Die skandalöse Entwicklung der Medikamentenpreise stoppen

ShortId
19.320
Id
20190320
Updated
26.03.2024 20:46
Language
de
Title
Die skandalöse Entwicklung der Medikamentenpreise stoppen
AdditionalIndexing
2841;15
1
PriorityCouncil1
Ständerat
Texts
  • <p>Die RTS-Sendung "Mise au point" berichtete jüngst, dass die Preise von Medikamenten zur Krebsbehandlung astronomische Höhen erreicht haben und weiter ungebremst ansteigen. Bereits im Jahr 2006 hatte der Bundesrat erklärt, sich der Preisproblematik bewusst zu sein, und dem Nationalrat die Annahme eines Postulats (David Eugen, CVP) beantragt, welches ihn zur Prüfung von Preissenkungsmassnahmen aufforderte. Gemäss den Recherchen der RTS ist seither jedoch nichts passiert.</p><p>Laut der erwähnten Sendung hatten die Schweizer Versicherten im Jahr 2018 knapp 1 Milliarde Franken für Krebsmedikamente zu bezahlen. Berechnet wird 80 Mal mehr als die Herstellung dieser Medikamente tatsächlich kostet! Angesichts dessen, dass in der Schweiz jedes Jahr bei mehr als 40 000 Personen eine Krebserkrankung diagnostiziert wird, ist der Markt für Krebsmedikamente sehr lukrativ für die Pharmaunternehmen. Gemäss Biotechnologiesachverständigen werden für Medikamente, deren Herstellungskosten sich auf 50 Franken belaufen (z. B. eine Ampulle Herceptin), 2095 Franken berechnet! Wissenschaftliche Studien, Expertenberichte und Finanzanalysen haben ergeben, dass die Gewinnspanne der Pharmaunternehmen bei Krebsmedikamenten 85 Prozent beträgt.</p><p>Gemäss unveröffentlichten Zahlen des Krankenversichererverbands Curafutura ist der gemäss KVG rückvergütete Betrag für Krebsmedikamente innert fünf Jahren von jährlich 603 Millionen auf 931 Millionen Franken angestiegen, d.h. um 54 Prozent. Mit insgesamt 6,8 Milliarden Franken ist die Onkologie bei der Rückerstattung von Medikamentenkosten der Bereich, in dem die höchsten Kosten anfallen.</p><p>Die Pharmaunternehmen verteidigen diese komplett von den Herstellungskosten abgekoppelten Preise damit, dass durch die so generierten Einnahmen die künftigen innovativen Medikamente finanziert werden, namentlich die klinischen Tests für neue experimentelle Präparate. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) widerspricht diesem Argument und hält fest, dass durch die hohen Preise der Krebsmedikamente Gewinne erzielt werden, die weit über den allfälligen Forschungskosten liegen. In einem im Januar veröffentlichten Bericht schreibt die WHO, dass die Pharmaunternehmen für jeden in die Krebsforschung investierten Dollar durchschnittlich Einnahmen von 14,5 Dollar generieren. Die WHO ist der Ansicht, dass eine Preissenkung im Hinblick auf einen breiten Zugang zu den Medikamenten, auf die finanzielle Stabilität der Gesundheitssysteme und auf künftige Innovationen unerlässlich ist.</p><p>In der Schweiz werden die Medikamentenpreise vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) ausgehandelt und genehmigt. Ein Sprecher des Bundesamtes hat öffentlich eingeräumt, dass der Preis von Herceptin (das oben genannte Beispiel) gemessen an den Forschungs- und Entwicklungskosten nicht gerechtfertigt ist. Allerdings entspreche er gemäss den Rechtsgrundlagen dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Die Allgemeinheit hat den Schaden zu tragen, während sich die Pharmaunternehmen die Hände reiben und unfassbare Gewinne einfahren!</p>
  • <p>Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und Artikel 84 Buchstabe o der Verfassung des Kantons Jura fordert das Parlament des Kantons Jura die eidgenössischen Räte auf, neue Rechtsbestimmungen zu erlassen, auf deren Grundlage das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Anstieg der Medikamentenpreise stoppen und die Preise langfristig auf ein vernünftiges Niveau senken kann.</p>
  • Die skandalöse Entwicklung der Medikamentenpreise stoppen
State
In Kommission des Nationalrats
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die RTS-Sendung "Mise au point" berichtete jüngst, dass die Preise von Medikamenten zur Krebsbehandlung astronomische Höhen erreicht haben und weiter ungebremst ansteigen. Bereits im Jahr 2006 hatte der Bundesrat erklärt, sich der Preisproblematik bewusst zu sein, und dem Nationalrat die Annahme eines Postulats (David Eugen, CVP) beantragt, welches ihn zur Prüfung von Preissenkungsmassnahmen aufforderte. Gemäss den Recherchen der RTS ist seither jedoch nichts passiert.</p><p>Laut der erwähnten Sendung hatten die Schweizer Versicherten im Jahr 2018 knapp 1 Milliarde Franken für Krebsmedikamente zu bezahlen. Berechnet wird 80 Mal mehr als die Herstellung dieser Medikamente tatsächlich kostet! Angesichts dessen, dass in der Schweiz jedes Jahr bei mehr als 40 000 Personen eine Krebserkrankung diagnostiziert wird, ist der Markt für Krebsmedikamente sehr lukrativ für die Pharmaunternehmen. Gemäss Biotechnologiesachverständigen werden für Medikamente, deren Herstellungskosten sich auf 50 Franken belaufen (z. B. eine Ampulle Herceptin), 2095 Franken berechnet! Wissenschaftliche Studien, Expertenberichte und Finanzanalysen haben ergeben, dass die Gewinnspanne der Pharmaunternehmen bei Krebsmedikamenten 85 Prozent beträgt.</p><p>Gemäss unveröffentlichten Zahlen des Krankenversichererverbands Curafutura ist der gemäss KVG rückvergütete Betrag für Krebsmedikamente innert fünf Jahren von jährlich 603 Millionen auf 931 Millionen Franken angestiegen, d.h. um 54 Prozent. Mit insgesamt 6,8 Milliarden Franken ist die Onkologie bei der Rückerstattung von Medikamentenkosten der Bereich, in dem die höchsten Kosten anfallen.</p><p>Die Pharmaunternehmen verteidigen diese komplett von den Herstellungskosten abgekoppelten Preise damit, dass durch die so generierten Einnahmen die künftigen innovativen Medikamente finanziert werden, namentlich die klinischen Tests für neue experimentelle Präparate. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) widerspricht diesem Argument und hält fest, dass durch die hohen Preise der Krebsmedikamente Gewinne erzielt werden, die weit über den allfälligen Forschungskosten liegen. In einem im Januar veröffentlichten Bericht schreibt die WHO, dass die Pharmaunternehmen für jeden in die Krebsforschung investierten Dollar durchschnittlich Einnahmen von 14,5 Dollar generieren. Die WHO ist der Ansicht, dass eine Preissenkung im Hinblick auf einen breiten Zugang zu den Medikamenten, auf die finanzielle Stabilität der Gesundheitssysteme und auf künftige Innovationen unerlässlich ist.</p><p>In der Schweiz werden die Medikamentenpreise vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) ausgehandelt und genehmigt. Ein Sprecher des Bundesamtes hat öffentlich eingeräumt, dass der Preis von Herceptin (das oben genannte Beispiel) gemessen an den Forschungs- und Entwicklungskosten nicht gerechtfertigt ist. Allerdings entspreche er gemäss den Rechtsgrundlagen dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Die Allgemeinheit hat den Schaden zu tragen, während sich die Pharmaunternehmen die Hände reiben und unfassbare Gewinne einfahren!</p>
    • <p>Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und Artikel 84 Buchstabe o der Verfassung des Kantons Jura fordert das Parlament des Kantons Jura die eidgenössischen Räte auf, neue Rechtsbestimmungen zu erlassen, auf deren Grundlage das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Anstieg der Medikamentenpreise stoppen und die Preise langfristig auf ein vernünftiges Niveau senken kann.</p>
    • Die skandalöse Entwicklung der Medikamentenpreise stoppen
  • Index
    1
    Texts
    • <p>Die RTS-Sendung "Mise au point" berichtete jüngst, dass die Preise von Medikamenten zur Krebsbehandlung astronomische Höhen erreicht haben und weiter ungebremst ansteigen. Bereits im Jahr 2006 hatte der Bundesrat erklärt, sich der Preisproblematik bewusst zu sein, und dem Nationalrat die Annahme eines Postulats (David Eugen, CVP) beantragt, welches ihn zur Prüfung von Preissenkungsmassnahmen aufforderte. Gemäss den Recherchen der RTS ist seither jedoch nichts passiert.</p><p>Laut der erwähnten Sendung hatten die Schweizer Versicherten im Jahr 2018 knapp 1 Milliarde Franken für Krebsmedikamente zu bezahlen. Berechnet wird 80 Mal mehr als die Herstellung dieser Medikamente tatsächlich kostet! Angesichts dessen, dass in der Schweiz jedes Jahr bei mehr als 40 000 Personen eine Krebserkrankung diagnostiziert wird, ist der Markt für Krebsmedikamente sehr lukrativ für die Pharmaunternehmen. Gemäss Biotechnologiesachverständigen werden für Medikamente, deren Herstellungskosten sich auf 50 Franken belaufen (z. B. eine Ampulle Herceptin), 2095 Franken berechnet! Wissenschaftliche Studien, Expertenberichte und Finanzanalysen haben ergeben, dass die Gewinnspanne der Pharmaunternehmen bei Krebsmedikamenten 85 Prozent beträgt.</p><p>Gemäss unveröffentlichten Zahlen des Krankenversichererverbands Curafutura ist der gemäss KVG rückvergütete Betrag für Krebsmedikamente innert fünf Jahren von jährlich 603 Millionen auf 931 Millionen Franken angestiegen, d.h. um 54 Prozent. Mit insgesamt 6,8 Milliarden Franken ist die Onkologie bei der Rückerstattung von Medikamentenkosten der Bereich, in dem die höchsten Kosten anfallen.</p><p>Die Pharmaunternehmen verteidigen diese komplett von den Herstellungskosten abgekoppelten Preise damit, dass durch die so generierten Einnahmen die künftigen innovativen Medikamente finanziert werden, namentlich die klinischen Tests für neue experimentelle Präparate. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) widerspricht diesem Argument und hält fest, dass durch die hohen Preise der Krebsmedikamente Gewinne erzielt werden, die weit über den allfälligen Forschungskosten liegen. In einem im Januar veröffentlichten Bericht schreibt die WHO, dass die Pharmaunternehmen für jeden in die Krebsforschung investierten Dollar durchschnittlich Einnahmen von 14,5 Dollar generieren. Die WHO ist der Ansicht, dass eine Preissenkung im Hinblick auf einen breiten Zugang zu den Medikamenten, auf die finanzielle Stabilität der Gesundheitssysteme und auf künftige Innovationen unerlässlich ist.</p><p>In der Schweiz werden die Medikamentenpreise vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) ausgehandelt und genehmigt. Ein Sprecher des Bundesamtes hat öffentlich eingeräumt, dass der Preis von Herceptin (das oben genannte Beispiel) gemessen an den Forschungs- und Entwicklungskosten nicht gerechtfertigt ist. Allerdings entspreche er gemäss den Rechtsgrundlagen dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Die Allgemeinheit hat den Schaden zu tragen, während sich die Pharmaunternehmen die Hände reiben und unfassbare Gewinne einfahren!</p>
    • <p>Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und Artikel 84 Buchstabe o der Verfassung des Kantons Jura fordert das Parlament des Kantons Jura die eidgenössischen Räte auf, neue Rechtsbestimmungen zu erlassen, auf deren Grundlage das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Anstieg der Medikamentenpreise stoppen und die Preise langfristig auf ein vernünftiges Niveau senken kann.</p>
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