Mangel an Ärztinnen und Ärzten in der Schweiz. Vorbeugen ist besser als Heilen!

ShortId
23.3854
Id
20233854
Updated
26.03.2024 21:18
Language
de
Title
Mangel an Ärztinnen und Ärzten in der Schweiz. Vorbeugen ist besser als Heilen!
AdditionalIndexing
2841;32;44
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Der seit Langem angekündigte Ärztemangel, insbesondere der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten, ist in der Schweiz mittlerweile zur Realität geworden. Gemäss der Schweizerischen Ärztezeitung, die bereits im Januar dieses Jahres Alarm schlug, dürfte sich die Lage sogar noch weiter verschlechtern (1). Daher kommt heute niemand mehr daran vorbei einzusehen, dass mit Massnahmen darauf reagiert werden muss, mit denen die Herausforderungen, vor denen unser Gesundheitssystem stehen wird, bewältigt werden können. Es steht ebenfalls fest, dass die Strategie des Bundesrates gegen den Ärztemangel unbedingt überdacht werden muss. So hält die Schweizerische Ärztezeitung fest: «Die Berechnung der bundesrätlichen «Strategie gegen Ärztemangel», dass man lediglich 1200 bis 1300 neue Ärzte und Ärztinnen pro Jahr brauche, erwies sich als realitätsfremd» (2). So hat die Schweiz 2021 nur 1118 eidgenössische Diplome in Humanmedizin erteilt, neben den 2736 Diplomen ausländischer Humanmedizinerinnen und -mediziner, die sie anerkannt hat (3). Im Übrigen sei daran erinnert, dass 40 Prozent der Ärzteschaft aus dem Ausland kommen beziehungsweise Inhaberinnen und Inhaber eines ausländischen Diploms sind.</p><p>Angesichts dieser Überlegungen erscheint es mehr als unerlässlich, diesen Missstand zu beheben. Ich beauftrage daher den Bundesrat, eine wirklich ambitionierte Politik gegen den Ärztemangel umzusetzen und namentlich Wege und Mittel zu prüfen, mit denen die Anzahl der Aus- und Weiterbildungsplätze und -stellen signifikant erhöht werden kann – und zwar sowohl an den Universitäten, an denen ein Medizinstudium angeboten wird, als auch in den Spitälern –, mit denen die Hausarztmedizin aufgewertet und gefördert wird und mit denen die Abläufe so angepasst werden, dass die administrativen Aufgaben der Ärztinnen und Ärzte verringert werden.</p><p>(1) Gilli Yvonne, Wille Nora, «Ärztemangel: Nicht nur die Energie kommt aus dem Ausland», Schweizerische Ärztezeitung, 11.1.2023: «[...] Im Oktober prognostizierte eine Studie eine «gnadenlose Zuspitzung» des Fachkräftemangels mit 40&nbsp;000 fehlenden Pflegekräften und 5500 fehlenden Ärztinnen und Ärzten bis zum Jahr 2040.»</p><p>(2) Gilli Yvonne, «Unterversorgung mit Ansage», Schweizerische Ärztezeitung, 15.2.2023</p><p>(3) Statistik des Büros für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS / BAG, «Ärztinnen und Ärzte 2021», April 2022</p><p>&nbsp;</p>
  • <p>Der Bundesrat geht mit dem Motionär einig, dass die medizinische Aus- und Weiterbildung in der Schweiz stetig überprüft werden muss. Die Entwicklung weiterer Kapazitäten bei Aus- und Weiterbildungsplätzen stellt aber ein komplexes Zusammenspiel von unterschiedlichen Anspruchsgruppen dar (Universitäten, Spitäler, weitere Bildungsinstitutionen, zu bildende Personen).&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Grundsätzlich liegt die Verantwortung für die Sicherstellung der Versorgung in der Kompetenz der Kantone. Das Anliegen kann nicht alleine durch die Formulierung neuer rechtlicher Bestimmung auf Bundesebene gelöst werden. Auch die Höhe der Studienplatzzahlen liegt weitgehend in der Hand der Universitäten in kantonaler Trägerschaft und Autonomie.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Dank eines Zusatzkredits von 100 Millionen Franken für das «Sonderprogramm Erhöhung der Abschlüsse in Humanmedizin» zeigt die Anzahl Abschlüsse unter Berücksichtigung der Zahlen bis 2022 einen steigenden Trend und nähert sich dem Ziel von 1‘300 Abschlüssen an. Die Massnahmen zeigen also Wirkung, wie unter anderem auch der Schlussbericht von swissuniversities vom 2. Dezember 2021, veröffentlicht am 13. April 2022, dokumentiert (vgl. www.swissuniversities.ch &gt; Dokumentation &gt; Berichte). Gleichzeitig wird an den Universitäten die Hausarztmedizin gefördert, wie beispielsweise an der Universität Freiburg, wo im Masterstudium der Fokus auf der Hausarztmedizin liegt (siehe auch Antwort auf die Interpellation 22.4187 von Falkenstein «Massnahmen zur Förderung der Hausarztmedizin»).</p><p>&nbsp;</p><p>Auf Bundesebene wurden neben dem genannten Sonderprogramm weitere Massnahmen getroffen, um dem Ärztemangel in der medizinischen Grundversorgung entgegen zu wirken. So passte der Bundesrat 2014 im Rahmen seiner subsidiären Kompetenz nach dem Bundesgesetz über die Krankenversicherung (SR 832.10) die Tarifstruktur TARMED zugunsten der Grundversorger an. Bei der aktuell laufenden Prüfung der TARDOC-Tarifstruktur gilt ein besonderes Augenmerk den Grundversorgern. Zudem beschäftigt sich die Plattform «Zukunft ärztliche Bildung» beispielsweise mit dem Task Shifting, was die Ärzteschaft, insbesondere die Grundversorgerinnen und Grundversorger, entlasten kann.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Zudem erarbeitet eine durch den Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärzte einberufene Arbeitsgruppe, in der auch der Bund vertreten ist, aktuell u.a. Lösungen zur Reduktion des administrativen Aufwands.</p><p>&nbsp;</p><p>Insgesamt erzielen die ergriffenen Massnahmen also schrittweise Wirkungen. Ob weiterer Handlungsbedarf&nbsp;zur Sicherung der Grundversorgung besteht – auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung – wird der Bundesrat unter Einbezug der Kantone in Erfüllung der Postulate 23.3678 Juillard und 23.3864 Hurni prüfen.</p>
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, zur Deckung des wachsenden Bedarfs an Ärztinnen und Ärzten, namentlich an Hausärztinnen und Hausärzten, einen Entwurf zu Gesetzesbestimmungen vorzulegen, mit denen sichergestellt werden kann, dass in der Schweiz genügend Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden.</p>
  • Mangel an Ärztinnen und Ärzten in der Schweiz. Vorbeugen ist besser als Heilen!
State
Stellungnahme zum Vorstoss liegt vor
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Der seit Langem angekündigte Ärztemangel, insbesondere der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten, ist in der Schweiz mittlerweile zur Realität geworden. Gemäss der Schweizerischen Ärztezeitung, die bereits im Januar dieses Jahres Alarm schlug, dürfte sich die Lage sogar noch weiter verschlechtern (1). Daher kommt heute niemand mehr daran vorbei einzusehen, dass mit Massnahmen darauf reagiert werden muss, mit denen die Herausforderungen, vor denen unser Gesundheitssystem stehen wird, bewältigt werden können. Es steht ebenfalls fest, dass die Strategie des Bundesrates gegen den Ärztemangel unbedingt überdacht werden muss. So hält die Schweizerische Ärztezeitung fest: «Die Berechnung der bundesrätlichen «Strategie gegen Ärztemangel», dass man lediglich 1200 bis 1300 neue Ärzte und Ärztinnen pro Jahr brauche, erwies sich als realitätsfremd» (2). So hat die Schweiz 2021 nur 1118 eidgenössische Diplome in Humanmedizin erteilt, neben den 2736 Diplomen ausländischer Humanmedizinerinnen und -mediziner, die sie anerkannt hat (3). Im Übrigen sei daran erinnert, dass 40 Prozent der Ärzteschaft aus dem Ausland kommen beziehungsweise Inhaberinnen und Inhaber eines ausländischen Diploms sind.</p><p>Angesichts dieser Überlegungen erscheint es mehr als unerlässlich, diesen Missstand zu beheben. Ich beauftrage daher den Bundesrat, eine wirklich ambitionierte Politik gegen den Ärztemangel umzusetzen und namentlich Wege und Mittel zu prüfen, mit denen die Anzahl der Aus- und Weiterbildungsplätze und -stellen signifikant erhöht werden kann – und zwar sowohl an den Universitäten, an denen ein Medizinstudium angeboten wird, als auch in den Spitälern –, mit denen die Hausarztmedizin aufgewertet und gefördert wird und mit denen die Abläufe so angepasst werden, dass die administrativen Aufgaben der Ärztinnen und Ärzte verringert werden.</p><p>(1) Gilli Yvonne, Wille Nora, «Ärztemangel: Nicht nur die Energie kommt aus dem Ausland», Schweizerische Ärztezeitung, 11.1.2023: «[...] Im Oktober prognostizierte eine Studie eine «gnadenlose Zuspitzung» des Fachkräftemangels mit 40&nbsp;000 fehlenden Pflegekräften und 5500 fehlenden Ärztinnen und Ärzten bis zum Jahr 2040.»</p><p>(2) Gilli Yvonne, «Unterversorgung mit Ansage», Schweizerische Ärztezeitung, 15.2.2023</p><p>(3) Statistik des Büros für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS / BAG, «Ärztinnen und Ärzte 2021», April 2022</p><p>&nbsp;</p>
    • <p>Der Bundesrat geht mit dem Motionär einig, dass die medizinische Aus- und Weiterbildung in der Schweiz stetig überprüft werden muss. Die Entwicklung weiterer Kapazitäten bei Aus- und Weiterbildungsplätzen stellt aber ein komplexes Zusammenspiel von unterschiedlichen Anspruchsgruppen dar (Universitäten, Spitäler, weitere Bildungsinstitutionen, zu bildende Personen).&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Grundsätzlich liegt die Verantwortung für die Sicherstellung der Versorgung in der Kompetenz der Kantone. Das Anliegen kann nicht alleine durch die Formulierung neuer rechtlicher Bestimmung auf Bundesebene gelöst werden. Auch die Höhe der Studienplatzzahlen liegt weitgehend in der Hand der Universitäten in kantonaler Trägerschaft und Autonomie.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Dank eines Zusatzkredits von 100 Millionen Franken für das «Sonderprogramm Erhöhung der Abschlüsse in Humanmedizin» zeigt die Anzahl Abschlüsse unter Berücksichtigung der Zahlen bis 2022 einen steigenden Trend und nähert sich dem Ziel von 1‘300 Abschlüssen an. Die Massnahmen zeigen also Wirkung, wie unter anderem auch der Schlussbericht von swissuniversities vom 2. Dezember 2021, veröffentlicht am 13. April 2022, dokumentiert (vgl. www.swissuniversities.ch &gt; Dokumentation &gt; Berichte). Gleichzeitig wird an den Universitäten die Hausarztmedizin gefördert, wie beispielsweise an der Universität Freiburg, wo im Masterstudium der Fokus auf der Hausarztmedizin liegt (siehe auch Antwort auf die Interpellation 22.4187 von Falkenstein «Massnahmen zur Förderung der Hausarztmedizin»).</p><p>&nbsp;</p><p>Auf Bundesebene wurden neben dem genannten Sonderprogramm weitere Massnahmen getroffen, um dem Ärztemangel in der medizinischen Grundversorgung entgegen zu wirken. So passte der Bundesrat 2014 im Rahmen seiner subsidiären Kompetenz nach dem Bundesgesetz über die Krankenversicherung (SR 832.10) die Tarifstruktur TARMED zugunsten der Grundversorger an. Bei der aktuell laufenden Prüfung der TARDOC-Tarifstruktur gilt ein besonderes Augenmerk den Grundversorgern. Zudem beschäftigt sich die Plattform «Zukunft ärztliche Bildung» beispielsweise mit dem Task Shifting, was die Ärzteschaft, insbesondere die Grundversorgerinnen und Grundversorger, entlasten kann.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Zudem erarbeitet eine durch den Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärzte einberufene Arbeitsgruppe, in der auch der Bund vertreten ist, aktuell u.a. Lösungen zur Reduktion des administrativen Aufwands.</p><p>&nbsp;</p><p>Insgesamt erzielen die ergriffenen Massnahmen also schrittweise Wirkungen. Ob weiterer Handlungsbedarf&nbsp;zur Sicherung der Grundversorgung besteht – auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung – wird der Bundesrat unter Einbezug der Kantone in Erfüllung der Postulate 23.3678 Juillard und 23.3864 Hurni prüfen.</p>
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, zur Deckung des wachsenden Bedarfs an Ärztinnen und Ärzten, namentlich an Hausärztinnen und Hausärzten, einen Entwurf zu Gesetzesbestimmungen vorzulegen, mit denen sichergestellt werden kann, dass in der Schweiz genügend Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden.</p>
    • Mangel an Ärztinnen und Ärzten in der Schweiz. Vorbeugen ist besser als Heilen!

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