Integration von Migrantinnen und Migranten mit geringer Schulbildung beschleunigen. Pilotprojekt mit der River-Methode lancieren

ShortId
17.3585
Id
20173585
Updated
28.07.2023 04:27
Language
de
Title
Integration von Migrantinnen und Migranten mit geringer Schulbildung beschleunigen. Pilotprojekt mit der River-Methode lancieren
AdditionalIndexing
2811;32
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Das grösste Hindernis für die Integration von Migrantinnen und Migranten ist ihre ungenügende Bildung:</p><p>- Ein immer grösserer Teil der Jugendlichen, die in die Schweiz kommen, ist nicht alphabetisiert und hat keine oder wenig Schulerfahrung.</p><p>- Wenn man keine Landessprache beherrscht, bleibt der Zugang zu einem nachobligatorischen Bildungsabschluss verwehrt. Dies erhöht das Risiko einer Sozialhilfeabhängigkeit (vgl. "Bestandsaufnahme zur Bildungsbeteiligung von spät eingereisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen", Januar 2016).</p><p>Die River-Lehrmethode hat sich bewährt:</p><p>1. Sie wird in 320 000 Schulen auf der ganzen Welt eingesetzt;</p><p>2. sie wurde 2009 vom World Economic Forum ausgezeichnet;</p><p>3. sie ist Inhalt von prestigeträchtigen universitären Partnerschaften (Regensburg und Würzburg, St. Gallen, Metz, Columbia).</p><p>Die River-Methode fusst auf einer Folge von Übungen, die eine "Lernleiter" bilden, welche den gesamten auf einem Gebiet zu erwerbenden Lernstoff abdeckt. Jede Schülerin und jeder Schüler muss die erste Übung bewältigen, bevor sie oder er zur zweiten Übung übergehen kann usw. So lernen alle in ihrem eigenen Rhythmus und nehmen den Stoff auf jeder Stufe der Lernleiter vollständig auf. Ausserdem zeigt sich der Lernfortschritt auf diese Weise visuell.</p><p>Die Methode ist einfach: Sie beruht auf Materialien, die selbstgesteuertes Lernen und Selbstkorrektur ermöglichen. Das Lehrmaterial besteht aus Übungen, die auf Kartonkarten oder auf dem Tablet verfügbar sind. Die Lehrperson kann dank der so gewonnenen Zeit eine Klasse von 20 Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Niveaus betreuen.</p><p>Für Flüchtlinge könnte diese Ausbildung über Sprachkurse hinausgehen und weitere Bereiche einschliessen: Geografie, Geschichte und Staatskunde der Schweiz, Arbeitswelt. Sie wäre für Flüchtlinge geeignet, die das europäische Alphabet nicht kennen. Finanziell wäre sie abgedeckt durch den Beitrag, den der Bund für jeden Flüchtling leistet; sie könnte sich als wirtschaftlicher erweisen als die aktuell angewendeten Methoden.</p><p>Die River-Lehrmethode wird in Deutschland und den Vereinigten Staaten bereits angewendet für schulschwache Kinder. Sie wurde von Professor Thomas Müller von der Universität Würzburg erforscht (The Multi Grade Multi Level Methodology and its Global Significance: Ladders of Learning). In der Romandie wird demnächst eine entsprechende Schule eröffnet (Riversong).</p>
  • <p>Die Motion bezieht sich auf das vom Rishi Valley Institute for Educational Resources (River) entwickelte pädagogische Modell, das im Rahmen einer Landschulreform in Indien für die Grundschule eingeführt wurde. Der Ansatz von River setzt vorwiegend auf selbstgesteuertes Lernen.</p><p>Der Erwerb einer Landessprache ist eines der wichtigsten Ziele der Integrationsförderung. Gemäss Artikel 62 Absatz 1 der Bundesverfassung sind die Kantone für das Schulwesen zuständig. Ihnen obliegt es auch, Massnahmen zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit mangelnden Sprachkenntnissen zu treffen. Gestützt auf Artikel 55 des Ausländergesetzes (SR 142.20) kann der Bund im Rahmen von kantonalen Integrationsprogrammen Beiträge zur sprachlichen Förderung von Erwachsenen leisten. Um die sprachliche Integration von Migrantinnen und Migranten zu fördern, hat der Bund 2011 das Sprachförderungskonzept "Fide - Französisch, Italienisch, Deutsch in der Schweiz lernen, lehren und beurteilen" lanciert.</p><p>Fide stützt sich auf wissenschaftlich fundierte, didaktische Konzepte sowie auf die langjährigen Erfahrungen zahlreicher Sprachschulen in der Schweiz. An der Entwicklung von Fide hat unter anderem das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg mitgewirkt. Wichtige didaktische Grundsätze, die bei Fide Beachtung finden, sind die Orientierung am sprachlichen Alltag in der Schweiz und an individuellen Lernvoraussetzungen von Sprachkursteilnehmenden. Damit entspricht der Ansatz von Fide weitgehend den im River-Ansatz angestrebten Zielen.</p><p>Selbstständigkeit und Eigenverantwortung haben beim Erlernen von Sprachkompetenzen einen hohen Stellenwert. In Sprachkursen, namentlich solchen, die im Rahmen der kantonalen Integrationsprogramme unterstützt werden, wird bereits heute diesen Aspekten Beachtung geschenkt. Vor diesem Hintergrund ist der Bundesrat der Auffassung, dass die Einführung und Erprobung des in Indien im Rahmen der Grundschule entwickelten pädagogischen Modells des River aufwendig wäre und keinen zusätzlichen Mehrwert in der Sprachförderung bringen würde.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, auf Bundesebene ein Pilotprojekt zu lancieren, mit dem die River-Lehrmethode getestet wird. Die Integration von Migrantinnen und Migranten, die Schwierigkeiten mit der Sprache oder Lese- oder Schreibprobleme haben, soll dadurch wirksam gefördert werden. Diese kostengünstige Ausbildung könnte ohne zusätzliche Ausgaben eingeführt werden.</p>
  • Integration von Migrantinnen und Migranten mit geringer Schulbildung beschleunigen. Pilotprojekt mit der River-Methode lancieren
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Das grösste Hindernis für die Integration von Migrantinnen und Migranten ist ihre ungenügende Bildung:</p><p>- Ein immer grösserer Teil der Jugendlichen, die in die Schweiz kommen, ist nicht alphabetisiert und hat keine oder wenig Schulerfahrung.</p><p>- Wenn man keine Landessprache beherrscht, bleibt der Zugang zu einem nachobligatorischen Bildungsabschluss verwehrt. Dies erhöht das Risiko einer Sozialhilfeabhängigkeit (vgl. "Bestandsaufnahme zur Bildungsbeteiligung von spät eingereisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen", Januar 2016).</p><p>Die River-Lehrmethode hat sich bewährt:</p><p>1. Sie wird in 320 000 Schulen auf der ganzen Welt eingesetzt;</p><p>2. sie wurde 2009 vom World Economic Forum ausgezeichnet;</p><p>3. sie ist Inhalt von prestigeträchtigen universitären Partnerschaften (Regensburg und Würzburg, St. Gallen, Metz, Columbia).</p><p>Die River-Methode fusst auf einer Folge von Übungen, die eine "Lernleiter" bilden, welche den gesamten auf einem Gebiet zu erwerbenden Lernstoff abdeckt. Jede Schülerin und jeder Schüler muss die erste Übung bewältigen, bevor sie oder er zur zweiten Übung übergehen kann usw. So lernen alle in ihrem eigenen Rhythmus und nehmen den Stoff auf jeder Stufe der Lernleiter vollständig auf. Ausserdem zeigt sich der Lernfortschritt auf diese Weise visuell.</p><p>Die Methode ist einfach: Sie beruht auf Materialien, die selbstgesteuertes Lernen und Selbstkorrektur ermöglichen. Das Lehrmaterial besteht aus Übungen, die auf Kartonkarten oder auf dem Tablet verfügbar sind. Die Lehrperson kann dank der so gewonnenen Zeit eine Klasse von 20 Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Niveaus betreuen.</p><p>Für Flüchtlinge könnte diese Ausbildung über Sprachkurse hinausgehen und weitere Bereiche einschliessen: Geografie, Geschichte und Staatskunde der Schweiz, Arbeitswelt. Sie wäre für Flüchtlinge geeignet, die das europäische Alphabet nicht kennen. Finanziell wäre sie abgedeckt durch den Beitrag, den der Bund für jeden Flüchtling leistet; sie könnte sich als wirtschaftlicher erweisen als die aktuell angewendeten Methoden.</p><p>Die River-Lehrmethode wird in Deutschland und den Vereinigten Staaten bereits angewendet für schulschwache Kinder. Sie wurde von Professor Thomas Müller von der Universität Würzburg erforscht (The Multi Grade Multi Level Methodology and its Global Significance: Ladders of Learning). In der Romandie wird demnächst eine entsprechende Schule eröffnet (Riversong).</p>
    • <p>Die Motion bezieht sich auf das vom Rishi Valley Institute for Educational Resources (River) entwickelte pädagogische Modell, das im Rahmen einer Landschulreform in Indien für die Grundschule eingeführt wurde. Der Ansatz von River setzt vorwiegend auf selbstgesteuertes Lernen.</p><p>Der Erwerb einer Landessprache ist eines der wichtigsten Ziele der Integrationsförderung. Gemäss Artikel 62 Absatz 1 der Bundesverfassung sind die Kantone für das Schulwesen zuständig. Ihnen obliegt es auch, Massnahmen zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit mangelnden Sprachkenntnissen zu treffen. Gestützt auf Artikel 55 des Ausländergesetzes (SR 142.20) kann der Bund im Rahmen von kantonalen Integrationsprogrammen Beiträge zur sprachlichen Förderung von Erwachsenen leisten. Um die sprachliche Integration von Migrantinnen und Migranten zu fördern, hat der Bund 2011 das Sprachförderungskonzept "Fide - Französisch, Italienisch, Deutsch in der Schweiz lernen, lehren und beurteilen" lanciert.</p><p>Fide stützt sich auf wissenschaftlich fundierte, didaktische Konzepte sowie auf die langjährigen Erfahrungen zahlreicher Sprachschulen in der Schweiz. An der Entwicklung von Fide hat unter anderem das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg mitgewirkt. Wichtige didaktische Grundsätze, die bei Fide Beachtung finden, sind die Orientierung am sprachlichen Alltag in der Schweiz und an individuellen Lernvoraussetzungen von Sprachkursteilnehmenden. Damit entspricht der Ansatz von Fide weitgehend den im River-Ansatz angestrebten Zielen.</p><p>Selbstständigkeit und Eigenverantwortung haben beim Erlernen von Sprachkompetenzen einen hohen Stellenwert. In Sprachkursen, namentlich solchen, die im Rahmen der kantonalen Integrationsprogramme unterstützt werden, wird bereits heute diesen Aspekten Beachtung geschenkt. Vor diesem Hintergrund ist der Bundesrat der Auffassung, dass die Einführung und Erprobung des in Indien im Rahmen der Grundschule entwickelten pädagogischen Modells des River aufwendig wäre und keinen zusätzlichen Mehrwert in der Sprachförderung bringen würde.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, auf Bundesebene ein Pilotprojekt zu lancieren, mit dem die River-Lehrmethode getestet wird. Die Integration von Migrantinnen und Migranten, die Schwierigkeiten mit der Sprache oder Lese- oder Schreibprobleme haben, soll dadurch wirksam gefördert werden. Diese kostengünstige Ausbildung könnte ohne zusätzliche Ausgaben eingeführt werden.</p>
    • Integration von Migrantinnen und Migranten mit geringer Schulbildung beschleunigen. Pilotprojekt mit der River-Methode lancieren

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