prozent über alle Sparten hinweg betrachtet deutlich unterrepräsentiert, während das Geschlechterverhältnis auf operativer Ebene fast ausgeglichen ist. Auch als künstlerische Leiterinnen sowie als Autorinnen und Komponistinnen sind sie in der Minderheit, was einen dringenden Bedarf einer stärkeren Diversifizierung der kulturellen Programmgestaltung und Ausbildung belegt. Künstlerinnen und ihre Werke werden weniger wahrgenommen und erhalten weniger Auszeichnungen. Obwohl die Daten zu dieser Frage nicht geschlechtsspezifisch erhoben wurden, lässt sich daraus schliessen, dass ein Viertel der Frauen gegenüber einem Drittel der Männer mehr als 21 150 Franken im Jahr verdienen. Das sagt viel über die prekären Verhältnisse des Kulturbereichs insgesamt, aber auch über die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede aus.</p><p>Es sei jedoch angemerkt, dass die im Rahmen dieser Vorstudie gewonnenen Daten zu uneinheitlich sind, um daraus allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen. Die sich abzeichnenden Trends müssen auf regionaler Ebene und in Bezug auf jede Kultursparte bestätigt werden können. Zudem sind die grundlegenden statistischen Daten, z. B. über die Anzahl der Kulturschaffenden in der Schweiz, ihr Einkommen und ihre Arbeitsmodelle, lückenhaft. Es ist deshalb derzeit nicht möglich, die festgestellten Ungleichgewichte zu erklären. Daher ist es notwendig, unsere Grundkenntnisse zu diesem Thema zu erweitern. Dabei müssen nicht nur klare quantitative, sondern auch qualitative Daten erhoben und daraus Statistiken erstellt werden, um spartenübergreifende Probleme zu identifizieren - mit dem Ziel, die Massnahmen so anzupassen, dass eine echte Chancengleichheit im Kulturbereich erreicht wird.</p>
    • <p>Der Bundesrat ist mit der Stossrichtung der Motion einverstanden, darum hat er die Verbesserung der Chancengleichheit im Kultursektor auch als Ziel in der Kulturbotschaft 2021-2024 verankert und im Vernehmlassungsentwurf zur Kulturbotschaft 2025–2028 als Ziel bestätigt (Vernehmlassung eröffnet am 09.06.2023).</p><p>&nbsp;</p><p>Die bestehenden Kulturstatistiken des Bundes, namentlich die Synthesestatistik der Kulturwirtschaft, erlauben es bereits heute, gewisse Tendenzen zu erkennen (z.B. die Vertretung der Geschlechter nach Sparten, das Anstellungsverhältnis und die Funktion im Betrieb, das Lohneinkommen nach Geschlecht).&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Auf dieser Grundlage haben das Bundesamt für Kultur (BAK) und Pro Helvetia (PH) bereits konkrete Massnahmen zum Abbau von Ungleichheiten eingeführt. Weitere Massnahmen werden im Vernehmlassungsentwurf zur Kulturbotschaft 2025–2028 vorgeschlagen, namentlich spezifische Fördermassnahmen in einzelnen Sparten wie Visuelle Künste, Darstellende Künste, Design und Musik oder Film, die Finanzierung eines Netzwerks über die Geschichte der Gleichstellung von Mann und Frau oder die Anforderung an Gesuchsteller, die Kulturschaffenden am Arbeitsplatz von Diskriminierung, sexueller Belästigung und Missbrauch zu schützen.</p><p>&nbsp;</p><p>Im Vernehmlassungsentwurf zur Kulturbotschaft 2025–2028 schlägt der Bundesrat auch die Einführung eines Monitorings vor, das die Beobachtung wesentlicher Entwicklungen im Kultursektor auf Dauer ermöglichen soll. Im Rahmen dieser Arbeiten werden die bestehenden Statistiken im Kulturbereich nochmals auf ihre Aussagekraft bezüglich Genderthemen überprüft werden.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Im Übrigen beauftragt die Motion 20.3588 Herzog «Verbesserung der Datenlage bezüglich Auswirkungen auf die Geschlechter» den Bundesrat «sicherzustellen, dass alle massgeblichen Statistiken und Studien des Bundes nach Geschlechtern aufgeschlüsselt beziehungsweise deren Auswirkungen auf die Geschlechter untersucht und dargestellt werden.» Die Umsetzung dieser Motion erfolgt im Rahmen der Gleichstellungsstrategie 2030 (www.gleichstellung2030.ch/de/4.1.3.1). Entsprechende Instrumente werden bis Ende 2023 erarbeitet.</p><p>&nbsp;</p><p>In ihrer Forderung nach der Erhebung von zusätzlichen quantitativen und qualitativen Daten für alle Sparten und alle Regionen geht die Motion weiter als nötig. Eine so umfassende Erhebung ist aufwendig und entsprechend teuer und für die Festlegung geeigneter Massnahmen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter nicht zwingend nötig. Das Parlament hat im Übrigen ein praktisch gleichlautendes Postulat unlängst im März 2022 abgelehnt (<span style="color:windowtext;">Postulat </span>21.4335 Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR «Systematische Datenerhebung im Kultursektor zur Förderung der Gleichstellung von Frau und Mann»).</p>
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, gemäss der Kulturbotschaft 2021-2024 qualitative Daten zum Thema Geschlecht im Kulturbereich zu erheben und daraus Statistiken zu erstellen. Um die Hürden für Karrieren von Frauen im Kulturbetrieb zu identifizieren, sollen die erhobenen Daten über alle Sparten hinweg Aufschluss geben über das Ausmass der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern, die Karrierewege und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.</p>
    • Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Schweizer Kulturbereich

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