Gesundheitliche Folgen von Mikroplastik

ShortId
18.3132
Id
20183132
Updated
28.07.2023 03:42
Language
de
Title
Gesundheitliche Folgen von Mikroplastik
AdditionalIndexing
15;2841;52
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>1. Der Bundesrat setzt vorerst weiterhin auf eigenverantwortliche Massnahmen der Industrie, um die Verwendung von Mikroplastik in Produkten, die zu Einträgen in die Umwelt führen, wenn möglich zu eliminieren. Studien über das Vorkommen von Mikroplastik in Schweizer Gewässern weisen darauf hin, dass industriell hergestelltes Mikroplastik, das Verbraucherprodukten absichtlich zugegeben wird, nur einen geringen Anteil am Vorkommen von Mikroplastik in Schweizer Gewässern hat. Für den grössten Teil der Emissionen ist laut diesen Studien sekundäres Mikroplastik, das beim Zerfall von grösseren Plastikteilen entsteht, verantwortlich. Für solches Mikroplastik, das diffus in die Umwelt gelangt, sind heute noch keine wirksamen Vermeidungsmassnahmen bekannt. Ausser in Gewässern finden sich Plastikrückstände auch im Boden. Eine aktuelle Studie fand Mikroplastik in 90 Prozent der Schweizer Auenböden, zum Teil weitab jeglicher Verschmutzungsquellen, was auf einen Eintrag durch die Luft hinweist.</p><p>2. Mikroplastik in der Umwelt unterscheidet sich bezüglich Material, Form und Herkunft erheblich. Bezüglich Herkunft ist insbesondere zu unterscheiden zwischen primärem Mikroplastik, also bewusst z. B. Körperpflegeprodukten zugemischte Kunststoff-Partikel, und sekundärem Mikroplastik, wie es durch den Abrieb von Reifen, Schuhen und Textilien oder in der Umwelt durch Verwitterung von Makroplastik entsteht. Die Exposition des Menschen gegenüber Mikroplastik kann durch Aufnahme mit Nahrungsmitteln oder inhalative Aufnahme von Kleinstpartikeln aus der Luft erfolgen. Sowohl in gewissen Nahrungsmitteln wie Mineralwasser, Muscheln, Fischen oder Meersalz als auch in der Luft wurde Mikroplastik nachgewiesen. Der Gehalt von Mikroplastik-Partikeln in Nahrungsmitteln ist jedoch sehr niedrig. In Trinkwasser aus der Schweiz wurde kein Mikroplastik gemessen.</p><p>Plastik wird im Allgemeinen als biologisch inaktiv und daher für die menschliche Gesundheit als nicht bedenklich angesehen. Die mit der Nahrung aufgenommenen geringen Mengen an Mikroplastik werden über den Magen-Darm-Trakt wieder ausgeschieden. Problematischer als die Mikroplastik-Partikel selbst können die im sekundären Mikroplastik vorhandenen Additive oder Restmonomere sein, denn diese können sich aus dem Plastik lösen und auf den Menschen einwirken. Da jedoch nur kleinste Mengen an Mikroplastik-Partikeln und folglich auch an darin enthaltenen Stoffen über die Nahrung aufgenommen werden, ist ein Risiko für die Gesundheit unwahrscheinlich. Kleinste Plastikteilchen im Grössenbereich von Mikrometern können ins Lungengewebe gelangen. Bei beruflich gegenüber Plastik-Mikrofasern hoch exponierten Personen kann dies zu chronischen Entzündungsreaktionen führen. Nach aktuellem Stand des Wissens stellt die Exposition der Bevölkerung gegenüber Mikroplastik bzw. den darin enthaltenen Fremdstoffen in der Schweiz kein Gesundheitsrisiko dar. Deshalb erachtet es der Bundesrat zum heutigen Zeitpunkt nicht für notwendig, eine umfassende Risikobeurteilung durchzuführen.</p><p>3. Auf internationaler Ebene werden im Rahmen des UN-Umweltprogramms (Unep) und des Basler Übereinkommens über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung (SR 0.814.05) die globale Dimension der Problematik und mögliche Massnahmen evaluiert. Diese Arbeiten sollen eine Grundlage für Massnahmen zur Bekämpfung von Umweltverschmutzung durch Mikroplastik bieten. Dabei wird auch die Möglichkeit eines verbindlichen internationalen Übereinkommens geprüft. Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt schätzt die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt derzeit die Relevanz von Quellen und Eintragspfaden verschiedener Plastikarten in die Umwelt ab. Je nach Ergebnis dieser Arbeiten, des laufenden Dialogs mit der Industrie sowie der Entwicklung in der EU hinsichtlich einer Beschränkung für die Verwendung von oxidativ abbaubaren Kunststoffen und Mikroplastik-Partikeln in bestimmten Verbraucherprodukten wird der Bundesrat über weiter gehende Massnahmen entscheiden.</p> Antwort des Bundesrates.
  • <p>Nach Neuseeland, Kanada und den USA hat auch Grossbritannien den Verkauf von Mikroplastik in Kosmetika ab Juli 2018 verboten. Auch die EU bereitet ein entsprechendes Gesetz vor. Die internationalen Bemühungen sind angesichts zahlreicher Studien zu begrüssen, die Mikroplastik als ernsthaftes Problem identifiziert haben. Die Kunststoffkügelchen verschmutzen Gewässer, binden Schadstoffe und verunreinigen die Nahrungskette. Die Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit ist indessen noch nicht ausreichend untersucht. </p><p>In diesem Zusammenhang bitte ich den Bundesrat deshalb um die Beantwortung folgender Fragen:</p><p>1. Welche Massnahmen sieht er vor, um die Umweltverschmutzung und allfällige Gesundheitsschäden von Mikroplastik in der Schweiz zu unterbinden?</p><p>2. Wie beurteilt er die Risiken von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit? Ist er bereit, die Auswirkungen umfassend untersuchen zu lassen?</p><p>3. In seiner Antwort auf die Motion 16.3586 schreibt der Bundesrat, dass "auf internationaler Ebene (u. a. OECD und EU) ... verschiedene Bestrebungen zur Minderung der Belastung der Gewässer mit Makro- und Mikroplastik im Gang" seien, die beobachtet würden. Ist er angesichts der internationalen Entwicklung jetzt bereit zu handeln?</p>
  • Gesundheitliche Folgen von Mikroplastik
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>1. Der Bundesrat setzt vorerst weiterhin auf eigenverantwortliche Massnahmen der Industrie, um die Verwendung von Mikroplastik in Produkten, die zu Einträgen in die Umwelt führen, wenn möglich zu eliminieren. Studien über das Vorkommen von Mikroplastik in Schweizer Gewässern weisen darauf hin, dass industriell hergestelltes Mikroplastik, das Verbraucherprodukten absichtlich zugegeben wird, nur einen geringen Anteil am Vorkommen von Mikroplastik in Schweizer Gewässern hat. Für den grössten Teil der Emissionen ist laut diesen Studien sekundäres Mikroplastik, das beim Zerfall von grösseren Plastikteilen entsteht, verantwortlich. Für solches Mikroplastik, das diffus in die Umwelt gelangt, sind heute noch keine wirksamen Vermeidungsmassnahmen bekannt. Ausser in Gewässern finden sich Plastikrückstände auch im Boden. Eine aktuelle Studie fand Mikroplastik in 90 Prozent der Schweizer Auenböden, zum Teil weitab jeglicher Verschmutzungsquellen, was auf einen Eintrag durch die Luft hinweist.</p><p>2. Mikroplastik in der Umwelt unterscheidet sich bezüglich Material, Form und Herkunft erheblich. Bezüglich Herkunft ist insbesondere zu unterscheiden zwischen primärem Mikroplastik, also bewusst z. B. Körperpflegeprodukten zugemischte Kunststoff-Partikel, und sekundärem Mikroplastik, wie es durch den Abrieb von Reifen, Schuhen und Textilien oder in der Umwelt durch Verwitterung von Makroplastik entsteht. Die Exposition des Menschen gegenüber Mikroplastik kann durch Aufnahme mit Nahrungsmitteln oder inhalative Aufnahme von Kleinstpartikeln aus der Luft erfolgen. Sowohl in gewissen Nahrungsmitteln wie Mineralwasser, Muscheln, Fischen oder Meersalz als auch in der Luft wurde Mikroplastik nachgewiesen. Der Gehalt von Mikroplastik-Partikeln in Nahrungsmitteln ist jedoch sehr niedrig. In Trinkwasser aus der Schweiz wurde kein Mikroplastik gemessen.</p><p>Plastik wird im Allgemeinen als biologisch inaktiv und daher für die menschliche Gesundheit als nicht bedenklich angesehen. Die mit der Nahrung aufgenommenen geringen Mengen an Mikroplastik werden über den Magen-Darm-Trakt wieder ausgeschieden. Problematischer als die Mikroplastik-Partikel selbst können die im sekundären Mikroplastik vorhandenen Additive oder Restmonomere sein, denn diese können sich aus dem Plastik lösen und auf den Menschen einwirken. Da jedoch nur kleinste Mengen an Mikroplastik-Partikeln und folglich auch an darin enthaltenen Stoffen über die Nahrung aufgenommen werden, ist ein Risiko für die Gesundheit unwahrscheinlich. Kleinste Plastikteilchen im Grössenbereich von Mikrometern können ins Lungengewebe gelangen. Bei beruflich gegenüber Plastik-Mikrofasern hoch exponierten Personen kann dies zu chronischen Entzündungsreaktionen führen. Nach aktuellem Stand des Wissens stellt die Exposition der Bevölkerung gegenüber Mikroplastik bzw. den darin enthaltenen Fremdstoffen in der Schweiz kein Gesundheitsrisiko dar. Deshalb erachtet es der Bundesrat zum heutigen Zeitpunkt nicht für notwendig, eine umfassende Risikobeurteilung durchzuführen.</p><p>3. Auf internationaler Ebene werden im Rahmen des UN-Umweltprogramms (Unep) und des Basler Übereinkommens über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung (SR 0.814.05) die globale Dimension der Problematik und mögliche Massnahmen evaluiert. Diese Arbeiten sollen eine Grundlage für Massnahmen zur Bekämpfung von Umweltverschmutzung durch Mikroplastik bieten. Dabei wird auch die Möglichkeit eines verbindlichen internationalen Übereinkommens geprüft. Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt schätzt die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt derzeit die Relevanz von Quellen und Eintragspfaden verschiedener Plastikarten in die Umwelt ab. Je nach Ergebnis dieser Arbeiten, des laufenden Dialogs mit der Industrie sowie der Entwicklung in der EU hinsichtlich einer Beschränkung für die Verwendung von oxidativ abbaubaren Kunststoffen und Mikroplastik-Partikeln in bestimmten Verbraucherprodukten wird der Bundesrat über weiter gehende Massnahmen entscheiden.</p> Antwort des Bundesrates.
    • <p>Nach Neuseeland, Kanada und den USA hat auch Grossbritannien den Verkauf von Mikroplastik in Kosmetika ab Juli 2018 verboten. Auch die EU bereitet ein entsprechendes Gesetz vor. Die internationalen Bemühungen sind angesichts zahlreicher Studien zu begrüssen, die Mikroplastik als ernsthaftes Problem identifiziert haben. Die Kunststoffkügelchen verschmutzen Gewässer, binden Schadstoffe und verunreinigen die Nahrungskette. Die Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit ist indessen noch nicht ausreichend untersucht. </p><p>In diesem Zusammenhang bitte ich den Bundesrat deshalb um die Beantwortung folgender Fragen:</p><p>1. Welche Massnahmen sieht er vor, um die Umweltverschmutzung und allfällige Gesundheitsschäden von Mikroplastik in der Schweiz zu unterbinden?</p><p>2. Wie beurteilt er die Risiken von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit? Ist er bereit, die Auswirkungen umfassend untersuchen zu lassen?</p><p>3. In seiner Antwort auf die Motion 16.3586 schreibt der Bundesrat, dass "auf internationaler Ebene (u. a. OECD und EU) ... verschiedene Bestrebungen zur Minderung der Belastung der Gewässer mit Makro- und Mikroplastik im Gang" seien, die beobachtet würden. Ist er angesichts der internationalen Entwicklung jetzt bereit zu handeln?</p>
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