Vertragslandwirtschaft. Eine Landwirtschaft fördern, die auf Verträgen zwischen den Landwirtschaftsbetrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten basiert

ShortId
18.3949
Id
20183949
Updated
28.07.2023 14:38
Language
de
Title
Vertragslandwirtschaft. Eine Landwirtschaft fördern, die auf Verträgen zwischen den Landwirtschaftsbetrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten basiert
AdditionalIndexing
15;55
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Unlängst haben wir über die Ernährungssicherheit, die Ernährungssouveränität und über Fair Food abgestimmt. Diese Volksabstimmungen haben, unabhängig vom Ergebnis der Urnengänge, gezeigt, dass der Bevölkerung die Qualität ihrer Nahrungsmittel und der Konsum von Erzeugnissen aus lokaler Produktion ein grosses Anliegen sind. Die Vertragslandwirtschaft, die auf Verträgen zwischen den Produktionsbetrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten basiert, nimmt das Anliegen des Konsums von Erzeugnissen aus lokaler Produktion auf. </p><p>Wir haben in der Schweiz eine reiche Erfahrung aus verschiedenen Versuchen mit Vertragslandwirtschaft, die die Konsumentinnen und Konsumenten und die lokalen Produzenten verbindet. Beispiele sind etwa die Initiativen wie "Les Jardins de Cocagne" in Genf, "Terre Ferme" im Kanton Waadt oder "Terre Vision" im Kanton Bern.</p><p>Diese Strukturen erlauben es, wieder direkte Verbindungen zu knüpfen zwischen der landwirtschaftlichen Produktion und den zumeist städtischen Konsumentinnen und Konsumenten. Sie erleichtern den Erwerb lokaler Produkte anstelle von Lebensmitteln, die aus dem Ausland importiert werden. Ein solches System honoriert die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern und eröffnet ihnen, wenn es in einer gewissen Breite zur Anwendung kommt, Alternativen zu einer Abhängigkeit von den Grossverteilern, die ihnen sonst in der Regel die Preise diktieren. Längerfristig können die Landwirtinnen und Landwirte mit einem solchen System ein Einkommen erzielen, das gerechter, stabiler und höher ist. In der Vertragslandwirtschaft ist das Produktionsrisiko zwischen Produzenten und Konsumenten geteilt, und die Gewinnmargen sind für die Bäuerinnen und Bauern höher, weil die Zwischenhändler wegfallen.</p><p>Aus diesen Überlegungen heraus scheint es angezeigt, dass der Bundesrat in seiner Landwirtschaftspolitik die Ausdehnung und Konsolidierung der Vertragslandwirtschaft fördert.</p><p>Die Massnahmen zur Förderung der Vertragslandwirtschaft könnten durchaus auf eine oder zwei Perioden der Landwirtschaftspolitik, sprich auf vier oder acht Jahre, befristet werden. Diese Zeit müsste reichen, dass diese Strukturen über die ganze Schweiz verbreitet und gefestigt werden.</p><p>Danach wäre Bilanz zu ziehen aus dieser Fördertätigkeit und zu entscheiden, ob sie fortgeführt werden soll oder nicht.</p>
  • <p>Der Bundesrat anerkennt die wichtigen Funktionen regionaler Vertragslandwirtschaft (RVL) für ein nachhaltiges Ernährungssystem Schweiz. Resultate des Nationalen Forschungsprogrammes 69, "Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion", zeigen, dass RVL zur Diversifizierung der Versorgung beiträgt und zugleich gesundes und nachhaltiges Konsumverhalten unterstützt. </p><p>Die Agrarpolitik bietet verschiedene Instrumente zur Unterstützung von RVL-Initiativen an. So können gestützt auf Artikel 11 des Landwirtschaftsgesetzes (LwG) innovative Projekte im Bereich Qualität und Nachhaltigkeit gefördert werden. Beispielsweise wurde die Entwicklung des sehr erfolgreichen Open-Source-Administrationstools für RVL-Projekte "Open Olitor" unterstützt. Auch im Rahmen von Projekten zur regionalen Entwicklung kann der Bund Massnahmen im Bereich RVL fördern. Die Unterstützung des Bundes hat stets subsidiären Charakter. </p><p>Neben der RVL gibt es viele andere Geschäftsmodelle, die zu mehr Wertschöpfung und Nachhaltigkeit beitragen, wie etwa Direktvermarktung, Hofläden, lokale Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Gewerbe oder auch agrotouristische Angebote. Diese Vielfalt ist wichtig, um der Diversität der Bedürfnisse und Marktsegmente gerecht zu werden. Die einseitige Favorisierung von RVL-Initiativen erscheint dem Bundesrat weder notwendig noch zweckmässig. Sie könnte sogar zu einer Konkurrenzierung bestehender RVL-Initiativen führen, was nicht wünschbar wäre.</p><p>Der Bundesrat ist der Meinung, dass die bestehenden agrarpolitischen Förderungsmöglichkeiten ausreichend sind und dass diese überall dort eingesetzt werden sollen, wo sie einen Beitrag zu Wertschöpfung, Qualität und Nachhaltigkeit leisten, und zwar unabhängig vom Geschäftsmodell der Initiative. Zudem gibt der Bundesrat zu bedenken, dass die Förderung eines nachhaltigeren Ernährungssystems Schweiz eine politikübergreifende Herausforderung ist, welche es entsprechend interdisziplinär anzugehen gilt.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, im Rahmen der Agrarpolitik Instrumente zu schaffen, insbesondere finanzieller Art, die eine schweizweite Verstärkung der Landwirtschaft fördern, die auf Verträgen zwischen den Landwirtschaftsbetrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten basiert.</p>
  • Vertragslandwirtschaft. Eine Landwirtschaft fördern, die auf Verträgen zwischen den Landwirtschaftsbetrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten basiert
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Unlängst haben wir über die Ernährungssicherheit, die Ernährungssouveränität und über Fair Food abgestimmt. Diese Volksabstimmungen haben, unabhängig vom Ergebnis der Urnengänge, gezeigt, dass der Bevölkerung die Qualität ihrer Nahrungsmittel und der Konsum von Erzeugnissen aus lokaler Produktion ein grosses Anliegen sind. Die Vertragslandwirtschaft, die auf Verträgen zwischen den Produktionsbetrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten basiert, nimmt das Anliegen des Konsums von Erzeugnissen aus lokaler Produktion auf. </p><p>Wir haben in der Schweiz eine reiche Erfahrung aus verschiedenen Versuchen mit Vertragslandwirtschaft, die die Konsumentinnen und Konsumenten und die lokalen Produzenten verbindet. Beispiele sind etwa die Initiativen wie "Les Jardins de Cocagne" in Genf, "Terre Ferme" im Kanton Waadt oder "Terre Vision" im Kanton Bern.</p><p>Diese Strukturen erlauben es, wieder direkte Verbindungen zu knüpfen zwischen der landwirtschaftlichen Produktion und den zumeist städtischen Konsumentinnen und Konsumenten. Sie erleichtern den Erwerb lokaler Produkte anstelle von Lebensmitteln, die aus dem Ausland importiert werden. Ein solches System honoriert die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern und eröffnet ihnen, wenn es in einer gewissen Breite zur Anwendung kommt, Alternativen zu einer Abhängigkeit von den Grossverteilern, die ihnen sonst in der Regel die Preise diktieren. Längerfristig können die Landwirtinnen und Landwirte mit einem solchen System ein Einkommen erzielen, das gerechter, stabiler und höher ist. In der Vertragslandwirtschaft ist das Produktionsrisiko zwischen Produzenten und Konsumenten geteilt, und die Gewinnmargen sind für die Bäuerinnen und Bauern höher, weil die Zwischenhändler wegfallen.</p><p>Aus diesen Überlegungen heraus scheint es angezeigt, dass der Bundesrat in seiner Landwirtschaftspolitik die Ausdehnung und Konsolidierung der Vertragslandwirtschaft fördert.</p><p>Die Massnahmen zur Förderung der Vertragslandwirtschaft könnten durchaus auf eine oder zwei Perioden der Landwirtschaftspolitik, sprich auf vier oder acht Jahre, befristet werden. Diese Zeit müsste reichen, dass diese Strukturen über die ganze Schweiz verbreitet und gefestigt werden.</p><p>Danach wäre Bilanz zu ziehen aus dieser Fördertätigkeit und zu entscheiden, ob sie fortgeführt werden soll oder nicht.</p>
    • <p>Der Bundesrat anerkennt die wichtigen Funktionen regionaler Vertragslandwirtschaft (RVL) für ein nachhaltiges Ernährungssystem Schweiz. Resultate des Nationalen Forschungsprogrammes 69, "Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion", zeigen, dass RVL zur Diversifizierung der Versorgung beiträgt und zugleich gesundes und nachhaltiges Konsumverhalten unterstützt. </p><p>Die Agrarpolitik bietet verschiedene Instrumente zur Unterstützung von RVL-Initiativen an. So können gestützt auf Artikel 11 des Landwirtschaftsgesetzes (LwG) innovative Projekte im Bereich Qualität und Nachhaltigkeit gefördert werden. Beispielsweise wurde die Entwicklung des sehr erfolgreichen Open-Source-Administrationstools für RVL-Projekte "Open Olitor" unterstützt. Auch im Rahmen von Projekten zur regionalen Entwicklung kann der Bund Massnahmen im Bereich RVL fördern. Die Unterstützung des Bundes hat stets subsidiären Charakter. </p><p>Neben der RVL gibt es viele andere Geschäftsmodelle, die zu mehr Wertschöpfung und Nachhaltigkeit beitragen, wie etwa Direktvermarktung, Hofläden, lokale Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Gewerbe oder auch agrotouristische Angebote. Diese Vielfalt ist wichtig, um der Diversität der Bedürfnisse und Marktsegmente gerecht zu werden. Die einseitige Favorisierung von RVL-Initiativen erscheint dem Bundesrat weder notwendig noch zweckmässig. Sie könnte sogar zu einer Konkurrenzierung bestehender RVL-Initiativen führen, was nicht wünschbar wäre.</p><p>Der Bundesrat ist der Meinung, dass die bestehenden agrarpolitischen Förderungsmöglichkeiten ausreichend sind und dass diese überall dort eingesetzt werden sollen, wo sie einen Beitrag zu Wertschöpfung, Qualität und Nachhaltigkeit leisten, und zwar unabhängig vom Geschäftsmodell der Initiative. Zudem gibt der Bundesrat zu bedenken, dass die Förderung eines nachhaltigeren Ernährungssystems Schweiz eine politikübergreifende Herausforderung ist, welche es entsprechend interdisziplinär anzugehen gilt.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, im Rahmen der Agrarpolitik Instrumente zu schaffen, insbesondere finanzieller Art, die eine schweizweite Verstärkung der Landwirtschaft fördern, die auf Verträgen zwischen den Landwirtschaftsbetrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten basiert.</p>
    • Vertragslandwirtschaft. Eine Landwirtschaft fördern, die auf Verträgen zwischen den Landwirtschaftsbetrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten basiert

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