Schaffung eines umfassenden Monitorings zur Entwicklung des Insektenbestandes in der Schweiz

ShortId
18.3348
Id
20183348
Updated
28.07.2023 03:51
Language
de
Title
Schaffung eines umfassenden Monitorings zur Entwicklung des Insektenbestandes in der Schweiz
AdditionalIndexing
52
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Der Bundesrat hält in seiner Antwort auf die Interpellation 17.4162, "Dramatisches Insektensterben", Folgendes fest: "Der Insektenschwund trifft Wirtschaft und Gesellschaft gleichermassen. Insekten sind in sämtlichen Lebensräumen zu finden, spielen eine Schlüsselrolle für das Funktionieren der Ökosysteme und garantieren damit deren Leistungen, auf die wir für unsere wirtschaftliche Wohlfahrt sowie für unser gesellschaftliches Wohl angewiesen sind (z. B. Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, Bestäubung, Eindämmung von Schädlingen). Funktionierende Ökosysteme sind widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen und den Einflüssen invasiver gebietsfremder Arten. Der Verlust an Insekten wirkt sich deshalb negativ aus, z. B. auf die Landwirtschaft, die Waldwirtschaft und das Wohlergehen der Bevölkerung im Allgemeinen." In seiner Antwort auf die Interpellation 17.4310 stellt der Bundesrat fest, dass die heutigen Roten Listen der Schweiz nur eine limitierte Datenbasis über den Bestand der Insekten darstellen würden und anderseits die Forschungsergebnisse einer Langzeitstudie zum dramatischen Rückgang der Insekten in Deutschland aufzeigten, wie wichtig Programme zur Beobachtung der Biodiversität seien. Trotzdem wird bis heute in der Schweiz kein umfassendes Monitoring betreffend die Verbreitung oder die Zu- und die Abnahme von Insekten gemacht, bzw. ein solches wurde aus Finanzierungsgründen nicht umgesetzt.</p><p>Angesichts der auch vom Bundesrat anerkannten enormen Bedeutung der Insekten für Wirtschaft und Gesellschaft und der Tatsache, dass in der Schweiz über 40 Prozent aller untersuchten Insektenarten (Tendenz steigend) vom Aussterben bedroht sind, braucht es dringend und rasch ein umfassendes Monitoring zum Bestand und zur Entwicklung des Insektenbestandes; das auch, um dringende Massnahmen zielorientiert und rasch umzusetzen und um deren Effekt zum Schutz und zur Förderung von Insekten zu überprüfen. </p>
  • <p>Der Bundesrat anerkennt die Bedeutung der Insekten für funktionierende Ökosysteme und mithin für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen. Wie der Bundesrat in seiner Antwort auf die Interpellation 17.4162 ausgeführt hat, ist der Rückgang der Insektenpopulationen nicht nur für die Biodiversität, sondern auch für die Wirtschaft und die Gesellschaft besorgniserregend.</p><p>Mit der Verabschiedung des Aktionsplans zur Strategie Biodiversität Schweiz (AP SBS) im Jahr 2017 hat sich der Bundesrat verpflichtet, die Biodiversität in ihrer Gesamtheit zu erhalten und zu fördern - die Sanierung und der Unterhalt der ökologischen Infrastruktur bilden dabei ein zentrales Element. Dazu soll unter anderem die Verlängerung der Sofortmassnahmen beitragen. Damit sind auch in den Jahren 2021 bis 2023 vom Bund Mittel im Umfang von jährlich 40 bis 60 Millionen Franken für Sofortmassnahmen vorgesehen, welche von den Kantonen entsprechend ergänzt werden. Ob der Verlust an Insektenfauna gestoppt und deren Situation verbessert wird, hängt unter anderem auch von den Anstrengungen im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung der Biodiversität sowie von der Berücksichtigung und Vernetzung der Insektenhabitate bei raumplanerischen Tätigkeiten ab. 2023 wird der Bundesrat, gestützt auf die Wirkungsanalyse des AP SBS, über eine Fortsetzung und gegebenenfalls Ergänzung des AP SBS mit weiteren Massnahmen sowie deren Finanzierung beschliessen. Weitere Massnahmen zugunsten der Insekten sind im Massnahmenplan Bienengesundheit sowie im Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln enthalten. Die Wirksamkeit dieser Massnahmen wird im Rahmen der bestehenden Monitorings untersucht.</p><p>Was das bestehende Monitoring der Insekten betrifft, so werden die Gewässerinsekten durch das Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM) und das gezielte Monitoring im Rahmen der Nationalen Beobachtung Oberflächengewässerqualität (Nawa) abgedeckt. Von den terrestrischen Insekten werden lediglich die Tagfalter (226 von 21 176 bekannten Insektenarten) im Rahmen des BDM regelmässig beobachtet. Das Programm "Arten und Lebensräume Landwirtschaft" (ALL-EMA) stützt sich auf floristische Erhebungen und die Erfassung biodiversitätsfördernder Strukturen. In Bezug auf die Insekten nutzt ALL-EMA die Daten, die im Rahmen des BDM gesammelt wurden (Tagfalter). ALL-EMA erfasst keine eigenen Daten zu den Insekten.</p><p>Die Einführung des geforderten, umfassenden Insektenmonitorings wäre sehr aufwendig und mit einem erheblichen zusätzlichen Ressourcenaufwand verbunden. Das Bundesamt für Umwelt geht aufgrund des Beispiels "Wildbienen" (wichtige Bestäuber, die sich zudem in zahlreichen Naturräumen wiederfinden) davon aus, dass sich die Kosten für gezielte Ergänzungen der bestehenden Monitoringprogramme auf rund 1 bis 1,5 Millionen Franken pro Jahr belaufen würden. Die Kostenfolgen von Ergänzungen mit anderen Artengruppen wie beispielsweise einem Modul "Laufkäfer" (wichtige und verbreitet vorkommende Schädlingsbekämpfer) lägen in etwa in der gleichen Grössenordnung.</p><p>Angesichts dieser Kosten sowie des bestehenden Biodiversitätsmonitorings, welches auch gewisse Rückschlüsse auf den Bestand von Insekten zulässt, sieht der Bundesrat von zusätzlichen Aktivitäten in diesem Bereich ab.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
  • <p>Der Bundesrat wird aufgefordert, für die Schweiz rasch ein umfassendes Monitoring betreffend die Verbreitung sowie die Zu- und die Abnahme der Insekten aufzubauen und vorzunehmen, eventuell im Rahmen von ALL-EMA.</p>
  • Schaffung eines umfassenden Monitorings zur Entwicklung des Insektenbestandes in der Schweiz
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Der Bundesrat hält in seiner Antwort auf die Interpellation 17.4162, "Dramatisches Insektensterben", Folgendes fest: "Der Insektenschwund trifft Wirtschaft und Gesellschaft gleichermassen. Insekten sind in sämtlichen Lebensräumen zu finden, spielen eine Schlüsselrolle für das Funktionieren der Ökosysteme und garantieren damit deren Leistungen, auf die wir für unsere wirtschaftliche Wohlfahrt sowie für unser gesellschaftliches Wohl angewiesen sind (z. B. Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, Bestäubung, Eindämmung von Schädlingen). Funktionierende Ökosysteme sind widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen und den Einflüssen invasiver gebietsfremder Arten. Der Verlust an Insekten wirkt sich deshalb negativ aus, z. B. auf die Landwirtschaft, die Waldwirtschaft und das Wohlergehen der Bevölkerung im Allgemeinen." In seiner Antwort auf die Interpellation 17.4310 stellt der Bundesrat fest, dass die heutigen Roten Listen der Schweiz nur eine limitierte Datenbasis über den Bestand der Insekten darstellen würden und anderseits die Forschungsergebnisse einer Langzeitstudie zum dramatischen Rückgang der Insekten in Deutschland aufzeigten, wie wichtig Programme zur Beobachtung der Biodiversität seien. Trotzdem wird bis heute in der Schweiz kein umfassendes Monitoring betreffend die Verbreitung oder die Zu- und die Abnahme von Insekten gemacht, bzw. ein solches wurde aus Finanzierungsgründen nicht umgesetzt.</p><p>Angesichts der auch vom Bundesrat anerkannten enormen Bedeutung der Insekten für Wirtschaft und Gesellschaft und der Tatsache, dass in der Schweiz über 40 Prozent aller untersuchten Insektenarten (Tendenz steigend) vom Aussterben bedroht sind, braucht es dringend und rasch ein umfassendes Monitoring zum Bestand und zur Entwicklung des Insektenbestandes; das auch, um dringende Massnahmen zielorientiert und rasch umzusetzen und um deren Effekt zum Schutz und zur Förderung von Insekten zu überprüfen. </p>
    • <p>Der Bundesrat anerkennt die Bedeutung der Insekten für funktionierende Ökosysteme und mithin für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen. Wie der Bundesrat in seiner Antwort auf die Interpellation 17.4162 ausgeführt hat, ist der Rückgang der Insektenpopulationen nicht nur für die Biodiversität, sondern auch für die Wirtschaft und die Gesellschaft besorgniserregend.</p><p>Mit der Verabschiedung des Aktionsplans zur Strategie Biodiversität Schweiz (AP SBS) im Jahr 2017 hat sich der Bundesrat verpflichtet, die Biodiversität in ihrer Gesamtheit zu erhalten und zu fördern - die Sanierung und der Unterhalt der ökologischen Infrastruktur bilden dabei ein zentrales Element. Dazu soll unter anderem die Verlängerung der Sofortmassnahmen beitragen. Damit sind auch in den Jahren 2021 bis 2023 vom Bund Mittel im Umfang von jährlich 40 bis 60 Millionen Franken für Sofortmassnahmen vorgesehen, welche von den Kantonen entsprechend ergänzt werden. Ob der Verlust an Insektenfauna gestoppt und deren Situation verbessert wird, hängt unter anderem auch von den Anstrengungen im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung der Biodiversität sowie von der Berücksichtigung und Vernetzung der Insektenhabitate bei raumplanerischen Tätigkeiten ab. 2023 wird der Bundesrat, gestützt auf die Wirkungsanalyse des AP SBS, über eine Fortsetzung und gegebenenfalls Ergänzung des AP SBS mit weiteren Massnahmen sowie deren Finanzierung beschliessen. Weitere Massnahmen zugunsten der Insekten sind im Massnahmenplan Bienengesundheit sowie im Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln enthalten. Die Wirksamkeit dieser Massnahmen wird im Rahmen der bestehenden Monitorings untersucht.</p><p>Was das bestehende Monitoring der Insekten betrifft, so werden die Gewässerinsekten durch das Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM) und das gezielte Monitoring im Rahmen der Nationalen Beobachtung Oberflächengewässerqualität (Nawa) abgedeckt. Von den terrestrischen Insekten werden lediglich die Tagfalter (226 von 21 176 bekannten Insektenarten) im Rahmen des BDM regelmässig beobachtet. Das Programm "Arten und Lebensräume Landwirtschaft" (ALL-EMA) stützt sich auf floristische Erhebungen und die Erfassung biodiversitätsfördernder Strukturen. In Bezug auf die Insekten nutzt ALL-EMA die Daten, die im Rahmen des BDM gesammelt wurden (Tagfalter). ALL-EMA erfasst keine eigenen Daten zu den Insekten.</p><p>Die Einführung des geforderten, umfassenden Insektenmonitorings wäre sehr aufwendig und mit einem erheblichen zusätzlichen Ressourcenaufwand verbunden. Das Bundesamt für Umwelt geht aufgrund des Beispiels "Wildbienen" (wichtige Bestäuber, die sich zudem in zahlreichen Naturräumen wiederfinden) davon aus, dass sich die Kosten für gezielte Ergänzungen der bestehenden Monitoringprogramme auf rund 1 bis 1,5 Millionen Franken pro Jahr belaufen würden. Die Kostenfolgen von Ergänzungen mit anderen Artengruppen wie beispielsweise einem Modul "Laufkäfer" (wichtige und verbreitet vorkommende Schädlingsbekämpfer) lägen in etwa in der gleichen Grössenordnung.</p><p>Angesichts dieser Kosten sowie des bestehenden Biodiversitätsmonitorings, welches auch gewisse Rückschlüsse auf den Bestand von Insekten zulässt, sieht der Bundesrat von zusätzlichen Aktivitäten in diesem Bereich ab.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
    • <p>Der Bundesrat wird aufgefordert, für die Schweiz rasch ein umfassendes Monitoring betreffend die Verbreitung sowie die Zu- und die Abnahme der Insekten aufzubauen und vorzunehmen, eventuell im Rahmen von ALL-EMA.</p>
    • Schaffung eines umfassenden Monitorings zur Entwicklung des Insektenbestandes in der Schweiz

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