Kultur. Wo sind die Frauen?

ShortId
19.3412
Id
20193412
Updated
28.07.2023 02:55
Language
de
Title
Kultur. Wo sind die Frauen?
AdditionalIndexing
2831;28
1
PriorityCouncil1
Ständerat
Texts
  • <p>Während es für die meisten Berufszweige Statistiken zur Vertretung der Geschlechter gibt, fehlen bis heute die Daten zur Vertretung und zum Platz der Frauen in der Kultur. Wir wissen aufgrund der Zahlen aus dem Jahr 2014, dass im Bereich Film 72 Prozent der Filmschaffenden Männer sind; sie erhalten 78 Prozent der Finanzhilfen. Frauen erhalten nur 22 Prozent der Finanzhilfen für die Projektentwicklung und 32 Prozent der Beiträge für die Drehbuchentwicklung. Es liegt keine schweizweite Statistik für die anderen Bereiche der Kulturförderung vor. Ein Blick nach Frankreich zeigt aber, dass beispielsweise im Bereich der Komposition von Musik nur 8 Prozent Komponistinnen sind und nur auf 10 Prozent der Musikbühnen Dirigentinnen stehen. Die wenigen Zahlen, über die wir verfügen, zeigen also, dass die Kultur nach wie vor von den Männern dominiert wird. Da Frauen selbstverständlich nicht weniger talentiert sind als Männer, muss es daran liegen, dass die Bedingungen für das kulturelle Schaffen nicht geeignet sind für die Frauen. Der Bundesrat, aber auch die Kantone und die Gemeinden sollten sich mit diesem Problem befassen.</p>
  • <p>1. Eines der Ziele der Kulturpolitik des Bundes ist die angemessene Vertretung der Geschlechter in allen relevanten Kulturbereichen (Ausbildung, Förderung, Programmierung, Vertretung in Kulturinstitutionen usw.). </p><p>2. Im Filmbereich koordiniert der Bund seit 2017 eine schweizweit standardisierte Datenerhebung in Zusammenarbeit mit regionalen, kantonalen und privaten Filmförderinstitutionen sowie der SRG SSR. Unter anderem gestützt auf diese Erhebung zeigt sich, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Kulturförderung und im Kulturbetrieb noch nicht erreicht ist. Um den konkreten Handlungsbedarf erfassen zu können, ist zunächst in der Förderperiode 2021-2024 der Ist-Zustand in den verschiedenen Kultursparten statistisch zu erheben und inhaltlich zu gewichten.</p><p>3. Im Bereich der Filmförderung wurden bereits mit der Kulturbotschaft 2016-2020 Massnahmen zur Chancengleichheit eingeführt: In der selektiven Filmförderung werden seit 2016 bei gleicher Qualität Projekte von Frauen und jungen Filmschaffenden bevorzugt. In der Botschaft zur Förderung der Kultur in den Jahren 2021-2024 soll die Chancengleichheit in allen Kultursparten thematisiert werden. In einem ersten Schritt sollen statistische Erhebungen durchgeführt werden und mögliche Handlungsfelder eruiert werden.</p><p>4. Im Jahr 2011 wurde der Nationale Kulturdialog ins Leben gerufen. Er vereinigt Vertretende der politischen Instanzen und der Kulturbeauftragten der Kantone, Städte, Gemeinden sowie des Bundes. Der Bund wird den Partnern des Nationalen Kulturdialogs vorschlagen, das Thema der Chancengleichheit von Frauen und Männern im Kulturbereich in das nächste Arbeitsprogramm aufzunehmen. Es ist beabsichtigt, die Partner des Kulturdialogs in die statistischen Erhebungen und in allfällige Folgeschritte einzubinden.</p><p>5. Frauen und Männer müssen in ausserparlamentarischen Kommissionen mindestens mit je 30 Prozent vertreten sein. Längerfristig ist eine paritätische Vertretung beider Geschlechter anzustreben (Art. 8c der Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung vom 25. November 1998; SR 172.010.1). Die ausserparlamentarischen Kommissionen im Bereich der Kultur erfüllen diese Vorgabe mit einer Ausnahme: Die Männer sind in der Kommission für die Vermittlung schweizerischer Bildung im Ausland aktuell mit weniger als 30 Prozent der Mitglieder vertreten. Diese Untervertretung soll im Rahmen der Gesamterneuerungswahlen 2020 beseitigt werden. Bei zahlreichen ausserparlamentarischen Kommissionen und Jurys geht die Verteilung der Geschlechter bereits heute über die Mindestvorgabe hinaus und ist annähernd paritätisch (z. B. Fachkommission Film).</p> Antwort des Bundesrates.
  • <p>Kultur und künstlerisches Schaffen ermöglichen es einer Gesellschaft, über ihre Identität zu sprechen und die vielen Facetten eines Landes, seiner Geschichte und seiner Menschen zu entdecken und entdecken zu lassen. Die Kultur ist auch ein Wirtschaftssektor, der Arbeitsplätze sicherstellt und zum Wachstum beiträgt. Bund, Kantone und Gemeinden investieren jährlich 2,883 Milliarden Franken in die Kulturförderung; das sind 348 Franken pro Jahr und Einwohnerin und Einwohner, alle Staatsebenen zusammengenommen (Zahlen für 2015).</p><p>In diesem wie in anderen Bereichen sind Frauen nach wie vor untervertreten, und es gibt fast keine verlässliche Statistik auf Bundesebene, die die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Kultur belegt und Wege aufzeigt, wie sie verbessert werden könnte.</p><p>Deshalb stelle ich dem Bundesrat folgende Fragen:</p><p>1. Beabsichtigt der Bundesrat, sich für eine Kulturpolitik einzusetzen, die die Gleichstellung von Männern und Frauen begünstigt?</p><p>2. Hält es der Bundesrat nicht für notwendig, Daten über die Verteilung der Finanzhilfen nach Geschlecht zu erheben?</p><p>3. Beabsichtigt der Bundesrat, in der künftigen Kulturbotschaft besondere Massnahmen zur Förderung von Künstlerinnen vorzusehen?</p><p>4. Hat der Bundesrat bereits Gespräche mit den Gemeinden und Kantonen im Hinblick auf eine Stärkung der Präsenz der Frauen in der Kultur aufgenommen?</p><p>5. Achtet der Bundesrat darauf, dass Frauen und Männer in den Kulturkommissionen des Bundes gleich stark vertreten sind?</p>
  • Kultur. Wo sind die Frauen?
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Während es für die meisten Berufszweige Statistiken zur Vertretung der Geschlechter gibt, fehlen bis heute die Daten zur Vertretung und zum Platz der Frauen in der Kultur. Wir wissen aufgrund der Zahlen aus dem Jahr 2014, dass im Bereich Film 72 Prozent der Filmschaffenden Männer sind; sie erhalten 78 Prozent der Finanzhilfen. Frauen erhalten nur 22 Prozent der Finanzhilfen für die Projektentwicklung und 32 Prozent der Beiträge für die Drehbuchentwicklung. Es liegt keine schweizweite Statistik für die anderen Bereiche der Kulturförderung vor. Ein Blick nach Frankreich zeigt aber, dass beispielsweise im Bereich der Komposition von Musik nur 8 Prozent Komponistinnen sind und nur auf 10 Prozent der Musikbühnen Dirigentinnen stehen. Die wenigen Zahlen, über die wir verfügen, zeigen also, dass die Kultur nach wie vor von den Männern dominiert wird. Da Frauen selbstverständlich nicht weniger talentiert sind als Männer, muss es daran liegen, dass die Bedingungen für das kulturelle Schaffen nicht geeignet sind für die Frauen. Der Bundesrat, aber auch die Kantone und die Gemeinden sollten sich mit diesem Problem befassen.</p>
    • <p>1. Eines der Ziele der Kulturpolitik des Bundes ist die angemessene Vertretung der Geschlechter in allen relevanten Kulturbereichen (Ausbildung, Förderung, Programmierung, Vertretung in Kulturinstitutionen usw.). </p><p>2. Im Filmbereich koordiniert der Bund seit 2017 eine schweizweit standardisierte Datenerhebung in Zusammenarbeit mit regionalen, kantonalen und privaten Filmförderinstitutionen sowie der SRG SSR. Unter anderem gestützt auf diese Erhebung zeigt sich, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Kulturförderung und im Kulturbetrieb noch nicht erreicht ist. Um den konkreten Handlungsbedarf erfassen zu können, ist zunächst in der Förderperiode 2021-2024 der Ist-Zustand in den verschiedenen Kultursparten statistisch zu erheben und inhaltlich zu gewichten.</p><p>3. Im Bereich der Filmförderung wurden bereits mit der Kulturbotschaft 2016-2020 Massnahmen zur Chancengleichheit eingeführt: In der selektiven Filmförderung werden seit 2016 bei gleicher Qualität Projekte von Frauen und jungen Filmschaffenden bevorzugt. In der Botschaft zur Förderung der Kultur in den Jahren 2021-2024 soll die Chancengleichheit in allen Kultursparten thematisiert werden. In einem ersten Schritt sollen statistische Erhebungen durchgeführt werden und mögliche Handlungsfelder eruiert werden.</p><p>4. Im Jahr 2011 wurde der Nationale Kulturdialog ins Leben gerufen. Er vereinigt Vertretende der politischen Instanzen und der Kulturbeauftragten der Kantone, Städte, Gemeinden sowie des Bundes. Der Bund wird den Partnern des Nationalen Kulturdialogs vorschlagen, das Thema der Chancengleichheit von Frauen und Männern im Kulturbereich in das nächste Arbeitsprogramm aufzunehmen. Es ist beabsichtigt, die Partner des Kulturdialogs in die statistischen Erhebungen und in allfällige Folgeschritte einzubinden.</p><p>5. Frauen und Männer müssen in ausserparlamentarischen Kommissionen mindestens mit je 30 Prozent vertreten sein. Längerfristig ist eine paritätische Vertretung beider Geschlechter anzustreben (Art. 8c der Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung vom 25. November 1998; SR 172.010.1). Die ausserparlamentarischen Kommissionen im Bereich der Kultur erfüllen diese Vorgabe mit einer Ausnahme: Die Männer sind in der Kommission für die Vermittlung schweizerischer Bildung im Ausland aktuell mit weniger als 30 Prozent der Mitglieder vertreten. Diese Untervertretung soll im Rahmen der Gesamterneuerungswahlen 2020 beseitigt werden. Bei zahlreichen ausserparlamentarischen Kommissionen und Jurys geht die Verteilung der Geschlechter bereits heute über die Mindestvorgabe hinaus und ist annähernd paritätisch (z. B. Fachkommission Film).</p> Antwort des Bundesrates.
    • <p>Kultur und künstlerisches Schaffen ermöglichen es einer Gesellschaft, über ihre Identität zu sprechen und die vielen Facetten eines Landes, seiner Geschichte und seiner Menschen zu entdecken und entdecken zu lassen. Die Kultur ist auch ein Wirtschaftssektor, der Arbeitsplätze sicherstellt und zum Wachstum beiträgt. Bund, Kantone und Gemeinden investieren jährlich 2,883 Milliarden Franken in die Kulturförderung; das sind 348 Franken pro Jahr und Einwohnerin und Einwohner, alle Staatsebenen zusammengenommen (Zahlen für 2015).</p><p>In diesem wie in anderen Bereichen sind Frauen nach wie vor untervertreten, und es gibt fast keine verlässliche Statistik auf Bundesebene, die die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Kultur belegt und Wege aufzeigt, wie sie verbessert werden könnte.</p><p>Deshalb stelle ich dem Bundesrat folgende Fragen:</p><p>1. Beabsichtigt der Bundesrat, sich für eine Kulturpolitik einzusetzen, die die Gleichstellung von Männern und Frauen begünstigt?</p><p>2. Hält es der Bundesrat nicht für notwendig, Daten über die Verteilung der Finanzhilfen nach Geschlecht zu erheben?</p><p>3. Beabsichtigt der Bundesrat, in der künftigen Kulturbotschaft besondere Massnahmen zur Förderung von Künstlerinnen vorzusehen?</p><p>4. Hat der Bundesrat bereits Gespräche mit den Gemeinden und Kantonen im Hinblick auf eine Stärkung der Präsenz der Frauen in der Kultur aufgenommen?</p><p>5. Achtet der Bundesrat darauf, dass Frauen und Männer in den Kulturkommissionen des Bundes gleich stark vertreten sind?</p>
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