Forschung über Schweizer Holocaustopfer fördern. Gegen das Vergessen von Geschichte

ShortId
18.4257
Id
20184257
Updated
28.07.2023 03:19
Language
de
Title
Forschung über Schweizer Holocaustopfer fördern. Gegen das Vergessen von Geschichte
AdditionalIndexing
04;36
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Zwar gibt es einige Fonds, mit denen die historische Forschung - insbesondere über die Rolle unseres Landes während des Zweiten Weltkriegs - unterstützt wurde. Doch hat sich bisher noch keine Arbeit mit den in den Konzentrationslagern internierten Schweizerinnen und Schweizern befasst, und dies, obwohl die deportierten Menschen und die Opfer in verschiedenen Berichten des Bundesrates aus den Fünfzigerjahren erwähnt werden und es im Bundesarchiv über 1600 Personendossiers gibt. Laut verschiedenen Fachleuten wurden die Biografien der Opfer nie systematisch aufgearbeitet. In der Folge ist die wissenschaftliche Debatte im Vergleich zu anderen Ländern nur sehr begrenzt. Selbst in wichtigen Studien über die Opfer des Nationalsozialismus in Europa taucht die Schweiz nicht auf. Das führt dazu, dass in unserem Land weder an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert noch ihnen gedacht wird. Der Holocaust wird noch immer als etwas empfunden, das mit der Schweiz wenig zu tun hat. Das gilt auch für Historiker. Ein kollektives Bewusstsein der Tatsache, dass auch Schweizerinnen und Schweizer dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer gefallen sind, sollte angestrebt werden. In diesem Sinne wäre es wünschenswert, dass sich der Bund für eine Arbeit zur Erinnerung an unsere Opfer einsetzt, in diesem speziellen historischen Moment, in dem wir erleben, wie einige Bewegungen wieder Sympathien für den Nationalsozialismus aufbauen. So könnte gezeigt werden, dass eine direkte Verbindung zwischen diesem tragischen Kapitel und der Schweiz besteht, damit unsere Opfer des Holocaust einen Platz im kollektiven Gedächtnis der Schweiz finden. </p>
  • <p>1. Der Bundesrat anerkennt die Bedeutung der freien historischen Forschung zum Holocaust, einschliesslich seiner Verbindung zur Schweiz. Was die Forschungsarbeit über die Schweizer Opfer betrifft, sind die Unterlagen des Schweizerischen Bundesarchivs - ob die Opfer in nationalsozialistische Konzentrationslager deportiert wurden oder nicht - frei zugänglich. Der Bundesrat ist der Auffassung, dass in solchen Fällen die Bereitstellung ausserordentlicher Mittel nicht gerechtfertigt ist. Diese Haltung bekräftigte er bereits in seinen Antworten auf die Motion Perrin 13.3304, "Zahl der im Zweiten Weltkrieg an der Schweizer Grenze Abgewiesenen. Historische statt politische Gewissheit", und auf die Interpellation Stöckli 14.4152, "Aufklärung der Beziehungen der Schweiz zur ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik". Die wissenschaftliche Forschung kann hingegen jederzeit die üblichen Förderinstrumente beanspruchen. Zudem helfen die zuständigen Bundesstellen bei der Beschaffung und der Zugänglichmachung von Informationen, die nicht im Bundesarchiv zu finden sind.</p><p>2. Der Bundesrat anerkennt vollumfänglich, dass die Sensibilisierung insbesondere der jüngeren Generationen für die Verfolgung der Opfer des Nationalsozialismus von grosser Bedeutung ist, wie er in seiner Stellungnahme zur Motion Munz 17.3400, "Den internationalen Roma Holocaust Memorial Day (2. August) anerkennen", bekräftigte. Der 2015 der International Holocaust Remembrance Alliance (Ihra) vorgelegte Länderbericht sowie der Bericht zum Schweizer Vorsitz der Ihra 2017 enthalten alle in diesem Zusammenhang getroffenen Massnahmen. Die beiden Berichte sind auf der Website der Ihra einsehbar (<a href="http://holocaustremembrance.com/member-countries/switzerland">http://holocaustremembrance.com/member-countries/switzerland</a>). Die zuständigen Stellen der Bundesverwaltung stehen zur Unterstützung von einschlägigen Projekten zur Verfügung.</p> Antwort des Bundesrates.
  • <p>Fast 1000 Schweizerinnen und Schweizer litten in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Bisher wurde das blutigste Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte von der Forschung jedoch vernachlässigt, obwohl im Bundesarchiv 1600 Personendossiers liegen. Darum frage ich den Bundesrat:</p><p>1. Gedenkt er, ein Nationalfondsprojekt zu lancieren und damit die historische Forschung über die Schweizer Opfer dieser tragischen Zeit zu unterstützen?</p><p>2. Ist er gewillt, Initiativen zur Erinnerung an die Schweizer Holocaustopfer zu fördern?</p>
  • Forschung über Schweizer Holocaustopfer fördern. Gegen das Vergessen von Geschichte
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Zwar gibt es einige Fonds, mit denen die historische Forschung - insbesondere über die Rolle unseres Landes während des Zweiten Weltkriegs - unterstützt wurde. Doch hat sich bisher noch keine Arbeit mit den in den Konzentrationslagern internierten Schweizerinnen und Schweizern befasst, und dies, obwohl die deportierten Menschen und die Opfer in verschiedenen Berichten des Bundesrates aus den Fünfzigerjahren erwähnt werden und es im Bundesarchiv über 1600 Personendossiers gibt. Laut verschiedenen Fachleuten wurden die Biografien der Opfer nie systematisch aufgearbeitet. In der Folge ist die wissenschaftliche Debatte im Vergleich zu anderen Ländern nur sehr begrenzt. Selbst in wichtigen Studien über die Opfer des Nationalsozialismus in Europa taucht die Schweiz nicht auf. Das führt dazu, dass in unserem Land weder an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert noch ihnen gedacht wird. Der Holocaust wird noch immer als etwas empfunden, das mit der Schweiz wenig zu tun hat. Das gilt auch für Historiker. Ein kollektives Bewusstsein der Tatsache, dass auch Schweizerinnen und Schweizer dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer gefallen sind, sollte angestrebt werden. In diesem Sinne wäre es wünschenswert, dass sich der Bund für eine Arbeit zur Erinnerung an unsere Opfer einsetzt, in diesem speziellen historischen Moment, in dem wir erleben, wie einige Bewegungen wieder Sympathien für den Nationalsozialismus aufbauen. So könnte gezeigt werden, dass eine direkte Verbindung zwischen diesem tragischen Kapitel und der Schweiz besteht, damit unsere Opfer des Holocaust einen Platz im kollektiven Gedächtnis der Schweiz finden. </p>
    • <p>1. Der Bundesrat anerkennt die Bedeutung der freien historischen Forschung zum Holocaust, einschliesslich seiner Verbindung zur Schweiz. Was die Forschungsarbeit über die Schweizer Opfer betrifft, sind die Unterlagen des Schweizerischen Bundesarchivs - ob die Opfer in nationalsozialistische Konzentrationslager deportiert wurden oder nicht - frei zugänglich. Der Bundesrat ist der Auffassung, dass in solchen Fällen die Bereitstellung ausserordentlicher Mittel nicht gerechtfertigt ist. Diese Haltung bekräftigte er bereits in seinen Antworten auf die Motion Perrin 13.3304, "Zahl der im Zweiten Weltkrieg an der Schweizer Grenze Abgewiesenen. Historische statt politische Gewissheit", und auf die Interpellation Stöckli 14.4152, "Aufklärung der Beziehungen der Schweiz zur ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik". Die wissenschaftliche Forschung kann hingegen jederzeit die üblichen Förderinstrumente beanspruchen. Zudem helfen die zuständigen Bundesstellen bei der Beschaffung und der Zugänglichmachung von Informationen, die nicht im Bundesarchiv zu finden sind.</p><p>2. Der Bundesrat anerkennt vollumfänglich, dass die Sensibilisierung insbesondere der jüngeren Generationen für die Verfolgung der Opfer des Nationalsozialismus von grosser Bedeutung ist, wie er in seiner Stellungnahme zur Motion Munz 17.3400, "Den internationalen Roma Holocaust Memorial Day (2. August) anerkennen", bekräftigte. Der 2015 der International Holocaust Remembrance Alliance (Ihra) vorgelegte Länderbericht sowie der Bericht zum Schweizer Vorsitz der Ihra 2017 enthalten alle in diesem Zusammenhang getroffenen Massnahmen. Die beiden Berichte sind auf der Website der Ihra einsehbar (<a href="http://holocaustremembrance.com/member-countries/switzerland">http://holocaustremembrance.com/member-countries/switzerland</a>). Die zuständigen Stellen der Bundesverwaltung stehen zur Unterstützung von einschlägigen Projekten zur Verfügung.</p> Antwort des Bundesrates.
    • <p>Fast 1000 Schweizerinnen und Schweizer litten in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Bisher wurde das blutigste Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte von der Forschung jedoch vernachlässigt, obwohl im Bundesarchiv 1600 Personendossiers liegen. Darum frage ich den Bundesrat:</p><p>1. Gedenkt er, ein Nationalfondsprojekt zu lancieren und damit die historische Forschung über die Schweizer Opfer dieser tragischen Zeit zu unterstützen?</p><p>2. Ist er gewillt, Initiativen zur Erinnerung an die Schweizer Holocaustopfer zu fördern?</p>
    • Forschung über Schweizer Holocaustopfer fördern. Gegen das Vergessen von Geschichte

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