Weiterbildungsfonds auf Branchenebene

ShortId
18.3933
Id
20183933
Updated
28.07.2023 14:36
Language
de
Title
Weiterbildungsfonds auf Branchenebene
AdditionalIndexing
32;34;28
1
PriorityCouncil1
Ständerat
Texts
  • <p>Die Digitalisierung hat einen grossen Einfluss auf die Arbeit der Menschen und verändert Funktionen, Aufgaben, Arbeitsabläufe sowie nachgefragte Qualifikationsprofile in vielen Branchen grundlegend. Wegen der immer grösseren Vernetzung verändert sich in der Berufswelt auch der Wissensstand immer schneller. Die Anforderungen an die Weiterbildung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nehmen deswegen rasant zu. Lebenslanges Lernen ist auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt unabdingbar. Dabei sind sowohl die Arbeitgeber wie auch die Arbeitnehmer gefordert. Letztere müssen in die individuelle Arbeitsmarktfähigkeit investieren. Erstere müssen die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden fördern, damit sich diese an die neuen Gegebenheiten anpassen und ihre Kompetenzen entsprechend erweitern können. Da jedoch die Digitalisierung mit der Umstellung von Produktionsprozessen und Geschäftsmodellen für die Unternehmen bereits generell einen hohen Investitionsbedarf nach sich zieht, besteht die Gefahr, dass tendenziell weniger Mittel für die Weiterbildung der Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Die Arbeitgeber dürfen sich allerdings ihrer Verantwortung nicht einfach entziehen und bei einem zusätzlichen Bedarf auf Arbeitskräfte aus dem Ausland setzen. </p><p>Im Zusammenhang mit diesen verschiedenen Herausforderungen stellt sich die Frage der Finanzierung der zusätzlichen Massnahmen im Bereich der Weiterbildungen. Das SBFI hat dazu im Jahr 2016 eine Studie erstellt und drei verschiedene Instrumente verglichen, die auf Bundesebene denkbar sind: Weiterbildungsfonds auf Branchenebene, Weiterbildungsgutscheine für Arbeitnehmer sowie Massnahmen im Bereich der Arbeitslosenversicherung. Die Studie kommt zum Schluss, dass Weiterbildungsfonds auf Branchenebene einen besonders erfolgversprechenden Ansatz darstellen, da diese stark auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet sind. Die Fonds würden von allen Unternehmen der Branche gemeinsam finanziert. Der Bund könnte je nach Bedarf und Zielpublikum (z. B. ältere Arbeitnehmer) zusätzliche Beiträge sprechen und weitere Anreize schaffen.</p><p>Bereits heute enthalten verschiedene Gesamtarbeitsverträge Bestimmungen zur Weiterbildung. Auch der Bundesrat hat letztes Jahr Massnahmen ergriffen, die zum Ziel haben, die Grundkompetenzen von geringqualifizierten und älteren Arbeitnehmern zu fördern. In seiner aktualisierten Digitalisierungsstrategie vom September 2018 identifiziert der Bundesrat zudem die Förderung des lebenslangen Lernens auf allen Stufen und die Bereitstellung entsprechender Aus- und Weiterbildungsangebote als prioritäres Handlungsfeld. Die vorliegende Motion unterstützt diese Stossrichtung und zielt darauf, mit der Förderung von Weiterbildungsfonds auf Branchenebene verstärkt auch die Sozialpartner in die Verantwortung zu nehmen. Insbesondere soll der Bundesrat die Allgemeinverbindlichkeit der Weiterbildungsfonds fördern und ältere Arbeitnehmende in diesem Rahmen gezielt finanziell unterstützen.</p>
  • <p>Berufliche Weiterbildung spielt in der Schweiz eine wichtige Rolle. Die beschleunigten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen erfordern, dass Qualifikationen und Wissen ständig angepasst und erweitert werden. Gemäss Bundesamt für Statistik hat die Aus- und Weiterbildung des Personals für über drei Viertel der Unternehmen (77 Prozent) eine wichtige oder sehr wichtige Bedeutung für die Unternehmensstrategie. 2015 haben 89 Prozent der Unternehmen Weiterbildungen ihrer Beschäftigten unterstützt. Dieser Anteil ist seit 2011 um 6 Prozentpunkte gestiegen.</p><p>Die vom Motionär geforderten Voraussetzungen, dass Branchen-Weiterbildungsfonds gefördert werden können, hat der Bundesrat bereits geschaffen:</p><p>Zum einen regelt das Berufsbildungsgesetz (BBG; SR 412.10) in Artikel 60, dass Organisationen der Arbeitswelt zur Förderung der Berufsbildung - dazu gehört auch die berufsorientierte Weiterbildung - Berufsbildungsfonds schaffen und äufnen können. Damit sollen sie insbesondere die Betriebe in ihrer Branche in der berufsspezifischen Bildung unterstützen. Die Fonds können auf Antrag der zuständigen Organisation vom Bundesrat allgemeinverbindlich erklärt werden; zurzeit gibt es rund 30 allgemeinverbindliche Berufsbildungsfonds.</p><p>Zum andern können im Rahmen von Branchen- oder Firmen-Gesamtarbeitsverträgen (GAV) sozialpartnerschaftliche Fonds zur solidarischen Finanzierung der Weiterbildung geschaffen werden. Gesamtschweizerisch sind rund 2 Millionen Personen, etwa 45 Prozent aller Arbeitnehmenden, einem GAV unterstellt.</p><p>Der Bundesrat erachtet das Anliegen der Motion damit als erfüllt und sieht keinen weiteren Handlungsbedarf.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
  • <p>Der Bundesrat wird aufgefordert, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Weiterbildungsfonds auf Branchenebene gefördert werden können. Diese sollen mithelfen, die angesichts der Digitalisierung gesteigerten Anforderungen im Bereich der Weiterbildung zu bewältigen. Die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen dabei besonders berücksichtigt werden.</p>
  • Weiterbildungsfonds auf Branchenebene
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die Digitalisierung hat einen grossen Einfluss auf die Arbeit der Menschen und verändert Funktionen, Aufgaben, Arbeitsabläufe sowie nachgefragte Qualifikationsprofile in vielen Branchen grundlegend. Wegen der immer grösseren Vernetzung verändert sich in der Berufswelt auch der Wissensstand immer schneller. Die Anforderungen an die Weiterbildung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nehmen deswegen rasant zu. Lebenslanges Lernen ist auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt unabdingbar. Dabei sind sowohl die Arbeitgeber wie auch die Arbeitnehmer gefordert. Letztere müssen in die individuelle Arbeitsmarktfähigkeit investieren. Erstere müssen die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden fördern, damit sich diese an die neuen Gegebenheiten anpassen und ihre Kompetenzen entsprechend erweitern können. Da jedoch die Digitalisierung mit der Umstellung von Produktionsprozessen und Geschäftsmodellen für die Unternehmen bereits generell einen hohen Investitionsbedarf nach sich zieht, besteht die Gefahr, dass tendenziell weniger Mittel für die Weiterbildung der Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Die Arbeitgeber dürfen sich allerdings ihrer Verantwortung nicht einfach entziehen und bei einem zusätzlichen Bedarf auf Arbeitskräfte aus dem Ausland setzen. </p><p>Im Zusammenhang mit diesen verschiedenen Herausforderungen stellt sich die Frage der Finanzierung der zusätzlichen Massnahmen im Bereich der Weiterbildungen. Das SBFI hat dazu im Jahr 2016 eine Studie erstellt und drei verschiedene Instrumente verglichen, die auf Bundesebene denkbar sind: Weiterbildungsfonds auf Branchenebene, Weiterbildungsgutscheine für Arbeitnehmer sowie Massnahmen im Bereich der Arbeitslosenversicherung. Die Studie kommt zum Schluss, dass Weiterbildungsfonds auf Branchenebene einen besonders erfolgversprechenden Ansatz darstellen, da diese stark auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet sind. Die Fonds würden von allen Unternehmen der Branche gemeinsam finanziert. Der Bund könnte je nach Bedarf und Zielpublikum (z. B. ältere Arbeitnehmer) zusätzliche Beiträge sprechen und weitere Anreize schaffen.</p><p>Bereits heute enthalten verschiedene Gesamtarbeitsverträge Bestimmungen zur Weiterbildung. Auch der Bundesrat hat letztes Jahr Massnahmen ergriffen, die zum Ziel haben, die Grundkompetenzen von geringqualifizierten und älteren Arbeitnehmern zu fördern. In seiner aktualisierten Digitalisierungsstrategie vom September 2018 identifiziert der Bundesrat zudem die Förderung des lebenslangen Lernens auf allen Stufen und die Bereitstellung entsprechender Aus- und Weiterbildungsangebote als prioritäres Handlungsfeld. Die vorliegende Motion unterstützt diese Stossrichtung und zielt darauf, mit der Förderung von Weiterbildungsfonds auf Branchenebene verstärkt auch die Sozialpartner in die Verantwortung zu nehmen. Insbesondere soll der Bundesrat die Allgemeinverbindlichkeit der Weiterbildungsfonds fördern und ältere Arbeitnehmende in diesem Rahmen gezielt finanziell unterstützen.</p>
    • <p>Berufliche Weiterbildung spielt in der Schweiz eine wichtige Rolle. Die beschleunigten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen erfordern, dass Qualifikationen und Wissen ständig angepasst und erweitert werden. Gemäss Bundesamt für Statistik hat die Aus- und Weiterbildung des Personals für über drei Viertel der Unternehmen (77 Prozent) eine wichtige oder sehr wichtige Bedeutung für die Unternehmensstrategie. 2015 haben 89 Prozent der Unternehmen Weiterbildungen ihrer Beschäftigten unterstützt. Dieser Anteil ist seit 2011 um 6 Prozentpunkte gestiegen.</p><p>Die vom Motionär geforderten Voraussetzungen, dass Branchen-Weiterbildungsfonds gefördert werden können, hat der Bundesrat bereits geschaffen:</p><p>Zum einen regelt das Berufsbildungsgesetz (BBG; SR 412.10) in Artikel 60, dass Organisationen der Arbeitswelt zur Förderung der Berufsbildung - dazu gehört auch die berufsorientierte Weiterbildung - Berufsbildungsfonds schaffen und äufnen können. Damit sollen sie insbesondere die Betriebe in ihrer Branche in der berufsspezifischen Bildung unterstützen. Die Fonds können auf Antrag der zuständigen Organisation vom Bundesrat allgemeinverbindlich erklärt werden; zurzeit gibt es rund 30 allgemeinverbindliche Berufsbildungsfonds.</p><p>Zum andern können im Rahmen von Branchen- oder Firmen-Gesamtarbeitsverträgen (GAV) sozialpartnerschaftliche Fonds zur solidarischen Finanzierung der Weiterbildung geschaffen werden. Gesamtschweizerisch sind rund 2 Millionen Personen, etwa 45 Prozent aller Arbeitnehmenden, einem GAV unterstellt.</p><p>Der Bundesrat erachtet das Anliegen der Motion damit als erfüllt und sieht keinen weiteren Handlungsbedarf.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
    • <p>Der Bundesrat wird aufgefordert, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Weiterbildungsfonds auf Branchenebene gefördert werden können. Diese sollen mithelfen, die angesichts der Digitalisierung gesteigerten Anforderungen im Bereich der Weiterbildung zu bewältigen. Die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen dabei besonders berücksichtigt werden.</p>
    • Weiterbildungsfonds auf Branchenebene

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