Adipositas gehört in die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten

ShortId
23.3671
Id
20233671
Updated
26.03.2024 21:40
Language
de
Title
Adipositas gehört in die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten
AdditionalIndexing
2841
1
PriorityCouncil1
Ständerat
Texts
  • <p>Der Anteil der Menschen mit Adipositas hat sich in der Schweiz zwischen 1992 und 2017 verdoppelt. 12 Prozent der Männer und 10 Prozent der Frauen sind inzwischen betroffen. Gemäss Prognosen der WHO wird der Anteil der Betroffenen in der Schweiz bis 2030 auf 16 Prozent ansteigen. Adipositas ist gemäss der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der WHO (ICD-11) seit 1997 als komplexe chronische Krankheit definiert. In der Schweiz wird dies vom Bundesrat begrüsst, wie er auch in seiner Antwort auf die Interpellation Porchet 20.3812 festhält.</p><p>Trotzdem wird Adipositas in der Schweiz in der Nationalen Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) 2017-2024 immer noch nur als Risikofaktor von nichtübertragbaren Krankheiten geführt und im Massnahmenplan 2021-24 erwähnt. Diese fehlende politische Priorisierung führt dazu, dass nicht genügend gezielte Massnahmen zur Behandlung sowie Verhinderung und somit Verminderung von Adipositas umgesetzt werden. So läuft die Schweiz Gefahr, dass die Kosten für Adipositas, welche sich zwischen 2002 und 2012 auf über 8 Milliarden Franken verdreifacht haben, die bereits hohen Gesundheitskosten in Zukunft weiter in die Höhe treiben und das schweizerische Gesundheitssystem noch stärker belasten werden.</p><p>Die Schweiz gehört nicht zu den Vorreiterinnen in der Prävention von Adipositas, wie dies die Antwort des Bundesrats auf die Interpellationen Porchet 20.3812 und Rielle 22.4180 aufzeigt. Dies verdeutlicht die fehlende Priorisierung von gezielten Präventionsmassnahmen, welche zur Reduktion von Adipositas-Erkrankungen führen können.</p><p>Der Bundesrat plant aktuell im Jahr 2024 wiederum lediglich die Verlängerung der NCD-Strategie 2017-2024 mit einem angepassten Massnahmenplan, jedoch ohne Aufnahme von Adipositas als Krankheit in die NCD-Strategie, wie er in seiner Antwort auf die Frage Weichelt 23.7348, darlegt. Dabei hätte der Bundesrat nun eine einmalige Chance, welche sich im Bereich der öffentlichen Gesundheit nur selten bietet: Die Reduktion von Adipositas über alle Altersstufen hinweg zu fördern und das Gesundheitssystem langfristig auch finanziell zu entlasten mit der Aufnahme von Adipositas als eigenständige nichtübertragbare Krankheit in die NCD-Strategie. </p><p>Seit der Erarbeitung der NCD-Strategie in den Jahren 2015 und 2016 gibt es im Bereich der Prävention und frühzeitigen Behandlung von Adipositas eine Vielzahl neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Entwicklungen, welche eine Aufnahme von Adipositas als eigenständige nichtübertragbare Krankheit in die NCD-Strategie zwingend notwendig machen.</p>
  • <p>Die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD) bietet einen Orientierungsrahmen für die Prävention von Krankheiten durch die Beeinflussung von Risikofaktoren und Gesundheitsdeterminanten. Dazu gehören etwa Aktivitäten wie Bewegungsförderung oder Reduktion des Tabakkonsums. Die NCD-Strategie zielt jedoch nicht darauf ab, Massnahmen zur Behandlung von spezifischen Krankheiten festzulegen.</p><p>&nbsp;</p><p>Der Bundesrat hat bereits in seiner Antwort auf die Frage 23.7348 Weichelt «Rolle von Adipositas in der NCD-Strategie» ausgeführt, dass Adipositas in der NCD-Strategie 2017-2024 nicht als eigenständige Krankheit, sondern als Risikofaktor geführt wird. Die Strategie orientiert sich auch diesbezüglich an der Ausrichtung des globalen Aktionsplans zu nichtübertragbaren Krankheiten 2013-2020 der Weltgesundheitsorganisation.</p><p>&nbsp;</p><p>Zudem sieht der NCD-Massnahmenplan bereits umfassende Aktivitäten bezüglich der Prävention und des Managements von Adipositas vor. Es sind dies Massnahmen zur Bewegungsförderung (u.a. Aktivitäten im Bereich bewegungsfreundliches Umfeld, Jugend+Sport), zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung (Umsetzung der Ernährungsstrategie) und zum Adipositas-Management (Zusammenarbeit mit der Allianz Adipositas Schweiz). Die Kantone setzen mit Unterstützung der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz zudem die kantonalen Aktionsprogramme «Ernährung und Bewegung» um und Gesundheitsförderung Schweiz fördert im Rahmen der «Prävention in der Gesundheitsversorgung» unter anderem Projekte für Adipositas-Management.</p><p>&nbsp;</p><p>Der Dialog «Nationale Gesundheitspolitik» – die gemeinsame Koordinationsplattform von Bund und Kantonen - hat beschlossen, dass die NCD-Strategie per 2025 vorerst verlängert und der Massnahmenplan für 2025-2028 überarbeitet werden soll. Basierend auf dem von ihm in Auftrag gegebenen Evaluationsbericht wird der Bundesrat in engem Austausch mit dem Dialog in der zweiten Jahreshälfte 2024 über allfällige Anpassungen der Strategie oder die Erarbeitung einer Nachfolgestrategie entscheiden.</p><p>&nbsp;</p><p>Der Bundesrat ist daher der Ansicht, dass das Hinzufügen von Adipositas als Krankheit in die NCD-Strategie den Erwartungen der Motion nach mehr gezielten Massnahmen&nbsp;zur Behandlung sowie Verhinderung von Adipositas nicht gerecht werden würde. Die Prävention und das Management von Adipositas kann bereits in der aktuellen Ausgestaltung hinreichend adressiert werden.</p>
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) so schnell wie möglich, spätestens aber per 2025, um Adipositas als eigenständige nichtübertragbare Krankheit (statt als Risikofaktor) zu ergänzen und somit die Voraussetzung zu schaffen, dass genügend gezielte Massnahmen zur Behandlung sowie Verhinderung und somit Verminderung von Adipositas auf allen Altersstufen ergriffen und umgesetzt werden können.</p>
  • Adipositas gehört in die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Der Anteil der Menschen mit Adipositas hat sich in der Schweiz zwischen 1992 und 2017 verdoppelt. 12 Prozent der Männer und 10 Prozent der Frauen sind inzwischen betroffen. Gemäss Prognosen der WHO wird der Anteil der Betroffenen in der Schweiz bis 2030 auf 16 Prozent ansteigen. Adipositas ist gemäss der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der WHO (ICD-11) seit 1997 als komplexe chronische Krankheit definiert. In der Schweiz wird dies vom Bundesrat begrüsst, wie er auch in seiner Antwort auf die Interpellation Porchet 20.3812 festhält.</p><p>Trotzdem wird Adipositas in der Schweiz in der Nationalen Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) 2017-2024 immer noch nur als Risikofaktor von nichtübertragbaren Krankheiten geführt und im Massnahmenplan 2021-24 erwähnt. Diese fehlende politische Priorisierung führt dazu, dass nicht genügend gezielte Massnahmen zur Behandlung sowie Verhinderung und somit Verminderung von Adipositas umgesetzt werden. So läuft die Schweiz Gefahr, dass die Kosten für Adipositas, welche sich zwischen 2002 und 2012 auf über 8 Milliarden Franken verdreifacht haben, die bereits hohen Gesundheitskosten in Zukunft weiter in die Höhe treiben und das schweizerische Gesundheitssystem noch stärker belasten werden.</p><p>Die Schweiz gehört nicht zu den Vorreiterinnen in der Prävention von Adipositas, wie dies die Antwort des Bundesrats auf die Interpellationen Porchet 20.3812 und Rielle 22.4180 aufzeigt. Dies verdeutlicht die fehlende Priorisierung von gezielten Präventionsmassnahmen, welche zur Reduktion von Adipositas-Erkrankungen führen können.</p><p>Der Bundesrat plant aktuell im Jahr 2024 wiederum lediglich die Verlängerung der NCD-Strategie 2017-2024 mit einem angepassten Massnahmenplan, jedoch ohne Aufnahme von Adipositas als Krankheit in die NCD-Strategie, wie er in seiner Antwort auf die Frage Weichelt 23.7348, darlegt. Dabei hätte der Bundesrat nun eine einmalige Chance, welche sich im Bereich der öffentlichen Gesundheit nur selten bietet: Die Reduktion von Adipositas über alle Altersstufen hinweg zu fördern und das Gesundheitssystem langfristig auch finanziell zu entlasten mit der Aufnahme von Adipositas als eigenständige nichtübertragbare Krankheit in die NCD-Strategie. </p><p>Seit der Erarbeitung der NCD-Strategie in den Jahren 2015 und 2016 gibt es im Bereich der Prävention und frühzeitigen Behandlung von Adipositas eine Vielzahl neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Entwicklungen, welche eine Aufnahme von Adipositas als eigenständige nichtübertragbare Krankheit in die NCD-Strategie zwingend notwendig machen.</p>
    • <p>Die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD) bietet einen Orientierungsrahmen für die Prävention von Krankheiten durch die Beeinflussung von Risikofaktoren und Gesundheitsdeterminanten. Dazu gehören etwa Aktivitäten wie Bewegungsförderung oder Reduktion des Tabakkonsums. Die NCD-Strategie zielt jedoch nicht darauf ab, Massnahmen zur Behandlung von spezifischen Krankheiten festzulegen.</p><p>&nbsp;</p><p>Der Bundesrat hat bereits in seiner Antwort auf die Frage 23.7348 Weichelt «Rolle von Adipositas in der NCD-Strategie» ausgeführt, dass Adipositas in der NCD-Strategie 2017-2024 nicht als eigenständige Krankheit, sondern als Risikofaktor geführt wird. Die Strategie orientiert sich auch diesbezüglich an der Ausrichtung des globalen Aktionsplans zu nichtübertragbaren Krankheiten 2013-2020 der Weltgesundheitsorganisation.</p><p>&nbsp;</p><p>Zudem sieht der NCD-Massnahmenplan bereits umfassende Aktivitäten bezüglich der Prävention und des Managements von Adipositas vor. Es sind dies Massnahmen zur Bewegungsförderung (u.a. Aktivitäten im Bereich bewegungsfreundliches Umfeld, Jugend+Sport), zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung (Umsetzung der Ernährungsstrategie) und zum Adipositas-Management (Zusammenarbeit mit der Allianz Adipositas Schweiz). Die Kantone setzen mit Unterstützung der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz zudem die kantonalen Aktionsprogramme «Ernährung und Bewegung» um und Gesundheitsförderung Schweiz fördert im Rahmen der «Prävention in der Gesundheitsversorgung» unter anderem Projekte für Adipositas-Management.</p><p>&nbsp;</p><p>Der Dialog «Nationale Gesundheitspolitik» – die gemeinsame Koordinationsplattform von Bund und Kantonen - hat beschlossen, dass die NCD-Strategie per 2025 vorerst verlängert und der Massnahmenplan für 2025-2028 überarbeitet werden soll. Basierend auf dem von ihm in Auftrag gegebenen Evaluationsbericht wird der Bundesrat in engem Austausch mit dem Dialog in der zweiten Jahreshälfte 2024 über allfällige Anpassungen der Strategie oder die Erarbeitung einer Nachfolgestrategie entscheiden.</p><p>&nbsp;</p><p>Der Bundesrat ist daher der Ansicht, dass das Hinzufügen von Adipositas als Krankheit in die NCD-Strategie den Erwartungen der Motion nach mehr gezielten Massnahmen&nbsp;zur Behandlung sowie Verhinderung von Adipositas nicht gerecht werden würde. Die Prävention und das Management von Adipositas kann bereits in der aktuellen Ausgestaltung hinreichend adressiert werden.</p>
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) so schnell wie möglich, spätestens aber per 2025, um Adipositas als eigenständige nichtübertragbare Krankheit (statt als Risikofaktor) zu ergänzen und somit die Voraussetzung zu schaffen, dass genügend gezielte Massnahmen zur Behandlung sowie Verhinderung und somit Verminderung von Adipositas auf allen Altersstufen ergriffen und umgesetzt werden können.</p>
    • Adipositas gehört in die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten

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