Soja. Selbstversorgung statt Import

ShortId
19.4333
Id
20194333
Updated
28.07.2023 02:01
Language
de
Title
Soja. Selbstversorgung statt Import
AdditionalIndexing
55;15;2841
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Die Schweiz importiert jährlich gegen 300 000 Tonnen Soja. Der Wegfall von Eiweissfutterquellen im Inland (Fleischmehlverbot, Schliessung von Ölwerken, Rückgang der Grasmehlproduktion usw.) und die tiefen Produktionskosten im Ausland führen dazu, dass ein konstant hoher Anteil des Eiweissfutters importiert wird. Dieser Import ist weder volkswirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll.</p><p>Zwar nimmt die Agroscope mit einem Züchtungsprogramm an der Umsetzung einer europäischen Proteinstrategie teil, und das Fibl unterstützt Biobauern beim Anbau von Biosoja in der Schweiz. Es fehlt aber eine Abschätzung zum Potenzial und zum Kosten-Nutzen-Verhältnis eines höheren Anteils inländischer Eiweissfutterproduktion und möglicher Massnahmen zur Steigerung dieses Anteils.</p><p>In seiner Antwort auf die Motion Nicolet 18.3049 betont der Bundesrat, dass neben den Ernährungsgewohnheiten der Gesellschaft die begrenzte Ackerbaufläche in der Schweiz ursächlich sei für die geringe Eigenproduktion an Soja. Tatsächlich ist die Produktion von Soja rein zu Futterzwecken kaum zielführend. Sojafuttermittel sollen primär als Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie entstehen, was auch eine Anbauflächenkonkurrenz ausschliessen würde. Dementsprechend ist eine Übersicht nötig, welche alle Wirtschaftsbereiche beinhaltet.</p>
  • <p>Die Schweizer Landwirtschaft produziert jährlich rund eine Million Tonnen pflanzliches Rohprotein zu Futterzwecken. Diese Menge entspricht 78 Prozent des gesamten Bedarfs an Futterprotein. Ergänzend stehen jährlich rund 300 000 Tonnen Rohprotein aus importierten Futtermitteln zur Verfügung. Der grösste Teil des im Inland produzierten Rohproteins wird in Form von Raufutter (hauptsächlich Gras) an Wiederkäuer verfüttert. Das importierte Rohprotein stammt zu einem grossen Teil aus Soja und wird mehrheitlich in Form von Mischfutter an Schweine und Geflügel verfüttert. Der Bundesrat ist sich des verhältnismässig tiefen Selbstversorgungsgrades im Bereich der Kraftfutter für Nichtwiederkäuer aufgrund der beschränkten Ackerfläche bewusst.</p><p>Dem Bundesrat ist die Versorgung der Schweizer Landwirtschaft mit Eiweissquellen aus inländischer und nachhaltiger Produktion wichtig. Aus diesem Grund fördert er die Produktion von inländischem und nachhaltig produziertem pflanzlichem Eiweiss seit Jahren mit den folgenden Massnahmen:</p><p>- Einzelkulturbeiträge pro Hektar für Eiweisspflanzen Soja, Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen je 1000 Franken sowie für Raps und Sonnenblumen je 700 Franken.</p><p>- Gezielte Förderung einer graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion (GMF).</p><p>- Engagement in der Qualitäts- und Mehrwertstrategie der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft, insbesondere auch im Bereich einer nachhaltigen Eiweissversorgung.</p><p>Agroscope ist in die Thematik der Eiweissversorgung eingebunden und unterstützt die Erarbeitung einer Schweizer Proteinstrategie. Sie kommt in ihren Untersuchungen zu folgenden zentralen Schlussfolgerungen:</p><p>- Stickstofffixierende Leguminosen haben vorteilhafte Umwelteffekte, wobei Erbsen, Ackerbohnen oder Lupinen besser an das Klima in der Schweiz angepasst sind als Soja.</p><p>- Insgesamt leisten inländische Körnerleguminosen einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Futterautonomie in der Schweiz. Fruchtfolgetechnisch wäre eine Ausdehnung der Körnerleguminosenfläche von heute 2 Prozent auf 10 Prozent der Ackerfläche möglich, weshalb sich Sojaimporte nur beschränkt ersetzen lassen.</p><p>- Der Ersatz für die rund 200 000 Tonnen Rohprotein (RP) aus importierten Eiweissfuttermitteln würde nahezu drei Viertel der offenen Ackerfläche in der Schweiz beanspruchen. Eine derartige Substitution würde den Selbstversorgungsgrad an Kalorien für die menschliche Ernährung in der Schweiz massiv senken.</p><p>- Ertragshöhe, Ertragssicherheit, Krankheitsresistenz, Proteinqualität und vorhandene antinutritive Inhaltsstoffe von alternativen Proteinpflanzen werden züchterisch weiterbearbeitet, dies auch im Hinblick auf den Einsatz in der menschlichen Ernährung.</p><p>Trotz eines gemäss Agroscope-Studie vergleichbaren Arbeitsverdienstes von Soja mit Brotweizen ist in den vergangenen Jahren ein stärkerer Anstieg der Anbaufläche von Körnerleguminosen ausgeblieben. Die Gründe liegen hauptsächlich in der Tatsache, dass der Landwirt seine Anbauprioritäten anhand der Standortbedingungen und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seines Betriebes festsetzt.</p><p>Sojafuttermittel (Sojaschrot und Sojakuchen) sind Nebenprodukte aus der Nahrungsmittelproduktion. Bei der Verarbeitung der Sojabohnen entstehen rund 20 Prozent Öl und 80 Prozent Futtermittel. Daraus hat sich international eine sehr wettbewerbsfähige, volumenstarke Industrie entwickelt, welche die Sojapflanze als Ganzes effizient nutzt. In der Schweiz fehlt die Nachfrage nach Sojaöl. Im Vergleich zum Gesamtverbrauch an pflanzlichen Speiseölen betrug der Anteil Sojaöl im Jahr 2018 lediglich 0,3 Prozent oder 450 Tonnen.</p><p>Der Bundesrat ist der Ansicht, dass die Fakten zur inländischen Produktion von Futtereiweissen hinlänglich bekannt sind und ein zusätzlicher Bericht keine grundsätzlich neuen Elemente hervorbringen würde.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, in einem Bericht aufzuzeigen, mit welchen agrarpolitischen, wissenschaftlichen und kommunikativen Massnahmen der Anteil inländisch produzierten Sojas gesteigert werden kann und welche Auswirkungen die höhere Produktion auf die Anbaukonkurrenz der Ackerbauflächen hat.</p>
  • Soja. Selbstversorgung statt Import
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die Schweiz importiert jährlich gegen 300 000 Tonnen Soja. Der Wegfall von Eiweissfutterquellen im Inland (Fleischmehlverbot, Schliessung von Ölwerken, Rückgang der Grasmehlproduktion usw.) und die tiefen Produktionskosten im Ausland führen dazu, dass ein konstant hoher Anteil des Eiweissfutters importiert wird. Dieser Import ist weder volkswirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll.</p><p>Zwar nimmt die Agroscope mit einem Züchtungsprogramm an der Umsetzung einer europäischen Proteinstrategie teil, und das Fibl unterstützt Biobauern beim Anbau von Biosoja in der Schweiz. Es fehlt aber eine Abschätzung zum Potenzial und zum Kosten-Nutzen-Verhältnis eines höheren Anteils inländischer Eiweissfutterproduktion und möglicher Massnahmen zur Steigerung dieses Anteils.</p><p>In seiner Antwort auf die Motion Nicolet 18.3049 betont der Bundesrat, dass neben den Ernährungsgewohnheiten der Gesellschaft die begrenzte Ackerbaufläche in der Schweiz ursächlich sei für die geringe Eigenproduktion an Soja. Tatsächlich ist die Produktion von Soja rein zu Futterzwecken kaum zielführend. Sojafuttermittel sollen primär als Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie entstehen, was auch eine Anbauflächenkonkurrenz ausschliessen würde. Dementsprechend ist eine Übersicht nötig, welche alle Wirtschaftsbereiche beinhaltet.</p>
    • <p>Die Schweizer Landwirtschaft produziert jährlich rund eine Million Tonnen pflanzliches Rohprotein zu Futterzwecken. Diese Menge entspricht 78 Prozent des gesamten Bedarfs an Futterprotein. Ergänzend stehen jährlich rund 300 000 Tonnen Rohprotein aus importierten Futtermitteln zur Verfügung. Der grösste Teil des im Inland produzierten Rohproteins wird in Form von Raufutter (hauptsächlich Gras) an Wiederkäuer verfüttert. Das importierte Rohprotein stammt zu einem grossen Teil aus Soja und wird mehrheitlich in Form von Mischfutter an Schweine und Geflügel verfüttert. Der Bundesrat ist sich des verhältnismässig tiefen Selbstversorgungsgrades im Bereich der Kraftfutter für Nichtwiederkäuer aufgrund der beschränkten Ackerfläche bewusst.</p><p>Dem Bundesrat ist die Versorgung der Schweizer Landwirtschaft mit Eiweissquellen aus inländischer und nachhaltiger Produktion wichtig. Aus diesem Grund fördert er die Produktion von inländischem und nachhaltig produziertem pflanzlichem Eiweiss seit Jahren mit den folgenden Massnahmen:</p><p>- Einzelkulturbeiträge pro Hektar für Eiweisspflanzen Soja, Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen je 1000 Franken sowie für Raps und Sonnenblumen je 700 Franken.</p><p>- Gezielte Förderung einer graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion (GMF).</p><p>- Engagement in der Qualitäts- und Mehrwertstrategie der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft, insbesondere auch im Bereich einer nachhaltigen Eiweissversorgung.</p><p>Agroscope ist in die Thematik der Eiweissversorgung eingebunden und unterstützt die Erarbeitung einer Schweizer Proteinstrategie. Sie kommt in ihren Untersuchungen zu folgenden zentralen Schlussfolgerungen:</p><p>- Stickstofffixierende Leguminosen haben vorteilhafte Umwelteffekte, wobei Erbsen, Ackerbohnen oder Lupinen besser an das Klima in der Schweiz angepasst sind als Soja.</p><p>- Insgesamt leisten inländische Körnerleguminosen einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Futterautonomie in der Schweiz. Fruchtfolgetechnisch wäre eine Ausdehnung der Körnerleguminosenfläche von heute 2 Prozent auf 10 Prozent der Ackerfläche möglich, weshalb sich Sojaimporte nur beschränkt ersetzen lassen.</p><p>- Der Ersatz für die rund 200 000 Tonnen Rohprotein (RP) aus importierten Eiweissfuttermitteln würde nahezu drei Viertel der offenen Ackerfläche in der Schweiz beanspruchen. Eine derartige Substitution würde den Selbstversorgungsgrad an Kalorien für die menschliche Ernährung in der Schweiz massiv senken.</p><p>- Ertragshöhe, Ertragssicherheit, Krankheitsresistenz, Proteinqualität und vorhandene antinutritive Inhaltsstoffe von alternativen Proteinpflanzen werden züchterisch weiterbearbeitet, dies auch im Hinblick auf den Einsatz in der menschlichen Ernährung.</p><p>Trotz eines gemäss Agroscope-Studie vergleichbaren Arbeitsverdienstes von Soja mit Brotweizen ist in den vergangenen Jahren ein stärkerer Anstieg der Anbaufläche von Körnerleguminosen ausgeblieben. Die Gründe liegen hauptsächlich in der Tatsache, dass der Landwirt seine Anbauprioritäten anhand der Standortbedingungen und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seines Betriebes festsetzt.</p><p>Sojafuttermittel (Sojaschrot und Sojakuchen) sind Nebenprodukte aus der Nahrungsmittelproduktion. Bei der Verarbeitung der Sojabohnen entstehen rund 20 Prozent Öl und 80 Prozent Futtermittel. Daraus hat sich international eine sehr wettbewerbsfähige, volumenstarke Industrie entwickelt, welche die Sojapflanze als Ganzes effizient nutzt. In der Schweiz fehlt die Nachfrage nach Sojaöl. Im Vergleich zum Gesamtverbrauch an pflanzlichen Speiseölen betrug der Anteil Sojaöl im Jahr 2018 lediglich 0,3 Prozent oder 450 Tonnen.</p><p>Der Bundesrat ist der Ansicht, dass die Fakten zur inländischen Produktion von Futtereiweissen hinlänglich bekannt sind und ein zusätzlicher Bericht keine grundsätzlich neuen Elemente hervorbringen würde.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, in einem Bericht aufzuzeigen, mit welchen agrarpolitischen, wissenschaftlichen und kommunikativen Massnahmen der Anteil inländisch produzierten Sojas gesteigert werden kann und welche Auswirkungen die höhere Produktion auf die Anbaukonkurrenz der Ackerbauflächen hat.</p>
    • Soja. Selbstversorgung statt Import

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