Chancengerechtigkeit. Welchen Einfluss hat das Schulsystem?

ShortId
17.3500
Id
20173500
Updated
28.07.2023 04:35
Language
de
Title
Chancengerechtigkeit. Welchen Einfluss hat das Schulsystem?
AdditionalIndexing
32;04;28
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Die Schule muss allen dieselben Möglichkeiten bieten. Sie spielt eine zentrale Rolle: Ihr Auftrag besteht darin, zukünftige Generationen auszubilden und deren Fähigkeiten zu bescheinigen. Die Schule kann den Teufelskreis der Ungleichheit und der Reproduktion sozialer Strukturen entweder durchbrechen, oder sie kann ihn - ganz im Gegenteil - sogar noch verstärken. Heute mehr denn je bestimmen Diplome über die soziale Stellung und den Lohn eines Menschen.</p><p>In der Schweiz hängen Erfolg und schulische Laufbahn, trotz Demokratisierung der Bildung, auch heute noch von der sozialen Herkunft ab. Die Schule schafft es nicht, bestehende Unterschiede ab Schuleintritt eines Kindes zum Verschwinden zu bringen. Im Bildungsbericht 2014, der von der Schweizerischen Koordinierungsstelle für Bildungsforschung im Auftrag von Bund und Kantonen verfasst wurde, werden diese anhaltenden Ungleichheiten übrigens bestätigt. Die soziale Mobilität bleibt begrenzt. Der sozioökonomische Hintergrund von Kindern bestimmt über den Zugang zu verschiedenen Möglichkeiten, was wiederum Folgen für ihr gesamtes weiteres Leben hat.</p><p>Mit seinen 26 verschiedenen Bildungssystemen ist die Schweiz ein regelrechtes Schullabor, selbst wenn gewisse Aspekte des Systems harmonisiert wurden. Daraus ergibt sich für uns die Möglichkeit, die existierenden Praktiken sowie den Beitrag dieser unterschiedlichen Systeme hinsichtlich der Schaffung von Chancengerechtigkeit auszuwerten, wobei bewährte Praktiken gefördert werden sollen. Zu den in einem bestimmten Kontext getesteten Faktoren, deren Beitrag zur Verringerung von Ungleichheiten heute bewertet werden kann, zählen unter anderem integrierte (oder eben getrennte) Bildungsgänge, das Angebot von Förderstrukturen oder ausserschulischen Betreuungseinrichtungen sowie die Einführung einer obligatorischen Vorschule.</p><p>Wie im Bildungsbericht 2014 bestätigt, gibt es leider nicht genügend Längsschnitt- und Kohortenstudien, die sich mit dieser Problematik befassen.</p>
  • <p>Ein erfolgreiches Bildungssystem bietet den Menschen die Chance, sich eigenständig zu entwickeln und das persönliche Begabungspotenzial auszuschöpfen, unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder sozialem Status. Bund und Kantone setzen sich dafür ein, dass die vorhandenen Chancen und Potenziale für Individuen und die Gesellschaft bestmöglich genutzt werden können.</p><p>Der Bundesrat teilt die Ansicht des Postulanten, dass aktuelles Wissen über die Chancengerechtigkeit in der Schweiz einen wichtigen Stellenwert haben muss und Grundlage für Bildungsplanung und bildungspolitische Entscheide ist. Mit dem Bildungsmonitoring Schweiz besteht bereits ein Instrument, welches systematisch und langfristig Informationen über das Bildungssystem und dessen Umfeld sammelt und aufbereitet. Im alle vier Jahre erscheinenden Bildungsbericht (der nächste erscheint 2018) wird entlang aller Bildungsstufen und -typen eine Beurteilung anhand der drei Kriterien Effektivität, Effizienz und Equity vorgenommen. Die Analyse der Chancengerechtigkeit zieht sich als ein zentrales Element durch den Bericht und wird von der Vorschul- und Primarstufe über die Sekundarstufen I und II bis hin zur tertiären Stufe und der Weiterbildung explizit dargestellt.</p><p>Durch die Einführung eines eindeutigen Personenidentifikators wurde zudem die Grundlage geschaffen, Bildungsverläufe nachzuzeichnen und die Funktionsweise des Bildungssystems besser zu analysieren. Übergänge und Verläufe können mit Kontextinformationen wie beispielsweise der sozialen Herkunft in Beziehung gesetzt werden. Dies ermöglicht es, im Bereich der Chancengerechtigkeit neue Erkenntnisse zu gewinnen, welche inskünftig in den Bildungsbericht einfliessen werden.</p><p>Ausserdem ermöglichen die Erhebungen zur Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen (ÜGK) und das Projekt Tree (Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben) einen umfangreichen Längsschnitt und ein detailliertes Bild der Bildungs- und Lebensverläufe. Damit werden zusätzliche Daten generiert, die auch zur Chancengerechtigkeit mehr Informationen liefern werden.</p><p>Ferner ist darauf hinzuweisen, dass die Förderung der Chancengerechtigkeit nicht erst in der Schule beginnt. Massnahmen der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) tragen wesentlich dazu bei, die Bildungschancen insbesondere von Kindern aus benachteiligten Familien zu erhöhen. Im Rahmen des derzeit laufenden Nationalen Programms gegen Armut (2014-2018) wird bereits ein entsprechender Schwerpunkt gemeinsam von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden bearbeitet. </p><p>Durch die künftig reichhaltig vorhandenen Daten über das Bildungssystem - auch hinsichtlich Chancengerechtigkeit - erachtet der Bundesrat das Anliegen des Postulates als erfüllt. </p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen den Einfluss der kantonalen Schulsysteme auf die Verringerung von Ungleichheiten zu evaluieren, indem er sich auf die in den 26 Kantonen existierenden Praktiken stützt und jene Elemente bestimmt, die eine Verringerung der Ungleichheiten im Bildungsbereich ermöglichen. Dies könnte im Rahmen des Bildungsmonitorings geschehen, wobei der Schwerpunkt auf Längsschnitt- und Kohortenstudien zu legen wäre, die sich mit der Problematik der Chancengerechtigkeit ("Equity") in unserem Bildungssystem befassen. Solche Studien fehlen zurzeit noch.</p>
  • Chancengerechtigkeit. Welchen Einfluss hat das Schulsystem?
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die Schule muss allen dieselben Möglichkeiten bieten. Sie spielt eine zentrale Rolle: Ihr Auftrag besteht darin, zukünftige Generationen auszubilden und deren Fähigkeiten zu bescheinigen. Die Schule kann den Teufelskreis der Ungleichheit und der Reproduktion sozialer Strukturen entweder durchbrechen, oder sie kann ihn - ganz im Gegenteil - sogar noch verstärken. Heute mehr denn je bestimmen Diplome über die soziale Stellung und den Lohn eines Menschen.</p><p>In der Schweiz hängen Erfolg und schulische Laufbahn, trotz Demokratisierung der Bildung, auch heute noch von der sozialen Herkunft ab. Die Schule schafft es nicht, bestehende Unterschiede ab Schuleintritt eines Kindes zum Verschwinden zu bringen. Im Bildungsbericht 2014, der von der Schweizerischen Koordinierungsstelle für Bildungsforschung im Auftrag von Bund und Kantonen verfasst wurde, werden diese anhaltenden Ungleichheiten übrigens bestätigt. Die soziale Mobilität bleibt begrenzt. Der sozioökonomische Hintergrund von Kindern bestimmt über den Zugang zu verschiedenen Möglichkeiten, was wiederum Folgen für ihr gesamtes weiteres Leben hat.</p><p>Mit seinen 26 verschiedenen Bildungssystemen ist die Schweiz ein regelrechtes Schullabor, selbst wenn gewisse Aspekte des Systems harmonisiert wurden. Daraus ergibt sich für uns die Möglichkeit, die existierenden Praktiken sowie den Beitrag dieser unterschiedlichen Systeme hinsichtlich der Schaffung von Chancengerechtigkeit auszuwerten, wobei bewährte Praktiken gefördert werden sollen. Zu den in einem bestimmten Kontext getesteten Faktoren, deren Beitrag zur Verringerung von Ungleichheiten heute bewertet werden kann, zählen unter anderem integrierte (oder eben getrennte) Bildungsgänge, das Angebot von Förderstrukturen oder ausserschulischen Betreuungseinrichtungen sowie die Einführung einer obligatorischen Vorschule.</p><p>Wie im Bildungsbericht 2014 bestätigt, gibt es leider nicht genügend Längsschnitt- und Kohortenstudien, die sich mit dieser Problematik befassen.</p>
    • <p>Ein erfolgreiches Bildungssystem bietet den Menschen die Chance, sich eigenständig zu entwickeln und das persönliche Begabungspotenzial auszuschöpfen, unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder sozialem Status. Bund und Kantone setzen sich dafür ein, dass die vorhandenen Chancen und Potenziale für Individuen und die Gesellschaft bestmöglich genutzt werden können.</p><p>Der Bundesrat teilt die Ansicht des Postulanten, dass aktuelles Wissen über die Chancengerechtigkeit in der Schweiz einen wichtigen Stellenwert haben muss und Grundlage für Bildungsplanung und bildungspolitische Entscheide ist. Mit dem Bildungsmonitoring Schweiz besteht bereits ein Instrument, welches systematisch und langfristig Informationen über das Bildungssystem und dessen Umfeld sammelt und aufbereitet. Im alle vier Jahre erscheinenden Bildungsbericht (der nächste erscheint 2018) wird entlang aller Bildungsstufen und -typen eine Beurteilung anhand der drei Kriterien Effektivität, Effizienz und Equity vorgenommen. Die Analyse der Chancengerechtigkeit zieht sich als ein zentrales Element durch den Bericht und wird von der Vorschul- und Primarstufe über die Sekundarstufen I und II bis hin zur tertiären Stufe und der Weiterbildung explizit dargestellt.</p><p>Durch die Einführung eines eindeutigen Personenidentifikators wurde zudem die Grundlage geschaffen, Bildungsverläufe nachzuzeichnen und die Funktionsweise des Bildungssystems besser zu analysieren. Übergänge und Verläufe können mit Kontextinformationen wie beispielsweise der sozialen Herkunft in Beziehung gesetzt werden. Dies ermöglicht es, im Bereich der Chancengerechtigkeit neue Erkenntnisse zu gewinnen, welche inskünftig in den Bildungsbericht einfliessen werden.</p><p>Ausserdem ermöglichen die Erhebungen zur Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen (ÜGK) und das Projekt Tree (Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben) einen umfangreichen Längsschnitt und ein detailliertes Bild der Bildungs- und Lebensverläufe. Damit werden zusätzliche Daten generiert, die auch zur Chancengerechtigkeit mehr Informationen liefern werden.</p><p>Ferner ist darauf hinzuweisen, dass die Förderung der Chancengerechtigkeit nicht erst in der Schule beginnt. Massnahmen der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) tragen wesentlich dazu bei, die Bildungschancen insbesondere von Kindern aus benachteiligten Familien zu erhöhen. Im Rahmen des derzeit laufenden Nationalen Programms gegen Armut (2014-2018) wird bereits ein entsprechender Schwerpunkt gemeinsam von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden bearbeitet. </p><p>Durch die künftig reichhaltig vorhandenen Daten über das Bildungssystem - auch hinsichtlich Chancengerechtigkeit - erachtet der Bundesrat das Anliegen des Postulates als erfüllt. </p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen den Einfluss der kantonalen Schulsysteme auf die Verringerung von Ungleichheiten zu evaluieren, indem er sich auf die in den 26 Kantonen existierenden Praktiken stützt und jene Elemente bestimmt, die eine Verringerung der Ungleichheiten im Bildungsbereich ermöglichen. Dies könnte im Rahmen des Bildungsmonitorings geschehen, wobei der Schwerpunkt auf Längsschnitt- und Kohortenstudien zu legen wäre, die sich mit der Problematik der Chancengerechtigkeit ("Equity") in unserem Bildungssystem befassen. Solche Studien fehlen zurzeit noch.</p>
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