Tierschutzkonformität bei grossen Tierbeständen in der Schweiz

ShortId
18.3989
Id
20183989
Updated
28.07.2023 03:04
Language
de
Title
Tierschutzkonformität bei grossen Tierbeständen in der Schweiz
AdditionalIndexing
52;55
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Aus verschiedenen Gründen nimmt die Anzahl Nutztierhalter ab, wodurch die Herdengrössen/Tierbestände der Nutztiere zunehmen. Gab es 2000 noch 48 300 Kuh- und 15 300 Schweinehalter, waren es 2016 nur mehr 23 000 Kuh- und 6600 Schweinehalter. Als Folge davon werden immer mehr Nutztiere in überdurchschnittlich grossen Beständen gehalten. Etwa rund die Hälfte der Schweizer Schweine lebt in Betrieben mit 500 und mehr Tieren. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch bei Kuhherden beobachten und insbesondere beim Geflügel feststellen, wo inzwischen bei Neubauten generell auf Tierbestände von 12 000 bis 18 000 Hühnern gesetzt wird. </p><p>Es muss davon ausgegangen werden, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Herdengrösse bzw. der Anzahl zusammen gehaltener Tiere und den gesundheitlichen Herausforderungen und dem Tierwohl im Allgemeinen. Leider ist dies heute nicht Gegenstand systematischer Untersuchungen.</p>
  • <p>Die Mindestanforderungen der Tierschutzgesetzgebung gelten unabhängig von der Grösse eines Tierbestandes. Sie stellen auch bei grossen Beständen eine tierschutzkonforme Haltung der Tiere und einen artgerechten Umgang mit ihnen sicher. Die Grösse eines Tierbestandes ist neben der Stalleinrichtung, dem verfügbaren Platz für die freie Bewegungsmöglichkeit, der verfügbaren Zeit und den Fachkenntnissen der Betreuungspersonen nur einer von vielen Faktoren, die einen Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere haben können. </p><p>1. Über die Verwendung von Antibiotika und anderen Medikamenten in der Veterinärmedizin in den letzten 20 Jahren in der Schweiz existieren in Bezug auf verschiedene Nutztierkategorien keine Erhebungen. Am 1. Januar 2019 tritt jedoch die Verordnung über das Informationssystem zur Überwachung des Antibiotikaeinsatzes in der Veterinärmedizin in Kraft, in welchem Daten zum Antibiotikaverbrauch in der Veterinärmedizin erfasst werden. In zwei bis drei Jahren werden damit erste Auswertungen gemacht werden können. Dabei werden auch Zusammenhänge zwischen der Grösse der Tierbestände und dem Einsatz von Antibiotika ersichtlich sein. Basierend auf diesen Daten werden die zuständigen Behörden Massnahmen zur Senkung des Antibiotikaeinsatzes ergreifen können.</p><p>2. Für die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Herdengrösse und Tierwohl wären mehrjährige multidisziplinäre Forschungsprogramme erforderlich, welche umfangreiche Ressourcen benötigen würden. Aufgrund der Tatsache, dass für die Gewährleistung des Tierwohls verschiedene Faktoren massgebend sind (vgl. Ausführungen oben), ist jedoch unsicher, ob überhaupt eine klare und abschliessende Aussage über den Zusammenhang zwischen Herdengrösse und Tierwohl gemacht werden könnte. </p><p>3. Die Teilnahme an Tierwohlprogrammen wie BTS (besonders tierfreundliches Stallhaltungssystem) und RAUS (regelmässiger Auslauf im Freien) ist für Tierhalterinnen und Tierhalter unabhängig von der Grösse des Tierbestandes möglich. Erforderlich ist einzig, dass sie die betreffenden Voraussetzungen für die Teilnahme an einem Programm erfüllen. </p><p>4. Zwischen der Qualität der Betreuung für die einzelnen Tiere und der Herdengrösse besteht kein direkter Zusammenhang. Vielmehr sind für eine gute Betreuung die Fachkenntnisse und die verfügbare Zeit der Betreuungspersonen massgebend. </p><p>Die Tierschutzkonformität der Tierbestände ist auch dem Bundesrat ein grosses Anliegen. Er ist an neuen Erkenntnissen im Bereich Tierschutz interessiert und verfolgt die diesbezügliche Entwicklung aufmerksam. Aus den obenerwähnten Gründen ist er jedoch der Auffassung, dass der beantragte Bericht zur Verbesserung des Tierwohls keinen relevanten Beitrag leisten würde. </p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
  • <p>Der Bundesrat wird eingeladen, einen Bericht zur Tierschutzkonformität von für die Schweiz sehr grossen Tierbeständen zu erstellen. In diesem Bericht soll er insbesondere aufzeigen:</p><p>1. Die Entwicklung der präventiv und therapeutisch eingesetzten Menge an Medikamenten - insbesondere Antibiotika - bei den verschiedenen Nutztierkategorien in den letzten 20 Jahren.</p><p>2. Wissenschaftlich gesicherte Zusammenhänge zwischen Herdengrösse/Tierbeständen und Tierwohl.</p><p>3. Den möglichen Zusammenhang zwischen Herdengrösse/Tierbeständen und der Möglichkeit zur Teilnahme an tierfreundlichen Programmen wie RAUS usw. </p><p>4. Die Qualität der Betreuung für das einzelne Tier bei zunehmender Grösse von Tierbestand/Herde und die damit einhergehenden Herausforderungen für die Tierhalter.</p>
  • Tierschutzkonformität bei grossen Tierbeständen in der Schweiz
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Aus verschiedenen Gründen nimmt die Anzahl Nutztierhalter ab, wodurch die Herdengrössen/Tierbestände der Nutztiere zunehmen. Gab es 2000 noch 48 300 Kuh- und 15 300 Schweinehalter, waren es 2016 nur mehr 23 000 Kuh- und 6600 Schweinehalter. Als Folge davon werden immer mehr Nutztiere in überdurchschnittlich grossen Beständen gehalten. Etwa rund die Hälfte der Schweizer Schweine lebt in Betrieben mit 500 und mehr Tieren. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch bei Kuhherden beobachten und insbesondere beim Geflügel feststellen, wo inzwischen bei Neubauten generell auf Tierbestände von 12 000 bis 18 000 Hühnern gesetzt wird. </p><p>Es muss davon ausgegangen werden, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Herdengrösse bzw. der Anzahl zusammen gehaltener Tiere und den gesundheitlichen Herausforderungen und dem Tierwohl im Allgemeinen. Leider ist dies heute nicht Gegenstand systematischer Untersuchungen.</p>
    • <p>Die Mindestanforderungen der Tierschutzgesetzgebung gelten unabhängig von der Grösse eines Tierbestandes. Sie stellen auch bei grossen Beständen eine tierschutzkonforme Haltung der Tiere und einen artgerechten Umgang mit ihnen sicher. Die Grösse eines Tierbestandes ist neben der Stalleinrichtung, dem verfügbaren Platz für die freie Bewegungsmöglichkeit, der verfügbaren Zeit und den Fachkenntnissen der Betreuungspersonen nur einer von vielen Faktoren, die einen Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere haben können. </p><p>1. Über die Verwendung von Antibiotika und anderen Medikamenten in der Veterinärmedizin in den letzten 20 Jahren in der Schweiz existieren in Bezug auf verschiedene Nutztierkategorien keine Erhebungen. Am 1. Januar 2019 tritt jedoch die Verordnung über das Informationssystem zur Überwachung des Antibiotikaeinsatzes in der Veterinärmedizin in Kraft, in welchem Daten zum Antibiotikaverbrauch in der Veterinärmedizin erfasst werden. In zwei bis drei Jahren werden damit erste Auswertungen gemacht werden können. Dabei werden auch Zusammenhänge zwischen der Grösse der Tierbestände und dem Einsatz von Antibiotika ersichtlich sein. Basierend auf diesen Daten werden die zuständigen Behörden Massnahmen zur Senkung des Antibiotikaeinsatzes ergreifen können.</p><p>2. Für die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Herdengrösse und Tierwohl wären mehrjährige multidisziplinäre Forschungsprogramme erforderlich, welche umfangreiche Ressourcen benötigen würden. Aufgrund der Tatsache, dass für die Gewährleistung des Tierwohls verschiedene Faktoren massgebend sind (vgl. Ausführungen oben), ist jedoch unsicher, ob überhaupt eine klare und abschliessende Aussage über den Zusammenhang zwischen Herdengrösse und Tierwohl gemacht werden könnte. </p><p>3. Die Teilnahme an Tierwohlprogrammen wie BTS (besonders tierfreundliches Stallhaltungssystem) und RAUS (regelmässiger Auslauf im Freien) ist für Tierhalterinnen und Tierhalter unabhängig von der Grösse des Tierbestandes möglich. Erforderlich ist einzig, dass sie die betreffenden Voraussetzungen für die Teilnahme an einem Programm erfüllen. </p><p>4. Zwischen der Qualität der Betreuung für die einzelnen Tiere und der Herdengrösse besteht kein direkter Zusammenhang. Vielmehr sind für eine gute Betreuung die Fachkenntnisse und die verfügbare Zeit der Betreuungspersonen massgebend. </p><p>Die Tierschutzkonformität der Tierbestände ist auch dem Bundesrat ein grosses Anliegen. Er ist an neuen Erkenntnissen im Bereich Tierschutz interessiert und verfolgt die diesbezügliche Entwicklung aufmerksam. Aus den obenerwähnten Gründen ist er jedoch der Auffassung, dass der beantragte Bericht zur Verbesserung des Tierwohls keinen relevanten Beitrag leisten würde. </p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
    • <p>Der Bundesrat wird eingeladen, einen Bericht zur Tierschutzkonformität von für die Schweiz sehr grossen Tierbeständen zu erstellen. In diesem Bericht soll er insbesondere aufzeigen:</p><p>1. Die Entwicklung der präventiv und therapeutisch eingesetzten Menge an Medikamenten - insbesondere Antibiotika - bei den verschiedenen Nutztierkategorien in den letzten 20 Jahren.</p><p>2. Wissenschaftlich gesicherte Zusammenhänge zwischen Herdengrösse/Tierbeständen und Tierwohl.</p><p>3. Den möglichen Zusammenhang zwischen Herdengrösse/Tierbeständen und der Möglichkeit zur Teilnahme an tierfreundlichen Programmen wie RAUS usw. </p><p>4. Die Qualität der Betreuung für das einzelne Tier bei zunehmender Grösse von Tierbestand/Herde und die damit einhergehenden Herausforderungen für die Tierhalter.</p>
    • Tierschutzkonformität bei grossen Tierbeständen in der Schweiz

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