Die EU verbietet den hormonschädlichen Wirkstoff Mancozeb. Wann zieht die Schweiz nach?

ShortId
20.4711
Id
20204711
Updated
28.07.2023 00:55
Language
de
Title
Die EU verbietet den hormonschädlichen Wirkstoff Mancozeb. Wann zieht die Schweiz nach?
AdditionalIndexing
10;2841;52;55
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>1. Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz 66,7 Tonnen Mancozeb in Verkehr gebracht. Die Daten für 2020 waren zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Antwort noch nicht verfügbar. Mancozeb ist ein Fungizid, das zum Schutz zahlreicher Kulturen vor Krankheiten wie der Kraut- und Knollenfäule oder des falschen Mehltaus eingesetzt wird, insbesondere in der Kartoffel-, Gemüse- und Zierpflanzenproduktion.</p><p>2. Mancozeb kann ein Risiko für schwangere Frauen darstellen. Es ist ausserdem für Wasserorganismen giftig. Die notwendigen Schutzmassnahmen sind in den Verwendungsvorschriften festgelegt.</p><p>3, 4 und 6. Die Europäische Union hat beschlossen, Mancozeb von der Liste der als Pflanzenschutzmittel zugelassenen Wirkstoffe zu streichen, weil es die Genehmigungskriterien nicht mehr erfüllt. Die Frist für die Verwendung der Lagerbestände endet am 4. Januar 2022. In der Schweiz läuft auf der Grundlage des neuen Artikels 10 Absatz 1 PSMV, der seit dem 1. Januar 2021 in Kraft ist, ein Verfahren zur Streichung dieses Wirkstoffes aus Anhang 1 der Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV, SR 916.161). Die Änderung des Anhangs 1 tritt Mitte 2021 in Kraft, und die Bewilligungen für Produkte, die Mancozeb enthalten, werden zum gleichen Zeitpunkt widerrufen. Es wird eine Frist für die Verwendung der bestehenden Lagerbestände gewährt, die mit der von der EU gesetzten Frist identisch ist.</p><p>5. Agroscope hat die Substanzen in Abhängigkeit vom potenziellen Risiko der Wirkstoffe für Wasserorganismen sowie vom Auftreten nicht relevanter Metaboliten im Grundwasser während der Anwendung in verschiedene Risikokategorien eingestuft. Die 17 Substanzen mit einer höheren Risikobewertung für Wasserorganismen als Mancozeb sind in der Publikation Agroscope Science, Nr. 106, 2020, Seite 22 aufgeführt. Agroscope hat keine Einstufung in Abhängigkeit vom potenziellen Risiko für die menschliche Gesundheit vorgenommen.</p> Antwort des Bundesrates.
  • <p>Im Oktober 2020 hat die Europäische Union die Verwendung des Wirkstoffes Mancozeb untersagt und ihm die Marktzulassung entzogen. Mancozeb wurde bereits im März 2019 von der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) als reproduktionstoxische Substanz der Kategorie 1B eingestuft. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam darüber hinaus zum Schluss, dass der Wirkstoff die Schilddrüse schädigt und Schilddrüsentumore hervorrufen kann. Sie stufte die Substanz als hormonschädlich für den Menschen und wahrscheinlich hormonschädlich für die Umwelt ein. </p><p>Mancozeb gehört laut der Studie "Datengrundlage und Kriterien für eine Einschränkung der PSM-Auswahl im ÖLN" des Agroscope überdies zu den 20 Wirkstoffen mit dem höchsten Risikoscore für Gewässerlebewesen. </p><p>Das Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW führt 83 in der Schweiz zugelassene Fungizide mit dem Wirkstoff Mancozeb auf. Laut PSMV dürfen Grundstoffe aber nur dann genehmigt werden, wenn sie keine Störungen des Hormonsystems und keine neurotoxischen oder immuntoxischen Wirkungen auslösen können. </p><p>Laut der bundesrätlichen Antworten auf meine Fragen 20.6105 und 20.6106 gilt für die Überprüfung von bereits auf dem Markt zugelassenen Produkten ab dem 1. Januar 2021 ein verkürztes Widerrufsverfahren. </p><p>Vor diesem Hintergrund bitte ich den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten: </p><p>1. Welche Menge an Pestiziden, die Mancozeb enthalten, wurden 2019 und 2020 in der Schweiz ausgebracht? Wofür und in welchen Kulturen?</p><p>2. Welche Risiken für Mensch, Tier und Umwelt konnten mit der Anwendung von Mancozeb in Verbindung gebracht werden? </p><p>3. Nach der Antwort des Bundesrates auf die Interpellation 19.3380 und dieser Neubewertung von Mancozeb in der EU: Wendet er nun die Cut-off-Kriterien an und verbietet Mancozeb? Wenn ja, wird das Verbot sofort umgesetzt (Verkaufs- und Anwendungsverbot)? Wenn nein, warum nicht? </p><p>4. Wird die Überprüfung von Mancozeb entsprechend dem ab dem 1. Januar 2021 geltenden Verfahren überprüft? Wenn nein, warum nicht? </p><p>5. Welche Pestizidwirkstoffe weisen laut Agroscope einen höheren Risiko-Score als Mancozeb auf, bezüglich Gewässerlebewesen? Wie viele weisen einen höheren Risiko-Score auf, bezüglich ihrer Wirkung auf den Mensch?</p><p>6. In der EU wurde der Stoff im Oktober verboten. Wann ist er in der Schweiz vom Markt?</p>
  • Die EU verbietet den hormonschädlichen Wirkstoff Mancozeb. Wann zieht die Schweiz nach?
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>1. Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz 66,7 Tonnen Mancozeb in Verkehr gebracht. Die Daten für 2020 waren zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Antwort noch nicht verfügbar. Mancozeb ist ein Fungizid, das zum Schutz zahlreicher Kulturen vor Krankheiten wie der Kraut- und Knollenfäule oder des falschen Mehltaus eingesetzt wird, insbesondere in der Kartoffel-, Gemüse- und Zierpflanzenproduktion.</p><p>2. Mancozeb kann ein Risiko für schwangere Frauen darstellen. Es ist ausserdem für Wasserorganismen giftig. Die notwendigen Schutzmassnahmen sind in den Verwendungsvorschriften festgelegt.</p><p>3, 4 und 6. Die Europäische Union hat beschlossen, Mancozeb von der Liste der als Pflanzenschutzmittel zugelassenen Wirkstoffe zu streichen, weil es die Genehmigungskriterien nicht mehr erfüllt. Die Frist für die Verwendung der Lagerbestände endet am 4. Januar 2022. In der Schweiz läuft auf der Grundlage des neuen Artikels 10 Absatz 1 PSMV, der seit dem 1. Januar 2021 in Kraft ist, ein Verfahren zur Streichung dieses Wirkstoffes aus Anhang 1 der Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV, SR 916.161). Die Änderung des Anhangs 1 tritt Mitte 2021 in Kraft, und die Bewilligungen für Produkte, die Mancozeb enthalten, werden zum gleichen Zeitpunkt widerrufen. Es wird eine Frist für die Verwendung der bestehenden Lagerbestände gewährt, die mit der von der EU gesetzten Frist identisch ist.</p><p>5. Agroscope hat die Substanzen in Abhängigkeit vom potenziellen Risiko der Wirkstoffe für Wasserorganismen sowie vom Auftreten nicht relevanter Metaboliten im Grundwasser während der Anwendung in verschiedene Risikokategorien eingestuft. Die 17 Substanzen mit einer höheren Risikobewertung für Wasserorganismen als Mancozeb sind in der Publikation Agroscope Science, Nr. 106, 2020, Seite 22 aufgeführt. Agroscope hat keine Einstufung in Abhängigkeit vom potenziellen Risiko für die menschliche Gesundheit vorgenommen.</p> Antwort des Bundesrates.
    • <p>Im Oktober 2020 hat die Europäische Union die Verwendung des Wirkstoffes Mancozeb untersagt und ihm die Marktzulassung entzogen. Mancozeb wurde bereits im März 2019 von der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) als reproduktionstoxische Substanz der Kategorie 1B eingestuft. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam darüber hinaus zum Schluss, dass der Wirkstoff die Schilddrüse schädigt und Schilddrüsentumore hervorrufen kann. Sie stufte die Substanz als hormonschädlich für den Menschen und wahrscheinlich hormonschädlich für die Umwelt ein. </p><p>Mancozeb gehört laut der Studie "Datengrundlage und Kriterien für eine Einschränkung der PSM-Auswahl im ÖLN" des Agroscope überdies zu den 20 Wirkstoffen mit dem höchsten Risikoscore für Gewässerlebewesen. </p><p>Das Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW führt 83 in der Schweiz zugelassene Fungizide mit dem Wirkstoff Mancozeb auf. Laut PSMV dürfen Grundstoffe aber nur dann genehmigt werden, wenn sie keine Störungen des Hormonsystems und keine neurotoxischen oder immuntoxischen Wirkungen auslösen können. </p><p>Laut der bundesrätlichen Antworten auf meine Fragen 20.6105 und 20.6106 gilt für die Überprüfung von bereits auf dem Markt zugelassenen Produkten ab dem 1. Januar 2021 ein verkürztes Widerrufsverfahren. </p><p>Vor diesem Hintergrund bitte ich den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten: </p><p>1. Welche Menge an Pestiziden, die Mancozeb enthalten, wurden 2019 und 2020 in der Schweiz ausgebracht? Wofür und in welchen Kulturen?</p><p>2. Welche Risiken für Mensch, Tier und Umwelt konnten mit der Anwendung von Mancozeb in Verbindung gebracht werden? </p><p>3. Nach der Antwort des Bundesrates auf die Interpellation 19.3380 und dieser Neubewertung von Mancozeb in der EU: Wendet er nun die Cut-off-Kriterien an und verbietet Mancozeb? Wenn ja, wird das Verbot sofort umgesetzt (Verkaufs- und Anwendungsverbot)? Wenn nein, warum nicht? </p><p>4. Wird die Überprüfung von Mancozeb entsprechend dem ab dem 1. Januar 2021 geltenden Verfahren überprüft? Wenn nein, warum nicht? </p><p>5. Welche Pestizidwirkstoffe weisen laut Agroscope einen höheren Risiko-Score als Mancozeb auf, bezüglich Gewässerlebewesen? Wie viele weisen einen höheren Risiko-Score auf, bezüglich ihrer Wirkung auf den Mensch?</p><p>6. In der EU wurde der Stoff im Oktober verboten. Wann ist er in der Schweiz vom Markt?</p>
    • Die EU verbietet den hormonschädlichen Wirkstoff Mancozeb. Wann zieht die Schweiz nach?

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