Grundbildung und Berufsbildung. Die Schweizer Erfahrungen in den ärmsten Ländern der Welt bekanntmachen

ShortId
17.3595
Id
20173595
Updated
28.07.2023 04:24
Language
de
Title
Grundbildung und Berufsbildung. Die Schweizer Erfahrungen in den ärmsten Ländern der Welt bekanntmachen
AdditionalIndexing
08;32
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Das Schweizer Modell der Berufsbildung ist in der ganzen Welt bekannt. Es hat bei zahlreichen Ländern Interesse geweckt. Die Schweiz stellt ihre Expertise gerne zur Verfügung.</p><p>Das Schweizer Modell der Grundbildung ist weniger bekannt. Es zeichnet sich namentlich aus durch: eine wirksame dezentrale Steuerung; den Einbezug verschiedener Akteure, darunter die Eltern der Schülerinnen und Schüler; die Mehrsprachigkeit (Erwerb der Landessprachen und des Englischen); ein ziemlich lückenloses Angebot von Stützmassnahmen (Psychologie, Logopädie, Förderunterricht in der Schule); eine gewisse Offenheit, die es erlaubt, den individuellen Entwicklungsschritten der Schülerinnen und Schüler Rechnung zu tragen (Passerellen); einen Unterricht von hoher Qualität.</p><p>Unser Bildungssystem kann selbstverständlich nicht überall eins zu eins reproduziert werden. Es gibt vielfältige Hindernisse: finanzielle (Mangel an Schulmaterial, an genügend ausgebildetem Unterrichtspersonal); wirtschaftliche (in gewissen Ländern müssen die Kinder ihre Eltern bei der Arbeit unterstützen); kulturelle (es wird nicht überall als erstrebenswert angesehen, dass Mädchen schulisch gebildet werden). Kommt hinzu, dass die an die Grundbildung anschliessenden Berufsmöglichkeiten vor Ort manchmal beschränkt sind.</p><p>Darum ist es nötig, Bildungsinhalte und Bildungsmethoden den Gegebenheiten vor Ort anzupassen.</p><p>Das kann zur Folge haben, dass das Grundbildungssystem vor Ort reorganisiert werden muss: indem etwa die Zweisprachigkeit eingeführt wird (lokale Landessprache ergänzt um Französisch oder Englisch); indem die aus der Kolonialzeit stammenden Methoden durch neuere, stärker interaktive ersetzt werden (eventuell auch Einsatz des Internet); indem auf pädagogische Methoden zurückgegriffen wird, die wirksam und in der Umsetzung kostengünstig sind (Grundbildungsmethode River, die sich in Indien bewährt hat und auch in Afrika propagiert werden könnte).</p>
  • <p>Der Bundesrat teilt das Anliegen des Postulates. Die Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit 2017-2020 (BBl 2016 2333) sieht vor, die finanziellen Mittel für Grund- und Berufsbildung im Vergleich zur Botschaft 2013-2016 um 50 Prozent zu erhöhen. Im Mai 2017 lancierte die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) des EDA eine Bildungsstrategie, die auf den Erfahrungen der Schweiz in diesem Bereich aufbaut. Die Strategie betont unter anderem das Zusammenspiel zwischen Berufsbildung und der Nachfrage der Privatwirtschaft. Die Stärken des Schweizer Berufsbildungsmodells liegen in der dualen Ausbildungslogik, der starken Ausrichtung auf den Arbeitsmarkt und der Durchlässigkeit.</p><p>Das Schweizer Grundbildungssystem (obligatorische Schulbildung) ist dagegen weniger bekannt. Es zeichnet sich durch dezentrale Gouvernanz, einen aktiven Einbezug der Eltern und eine hohe Eingliederungsfähigkeit aus. Die Schweiz erreicht eine qualitativ hochwertige und unentgeltliche Grundbildung, welche Kinder mit sozial, sprachlich und kulturell unterschiedlichem Hintergrund wirksam integriert. Sie bietet überdies Brücken- und Nachholangebote sowie ganzheitliche Lehrpläne, welche neben kognitiven Fähigkeiten auch wichtige persönliche, soziale und methodische Kompetenzen einschliessen, die für eine erfolgreiche Lebensbewältigung zentral sind. Basierend auf ihren Erfahrungen kann die Schweiz einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Grundbildung ihrer Partnerländer leisten, insbesondere in Regionen, wo der Zugang zu obligatorischer Schulbildung eingeschränkt und deren Qualität prekär ist oder wo der soziale Zusammenhalt besonders fragil ist.</p><p>Die Bildungsstrategie der Deza wird nun umgesetzt in Koordination mit den involvierten Bundesstellen. Während das Schweizer Berufsbildungsmodell international grosses Interesse weckt, besteht Informationsbedarf vor allem bezüglich dessen, was das Modell des Schweizer Grundbildungssystems für die internationale Zusammenarbeit zu bieten hat. Die Deza wird hierzu eine Studie in Auftrag geben, deren Resultate 2018 verfügbar sein werden. Dabei wird auch die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren einbezogen. Das vorliegende Postulat wird im Fall einer Annahme im Rahmen dieses Analyseprozesses erfüllt und unterstützt damit die Umsetzung der Botschaft 2017-2020.</p> Der Bundesrat beantragt die Annahme des Postulates.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt zu prüfen, wie unsere Erfahrungen in der Grundbildung und der Berufsbildung am besten der Realität in den Entwicklungsländern, namentlich den ärmsten Ländern der Welt, angepasst werden könnten. Es geht darum, diesen Ländern zu helfen, ein System aufzubauen, das ihren Bedürfnissen entspricht, damit die in ihren Bevölkerungen vorhandenen Talente optimal ausgeschöpft werden können und so die staatsbürgerliche und wirtschaftliche Autonomie dieser Länder gefördert werden kann.</p><p>Bildung ist eine der Prioritäten der Botschaft über die internationale Zusammenarbeit 2017-2020.</p><p>Wir würden gerne wissen, wie die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit die Schweizer Expertise in diesem Bereich zu verbreiten und den ausgewählten Ländern so rasch wie möglich und konkret zur Verfügung zu stellen gedenkt.</p>
  • Grundbildung und Berufsbildung. Die Schweizer Erfahrungen in den ärmsten Ländern der Welt bekanntmachen
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Das Schweizer Modell der Berufsbildung ist in der ganzen Welt bekannt. Es hat bei zahlreichen Ländern Interesse geweckt. Die Schweiz stellt ihre Expertise gerne zur Verfügung.</p><p>Das Schweizer Modell der Grundbildung ist weniger bekannt. Es zeichnet sich namentlich aus durch: eine wirksame dezentrale Steuerung; den Einbezug verschiedener Akteure, darunter die Eltern der Schülerinnen und Schüler; die Mehrsprachigkeit (Erwerb der Landessprachen und des Englischen); ein ziemlich lückenloses Angebot von Stützmassnahmen (Psychologie, Logopädie, Förderunterricht in der Schule); eine gewisse Offenheit, die es erlaubt, den individuellen Entwicklungsschritten der Schülerinnen und Schüler Rechnung zu tragen (Passerellen); einen Unterricht von hoher Qualität.</p><p>Unser Bildungssystem kann selbstverständlich nicht überall eins zu eins reproduziert werden. Es gibt vielfältige Hindernisse: finanzielle (Mangel an Schulmaterial, an genügend ausgebildetem Unterrichtspersonal); wirtschaftliche (in gewissen Ländern müssen die Kinder ihre Eltern bei der Arbeit unterstützen); kulturelle (es wird nicht überall als erstrebenswert angesehen, dass Mädchen schulisch gebildet werden). Kommt hinzu, dass die an die Grundbildung anschliessenden Berufsmöglichkeiten vor Ort manchmal beschränkt sind.</p><p>Darum ist es nötig, Bildungsinhalte und Bildungsmethoden den Gegebenheiten vor Ort anzupassen.</p><p>Das kann zur Folge haben, dass das Grundbildungssystem vor Ort reorganisiert werden muss: indem etwa die Zweisprachigkeit eingeführt wird (lokale Landessprache ergänzt um Französisch oder Englisch); indem die aus der Kolonialzeit stammenden Methoden durch neuere, stärker interaktive ersetzt werden (eventuell auch Einsatz des Internet); indem auf pädagogische Methoden zurückgegriffen wird, die wirksam und in der Umsetzung kostengünstig sind (Grundbildungsmethode River, die sich in Indien bewährt hat und auch in Afrika propagiert werden könnte).</p>
    • <p>Der Bundesrat teilt das Anliegen des Postulates. Die Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit 2017-2020 (BBl 2016 2333) sieht vor, die finanziellen Mittel für Grund- und Berufsbildung im Vergleich zur Botschaft 2013-2016 um 50 Prozent zu erhöhen. Im Mai 2017 lancierte die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) des EDA eine Bildungsstrategie, die auf den Erfahrungen der Schweiz in diesem Bereich aufbaut. Die Strategie betont unter anderem das Zusammenspiel zwischen Berufsbildung und der Nachfrage der Privatwirtschaft. Die Stärken des Schweizer Berufsbildungsmodells liegen in der dualen Ausbildungslogik, der starken Ausrichtung auf den Arbeitsmarkt und der Durchlässigkeit.</p><p>Das Schweizer Grundbildungssystem (obligatorische Schulbildung) ist dagegen weniger bekannt. Es zeichnet sich durch dezentrale Gouvernanz, einen aktiven Einbezug der Eltern und eine hohe Eingliederungsfähigkeit aus. Die Schweiz erreicht eine qualitativ hochwertige und unentgeltliche Grundbildung, welche Kinder mit sozial, sprachlich und kulturell unterschiedlichem Hintergrund wirksam integriert. Sie bietet überdies Brücken- und Nachholangebote sowie ganzheitliche Lehrpläne, welche neben kognitiven Fähigkeiten auch wichtige persönliche, soziale und methodische Kompetenzen einschliessen, die für eine erfolgreiche Lebensbewältigung zentral sind. Basierend auf ihren Erfahrungen kann die Schweiz einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Grundbildung ihrer Partnerländer leisten, insbesondere in Regionen, wo der Zugang zu obligatorischer Schulbildung eingeschränkt und deren Qualität prekär ist oder wo der soziale Zusammenhalt besonders fragil ist.</p><p>Die Bildungsstrategie der Deza wird nun umgesetzt in Koordination mit den involvierten Bundesstellen. Während das Schweizer Berufsbildungsmodell international grosses Interesse weckt, besteht Informationsbedarf vor allem bezüglich dessen, was das Modell des Schweizer Grundbildungssystems für die internationale Zusammenarbeit zu bieten hat. Die Deza wird hierzu eine Studie in Auftrag geben, deren Resultate 2018 verfügbar sein werden. Dabei wird auch die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren einbezogen. Das vorliegende Postulat wird im Fall einer Annahme im Rahmen dieses Analyseprozesses erfüllt und unterstützt damit die Umsetzung der Botschaft 2017-2020.</p> Der Bundesrat beantragt die Annahme des Postulates.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt zu prüfen, wie unsere Erfahrungen in der Grundbildung und der Berufsbildung am besten der Realität in den Entwicklungsländern, namentlich den ärmsten Ländern der Welt, angepasst werden könnten. Es geht darum, diesen Ländern zu helfen, ein System aufzubauen, das ihren Bedürfnissen entspricht, damit die in ihren Bevölkerungen vorhandenen Talente optimal ausgeschöpft werden können und so die staatsbürgerliche und wirtschaftliche Autonomie dieser Länder gefördert werden kann.</p><p>Bildung ist eine der Prioritäten der Botschaft über die internationale Zusammenarbeit 2017-2020.</p><p>Wir würden gerne wissen, wie die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit die Schweizer Expertise in diesem Bereich zu verbreiten und den ausgewählten Ländern so rasch wie möglich und konkret zur Verfügung zu stellen gedenkt.</p>
    • Grundbildung und Berufsbildung. Die Schweizer Erfahrungen in den ärmsten Ländern der Welt bekanntmachen

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