Verlässliche Daten zur häuslichen Gewalt

ShortId
20.4229
Id
20204229
Updated
28.07.2023 01:08
Language
de
Title
Verlässliche Daten zur häuslichen Gewalt
AdditionalIndexing
28;1216
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>In der Schweiz ist häusliche Gewalt eine echtes, täglich stattfindendes Übel. Im Jahr 2018 gab es ungefähr 51 Fälle pro Tag, und zwei Frauen starben jeden Monat an den Folgen von Gewalt, die innerhalb von Partnerschaften stattfand! Dem Statistischen Amt der Europäischen Union Eurostat zufolge gab es im Jahr 2017 in unserem Land 13 häusliche Tötungsdelikte pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Mehreren quantitativen Studien zufolge, die in unterschiedlichen europäischen Ländern durchgeführt wurden, sind 70 Prozent der Opfer Frauen.</p><p>Aber der Bund verfügt heute nicht über präzise Daten über Gewalt, die innerhalb von Partnerschaften stattfindet. Tatsächlich wurde die letzte quantitative Studie, die sich mit dieser Frage auseinandersetzte, 1997 durchgeführt (Jacqueline de Puy, Lucienne Gillioz, Véronique Ducret. Domination et violence envers la femme dans le couple, Payot, Lausanne, 1997), das war vor 23 Jahren! Seither wurden nur wenige Teilstudien in Zusammenarbeit mit Europa durchgeführt.</p><p>Weil es keinen spezifischen Straftatbestand der häuslichen Gewalt oder der Gewalt innerhalb der Partnerschaft gibt, sollte das Bundesamt für Statistik (BFS) ausserdem eine spezifische Arbeit zur Unterscheidung von Gewaltakten leisten, die innerhalb einer Partnerschaft stattfinden.</p><p>Es ist jedoch unerlässlich, aktuelle und verlässliche Daten zur Verfügung zu stellen, sodass die Behörden das Ausmass des Problems und dessen strukturelle Dimension beleuchten können. In der Tat neigen Gewaltakte innerhalb von Partnerschaften dazu, einem bekannten Schema zu folgen. Mit den Täterinnen und Tätern sowie den Opfern könnte folglich angemessen umgegangen werden, wenn ein Überblick über dieses Problem zur Verfügung stehen würde. Und schliesslich ermöglicht das Verständnis eines Phänomens eine gezielte und damit wirksamere Prävention.</p>
  • <p>In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) publiziert das Bundesamt für Statistik (BFS) jährlich Zahlen zu Straftaten in der Schweiz und veröffentlicht dabei auch regelmässig spezifische Auswertungen zur häuslichen Gewalt und Gewalt innerhalb der Partnerschaft (<a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.html">https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.html</a>).</p><p>Zusätzlich hat das BFS in den Jahren 2012, 2014 und 2018 vertiefende statistische Analysen zu häuslicher Gewalt und Tötungsdelikten innerhalb und ausserhalb des häuslichen Bereichs publiziert (<a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.assetdetail.348106.html">BFS 2012 polizeilich registrierte häusliche Gewalt</a>, <a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.assetdetail.349792.html">BFS 2014 polizeilich registrierte häusliche Gewalt</a>, <a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.assetdetail.4262024.html">BFS 2018 polizeilich registrierte Tötungsdelikte</a>).</p><p>Aktuell führt das BFS mit Unterstützung des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) mit den Kantonen eine auf fünf Jahre, von 2019-2024 angelegte Zusatzerhebung bei sämtlichen Tötungsdelikten der polizeilichen Kriminalstatistik PKS durch. Ziel dieser Erhebung ist, noch detailliertere Informationen über die näheren Tatumstände von Tötungsdelikten zu erhalten, so auch zu Tötungsdelikten in der Partnerschaft. Komplementär dazu erarbeitet das EBG in Erfüllung des Postulats Graf <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20193618">19.3618</a> "Stopp der Tötungsdelikte an Frauen im häuslichen Umfeld. Bericht zur Ursachenforschung und Massnahmenkatalog gegen Femizide in der Schweiz" eine Studie zu Ursachen von Tötungsdelikten im häuslichen Umfeld, deren Publikation in der zweiten Hälfte 2021 vorgesehen ist.</p><p>Wie in der Antwort auf die Interpellation Reynard <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20194417">19.4417</a> "Aktionsplan gegen häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen" erwähnt, erarbeiten das BFS und das EBG zudem ein Detailkonzept für eine umfassende Bevölkerungsbefragung zum Vorkommen von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in der Schweiz.</p><p>Mit diesen laufenden Arbeiten wird dem Anliegen des Postulats bereits Rechnung getragen.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
  • <p>Der Bundesrat wird aufgefordert, eine quantitative Studie über die Problematik von Gewaltakten in der Partnerschaft durchzuführen.</p>
  • Verlässliche Daten zur häuslichen Gewalt
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>In der Schweiz ist häusliche Gewalt eine echtes, täglich stattfindendes Übel. Im Jahr 2018 gab es ungefähr 51 Fälle pro Tag, und zwei Frauen starben jeden Monat an den Folgen von Gewalt, die innerhalb von Partnerschaften stattfand! Dem Statistischen Amt der Europäischen Union Eurostat zufolge gab es im Jahr 2017 in unserem Land 13 häusliche Tötungsdelikte pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Mehreren quantitativen Studien zufolge, die in unterschiedlichen europäischen Ländern durchgeführt wurden, sind 70 Prozent der Opfer Frauen.</p><p>Aber der Bund verfügt heute nicht über präzise Daten über Gewalt, die innerhalb von Partnerschaften stattfindet. Tatsächlich wurde die letzte quantitative Studie, die sich mit dieser Frage auseinandersetzte, 1997 durchgeführt (Jacqueline de Puy, Lucienne Gillioz, Véronique Ducret. Domination et violence envers la femme dans le couple, Payot, Lausanne, 1997), das war vor 23 Jahren! Seither wurden nur wenige Teilstudien in Zusammenarbeit mit Europa durchgeführt.</p><p>Weil es keinen spezifischen Straftatbestand der häuslichen Gewalt oder der Gewalt innerhalb der Partnerschaft gibt, sollte das Bundesamt für Statistik (BFS) ausserdem eine spezifische Arbeit zur Unterscheidung von Gewaltakten leisten, die innerhalb einer Partnerschaft stattfinden.</p><p>Es ist jedoch unerlässlich, aktuelle und verlässliche Daten zur Verfügung zu stellen, sodass die Behörden das Ausmass des Problems und dessen strukturelle Dimension beleuchten können. In der Tat neigen Gewaltakte innerhalb von Partnerschaften dazu, einem bekannten Schema zu folgen. Mit den Täterinnen und Tätern sowie den Opfern könnte folglich angemessen umgegangen werden, wenn ein Überblick über dieses Problem zur Verfügung stehen würde. Und schliesslich ermöglicht das Verständnis eines Phänomens eine gezielte und damit wirksamere Prävention.</p>
    • <p>In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) publiziert das Bundesamt für Statistik (BFS) jährlich Zahlen zu Straftaten in der Schweiz und veröffentlicht dabei auch regelmässig spezifische Auswertungen zur häuslichen Gewalt und Gewalt innerhalb der Partnerschaft (<a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.html">https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.html</a>).</p><p>Zusätzlich hat das BFS in den Jahren 2012, 2014 und 2018 vertiefende statistische Analysen zu häuslicher Gewalt und Tötungsdelikten innerhalb und ausserhalb des häuslichen Bereichs publiziert (<a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.assetdetail.348106.html">BFS 2012 polizeilich registrierte häusliche Gewalt</a>, <a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.assetdetail.349792.html">BFS 2014 polizeilich registrierte häusliche Gewalt</a>, <a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.assetdetail.4262024.html">BFS 2018 polizeilich registrierte Tötungsdelikte</a>).</p><p>Aktuell führt das BFS mit Unterstützung des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) mit den Kantonen eine auf fünf Jahre, von 2019-2024 angelegte Zusatzerhebung bei sämtlichen Tötungsdelikten der polizeilichen Kriminalstatistik PKS durch. Ziel dieser Erhebung ist, noch detailliertere Informationen über die näheren Tatumstände von Tötungsdelikten zu erhalten, so auch zu Tötungsdelikten in der Partnerschaft. Komplementär dazu erarbeitet das EBG in Erfüllung des Postulats Graf <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20193618">19.3618</a> "Stopp der Tötungsdelikte an Frauen im häuslichen Umfeld. Bericht zur Ursachenforschung und Massnahmenkatalog gegen Femizide in der Schweiz" eine Studie zu Ursachen von Tötungsdelikten im häuslichen Umfeld, deren Publikation in der zweiten Hälfte 2021 vorgesehen ist.</p><p>Wie in der Antwort auf die Interpellation Reynard <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20194417">19.4417</a> "Aktionsplan gegen häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen" erwähnt, erarbeiten das BFS und das EBG zudem ein Detailkonzept für eine umfassende Bevölkerungsbefragung zum Vorkommen von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in der Schweiz.</p><p>Mit diesen laufenden Arbeiten wird dem Anliegen des Postulats bereits Rechnung getragen.</p> Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
    • <p>Der Bundesrat wird aufgefordert, eine quantitative Studie über die Problematik von Gewaltakten in der Partnerschaft durchzuführen.</p>
    • Verlässliche Daten zur häuslichen Gewalt

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