Antibiotikakrise. Die Erforschung und Entwicklung innovativer Antibiotika erfordert neue finanzielle Anreize

ShortId
19.4291
Id
20194291
Updated
28.07.2023 02:13
Language
de
Title
Antibiotikakrise. Die Erforschung und Entwicklung innovativer Antibiotika erfordert neue finanzielle Anreize
AdditionalIndexing
15;2841;36
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>In immer schnellerer Kadenz jagen sich die Berichte über die fortschreitende Verbreitung aggressiver bakterieller Keime, welchen zunehmend selbst mit den letzten Reserve-Antibiotika nicht beizukommen ist. Das Schreckensszenario eines Rückfalls ins vorantibiotische Zeitalter scheint, allen nationalen und internationalen behördlichen Massnahmen zum Trotz, immer realistischere Formen anzunehmen.</p><p>Dementsprechend wird weltweit fieberhaft nach regulatorischen Massnahmen gesucht, um die seit den 1980er-Jahren blockierte Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika anzuregen. Dabei stehen sog. Push-Anreize im Vordergrund, welche neue Projekte in der Forschungs- und Entwicklungsphase fördern sollen. Diese führen tatsächlich in einigen Fällen zur Entdeckung neuer potenzieller Wirkstoffe. Die gefundenen Wirkstoffe werden aber kaum zu marktfähigen Produkten weiterentwickelt, da es im Bereich der wesentlich teureren klinischen Entwicklungsphasen (Phase I bis III) kaum Förderinstrumente gibt. Ohne das Bestehen von sog. Pull-Anreizen erweisen sich die getätigten Push-Anreize also in der Folge als weitgehend ineffektiv.</p><p>Durch Pull-Anreize könnten Unternehmen zum Beispiel durch eine Markteintrittsprämie, die unabhängig von der verkauften Menge gezahlt wird, belohnt werden, sobald sie ein neues Produkt auf den Markt bringen. Unter Pull-Instrumenten werden unter anderem Versicherungsmodelle, Transferable Exclusivity Extensions oder die Gewährung einer Marktexklusivität über die Patentlaufzeit hinaus verstanden. Durch internationale Abstimmung muss verhindert werden, dass Länder als Trittbrettfahrer von solchen Massnahmen gegen das heutige Marktversagen profitieren, ohne sich an den Kosten zu beteiligen. </p><p>Zu prüfen ist, ob ein optimaler Push-Pull-Mix als Kombination dieser beiden Strategien zum Ziel führt.</p><p>Im Verbund mit anderen Ländern ist das Pharmaland Schweiz prädestiniert, eine führende Rolle zu spielen und Lösungen zu entwickeln, die der Innovationskraft und der Bedeutung unseres Landes entsprechen.</p>
  • <p>Zur Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika werden Investitionen in Milliardenhöhe benötigt. Nur durch eine enge internationale Zusammenarbeit und überstaatliche Programme kann diese Herausforderung angegangen werden. Die Schweiz unterstützt daher international koordinierte Ansätze mit dem Ziel, Anreize für die Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika zu schaffen. Der Bundesrat ist überzeugt, dass auch die Problematik der Ausgestaltung von Pull- und Push-Mechanismen im internationalen Verbund angegangen werden muss. Die Schweiz engagiert sich daher aktiv in internationalen Foren und Partnerschaften, welche diese Thematik behandeln.</p><p>Konkret beteiligt sich die Schweiz auf internationaler Ebene bereits an verschiedenen Programmen, welche die Entwicklung neuer Antibiotika vorantreiben. Im Speziellen sind hier die Global Antibiotic Research and Development Partnership (GARDP) mit Sitz in Genf und der Global Antimicrobial Resistance Research and Development Hub in Berlin zu nennen. Letzterer wird von der Schweiz mit personellen Ressourcen unterstützt (Detachierung). Zudem bestehen mit Horizon 2020 und der Joint Programming Initiative for Antimicrobial Resistance (JPIAMR) weitere Gefässe, an denen sich die Schweiz zur umfassenden Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich Antibiotikaresistenzen international aktiv beteiligt.</p><p>Wie bereits im Postulat Béglé 19.3860 dargelegt, kann das Problem der Antibiotikaresistenzen nicht nur durch neue Antibiotika gelöst werden, wie die WHO und globale Forschungsprogramme deutlich aufzeigen. Zentral für die Eindämmung der Resistenzbildung sind Massnahmen, die den sachgemässen Antibiotikaeinsatz in der Human- und Tiermedizin weltweit sicherstellen.</p><p>Der Bundesrat hat entsprechende Massnahmen im Rahmen der nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (Star) ergriffen. Zudem beteiligt sich die Schweiz wie dargelegt aktiv an international koordinierten Bestrebungen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
  • <p>Der Bundesrat wird aufgefordert, neben den bestehenden Aktivitäten (Star, NFP 72 u. a.) Wege zu eruieren, wie die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika im internationalen Verbund gefördert werden kann. Dies soll insbesondere die wissenschaftliche und praktische Exploration von Pull-Mechanismen umfassen, aber auch die Prüfung einer internationalen Zusammenarbeit beinhalten.</p>
  • Antibiotikakrise. Die Erforschung und Entwicklung innovativer Antibiotika erfordert neue finanzielle Anreize
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>In immer schnellerer Kadenz jagen sich die Berichte über die fortschreitende Verbreitung aggressiver bakterieller Keime, welchen zunehmend selbst mit den letzten Reserve-Antibiotika nicht beizukommen ist. Das Schreckensszenario eines Rückfalls ins vorantibiotische Zeitalter scheint, allen nationalen und internationalen behördlichen Massnahmen zum Trotz, immer realistischere Formen anzunehmen.</p><p>Dementsprechend wird weltweit fieberhaft nach regulatorischen Massnahmen gesucht, um die seit den 1980er-Jahren blockierte Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika anzuregen. Dabei stehen sog. Push-Anreize im Vordergrund, welche neue Projekte in der Forschungs- und Entwicklungsphase fördern sollen. Diese führen tatsächlich in einigen Fällen zur Entdeckung neuer potenzieller Wirkstoffe. Die gefundenen Wirkstoffe werden aber kaum zu marktfähigen Produkten weiterentwickelt, da es im Bereich der wesentlich teureren klinischen Entwicklungsphasen (Phase I bis III) kaum Förderinstrumente gibt. Ohne das Bestehen von sog. Pull-Anreizen erweisen sich die getätigten Push-Anreize also in der Folge als weitgehend ineffektiv.</p><p>Durch Pull-Anreize könnten Unternehmen zum Beispiel durch eine Markteintrittsprämie, die unabhängig von der verkauften Menge gezahlt wird, belohnt werden, sobald sie ein neues Produkt auf den Markt bringen. Unter Pull-Instrumenten werden unter anderem Versicherungsmodelle, Transferable Exclusivity Extensions oder die Gewährung einer Marktexklusivität über die Patentlaufzeit hinaus verstanden. Durch internationale Abstimmung muss verhindert werden, dass Länder als Trittbrettfahrer von solchen Massnahmen gegen das heutige Marktversagen profitieren, ohne sich an den Kosten zu beteiligen. </p><p>Zu prüfen ist, ob ein optimaler Push-Pull-Mix als Kombination dieser beiden Strategien zum Ziel führt.</p><p>Im Verbund mit anderen Ländern ist das Pharmaland Schweiz prädestiniert, eine führende Rolle zu spielen und Lösungen zu entwickeln, die der Innovationskraft und der Bedeutung unseres Landes entsprechen.</p>
    • <p>Zur Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika werden Investitionen in Milliardenhöhe benötigt. Nur durch eine enge internationale Zusammenarbeit und überstaatliche Programme kann diese Herausforderung angegangen werden. Die Schweiz unterstützt daher international koordinierte Ansätze mit dem Ziel, Anreize für die Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika zu schaffen. Der Bundesrat ist überzeugt, dass auch die Problematik der Ausgestaltung von Pull- und Push-Mechanismen im internationalen Verbund angegangen werden muss. Die Schweiz engagiert sich daher aktiv in internationalen Foren und Partnerschaften, welche diese Thematik behandeln.</p><p>Konkret beteiligt sich die Schweiz auf internationaler Ebene bereits an verschiedenen Programmen, welche die Entwicklung neuer Antibiotika vorantreiben. Im Speziellen sind hier die Global Antibiotic Research and Development Partnership (GARDP) mit Sitz in Genf und der Global Antimicrobial Resistance Research and Development Hub in Berlin zu nennen. Letzterer wird von der Schweiz mit personellen Ressourcen unterstützt (Detachierung). Zudem bestehen mit Horizon 2020 und der Joint Programming Initiative for Antimicrobial Resistance (JPIAMR) weitere Gefässe, an denen sich die Schweiz zur umfassenden Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich Antibiotikaresistenzen international aktiv beteiligt.</p><p>Wie bereits im Postulat Béglé 19.3860 dargelegt, kann das Problem der Antibiotikaresistenzen nicht nur durch neue Antibiotika gelöst werden, wie die WHO und globale Forschungsprogramme deutlich aufzeigen. Zentral für die Eindämmung der Resistenzbildung sind Massnahmen, die den sachgemässen Antibiotikaeinsatz in der Human- und Tiermedizin weltweit sicherstellen.</p><p>Der Bundesrat hat entsprechende Massnahmen im Rahmen der nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (Star) ergriffen. Zudem beteiligt sich die Schweiz wie dargelegt aktiv an international koordinierten Bestrebungen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
    • <p>Der Bundesrat wird aufgefordert, neben den bestehenden Aktivitäten (Star, NFP 72 u. a.) Wege zu eruieren, wie die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika im internationalen Verbund gefördert werden kann. Dies soll insbesondere die wissenschaftliche und praktische Exploration von Pull-Mechanismen umfassen, aber auch die Prüfung einer internationalen Zusammenarbeit beinhalten.</p>
    • Antibiotikakrise. Die Erforschung und Entwicklung innovativer Antibiotika erfordert neue finanzielle Anreize

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