Ausrichtung der AIDS-Forschung
- ShortId
-
92.3496
- Id
-
19923496
- Updated
-
10.04.2024 10:09
- Language
-
de
- Title
-
Ausrichtung der AIDS-Forschung
- AdditionalIndexing
-
- 1
-
- PriorityCouncil1
-
Nationalrat
- Texts
-
- <p>Seit 1981 erstmals Aids als Immunschwächesyndrom beschrieben wurde und 1983 das HI-Virus (= human immundeficiency virus) gezüchtet und nachgewiesen werden konnte, sind leider alle Versuche im Forschungsbereich erfolglos geblieben, diese Krankheit zu heilen oder einen Impfstoff zu entwickeln. Somit beschränkt sich heute die Bekämpfung der Aids-Erkrankung auf Präventionskampagnen und der prophylaktischen und therapeutischen Verabreichung von Medikamenten, die zur Krebsbehandlung entwickelt wurden. Es herrscht allgemein die Meinung, HIV löse bei den damit Infizierten früher oder später Aids aus und führe ohne Ausnahme zum Tode. Diese momentan ausweglose Situation stellt für die Betroffenen eine grosse Belastung dar.</p><p>Angesichts der Erfolglosigkeit im Bereich von Therapie und Impfung zehn Jahre nach der Erstbeschreibung der Aids-Erkrankung erscheint es legitim, sich zu überlegen und zu fragen, ob die Virushypothese nicht einer Korrektur bzw. einer Ergänzung bedarf. Jedenfalls mehren sich die Stimmen ernst zu nehmender Wissenschafterinnen und Wissenschafter, welche nicht mehr bereit sind, die Monokausalität der HI-Viren als Aids-Erreger aufrechtzuerhalten. Diskutiert werden sogenannte Kofaktoren, die den Krankheitsausbruch mitbeeinflussen, weil sie das Immunsystem beeinträchtigen. Solch immunsupressive (= das Immunsystem unterdrückende) Risikofaktoren bei Homosexuellen und Drogenabhängigen sind gehäufte Geschlechtskrankheiten mit entsprechend häufigen Antibiotikabehandlungen, Medikamentenmissbrauch, Drogensucht, Fehlernährung, gesellschaftliche Ausgrenzung und Hoffnungslosigkeit.</p><p>All diese Risikofaktoren verursachen vermehrt Stress, der ursächlich in Zusammenhang mit dem Ausbruch der Aids-Erkrankung gebracht wird. Die monokausale Virushypothese wird mit den zusätzlichen Risikofaktoren um die Stresshypothese von Aids ergänzt. Mit dieser Ergänzung eröffnen sich möglicherweise neue Perspektiven im Bereich medikamentöser und ernährungsbezogener Prophylaxe- und Therapiemöglichkeiten, die bisher brachlagen.</p><p>Die verantwortlichen Behörden des schweizerischen Gesundheitswesens sind aufgerufen, sowohl die Virus- wie die Stresshypothese der Aids-Erkrankung sachlich und unvoreingenommen einander gegenüberzustellen und - falls notwendig - Schlüsse für eine Neuausrichtung der Aids-Forschung daraus zu ziehen. Dieses Vorgehen ist im Interesse der Direktbetroffenen gerechtfertigt und zur Überwindung der Hoffnungslosigkeit angezeigt. Selbstverständlich muss auch in Zukunft der Prävention erste Priorität eingeräumt werden, um Neuinfektionen mit dem HI-Virus zu verhindern.</p>
- <p>Die Eidgenössische Kommission zur Kontrolle der Aids-Forschung (KKAF) beurteilt Gesuche, welche ihr unterbreitet werden. Sie tut dies vorurteilsfrei und ohne eine Hypothese gegenüber einer anderen zu privilegieren. Die Projekte, die der KKAF unterbreitet werden, reflektieren die Meinungen ihrer Autoren.</p><p>Als Aids (Acquired Immuno Deficiency Syndrom) wird ein Krankheitsbild bezeichnet, das sich durch zunehmende Schwächung der Immunabwehr des Menschen auszeichnet; diese Immunschwäche führt zum Auftreten von gehäuften Infektionen durch normalerweise nicht oder wenig krankmachende Erreger, zu verschiedenen Krebsformen, zu einem Abbau der Hirnfunktionen und sehr oft zum Tode.</p><p>Es existiert in der Fachwelt eine hohe Übereinstimmung über die zentrale Rolle, welche das HI-Virus bei der Auslösung der erwähnten Immunschwäche und damit der Aids-Erkrankung spielt, denn:</p><p>- mit modernen Analysemethoden ist das Virus bei allen aidskranken Personen nachzuweisen;</p><p>- wenn das Aids-Virus in einer gegebenen Bevölkerung auftritt, treten nach einigen Jahren unvermeidbar Fälle von Aids auf;</p><p>- mehr als 99 Prozent der Patienten mit Aids weisen Antikörper gegen das Virus auf, was bedeutet, dass sie mit diesem in Kontakt gewesen sind. In Ländern, in welchen man in der Bevölkerung keine Antikörper gegen das HIV findet, tritt auch nicht Aids auf. In den Ländern, in denen Antikörper häufig sind, existieren auch viele Aids-Fälle;</p><p>- das HIV zerstört in vitro dieselben Arten von weissen Blutkörperchen, die bei den an Aids erkrankten Personen fehlen;</p><p>- dank der neuesten Erkenntnissen der Virologie ist es heute möglich zu zeigen, dass dem Auftreten einer Immunschwäche bei einem gegebenen Patienten eine ausgeprägte Vermehrung der HI-Viren vorausgeht;</p><p>- bezüglich der Bluttransfusionen kann folgendes gesagt werden: ohne eine HIV-Kontamination der Blutkonserven gibt es auch keine Übertragung von HIV und folglich kein Aids.</p><p>Dessenungeachtet können wir feststellen, dass ein Teil der HIV-infizierten Personen lange Zeit einen guten Gesundheitszustand aufweisen, während andere sehr rasch krank werden. Seit der Entdeckung des HIV sucht man nach Faktoren, welche das Fortschreiten der Immunschwäche beim infizierten Menschen beeinflussen. Unter den genannten Faktoren konnten bis heute zwei Hauptfaktoren identifiziert werden: das Alter (je älter man zum Zeitpunkt der Infektion ist, um so grösser ist die Tendenz der Immunschwäche, schneller fortzuschreiten) und die genetische Konstitution. Unglücklicherweise können diese beiden Faktoren nicht beeinflusst werden. Im Gegensatz zu dem, was in der Interpellation durchscheint, konnte bis heute nicht nachgewiesen werden, dass Medikamenten- oder Drogenabusus und eine wenig ausgewogene Ernährung eine bedeutsame Rolle im Fortschreiten der Krankheit spielen.</p><p>Detaillierte Beantwortung der Fragen:</p><p>1. Die KKAF wurde 1987 mit dem Auftrag gegründet, bis Ende 1988 einen Bericht über die Aktivitäten und Perspektiven der Aids-Forschung in der Schweiz zu erstellen und Finanzierungsvorschläge für die künftige Forschung in diesem Bereich zu unterbreiten. Seit 1988 ist die KKAF beauftragt, die ausserordentlichen und ordentlichen Kredite, die für die Aids-Forschung bestimmt sind, zu verwalten. Die entsprechenden Beträge verteilen sich wie folgt:</p><p>- Periode 1988/89: 6 Millionen Franken (3 Millionen/Jahr);</p><p>- Periode 1990/91: 16 Millionen Franken (8 Millionen/Jahr;</p><p>- Legislaturperiode 1992--1995: 38 Millionen Franken (9,5 Millionen/Jahr)</p><p>Neben den durch die KKAF aus dem Aids-Forschungskredit finanzierten Projekten unterstützt der Bund zurzeit zusätzlich im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms zehn Projekte, die psychosoziale, wirtschaftliche und präventive Aspekte untersuchen (NFP 26 "Menschen, Gesundheit, Umwelt"; Teil C "psychosoziale Aspekte von Aids" - Kredit 2,85 Millionen Franken, Dauer 1989 bis 1994).</p><p>Die Ziele, welche sich die KKAF gesetzt hat, sind folgende:</p><p>- die Förderung der interdisziplinären Aids- und HIV-Forschung;</p><p>- die Intensivierung der wissenschaftlichen Aktivitäten in folgenden drei Aids-Forschungsbereichen:</p><p>. angewandte biomedizinische Forschung;</p><p>. klinische Forschung;</p><p>. psychosoziale Forschung/öffentliches Gesundheitswesen (Public Health).</p><p>Seit dem Beginn des Nationalen Aids-Forschungsprogramms 1990 hat die KKAF sich bemüht, Projekte zu bestimmten Themen zu ermutigen und zu fördern, bis heute insbesondere solche aus den Bereichen der psychosozialen und der Public-Health-Forschung. Aufgrund der Resultate laufender Evaluationen durch externe Experten, welche allfällige Lücken und neue Bedürfnisse zu identifizieren erlauben, wird die KKAF prüfen, ob und wo Projektausschreibungen zu ausgewählten Themen notwendig sind.</p><p>2. Ein grosser Teil der von der KKAF zugesprochenen Kredite ist für Projekte bestimmt, die nichts mit der Rolle des HIV in der Entstehung von Aids zu tun haben, z. B.: die Koordination und die Betreuung von aidskranken Patienten; die Untersuchung der Mechanismen, durch welche das Immunsystem angegriffen wird; die Forschung nach Behandlungsmöglichkeiten der mit Aids verbundenen Komplikationen (Infektionen oder Tumore); die Analyse der psychologischen, psychosozialen und präventiven Aspekte. Die virologischen Projekte, welche die Rolle des HIV untersuchen, stellen eine Minderheit dar, d. h. 27 von 81 Projekten seit 1990 (5,48 Millionen Franken von 16,54 Millionen Franken = 33 Prozent). Eine vollständige Liste der durch die KKAF finanzierten Projekte wird als Anhang zum Tätigkeitsbericht der KKAF 1991/92 publiziert.</p><p>3. Die KKAF besteht aus fünf Ärzten (zwei Kliniker, ein Präventivmediziner und zwei Labormediziner), einer Soziologin, einer Psychologin, einem Psychiater, einem Vertreter der pharmazeutischen Industrie, einer Vertreterin des Bundesamtes für Bildung und Wissenschaft, zwei Vertretern des Nationalfonds und einem Vertreter des Bundesamtes für Gesundheitswesen. Das breite Interessenspektrum der Kommissionsmitglieder gewährleistet eine objektive und vorurteilsfreie Beurteilung der Anträge.</p><p>4. Bis jetzt wurde ein einziges Gesuch, welches die Stresshypothese zum Inhalt hat, eingereicht. Dieses Gesuch wurde gutgeheissen (Projekt Nr. 90-7006, 120 000 Franken).</p><p>5. Der Bundesrat teilt die Ansicht des Interpellanten nicht, dass die Aids-Forschung die Virushypothese zu stark favorisiert, da die Rolle dieses Virus für die Aids-Verursachung aufgrund der obenerwähnten Gründe von grösster Bedeutung ist. Was die übrigen Faktoren betrifft, welche zur Immunschwäche bei mit HIV-infizierten Personen beitragen, so werden sie in der Schweiz wie in der übrigen Welt aktiv untersucht. Welche Rolle Stress in der Entwicklung und beim Fortschreiten der Immunschwäche spielt, ist mehrheitlich unbekannt. Schon die Ansichten, wie Stress zu definieren und zu messen sei, gehen zum Teil weit auseinander. Dieser Umstand spiegelt sich auch in der geringen Anzahl von Gesuchen zuhanden der KKAF wider, die dieses Thema behandeln. Allfällige Projekte aus diesem Bereich werden von der Kommission nach den gleichen Kriterien beurteilt wie andere Projekte und aufgrund einer Prioritätenliste finanziert. Diese Prioritätenliste beinhaltet die Originalität der Fragestellung, die wissenschaftliche Erfahrung der Gesuchsteller, die Erfolgsaussichten der vorgeschlagenen Forschungsarbeiten, die praktische Bedeutung des Forschungsvorhabens und dessen Kosten.</p>
- <p>Ich bitte den Bundesrat, im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Aids-Forschung folgende Fragen zu beantworten:</p><p>1. Wie hoch beliefen sich die Forschungsgelder des Bundes insgesamt in den letzten Jahren für die Aids-Forschung, und welchen Auftrag hat die Eidgenössische Kommission zur Kontrolle der Aids-Forschung?</p><p>2. In welchem Umfang bewegt sich der Anteil der Forschungsgelder in den letzten Jahren, der für die Aids-Forschung auf der Basis der Virushypothese bewilligt wurde?</p><p>3. Gewährleistet die Zusammensetzung der Eidgenössischen Kommission für Aids-Fragen respektive der Eidgenössischen Kommission zur Kontrolle der Aids-Forschung auch eine Diskussion über die Monokausalität der HI-Viren als Aids-Erreger hinaus?</p><p>4. Wie hoch beliefen sich in den letzten Jahren die gesprochenen Beträge, um vermehrt Kenntnisse über die Stresshypothese zu erhalten?</p><p>5. Ist der Bundesrat angesichts der allzustark auf die Virushypothese aufgebauten Aids-Forschung nicht auch der Meinung, eine Denkpause bzw. eine Neuorientierung der Ausrichtung in der Aids-Forschung sei angebracht und eventuell damit auch in der Zusammensetzung der Eidgenössischen Kommission zur Kontrolle der Aids-Forschung?</p>
- Ausrichtung der AIDS-Forschung
- State
-
Erledigt
- Related Affairs
-
- Drafts
-
-
- Index
- 0
- Texts
-
- <p>Seit 1981 erstmals Aids als Immunschwächesyndrom beschrieben wurde und 1983 das HI-Virus (= human immundeficiency virus) gezüchtet und nachgewiesen werden konnte, sind leider alle Versuche im Forschungsbereich erfolglos geblieben, diese Krankheit zu heilen oder einen Impfstoff zu entwickeln. Somit beschränkt sich heute die Bekämpfung der Aids-Erkrankung auf Präventionskampagnen und der prophylaktischen und therapeutischen Verabreichung von Medikamenten, die zur Krebsbehandlung entwickelt wurden. Es herrscht allgemein die Meinung, HIV löse bei den damit Infizierten früher oder später Aids aus und führe ohne Ausnahme zum Tode. Diese momentan ausweglose Situation stellt für die Betroffenen eine grosse Belastung dar.</p><p>Angesichts der Erfolglosigkeit im Bereich von Therapie und Impfung zehn Jahre nach der Erstbeschreibung der Aids-Erkrankung erscheint es legitim, sich zu überlegen und zu fragen, ob die Virushypothese nicht einer Korrektur bzw. einer Ergänzung bedarf. Jedenfalls mehren sich die Stimmen ernst zu nehmender Wissenschafterinnen und Wissenschafter, welche nicht mehr bereit sind, die Monokausalität der HI-Viren als Aids-Erreger aufrechtzuerhalten. Diskutiert werden sogenannte Kofaktoren, die den Krankheitsausbruch mitbeeinflussen, weil sie das Immunsystem beeinträchtigen. Solch immunsupressive (= das Immunsystem unterdrückende) Risikofaktoren bei Homosexuellen und Drogenabhängigen sind gehäufte Geschlechtskrankheiten mit entsprechend häufigen Antibiotikabehandlungen, Medikamentenmissbrauch, Drogensucht, Fehlernährung, gesellschaftliche Ausgrenzung und Hoffnungslosigkeit.</p><p>All diese Risikofaktoren verursachen vermehrt Stress, der ursächlich in Zusammenhang mit dem Ausbruch der Aids-Erkrankung gebracht wird. Die monokausale Virushypothese wird mit den zusätzlichen Risikofaktoren um die Stresshypothese von Aids ergänzt. Mit dieser Ergänzung eröffnen sich möglicherweise neue Perspektiven im Bereich medikamentöser und ernährungsbezogener Prophylaxe- und Therapiemöglichkeiten, die bisher brachlagen.</p><p>Die verantwortlichen Behörden des schweizerischen Gesundheitswesens sind aufgerufen, sowohl die Virus- wie die Stresshypothese der Aids-Erkrankung sachlich und unvoreingenommen einander gegenüberzustellen und - falls notwendig - Schlüsse für eine Neuausrichtung der Aids-Forschung daraus zu ziehen. Dieses Vorgehen ist im Interesse der Direktbetroffenen gerechtfertigt und zur Überwindung der Hoffnungslosigkeit angezeigt. Selbstverständlich muss auch in Zukunft der Prävention erste Priorität eingeräumt werden, um Neuinfektionen mit dem HI-Virus zu verhindern.</p>
- <p>Die Eidgenössische Kommission zur Kontrolle der Aids-Forschung (KKAF) beurteilt Gesuche, welche ihr unterbreitet werden. Sie tut dies vorurteilsfrei und ohne eine Hypothese gegenüber einer anderen zu privilegieren. Die Projekte, die der KKAF unterbreitet werden, reflektieren die Meinungen ihrer Autoren.</p><p>Als Aids (Acquired Immuno Deficiency Syndrom) wird ein Krankheitsbild bezeichnet, das sich durch zunehmende Schwächung der Immunabwehr des Menschen auszeichnet; diese Immunschwäche führt zum Auftreten von gehäuften Infektionen durch normalerweise nicht oder wenig krankmachende Erreger, zu verschiedenen Krebsformen, zu einem Abbau der Hirnfunktionen und sehr oft zum Tode.</p><p>Es existiert in der Fachwelt eine hohe Übereinstimmung über die zentrale Rolle, welche das HI-Virus bei der Auslösung der erwähnten Immunschwäche und damit der Aids-Erkrankung spielt, denn:</p><p>- mit modernen Analysemethoden ist das Virus bei allen aidskranken Personen nachzuweisen;</p><p>- wenn das Aids-Virus in einer gegebenen Bevölkerung auftritt, treten nach einigen Jahren unvermeidbar Fälle von Aids auf;</p><p>- mehr als 99 Prozent der Patienten mit Aids weisen Antikörper gegen das Virus auf, was bedeutet, dass sie mit diesem in Kontakt gewesen sind. In Ländern, in welchen man in der Bevölkerung keine Antikörper gegen das HIV findet, tritt auch nicht Aids auf. In den Ländern, in denen Antikörper häufig sind, existieren auch viele Aids-Fälle;</p><p>- das HIV zerstört in vitro dieselben Arten von weissen Blutkörperchen, die bei den an Aids erkrankten Personen fehlen;</p><p>- dank der neuesten Erkenntnissen der Virologie ist es heute möglich zu zeigen, dass dem Auftreten einer Immunschwäche bei einem gegebenen Patienten eine ausgeprägte Vermehrung der HI-Viren vorausgeht;</p><p>- bezüglich der Bluttransfusionen kann folgendes gesagt werden: ohne eine HIV-Kontamination der Blutkonserven gibt es auch keine Übertragung von HIV und folglich kein Aids.</p><p>Dessenungeachtet können wir feststellen, dass ein Teil der HIV-infizierten Personen lange Zeit einen guten Gesundheitszustand aufweisen, während andere sehr rasch krank werden. Seit der Entdeckung des HIV sucht man nach Faktoren, welche das Fortschreiten der Immunschwäche beim infizierten Menschen beeinflussen. Unter den genannten Faktoren konnten bis heute zwei Hauptfaktoren identifiziert werden: das Alter (je älter man zum Zeitpunkt der Infektion ist, um so grösser ist die Tendenz der Immunschwäche, schneller fortzuschreiten) und die genetische Konstitution. Unglücklicherweise können diese beiden Faktoren nicht beeinflusst werden. Im Gegensatz zu dem, was in der Interpellation durchscheint, konnte bis heute nicht nachgewiesen werden, dass Medikamenten- oder Drogenabusus und eine wenig ausgewogene Ernährung eine bedeutsame Rolle im Fortschreiten der Krankheit spielen.</p><p>Detaillierte Beantwortung der Fragen:</p><p>1. Die KKAF wurde 1987 mit dem Auftrag gegründet, bis Ende 1988 einen Bericht über die Aktivitäten und Perspektiven der Aids-Forschung in der Schweiz zu erstellen und Finanzierungsvorschläge für die künftige Forschung in diesem Bereich zu unterbreiten. Seit 1988 ist die KKAF beauftragt, die ausserordentlichen und ordentlichen Kredite, die für die Aids-Forschung bestimmt sind, zu verwalten. Die entsprechenden Beträge verteilen sich wie folgt:</p><p>- Periode 1988/89: 6 Millionen Franken (3 Millionen/Jahr);</p><p>- Periode 1990/91: 16 Millionen Franken (8 Millionen/Jahr;</p><p>- Legislaturperiode 1992--1995: 38 Millionen Franken (9,5 Millionen/Jahr)</p><p>Neben den durch die KKAF aus dem Aids-Forschungskredit finanzierten Projekten unterstützt der Bund zurzeit zusätzlich im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms zehn Projekte, die psychosoziale, wirtschaftliche und präventive Aspekte untersuchen (NFP 26 "Menschen, Gesundheit, Umwelt"; Teil C "psychosoziale Aspekte von Aids" - Kredit 2,85 Millionen Franken, Dauer 1989 bis 1994).</p><p>Die Ziele, welche sich die KKAF gesetzt hat, sind folgende:</p><p>- die Förderung der interdisziplinären Aids- und HIV-Forschung;</p><p>- die Intensivierung der wissenschaftlichen Aktivitäten in folgenden drei Aids-Forschungsbereichen:</p><p>. angewandte biomedizinische Forschung;</p><p>. klinische Forschung;</p><p>. psychosoziale Forschung/öffentliches Gesundheitswesen (Public Health).</p><p>Seit dem Beginn des Nationalen Aids-Forschungsprogramms 1990 hat die KKAF sich bemüht, Projekte zu bestimmten Themen zu ermutigen und zu fördern, bis heute insbesondere solche aus den Bereichen der psychosozialen und der Public-Health-Forschung. Aufgrund der Resultate laufender Evaluationen durch externe Experten, welche allfällige Lücken und neue Bedürfnisse zu identifizieren erlauben, wird die KKAF prüfen, ob und wo Projektausschreibungen zu ausgewählten Themen notwendig sind.</p><p>2. Ein grosser Teil der von der KKAF zugesprochenen Kredite ist für Projekte bestimmt, die nichts mit der Rolle des HIV in der Entstehung von Aids zu tun haben, z. B.: die Koordination und die Betreuung von aidskranken Patienten; die Untersuchung der Mechanismen, durch welche das Immunsystem angegriffen wird; die Forschung nach Behandlungsmöglichkeiten der mit Aids verbundenen Komplikationen (Infektionen oder Tumore); die Analyse der psychologischen, psychosozialen und präventiven Aspekte. Die virologischen Projekte, welche die Rolle des HIV untersuchen, stellen eine Minderheit dar, d. h. 27 von 81 Projekten seit 1990 (5,48 Millionen Franken von 16,54 Millionen Franken = 33 Prozent). Eine vollständige Liste der durch die KKAF finanzierten Projekte wird als Anhang zum Tätigkeitsbericht der KKAF 1991/92 publiziert.</p><p>3. Die KKAF besteht aus fünf Ärzten (zwei Kliniker, ein Präventivmediziner und zwei Labormediziner), einer Soziologin, einer Psychologin, einem Psychiater, einem Vertreter der pharmazeutischen Industrie, einer Vertreterin des Bundesamtes für Bildung und Wissenschaft, zwei Vertretern des Nationalfonds und einem Vertreter des Bundesamtes für Gesundheitswesen. Das breite Interessenspektrum der Kommissionsmitglieder gewährleistet eine objektive und vorurteilsfreie Beurteilung der Anträge.</p><p>4. Bis jetzt wurde ein einziges Gesuch, welches die Stresshypothese zum Inhalt hat, eingereicht. Dieses Gesuch wurde gutgeheissen (Projekt Nr. 90-7006, 120 000 Franken).</p><p>5. Der Bundesrat teilt die Ansicht des Interpellanten nicht, dass die Aids-Forschung die Virushypothese zu stark favorisiert, da die Rolle dieses Virus für die Aids-Verursachung aufgrund der obenerwähnten Gründe von grösster Bedeutung ist. Was die übrigen Faktoren betrifft, welche zur Immunschwäche bei mit HIV-infizierten Personen beitragen, so werden sie in der Schweiz wie in der übrigen Welt aktiv untersucht. Welche Rolle Stress in der Entwicklung und beim Fortschreiten der Immunschwäche spielt, ist mehrheitlich unbekannt. Schon die Ansichten, wie Stress zu definieren und zu messen sei, gehen zum Teil weit auseinander. Dieser Umstand spiegelt sich auch in der geringen Anzahl von Gesuchen zuhanden der KKAF wider, die dieses Thema behandeln. Allfällige Projekte aus diesem Bereich werden von der Kommission nach den gleichen Kriterien beurteilt wie andere Projekte und aufgrund einer Prioritätenliste finanziert. Diese Prioritätenliste beinhaltet die Originalität der Fragestellung, die wissenschaftliche Erfahrung der Gesuchsteller, die Erfolgsaussichten der vorgeschlagenen Forschungsarbeiten, die praktische Bedeutung des Forschungsvorhabens und dessen Kosten.</p>
- <p>Ich bitte den Bundesrat, im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Aids-Forschung folgende Fragen zu beantworten:</p><p>1. Wie hoch beliefen sich die Forschungsgelder des Bundes insgesamt in den letzten Jahren für die Aids-Forschung, und welchen Auftrag hat die Eidgenössische Kommission zur Kontrolle der Aids-Forschung?</p><p>2. In welchem Umfang bewegt sich der Anteil der Forschungsgelder in den letzten Jahren, der für die Aids-Forschung auf der Basis der Virushypothese bewilligt wurde?</p><p>3. Gewährleistet die Zusammensetzung der Eidgenössischen Kommission für Aids-Fragen respektive der Eidgenössischen Kommission zur Kontrolle der Aids-Forschung auch eine Diskussion über die Monokausalität der HI-Viren als Aids-Erreger hinaus?</p><p>4. Wie hoch beliefen sich in den letzten Jahren die gesprochenen Beträge, um vermehrt Kenntnisse über die Stresshypothese zu erhalten?</p><p>5. Ist der Bundesrat angesichts der allzustark auf die Virushypothese aufgebauten Aids-Forschung nicht auch der Meinung, eine Denkpause bzw. eine Neuorientierung der Ausrichtung in der Aids-Forschung sei angebracht und eventuell damit auch in der Zusammensetzung der Eidgenössischen Kommission zur Kontrolle der Aids-Forschung?</p>
- Ausrichtung der AIDS-Forschung
Back to List