Wie kann der Schutz der Urwälder mit dem Schutz von indigenen Völkern besser kombiniert werden?

ShortId
19.4223
Id
20194223
Updated
28.07.2023 02:14
Language
de
Title
Wie kann der Schutz der Urwälder mit dem Schutz von indigenen Völkern besser kombiniert werden?
AdditionalIndexing
08;52
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>In diesem Sommer wurde uns schmerzhaft vor Augen geführt, wie fragil das ökologische Gleichgewicht auf der Erde ist. Die Feuer im Amazonasgebiet, in Sibirien und in Zentralafrika haben sich in das Gedächtnis eingebrannt und das Bewusstsein für diese Probleme geweckt. </p><p>Zu Recht wurde darauf hingewiesen, welchen Einfluss diese Feuer und die damit verbundene Freisetzung gigantischer Mengen an Kohlendioxid auf die Klimaerwärmung haben. Besorgnis erweckt hat auch der Verlust an Biodiversität wegen dieser Brände, beherbergt doch allein das Amazonasgebiet laut dem WWF 10 Prozent der weltweiten Biodiversität.</p><p>Zu diesen beiden Umweltdramen gesellt sich eine dritte Katastrophe, die häufig unerwähnt bleibt: Die Ersten, die von einem Waldbrand geschädigt werden, sind die indigenen Völker, Menschen, die teilweise seit Jahrtausenden im betroffenen Gebiet leben. Häufig sind sie auch die besten Hüter der Schätze, welche die Umwelt dort bereithält. Die Kultur dieser Menschen ist stark geprägt von der sie umgebenden Natur, und sie haben eine nachhaltige Lebensweise entwickelt, die im Einklang mit der Natur ist.</p><p>An der 17. Sitzung der Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (COP 17) wurde die vorrangige Rolle, die indigene Völker beim Schutz der Wälder und beim Kampf gegen die Klimaerwärmung spielen, anerkannt (Decision 2/CP.23, par. 5). </p><p>In seinem jüngsten Bericht hat das Intergovernmental Panel on Climate Change seinerseits bekräftigt, dass die Gewährleistung der Rechte indigener Völker zu den vorrangigen Lösungen bei der Bewältigung des Klimanotstands gehöre.</p><p>Der Bund hat das Pariser Klimaabkommen ratifiziert; jetzt muss er überlegen, welche Unterstützung er den indigenen Völkern, den Hütern der Biodiversität, angedeihen lassen kann, zumal ein Grossteil der Massnahmen zur Anerkennung der Rechte dieser Völker im Rahmen des Medpa (Mécanisme d'experts sur les droits des peuples autochtones), des Docip (Centre de documentation, de recherche et d'information des peuples autochtones) usw. in Genf ergriffen wird.</p><p>1. Wie kann der Bund die indigenen Völker, die im Einklang mit dem Urwald leben, unterstützen?</p><p>2. Was bleibt zu tun, damit ihre Repräsentantinnen und Repräsentanten auf wirksame Weise an den Diskussionen, die zur Verteidigung der Rechte dieser Völker geführt werden, teilnehmen können?</p>
  • <p>1. Die Schweiz setzt sich auf bilateraler und multilateraler Ebene für die Achtung der Rechte von Minderheiten und indigenen Völkern ein. Sie gibt unter anderem im Rahmen der allgemeinen regelmässigen Überprüfung (UPR) durch den UNO-Menschenrechtsrat Empfehlungen zu diesem Thema ab. Die Schweiz hat sich beispielsweise zur Lage der indigenen Völker in Brasilien und Guatemala geäussert und den betroffenen Ländern empfohlen, deren Schutz und Beteiligung an Entscheidungsprozessen zu gewährleisten.</p><p>Der Bundesrat teilt die Auffassung, dass die indigene Bevölkerung für den Schutz des globalen Klimas und der biologischen Vielfalt wichtig ist. Die Umsetzung der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker bildet dabei ein zentrales Instrument. Die Schweiz setzt sich in den relevanten multilateralen Gremien für diese Rechte ein, etwa im Waldforum der Vereinten Nationen oder im<b></b>Ausschuss für Welternährungssicherheit der Vereinten Nationen. Ein Beispiel ist die Schweizer Mitarbeit an der Schaffung und Umsetzung der Freiwilligen Leitlinien für die verantwortungsvolle Verwaltung von Boden- und Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäldern.</p><p>In der Entwicklungszusammenarbeit verfolgt die Schweiz einen menschenrechtsbasierten Ansatz. Dieser zielt auch darauf ab, die Rechte von Minderheiten sowie deren aktive Teilhabe an Entwicklungsprozessen sicherzustellen. In Honduras unterstützt die Schweiz beispielsweise die Förderung einer inklusiven, nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung zugunsten der lokalen indigenen Bevölkerung in einer historisch und strukturell benachteiligten Region, der grössten noch zusammenhängenden Regenwaldzone Zentralamerikas.</p><p>2. Die Repräsentation der Zivilgesellschaft ist in den multilateralen Institutionen über institutionelle Richtlinien geregelt. In ausgewählten Organisationen sind sie in den Entscheidgremien vertreten und können sich dort direkt äussern, so etwa in den wichtigsten klimarelevanten multilateralen Fonds, namentlich im Green Climate Fund, in der Global Environment Facility und im Adaptation Fund. Die Schweiz setzt sich in diesen Gremien für die Berücksichtigung der Anliegen der indigenen Völker ein.</p><p>Die Teilhabe der ganzen Gesellschaft, insbesondere der Vertreterinnen und Vertreter der indigenen Völker, an den sie betreffenden Entscheidungen ist ein Schwerpunktbereich der Menschenrechtsstrategie des Eidgenössischen Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Die Schweiz unterstützt eine umfassendere Teilnahme dieser Vertreterinnen und Vertreter an multilateralen Foren, insbesondere in Genf. Die Schweiz leistet zusätzlich finanzielle Beiträge, die eine Teilnahme der indigenen und lokalen Gemeinschaften an Verhandlungen der internationalen Gremien erleichtern sollen. Dies beispielsweise im Rahmen des Ausschusses für Welternährungssicherheit sowie des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den von Dürre und/oder Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika. Bei den relevanten Arbeiten der Weltorganisation für geistiges Eigentum (Wipo) wird die Teilnahme indigener Völker und lokaler Gemeinschaften dank einem Fonds aus freiwilligen Beiträgen der Mitgliedstaaten mitfinanziert. Die Schweiz hat diesen Fonds massgebend alimentiert.</p> Antwort des Bundesrates.
  • <p>Welchen Einfluss kann der Bundesrat auf internationaler Ebene zum Schutz der Urwälder und der darin lebenden indigenen Völker geltend machen?</p>
  • Wie kann der Schutz der Urwälder mit dem Schutz von indigenen Völkern besser kombiniert werden?
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>In diesem Sommer wurde uns schmerzhaft vor Augen geführt, wie fragil das ökologische Gleichgewicht auf der Erde ist. Die Feuer im Amazonasgebiet, in Sibirien und in Zentralafrika haben sich in das Gedächtnis eingebrannt und das Bewusstsein für diese Probleme geweckt. </p><p>Zu Recht wurde darauf hingewiesen, welchen Einfluss diese Feuer und die damit verbundene Freisetzung gigantischer Mengen an Kohlendioxid auf die Klimaerwärmung haben. Besorgnis erweckt hat auch der Verlust an Biodiversität wegen dieser Brände, beherbergt doch allein das Amazonasgebiet laut dem WWF 10 Prozent der weltweiten Biodiversität.</p><p>Zu diesen beiden Umweltdramen gesellt sich eine dritte Katastrophe, die häufig unerwähnt bleibt: Die Ersten, die von einem Waldbrand geschädigt werden, sind die indigenen Völker, Menschen, die teilweise seit Jahrtausenden im betroffenen Gebiet leben. Häufig sind sie auch die besten Hüter der Schätze, welche die Umwelt dort bereithält. Die Kultur dieser Menschen ist stark geprägt von der sie umgebenden Natur, und sie haben eine nachhaltige Lebensweise entwickelt, die im Einklang mit der Natur ist.</p><p>An der 17. Sitzung der Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (COP 17) wurde die vorrangige Rolle, die indigene Völker beim Schutz der Wälder und beim Kampf gegen die Klimaerwärmung spielen, anerkannt (Decision 2/CP.23, par. 5). </p><p>In seinem jüngsten Bericht hat das Intergovernmental Panel on Climate Change seinerseits bekräftigt, dass die Gewährleistung der Rechte indigener Völker zu den vorrangigen Lösungen bei der Bewältigung des Klimanotstands gehöre.</p><p>Der Bund hat das Pariser Klimaabkommen ratifiziert; jetzt muss er überlegen, welche Unterstützung er den indigenen Völkern, den Hütern der Biodiversität, angedeihen lassen kann, zumal ein Grossteil der Massnahmen zur Anerkennung der Rechte dieser Völker im Rahmen des Medpa (Mécanisme d'experts sur les droits des peuples autochtones), des Docip (Centre de documentation, de recherche et d'information des peuples autochtones) usw. in Genf ergriffen wird.</p><p>1. Wie kann der Bund die indigenen Völker, die im Einklang mit dem Urwald leben, unterstützen?</p><p>2. Was bleibt zu tun, damit ihre Repräsentantinnen und Repräsentanten auf wirksame Weise an den Diskussionen, die zur Verteidigung der Rechte dieser Völker geführt werden, teilnehmen können?</p>
    • <p>1. Die Schweiz setzt sich auf bilateraler und multilateraler Ebene für die Achtung der Rechte von Minderheiten und indigenen Völkern ein. Sie gibt unter anderem im Rahmen der allgemeinen regelmässigen Überprüfung (UPR) durch den UNO-Menschenrechtsrat Empfehlungen zu diesem Thema ab. Die Schweiz hat sich beispielsweise zur Lage der indigenen Völker in Brasilien und Guatemala geäussert und den betroffenen Ländern empfohlen, deren Schutz und Beteiligung an Entscheidungsprozessen zu gewährleisten.</p><p>Der Bundesrat teilt die Auffassung, dass die indigene Bevölkerung für den Schutz des globalen Klimas und der biologischen Vielfalt wichtig ist. Die Umsetzung der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker bildet dabei ein zentrales Instrument. Die Schweiz setzt sich in den relevanten multilateralen Gremien für diese Rechte ein, etwa im Waldforum der Vereinten Nationen oder im<b></b>Ausschuss für Welternährungssicherheit der Vereinten Nationen. Ein Beispiel ist die Schweizer Mitarbeit an der Schaffung und Umsetzung der Freiwilligen Leitlinien für die verantwortungsvolle Verwaltung von Boden- und Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäldern.</p><p>In der Entwicklungszusammenarbeit verfolgt die Schweiz einen menschenrechtsbasierten Ansatz. Dieser zielt auch darauf ab, die Rechte von Minderheiten sowie deren aktive Teilhabe an Entwicklungsprozessen sicherzustellen. In Honduras unterstützt die Schweiz beispielsweise die Förderung einer inklusiven, nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung zugunsten der lokalen indigenen Bevölkerung in einer historisch und strukturell benachteiligten Region, der grössten noch zusammenhängenden Regenwaldzone Zentralamerikas.</p><p>2. Die Repräsentation der Zivilgesellschaft ist in den multilateralen Institutionen über institutionelle Richtlinien geregelt. In ausgewählten Organisationen sind sie in den Entscheidgremien vertreten und können sich dort direkt äussern, so etwa in den wichtigsten klimarelevanten multilateralen Fonds, namentlich im Green Climate Fund, in der Global Environment Facility und im Adaptation Fund. Die Schweiz setzt sich in diesen Gremien für die Berücksichtigung der Anliegen der indigenen Völker ein.</p><p>Die Teilhabe der ganzen Gesellschaft, insbesondere der Vertreterinnen und Vertreter der indigenen Völker, an den sie betreffenden Entscheidungen ist ein Schwerpunktbereich der Menschenrechtsstrategie des Eidgenössischen Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Die Schweiz unterstützt eine umfassendere Teilnahme dieser Vertreterinnen und Vertreter an multilateralen Foren, insbesondere in Genf. Die Schweiz leistet zusätzlich finanzielle Beiträge, die eine Teilnahme der indigenen und lokalen Gemeinschaften an Verhandlungen der internationalen Gremien erleichtern sollen. Dies beispielsweise im Rahmen des Ausschusses für Welternährungssicherheit sowie des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den von Dürre und/oder Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika. Bei den relevanten Arbeiten der Weltorganisation für geistiges Eigentum (Wipo) wird die Teilnahme indigener Völker und lokaler Gemeinschaften dank einem Fonds aus freiwilligen Beiträgen der Mitgliedstaaten mitfinanziert. Die Schweiz hat diesen Fonds massgebend alimentiert.</p> Antwort des Bundesrates.
    • <p>Welchen Einfluss kann der Bundesrat auf internationaler Ebene zum Schutz der Urwälder und der darin lebenden indigenen Völker geltend machen?</p>
    • Wie kann der Schutz der Urwälder mit dem Schutz von indigenen Völkern besser kombiniert werden?

Back to List