Führt das Enthornen zu Phantomschmerzen?
- ShortId
-
16.3046
- Id
-
20163046
- Updated
-
28.07.2023 05:35
- Language
-
de
- Title
-
Führt das Enthornen zu Phantomschmerzen?
- AdditionalIndexing
-
52;36
- 1
-
- PriorityCouncil1
-
Nationalrat
- Texts
-
- <p>Hörner gehören von Natur aus zu diversen Tierarten, so auch zu Ziegen, Schafen und Rindern. Sie haben verschiedene Funktionen. Zum Beispiel werden Hörner für die Körperpflege gebraucht, und sie prägen das Sozialverhalten mit.</p><p>Statistische Erhebungen zeigen, dass hörnertragende Tiere immer rarer werden. Zur Begründung wird ein höheres Verletzungsrisiko genannt. Sicher aber spielen auch Kostengründe eine Rolle, denn hornlose Tiere brauchen weniger Platz im Stall. Doch zahlreiche Bauernhöfe belegen, dass auch im Laufstall behorntes Vieh gehalten werden kann.</p><p>Richtigerweise hat der Bund das Enthornen ohne Schmerzausschaltung verboten. Bislang nicht untersucht wurde hingegen das Auftreten von möglichen Phantomschmerzen als Spätfolge des Enthornens von Jung- oder erwachsenen Tieren. Bei Menschen mit amputierten Gliedmassen sind solche Schmerzen seit Langem bekannt und häufig. Auch beim Schnabelcoupieren von Hühnern gibt es dafür starke Indizien. Das zeigt eine an der ETH-Zürich durchgeführte Arbeit (Fickenwirth und Fölsch). Durch das Schnabelcoupieren wird wie beim Enthornen innerviertes Gewebe durchtrennt. Die erwähnte ETH-Arbeit belegt die starke Irritation und Behinderung von schnabelcoupierten Hühnern und die dauernde Schmerzreizung solcher Tiere etwa beim Picken. Als Konsequenz davon verbot der Bund das Schnabelcoupieren bei Hühnern. Auch beim Enthornen werden Nerven durchtrennt, sodass sich körperseits sogenannte Neurome bilden, welche Schmerzreizung beim enthornten Tier auslösen könnten. Der Nachweis solcher Neurome kann am Schädel enthornter, geschlachteter Kühe geschehen. Der Nachweis einer von Neuromen ausgehenden, möglichen Schmerzreizung könnte etwa mittels thermografischer Messungen am lebenden Tier erfolgen, ein Verfahren, das offenbar auch zur Überprüfung von Nervenschmerzen beim Menschen angewandt wird.</p>
- <p>Beim Enthornen ist zwischen Amputation der Hörner bei ausgewachsenen Tieren durch Absägen und Entfernung der Hornanlagen bei Jungtieren durch Ausbrennen zu unterscheiden. Amputationen werden heute fast nur noch im Fall von Verletzungen des Horns durchgeführt und sind zwingend von einem Tierarzt vorzunehmen.</p><p>Phantomschmerzen könnten allenfalls durch eine Amputation ausgelöst werden. Voraussetzung für das Feststellen von Phantomschmerzen ist allerdings die Schilderung der exakten Lokalisation des Schmerzes und der konkreten Empfindung. Da dies bei Tieren nicht möglich ist, wird eher von chronischen oder von Langzeitschmerzen gesprochen.</p><p>Aktuell wird von der Vetsuisse-Fakultät eine Studie durchgeführt, die mittels neurophysiologischer Untersuchungen Erkenntnisse zu Langzeitschmerzen nach dem Ausbrennen der Hornanlagen bei Kälbern bringen soll. Nach Ansicht des Bundesrates ist es nicht angezeigt, jetzt auch noch seitens des Bundes eine Studie zu allfälligen Schmerzen nach einer Enthornung in Auftrag zu geben.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
- <p>Der Bundesrat wird beauftragt, die Folgen der Enthornung von Ziegen, Rindern und Schafen in Bezug auf das Auftreten sogenannter Phantomschmerzen wissenschaftlich untersuchen zu lassen.</p>
- Führt das Enthornen zu Phantomschmerzen?
- State
-
Erledigt
- Related Affairs
-
- Drafts
-
-
- Index
- 0
- Texts
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- <p>Hörner gehören von Natur aus zu diversen Tierarten, so auch zu Ziegen, Schafen und Rindern. Sie haben verschiedene Funktionen. Zum Beispiel werden Hörner für die Körperpflege gebraucht, und sie prägen das Sozialverhalten mit.</p><p>Statistische Erhebungen zeigen, dass hörnertragende Tiere immer rarer werden. Zur Begründung wird ein höheres Verletzungsrisiko genannt. Sicher aber spielen auch Kostengründe eine Rolle, denn hornlose Tiere brauchen weniger Platz im Stall. Doch zahlreiche Bauernhöfe belegen, dass auch im Laufstall behorntes Vieh gehalten werden kann.</p><p>Richtigerweise hat der Bund das Enthornen ohne Schmerzausschaltung verboten. Bislang nicht untersucht wurde hingegen das Auftreten von möglichen Phantomschmerzen als Spätfolge des Enthornens von Jung- oder erwachsenen Tieren. Bei Menschen mit amputierten Gliedmassen sind solche Schmerzen seit Langem bekannt und häufig. Auch beim Schnabelcoupieren von Hühnern gibt es dafür starke Indizien. Das zeigt eine an der ETH-Zürich durchgeführte Arbeit (Fickenwirth und Fölsch). Durch das Schnabelcoupieren wird wie beim Enthornen innerviertes Gewebe durchtrennt. Die erwähnte ETH-Arbeit belegt die starke Irritation und Behinderung von schnabelcoupierten Hühnern und die dauernde Schmerzreizung solcher Tiere etwa beim Picken. Als Konsequenz davon verbot der Bund das Schnabelcoupieren bei Hühnern. Auch beim Enthornen werden Nerven durchtrennt, sodass sich körperseits sogenannte Neurome bilden, welche Schmerzreizung beim enthornten Tier auslösen könnten. Der Nachweis solcher Neurome kann am Schädel enthornter, geschlachteter Kühe geschehen. Der Nachweis einer von Neuromen ausgehenden, möglichen Schmerzreizung könnte etwa mittels thermografischer Messungen am lebenden Tier erfolgen, ein Verfahren, das offenbar auch zur Überprüfung von Nervenschmerzen beim Menschen angewandt wird.</p>
- <p>Beim Enthornen ist zwischen Amputation der Hörner bei ausgewachsenen Tieren durch Absägen und Entfernung der Hornanlagen bei Jungtieren durch Ausbrennen zu unterscheiden. Amputationen werden heute fast nur noch im Fall von Verletzungen des Horns durchgeführt und sind zwingend von einem Tierarzt vorzunehmen.</p><p>Phantomschmerzen könnten allenfalls durch eine Amputation ausgelöst werden. Voraussetzung für das Feststellen von Phantomschmerzen ist allerdings die Schilderung der exakten Lokalisation des Schmerzes und der konkreten Empfindung. Da dies bei Tieren nicht möglich ist, wird eher von chronischen oder von Langzeitschmerzen gesprochen.</p><p>Aktuell wird von der Vetsuisse-Fakultät eine Studie durchgeführt, die mittels neurophysiologischer Untersuchungen Erkenntnisse zu Langzeitschmerzen nach dem Ausbrennen der Hornanlagen bei Kälbern bringen soll. Nach Ansicht des Bundesrates ist es nicht angezeigt, jetzt auch noch seitens des Bundes eine Studie zu allfälligen Schmerzen nach einer Enthornung in Auftrag zu geben.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
- <p>Der Bundesrat wird beauftragt, die Folgen der Enthornung von Ziegen, Rindern und Schafen in Bezug auf das Auftreten sogenannter Phantomschmerzen wissenschaftlich untersuchen zu lassen.</p>
- Führt das Enthornen zu Phantomschmerzen?
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