Chancen eines Zeitvorsorgesystems

ShortId
17.3582
Id
20173582
Updated
28.07.2023 04:25
Language
de
Title
Chancen eines Zeitvorsorgesystems
AdditionalIndexing
28;44
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Die demografische Entwicklung und der gesellschaftliche Wandel bringen zahlreiche Herausforderungen sowie grossen Druck auf die verschiedenen Systeme mit sich. Dies betrifft einerseits die klassische Altersvorsorge, die Gesundheitskosten, die Pflegekosten und zunehmend die Betreuungskosten. Andererseits steigt der Bedarf nach familienergänzender Kinderbetreuung, die vielfach auch innerhalb der Verwandtschaft oder Nachbarschaft gelöst wird. Ein Zeitvorsorgesystem kann einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieser künftigen Herausforderungen leisten. Dabei unterstützen sich verschiedene Generationen gegenseitig in verschiedenen Lebenszyklen insbesondere bei der praktischen Alltagsbewältigung. Ein Zeitvorsorgesystem honoriert dabei die Leistungserbringer mit Zeitgutschriften, die dann später für die eigenen Betreuungsbedürfnisse genutzt werden können. Es entsteht deshalb ein sinnvoller Anreiz zu einem gesellschaftlichen Engagement und zur Übernahme sozialer Verantwortung. Zu regeln wären dabei voraussichtlich Fragestellungen rund um die Rahmenbedingungen, Organisation und Administration. Ebenso muss im Rahmen einer subsidiären Lösung die Mobilität der Guthaben gewährleistet sein.</p>
  • <p>Die Idee eines Zeitvorsorgesystems, bei dem Einzelpersonen untereinander Dienstleistungen erbringen, die sie später gegen Hilfeleistungen eintauschen können, hat bereits vor knapp zehn Jahren die Aufmerksamkeit des EDI geweckt. Damals wurden im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) die Ausgestaltungs- und Umsetzungsmodalitäten einer Zeitvorsorge geprüft, wobei Erfahrungen aus dem Ausland einbezogen wurden (Bass, "Zeitgutschriften für die Begleitung, Betreuung und/oder Pflege älterer Menschen. Literaturübersicht und Einschätzungen von Experten aus der Praxis", Bern 2008). Basierend auf dieser Vorstudie haben das BSV und die Stadt St. Gallen mit einer Machbarkeitsstudie abgeklärt, ob sich diese Stadt für ein Pilotprojekt eignet. Das Projekt wurde 2014 lanciert, und das Stadtparlament entscheidet im Verlauf des Jahres 2017 über die Weiterführung. Seinen Entscheid stützt es auf die Ergebnisse einer eigens durchgeführten Evaluation.</p><p>In der Zwischenzeit wurden im Kanton Obwalden und in mehreren Zentral- und Ostschweizer Städten Zeitvorsorgesysteme umgesetzt, die auf dem Kooperationsmodell beruhen. Sie sind unter der Dachorganisation Kiss Schweiz zusammengefasst, die sie bei der Gründung und Weiterentwicklung begleitet. Die Evaluation dieses Modells ist ebenfalls für 2017 vorgesehen.</p><p>Die ersten Erfahrungen zeigen, dass Zeitkreditsysteme auf relativ kleiner Stufe und basierend auf den jeweiligen lokalen Gegebenheiten konzipiert werden müssen und dass die Organisation und die Wahl der ausgetauschten Leistungen viel Flexibilität erfordern. Bisher wurde die Zeitvorsorge hauptsächlich auf Gemeindeebene umgesetzt. Die Kantone, die die Machbarkeit einer Erweiterung des Anwendungsbereichs auf das Kantonsgebiet geprüft haben, sind skeptisch, weil sie zu hohe Umsetzungskosten befürchten.</p><p>Der Bundesrat ist der Ansicht, dass der Bund einen wertvollen Anstoss zur Entwicklung des Konzepts der Zeitvorsorge und zu dessen Abklärung geliefert hat. Den interessierten Kreisen stehen zwei Grundmodelle zur Verfügung, die sich auf andere Kontexte übertragen lassen. Die Grundlagen dieser Modelle entsprechen den Erwartungen des Postulates, weshalb der Bundesrat keinen Anlass sieht, eine erneute Studie durchzuführen.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt aufzuzeigen, wie mit einem Zeitvorsorgesystem spezifische Dienstleistungen abgegolten und wie mit den dadurch aufgebauten Guthaben entsprechende Dienstleistungen bezogen werden können. Dabei geht es insbesondere um Dienstleistungen rund um die Betreuung und Pflege von älteren Menschen, aber auch um die familienergänzende Kinderbetreuung, soweit diese ohne spezifische Fachausbildungen wahrgenommen werden können.</p>
  • Chancen eines Zeitvorsorgesystems
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die demografische Entwicklung und der gesellschaftliche Wandel bringen zahlreiche Herausforderungen sowie grossen Druck auf die verschiedenen Systeme mit sich. Dies betrifft einerseits die klassische Altersvorsorge, die Gesundheitskosten, die Pflegekosten und zunehmend die Betreuungskosten. Andererseits steigt der Bedarf nach familienergänzender Kinderbetreuung, die vielfach auch innerhalb der Verwandtschaft oder Nachbarschaft gelöst wird. Ein Zeitvorsorgesystem kann einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieser künftigen Herausforderungen leisten. Dabei unterstützen sich verschiedene Generationen gegenseitig in verschiedenen Lebenszyklen insbesondere bei der praktischen Alltagsbewältigung. Ein Zeitvorsorgesystem honoriert dabei die Leistungserbringer mit Zeitgutschriften, die dann später für die eigenen Betreuungsbedürfnisse genutzt werden können. Es entsteht deshalb ein sinnvoller Anreiz zu einem gesellschaftlichen Engagement und zur Übernahme sozialer Verantwortung. Zu regeln wären dabei voraussichtlich Fragestellungen rund um die Rahmenbedingungen, Organisation und Administration. Ebenso muss im Rahmen einer subsidiären Lösung die Mobilität der Guthaben gewährleistet sein.</p>
    • <p>Die Idee eines Zeitvorsorgesystems, bei dem Einzelpersonen untereinander Dienstleistungen erbringen, die sie später gegen Hilfeleistungen eintauschen können, hat bereits vor knapp zehn Jahren die Aufmerksamkeit des EDI geweckt. Damals wurden im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) die Ausgestaltungs- und Umsetzungsmodalitäten einer Zeitvorsorge geprüft, wobei Erfahrungen aus dem Ausland einbezogen wurden (Bass, "Zeitgutschriften für die Begleitung, Betreuung und/oder Pflege älterer Menschen. Literaturübersicht und Einschätzungen von Experten aus der Praxis", Bern 2008). Basierend auf dieser Vorstudie haben das BSV und die Stadt St. Gallen mit einer Machbarkeitsstudie abgeklärt, ob sich diese Stadt für ein Pilotprojekt eignet. Das Projekt wurde 2014 lanciert, und das Stadtparlament entscheidet im Verlauf des Jahres 2017 über die Weiterführung. Seinen Entscheid stützt es auf die Ergebnisse einer eigens durchgeführten Evaluation.</p><p>In der Zwischenzeit wurden im Kanton Obwalden und in mehreren Zentral- und Ostschweizer Städten Zeitvorsorgesysteme umgesetzt, die auf dem Kooperationsmodell beruhen. Sie sind unter der Dachorganisation Kiss Schweiz zusammengefasst, die sie bei der Gründung und Weiterentwicklung begleitet. Die Evaluation dieses Modells ist ebenfalls für 2017 vorgesehen.</p><p>Die ersten Erfahrungen zeigen, dass Zeitkreditsysteme auf relativ kleiner Stufe und basierend auf den jeweiligen lokalen Gegebenheiten konzipiert werden müssen und dass die Organisation und die Wahl der ausgetauschten Leistungen viel Flexibilität erfordern. Bisher wurde die Zeitvorsorge hauptsächlich auf Gemeindeebene umgesetzt. Die Kantone, die die Machbarkeit einer Erweiterung des Anwendungsbereichs auf das Kantonsgebiet geprüft haben, sind skeptisch, weil sie zu hohe Umsetzungskosten befürchten.</p><p>Der Bundesrat ist der Ansicht, dass der Bund einen wertvollen Anstoss zur Entwicklung des Konzepts der Zeitvorsorge und zu dessen Abklärung geliefert hat. Den interessierten Kreisen stehen zwei Grundmodelle zur Verfügung, die sich auf andere Kontexte übertragen lassen. Die Grundlagen dieser Modelle entsprechen den Erwartungen des Postulates, weshalb der Bundesrat keinen Anlass sieht, eine erneute Studie durchzuführen.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt aufzuzeigen, wie mit einem Zeitvorsorgesystem spezifische Dienstleistungen abgegolten und wie mit den dadurch aufgebauten Guthaben entsprechende Dienstleistungen bezogen werden können. Dabei geht es insbesondere um Dienstleistungen rund um die Betreuung und Pflege von älteren Menschen, aber auch um die familienergänzende Kinderbetreuung, soweit diese ohne spezifische Fachausbildungen wahrgenommen werden können.</p>
    • Chancen eines Zeitvorsorgesystems

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