In allen Berufen die Validierung von Bildungsleistungen fördern

ShortId
17.3813
Id
20173813
Updated
28.07.2023 04:17
Language
de
Title
In allen Berufen die Validierung von Bildungsleistungen fördern
AdditionalIndexing
32;44
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Die beschleunigten Veränderungen in unserer Gesellschaft verändern auch den Arbeitsmarkt. Der Mangel an Fachkräften, der ausgetrocknete Markt in bestimmten Branchen (Mint-Fächer), der starke Anstieg an beruflichen Umorientierungen, die Arbeitslosigkeit oder auch die Vielfalt an beruflichen Werdegängen und an Bildungsgängen - dies alles macht die Qualifikation der Erwachsenen zum zentralen Thema.</p><p>Doch bleibt die Qualifizierung der Erwachsenen ein hindernisreicher Weg. Das System der formalen sogenannten Grundbildung ist nicht auf die Bedürfnisse und die Verhältnisse der berufstätigen Erwachsenen zugeschnitten. Es fehlt an Flexibilität, an angemessenen didaktischen Konzepten und an Rahmenbedingungen, die den Bedürfnissen berufstätiger Erwachsener Rechnung tragen. Zeitmangel und finanzielle Schwierigkeiten stellen sie oft vor grosse Probleme.</p><p>Eine mögliche und bewährte Lösung ist die Validierung von Bildungsleistungen. Diese Option, auf Erwachsene mit Berufserfahrung zugeschnitten, erlaubt es diesen, einen anerkannten Berufsabschluss (eidgenössisches Berufsattest, eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) zu erlangen, auf der Basis einer Analyse ihrer bisherigen Berufslaufbahn und einer formellen Bewertung ihrer erlangten Kompetenzen. Verlangt ist eine Berufserfahrung von mindestens fünf Jahren, wovon zwei bis drei Jahre im angestrebten Beruf. Diese Lösung kommt nicht nur den gestandenen Berufsleuten zugute, die damit ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt erhöhen können, sondern ist auch für die öffentliche Hand bedeutend günstiger (einmalige Investition von 8000 Franken). Bis anhin gibt es diese Möglichkeit jedoch nur für eine kleine Zahl von Berufen, und zudem stellt man grosse Unterschiede zwischen den Kantonen fest. Gegenwärtig verfügen 21 Berufe über ein Qualifikationsprofil und Anforderungskriterien; nur 14 davon praktizieren effektiv die Validierung von Bildungsleistungen. Der Bundesrat könnte die Berufsaussichten sehr vieler Berufsleute verbessern, den Bestand an ausgewiesenen Fachkräften für die Wirtschaft vergrössern und damit auch die Sozialkosten des Staates reduzieren. Die Validierung von Bildungsleistungen in sämtlichen Berufen ist heute eine Notwendigkeit; es gilt, sie so rasch wie möglich zu verwirklichen.</p>
  • <p>Der Bundesrat geht mit der Motionärin einig, dass der Berufsabschluss für Erwachsene ein wichtiges Instrument in der Bekämpfung des Fachkräftemangels ist. Um die Abschlussquote von Erwachsenen ohne arbeitsmarktrelevanten Abschluss in der beruflichen Grundbildung (EBA/EFZ) zu erhöhen, entwickeln die Verbundpartner der Berufsbildung erwachsenengerechte Bildungsangebote, klären Fragen der Finanzierung und informieren über die Qualifizierungsmöglichkeiten für Erwachsene.</p><p>Für eine Auswahl von beruflichen Grundbildungen bietet das Qualifikationsverfahren mit Validierung von Bildungsleistungen gemäss Artikel 33 des Berufsbildungsgesetzes (BBG; SR 412.10) Erwachsenen mit einschlägiger Berufserfahrung einen adäquaten Weg zu einem Berufsabschluss. Weiter haben Erwachsene gemäss Artikel 9 BBG die Möglichkeit, in allen beruflichen Grundbildungen individuelle Bildungsleistungen anrechnen zu lassen. Dies kann in der formalen Bildung zu einer Dispensation vom Unterrichtsbesuch, von schulischen Prüfungsteilen oder zu einer Verkürzung der Ausbildungsdauer führen.</p><p>Ob ein Berufsabschluss durch das Validierungsverfahren erworben werden kann, bestimmen die Trägerschaften der betreffenden beruflichen Grundbildungen. Das Validierungsverfahren ist insbesondere in grossen Berufen und in denjenigen Branchen etabliert, in denen viele Angestellte ohne Berufsabschluss oder Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger arbeiten. Für den Aufbau eines Validierungsverfahrens erstellt die Trägerschaft die entsprechenden Regelungen und Ausführungsbestimmungen und stellt die Expertinnen und Experten, die die eingereichten Validierungsdossiers beurteilen. In 21 beruflichen Grundbildungen hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation die Grundlagen für die Validierung von Bildungsleistungen anerkannt.</p><p>Die Kantone sind für die Umsetzung der Validierungsverfahren zuständig. Um ein effizientes Angebot sicherzustellen und auch bei geringen Abschlusszahlen ein qualitativ hochstehendes, professionelles Verfahren zu gewährleisten, sprechen sich die Kantone dabei ab und bieten ihre Validierungsverfahren überkantonal an. Kandidatinnen und Kandidaten, die an der Validierung ihrer Bildungsleistungen interessiert sind, können die vorhandenen Validierungsangebote kantonsgrenzenüberschreitend nutzen.</p><p>Die Verteilung von Kompetenzen und Aufgaben unter den Verbundpartnern in Bezug auf die Validierung von Bildungsleistungen ist klar. Der Bund sensibilisiert Trägerschaften und Kantone regelmässig, um das Angebot zu erhöhen. Ausserdem zielen die laufenden Arbeiten im Rahmen des Projekts "Berufsabschluss für Erwachsene" darauf ab, die Möglichkeiten für Validierungsverfahren zu optimieren.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, die Implementierung der Validierung von Bildungsleistungen in allen Berufen zu beschleunigen. Die Validierung von Bildungsleistungen ermöglicht es Berufsleuten, gestützt auf Artikel 31 der Berufsbildungsverordnung einen formalen Berufsabschluss zu erlangen. Gegenwärtig steht ein solches Verfahren nur in einer sehr kleinen Zahl von Berufen zur Verfügung. Eine Validierung von Bildungsleistungen in allen Berufen passt ins Bild neuerer Entwicklungen in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt.</p>
  • In allen Berufen die Validierung von Bildungsleistungen fördern
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die beschleunigten Veränderungen in unserer Gesellschaft verändern auch den Arbeitsmarkt. Der Mangel an Fachkräften, der ausgetrocknete Markt in bestimmten Branchen (Mint-Fächer), der starke Anstieg an beruflichen Umorientierungen, die Arbeitslosigkeit oder auch die Vielfalt an beruflichen Werdegängen und an Bildungsgängen - dies alles macht die Qualifikation der Erwachsenen zum zentralen Thema.</p><p>Doch bleibt die Qualifizierung der Erwachsenen ein hindernisreicher Weg. Das System der formalen sogenannten Grundbildung ist nicht auf die Bedürfnisse und die Verhältnisse der berufstätigen Erwachsenen zugeschnitten. Es fehlt an Flexibilität, an angemessenen didaktischen Konzepten und an Rahmenbedingungen, die den Bedürfnissen berufstätiger Erwachsener Rechnung tragen. Zeitmangel und finanzielle Schwierigkeiten stellen sie oft vor grosse Probleme.</p><p>Eine mögliche und bewährte Lösung ist die Validierung von Bildungsleistungen. Diese Option, auf Erwachsene mit Berufserfahrung zugeschnitten, erlaubt es diesen, einen anerkannten Berufsabschluss (eidgenössisches Berufsattest, eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) zu erlangen, auf der Basis einer Analyse ihrer bisherigen Berufslaufbahn und einer formellen Bewertung ihrer erlangten Kompetenzen. Verlangt ist eine Berufserfahrung von mindestens fünf Jahren, wovon zwei bis drei Jahre im angestrebten Beruf. Diese Lösung kommt nicht nur den gestandenen Berufsleuten zugute, die damit ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt erhöhen können, sondern ist auch für die öffentliche Hand bedeutend günstiger (einmalige Investition von 8000 Franken). Bis anhin gibt es diese Möglichkeit jedoch nur für eine kleine Zahl von Berufen, und zudem stellt man grosse Unterschiede zwischen den Kantonen fest. Gegenwärtig verfügen 21 Berufe über ein Qualifikationsprofil und Anforderungskriterien; nur 14 davon praktizieren effektiv die Validierung von Bildungsleistungen. Der Bundesrat könnte die Berufsaussichten sehr vieler Berufsleute verbessern, den Bestand an ausgewiesenen Fachkräften für die Wirtschaft vergrössern und damit auch die Sozialkosten des Staates reduzieren. Die Validierung von Bildungsleistungen in sämtlichen Berufen ist heute eine Notwendigkeit; es gilt, sie so rasch wie möglich zu verwirklichen.</p>
    • <p>Der Bundesrat geht mit der Motionärin einig, dass der Berufsabschluss für Erwachsene ein wichtiges Instrument in der Bekämpfung des Fachkräftemangels ist. Um die Abschlussquote von Erwachsenen ohne arbeitsmarktrelevanten Abschluss in der beruflichen Grundbildung (EBA/EFZ) zu erhöhen, entwickeln die Verbundpartner der Berufsbildung erwachsenengerechte Bildungsangebote, klären Fragen der Finanzierung und informieren über die Qualifizierungsmöglichkeiten für Erwachsene.</p><p>Für eine Auswahl von beruflichen Grundbildungen bietet das Qualifikationsverfahren mit Validierung von Bildungsleistungen gemäss Artikel 33 des Berufsbildungsgesetzes (BBG; SR 412.10) Erwachsenen mit einschlägiger Berufserfahrung einen adäquaten Weg zu einem Berufsabschluss. Weiter haben Erwachsene gemäss Artikel 9 BBG die Möglichkeit, in allen beruflichen Grundbildungen individuelle Bildungsleistungen anrechnen zu lassen. Dies kann in der formalen Bildung zu einer Dispensation vom Unterrichtsbesuch, von schulischen Prüfungsteilen oder zu einer Verkürzung der Ausbildungsdauer führen.</p><p>Ob ein Berufsabschluss durch das Validierungsverfahren erworben werden kann, bestimmen die Trägerschaften der betreffenden beruflichen Grundbildungen. Das Validierungsverfahren ist insbesondere in grossen Berufen und in denjenigen Branchen etabliert, in denen viele Angestellte ohne Berufsabschluss oder Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger arbeiten. Für den Aufbau eines Validierungsverfahrens erstellt die Trägerschaft die entsprechenden Regelungen und Ausführungsbestimmungen und stellt die Expertinnen und Experten, die die eingereichten Validierungsdossiers beurteilen. In 21 beruflichen Grundbildungen hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation die Grundlagen für die Validierung von Bildungsleistungen anerkannt.</p><p>Die Kantone sind für die Umsetzung der Validierungsverfahren zuständig. Um ein effizientes Angebot sicherzustellen und auch bei geringen Abschlusszahlen ein qualitativ hochstehendes, professionelles Verfahren zu gewährleisten, sprechen sich die Kantone dabei ab und bieten ihre Validierungsverfahren überkantonal an. Kandidatinnen und Kandidaten, die an der Validierung ihrer Bildungsleistungen interessiert sind, können die vorhandenen Validierungsangebote kantonsgrenzenüberschreitend nutzen.</p><p>Die Verteilung von Kompetenzen und Aufgaben unter den Verbundpartnern in Bezug auf die Validierung von Bildungsleistungen ist klar. Der Bund sensibilisiert Trägerschaften und Kantone regelmässig, um das Angebot zu erhöhen. Ausserdem zielen die laufenden Arbeiten im Rahmen des Projekts "Berufsabschluss für Erwachsene" darauf ab, die Möglichkeiten für Validierungsverfahren zu optimieren.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, die Implementierung der Validierung von Bildungsleistungen in allen Berufen zu beschleunigen. Die Validierung von Bildungsleistungen ermöglicht es Berufsleuten, gestützt auf Artikel 31 der Berufsbildungsverordnung einen formalen Berufsabschluss zu erlangen. Gegenwärtig steht ein solches Verfahren nur in einer sehr kleinen Zahl von Berufen zur Verfügung. Eine Validierung von Bildungsleistungen in allen Berufen passt ins Bild neuerer Entwicklungen in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt.</p>
    • In allen Berufen die Validierung von Bildungsleistungen fördern

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