Wie könnte die Lehrstellenzahl bei ausländischen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz erhöht werden?

ShortId
18.4017
Id
20184017
Updated
28.07.2023 03:15
Language
de
Title
Wie könnte die Lehrstellenzahl bei ausländischen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz erhöht werden?
AdditionalIndexing
32;15;44
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>In den letzten Jahren haben sich zahlreiche ausländische Unternehmen in der Schweiz niedergelassen; dies dank günstiger Rahmenbedingungen, welche die Schweiz diesen Unternehmen bietet, und dank einer aktiven Ansiedlungspolitik. Diese Unternehmen profitieren nebst anderem von gut ausgebildeten Arbeitskräften in der Schweiz, die zum Teil aus der ausgezeichneten dualen Berufsbildung hervorgehen, um die uns andere Länder beneiden.</p><p>Nun kann dieses duale Bildungssystem aber unter anderem nur deshalb fortbestehen, weil eine grosse Zahl von Unternehmen Lehrstellen anbietet. Einen jungen Menschen ausbilden verlangt ein grosses Engagement vonseiten des Unternehmens. Es ist mit administrativen Umtrieben verbunden, es braucht gewisse Rahmenbedingungen, die künftigen "Lehrmeister" müssen die Möglichkeit bekommen, sich für ihre Aufgabe ausbilden zu lassen und das Nötige vorkehren zu können, damit die jungen Leute für ihre Lehre motiviert sind.</p><p>Eine Lehrstelle anzubieten ist für ein Unternehmen eine Investition. Es ist auch ein Beitrag zu unserem Milizsystem. Es ist wichtig, dass möglichst viele Unternehmen sich an diesem System beteiligen, soweit es ihre Möglichkeiten zulassen. Andernfalls kommt es dazu, dass gewisse Unternehmen ungerechtfertigterweise von den Ausbildungsanstrengungen anderer profitieren.</p><p>Es ist allerdings wichtig, dass diese Bemühungen nicht auf die falsche Bahn geraten und die Unternehmen die Chance wittern, billige Arbeitskräfte anzustellen. </p><p>Gegenwärtig drängt die Ladenkette Décathlon auf den Schweizer Markt. Da müssen wir uns schon fragen, ob solche Unternehmen für die Anliegen der Berufsbildung und für ihre Rolle, die sie in diesem Bereich spielen sollten, hinreichend sensibilisiert sind.</p><p>Betrachtet man das "Handbuch für Investoren" von Swiss Global Enterprise, so stellt man fest, dass darin tatsächlich gerade mal eine Viertelseite von insgesamt 164 Seiten dem Thema der Berufslehre gewidmet ist, und man findet dort auch nicht den Hinweis, dass alle Unternehmen nachdrücklich eingeladen sind, sich an der Berufsbildung zu beteiligen. Die Standortförderorganisation "Greater Geneva Bern area" (GGBa) ihrerseits begnügt sich hinsichtlich der Thematik der Berufsbildung damit, auf das genannte "Handbuch für Investoren" zu verweisen.</p><p>Ein stärkeres Eintreten bei den ausländischen Unternehmen für die Belange der Berufsbildung in der Schweiz wäre zweifellos sehr angebracht und nützlich.</p>
  • <p>Der Bundesrat teilt die Ansicht der Postulantin, dass die Schweiz international den Ruf eines gut funktionierenden dualen Berufsbildungssystems geniesst und über qualifizierte Berufsleute verfügt. Die Schweiz ist wirtschaftlich stark mit dem Ausland verflochten und ein attraktiver Standort für internationale Unternehmen.</p><p>Die im Jahr 2013 publizierte Studie "Der Einfluss der Internationalisierung auf die arbeitsmarktorientierte Bildung" zeigte, dass die ausbildenden internationalen Betriebe mit mehr als 50 Angestellten sich bei der Ausbildungsbereitschaft nicht signifikant von einheimischen Betrieben unterscheiden. Nur bei den kleineren Betrieben ist die Ausbildungsquote bei ausländischen Unternehmen tiefer.</p><p>Die Aufgabe der Lehrstellenförderung obliegt primär den Kantonen sowie den Organisationen der Arbeitswelt, Branchen- und Berufsverbänden. Die Kantone verfügen über aufeinander abgestimmte und bewährte Lehrstellen-Marketingmassnahmen. Mit diesen richten sie sich auch an internationale Unternehmungen. Die Berufsbildungsämter und die regionalen Organisationen der Arbeitswelt sind mit den Verhältnissen vor Ort vertraut. Sie pflegen den Kontakt mit den Unternehmungen, auch mit internationalen.</p><p>Der Bund seinerseits sorgt für optimale Rahmenbedingungen und leistet finanzielle Unterstützung. Besonders zu Zeiten der Lehrstellenkrise hatte der Bund den Kantonen mit angespannter Lehrstellensituation zusätzliche finanzielle Unterstützung für die Realisierung ihrer Lehrstellen-Marketingmassnahmen geboten. In der französisch- und in der italienischsprachigen Schweiz hat der Bund solche Massnahmen angesichts der relativ geringen Verbreitung der dualen Berufsbildung bis vor Kurzem unterstützt. Ein Teil davon betraf die Sensibilisierung von international ausgerichteten, multinationalen Unternehmen, insbesondere im Kanton Genf. So hat der Bund im Kanton Genf zwischen 2013 und 2016 ein Pilotprojekt zur Schaffung einer bilingualen beruflichen Grundbildung für Kauffrauen und Kaufmänner unterstützt. 42 Unternehmen mit Englisch als Arbeitssprache wurden für das Projekt gewonnen, darunter mehrere, die vorher nicht ausgebildet hatten. Fast 100 Jugendliche konnten eine bilinguale berufliche Grundbildung als Kauffrau/Kaufmann EFZ beginnen. Ebenso hat der Bund einen finanziellen Beitrag für die Entwicklung und Pilotierung einer mehrheitlich englischsprachigen beruflichen Grundbildung für Kauffrauen und Kaufmänner und Informatikerinnen und Informatiker im Kanton Zug gesprochen, welcher ebenfalls eine hohe Dichte an internationalen Unternehmen aufweist. Einen wesentlichen Beitrag zum Marketing für die duale Berufsbildung mit breiter Ausstrahlung leisten auch die Swiss Skills, die 2018 zum zweiten Mal durchgeführten zentralen Berufsmeisterschaften. Der Bund unterstützt sie mit namhaften Beiträgen, 2018 mit 10 Millionen Franken.</p><p>Um ein ausreichendes Lehrstellenangebot sicherzustellen, stehen auf mehreren Ebenen aufeinander abgestimmte Massnahmen zur Verfügung. Diese werden unbesehen der Nationalität der Unternehmungen eingesetzt. Der Bundesrat erachtet das Anliegen des Postulates daher bereits als erfüllt.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, Mittel und Wege zu prüfen, wie ausländische Unternehmen mit Sitz in der Schweiz davon überzeugt werden könnten, Lehrstellen anzubieten.</p>
  • Wie könnte die Lehrstellenzahl bei ausländischen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz erhöht werden?
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>In den letzten Jahren haben sich zahlreiche ausländische Unternehmen in der Schweiz niedergelassen; dies dank günstiger Rahmenbedingungen, welche die Schweiz diesen Unternehmen bietet, und dank einer aktiven Ansiedlungspolitik. Diese Unternehmen profitieren nebst anderem von gut ausgebildeten Arbeitskräften in der Schweiz, die zum Teil aus der ausgezeichneten dualen Berufsbildung hervorgehen, um die uns andere Länder beneiden.</p><p>Nun kann dieses duale Bildungssystem aber unter anderem nur deshalb fortbestehen, weil eine grosse Zahl von Unternehmen Lehrstellen anbietet. Einen jungen Menschen ausbilden verlangt ein grosses Engagement vonseiten des Unternehmens. Es ist mit administrativen Umtrieben verbunden, es braucht gewisse Rahmenbedingungen, die künftigen "Lehrmeister" müssen die Möglichkeit bekommen, sich für ihre Aufgabe ausbilden zu lassen und das Nötige vorkehren zu können, damit die jungen Leute für ihre Lehre motiviert sind.</p><p>Eine Lehrstelle anzubieten ist für ein Unternehmen eine Investition. Es ist auch ein Beitrag zu unserem Milizsystem. Es ist wichtig, dass möglichst viele Unternehmen sich an diesem System beteiligen, soweit es ihre Möglichkeiten zulassen. Andernfalls kommt es dazu, dass gewisse Unternehmen ungerechtfertigterweise von den Ausbildungsanstrengungen anderer profitieren.</p><p>Es ist allerdings wichtig, dass diese Bemühungen nicht auf die falsche Bahn geraten und die Unternehmen die Chance wittern, billige Arbeitskräfte anzustellen. </p><p>Gegenwärtig drängt die Ladenkette Décathlon auf den Schweizer Markt. Da müssen wir uns schon fragen, ob solche Unternehmen für die Anliegen der Berufsbildung und für ihre Rolle, die sie in diesem Bereich spielen sollten, hinreichend sensibilisiert sind.</p><p>Betrachtet man das "Handbuch für Investoren" von Swiss Global Enterprise, so stellt man fest, dass darin tatsächlich gerade mal eine Viertelseite von insgesamt 164 Seiten dem Thema der Berufslehre gewidmet ist, und man findet dort auch nicht den Hinweis, dass alle Unternehmen nachdrücklich eingeladen sind, sich an der Berufsbildung zu beteiligen. Die Standortförderorganisation "Greater Geneva Bern area" (GGBa) ihrerseits begnügt sich hinsichtlich der Thematik der Berufsbildung damit, auf das genannte "Handbuch für Investoren" zu verweisen.</p><p>Ein stärkeres Eintreten bei den ausländischen Unternehmen für die Belange der Berufsbildung in der Schweiz wäre zweifellos sehr angebracht und nützlich.</p>
    • <p>Der Bundesrat teilt die Ansicht der Postulantin, dass die Schweiz international den Ruf eines gut funktionierenden dualen Berufsbildungssystems geniesst und über qualifizierte Berufsleute verfügt. Die Schweiz ist wirtschaftlich stark mit dem Ausland verflochten und ein attraktiver Standort für internationale Unternehmen.</p><p>Die im Jahr 2013 publizierte Studie "Der Einfluss der Internationalisierung auf die arbeitsmarktorientierte Bildung" zeigte, dass die ausbildenden internationalen Betriebe mit mehr als 50 Angestellten sich bei der Ausbildungsbereitschaft nicht signifikant von einheimischen Betrieben unterscheiden. Nur bei den kleineren Betrieben ist die Ausbildungsquote bei ausländischen Unternehmen tiefer.</p><p>Die Aufgabe der Lehrstellenförderung obliegt primär den Kantonen sowie den Organisationen der Arbeitswelt, Branchen- und Berufsverbänden. Die Kantone verfügen über aufeinander abgestimmte und bewährte Lehrstellen-Marketingmassnahmen. Mit diesen richten sie sich auch an internationale Unternehmungen. Die Berufsbildungsämter und die regionalen Organisationen der Arbeitswelt sind mit den Verhältnissen vor Ort vertraut. Sie pflegen den Kontakt mit den Unternehmungen, auch mit internationalen.</p><p>Der Bund seinerseits sorgt für optimale Rahmenbedingungen und leistet finanzielle Unterstützung. Besonders zu Zeiten der Lehrstellenkrise hatte der Bund den Kantonen mit angespannter Lehrstellensituation zusätzliche finanzielle Unterstützung für die Realisierung ihrer Lehrstellen-Marketingmassnahmen geboten. In der französisch- und in der italienischsprachigen Schweiz hat der Bund solche Massnahmen angesichts der relativ geringen Verbreitung der dualen Berufsbildung bis vor Kurzem unterstützt. Ein Teil davon betraf die Sensibilisierung von international ausgerichteten, multinationalen Unternehmen, insbesondere im Kanton Genf. So hat der Bund im Kanton Genf zwischen 2013 und 2016 ein Pilotprojekt zur Schaffung einer bilingualen beruflichen Grundbildung für Kauffrauen und Kaufmänner unterstützt. 42 Unternehmen mit Englisch als Arbeitssprache wurden für das Projekt gewonnen, darunter mehrere, die vorher nicht ausgebildet hatten. Fast 100 Jugendliche konnten eine bilinguale berufliche Grundbildung als Kauffrau/Kaufmann EFZ beginnen. Ebenso hat der Bund einen finanziellen Beitrag für die Entwicklung und Pilotierung einer mehrheitlich englischsprachigen beruflichen Grundbildung für Kauffrauen und Kaufmänner und Informatikerinnen und Informatiker im Kanton Zug gesprochen, welcher ebenfalls eine hohe Dichte an internationalen Unternehmen aufweist. Einen wesentlichen Beitrag zum Marketing für die duale Berufsbildung mit breiter Ausstrahlung leisten auch die Swiss Skills, die 2018 zum zweiten Mal durchgeführten zentralen Berufsmeisterschaften. Der Bund unterstützt sie mit namhaften Beiträgen, 2018 mit 10 Millionen Franken.</p><p>Um ein ausreichendes Lehrstellenangebot sicherzustellen, stehen auf mehreren Ebenen aufeinander abgestimmte Massnahmen zur Verfügung. Diese werden unbesehen der Nationalität der Unternehmungen eingesetzt. Der Bundesrat erachtet das Anliegen des Postulates daher bereits als erfüllt.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, Mittel und Wege zu prüfen, wie ausländische Unternehmen mit Sitz in der Schweiz davon überzeugt werden könnten, Lehrstellen anzubieten.</p>
    • Wie könnte die Lehrstellenzahl bei ausländischen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz erhöht werden?

Back to List