Mangelhafte Information der Bevölkerung über den Gebrauch der Jodtabletten

ShortId
23.3400
Id
20233400
Updated
10.04.2024 14:53
Language
de
Title
Mangelhafte Information der Bevölkerung über den Gebrauch der Jodtabletten
AdditionalIndexing
2841;66;52;09
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Im November und Dezember 2022 hat die Schweizerische Energie-Stiftung SES mit einer Online-Umfrage ermittelt, wie gut die Menschen auf einen Atomunfall vorbereitet sind: <a href="https://energiestiftung.ch/jodtabletten-umfrage">https://energiestiftung.ch/jodtabletten-umfrage</a> 9405 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen; davon leben oder arbeiten 8155 Befragte im Verteilgebiet der Jodtabletten.</p><p>Überblick der wichtigsten Erkenntnisse:</p><p>- 20,6 Prozent der Befragten sind unzulänglich über die Wirkung von Jod informiert. 11,7 Prozent meinen irrtümlich, dass Jodtabletten auch vor radioaktiven Stoffen wie Cäsium und Strontium schützten. Und 8,9 Prozent sagen, dass sie nicht wissen würden, wovor Jod schütze.</p><p>- Es herrscht grosse Unsicherheit, ob Kinder im Ernstfall Jod einnehmen sollen. 54,8 Prozent der Befragten wissen nicht, ob Jod für Kinder geeignet ist. Und 9,3 Prozent unterliegen dem Irrtum, dass Kindern kein Jod verabreicht werden sollte.</p><p>- Nur wenige wissen, dass über 45-Jährige vor der Einnahme von Jodtabletten eine Ärztin oder einen Arzt fragen sollten. Während über die Hälfte der Befragten davon ausgeht, dass über 45-Jährige bei einer Atomkatastrophe unbedingt Jod einnehmen sollten, kennen nur 7,2 Prozent die Empfehlung des Bundes für diese Altersgruppe, eine ärztliche Fachperson zu konsultieren.</p><p>- 15,8 Prozent haben ihre Jodtabletten verlegt oder verloren. Hochgerechnet auf die 3,92 Millionen erwachsenen Personen im Verteilgebiet, entspricht das rund 619 000 möglichen Verlusten. Weiter geben 5,7 Prozent (223 440 Personen) an, kein Jod erhalten zu haben, obwohl sie in der Risikozone leben.</p>
  • <p>1. Die Ergebnisse der Online-Umfrage der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) wurden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) zur Kenntnis genommen. Die Resultate der im April 2013 durchgeführten Haushaltsbefragung im Vorfeld der letzten Jodtabletten-Verteilung im Jahre 2014 sind vergleichbar. Es ist davon auszugehen, dass bei rund 20 Prozent der Bevölkerung das Wissen über die Anwendung von Jodtabletten während der Jahre nach einer Verteilung verloren geht. Der Bundesrat erachtet eine umfassende Information der Bevölkerung im Rahmen der Verteilung wie auch regelmässig zwischen den zehnjährlichen Verteilkampagnen daher als notwendig (siehe Antwort 3).</p><p>2. Um eine proaktive, klare und verständliche Information aller Bevölkerungsgruppen zu den Jodtabletten sicherzustellen, hat der Bundesrat anlässlich der Teilrevision der Jodtabletten-Verordnung am 10.3.2023 das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) und das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beauftragt, die Kommunikation zur Neuverteilung der Jodtabletten im Herbst 2023 entsprechend vorzubereiten. Die Armeeapotheke setzte für diesen Auftrag externe Kommunikationsspezialisten ein: Diese bereiten Informationen für die Bevölkerung allgemein, aber spezifisch auch für Kantone, Gemeinden sowie Betriebe vor. Parallel dazu wird das BAG über die gesundheitlichen Aspekte und die Wirkungsweise von Jodtabletten informieren. Besonderes Augenmerk wird dabei auf mögliche Fragen betreffend die neuen Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Strahlenschutz (KSR) zur altersabhängigen Einnahme der Jodtabletten gelegt: Die Einnahme von Jodtabletten ist eine sinnvolle Schutzmassnahme für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Erwachsene bis 45 Jahre. Personen über 45 Jahren wird neu eine Einnahme der Jodtabletten nicht mehr empfohlen.</p><p>3. Bisher wurde die Bevölkerung jeweils anlässlich der alle zehn Jahre stattfindenden Verteilkampagnen informiert. Auch im Hinblick auf die Verteilkampagne im Herbst 2023 soll, wie auch unter Antwort 2 erwähnt, erneut umfassend über die Verteilung und Anwendung der Jodtabletten, sowie auch über die vorhandenen Informationsquellen (Webseite der Geschäftsstelle Jodtabletten Schweiz, Webseite des BAG, Ärzt/-innen, Apotheken, Drogerien und Gemeinden) und die möglichen Bezugsquellen bei verlorenen Tabletten orientiert werden.</p><p>Zusätzlich ist vorgesehen, dass diese Informationen der Bevölkerung jährlich aktiv, z.B. beim Sirenenalarm im Februar in Erinnerung gerufen werden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das Wissen über Jodtabletten in der Bevölkerung regelmässig aufgefrischt wird und Personen, die zwischen den Verteilkampagnen ins Verteilgebiet gezogen sind, diese wichtigen Informationen ebenfalls erhalten.</p><p>4. Das Verteilkonzept in der Schweiz sieht vor, dass für die gesamte Bevölkerung Jodtabletten zur Verfügung stehen. Bis Ende 2023 werden den Haushalten im Umkreis von 50 km um die Schweizer Kernkraftwerke, bis Ende April 2024 den Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten sowie den Betrieben die Jodtabletten direkt per Post zugestellt. Diese Empfänger/-innen erhalten bewusst mehr Tabletten, als für jeweils eine Person nötig wären, damit sie auch Angehörige oder Besucher/-innen versorgen können, die keine Jodtabletten erhalten bzw. diese verloren haben oder keine dabeihaben (Nachbarschaftshilfe). In den Jahren zwischen den Verteilkampagnen erhalten Neuzuzüger/-innen jeweils automatisch bei der Anmeldung in der jeweiligen Gemeinde einen Bezugsschein für Jodtabletten in der Apotheke oder Drogerie. Sollte es trotzdem Personen geben, die keine Jodtabletten erhalten oder diese verloren haben, können sie bei der Gemeinde einen Bezugsschein abholen und die Jodtabletten dann in einer Apotheke/Drogerie beziehen.</p> Antwort des Bundesrates.
  • <p>Eine Umfrage zum Gebrauch von Jod-Tabletten im Falle eines Atomunfalls ergab, dass grosse Teile der Bevölkerung gerade auch in den Risikogebieten nur ungenügend über Verwendung, Wirkung und Risiken informiert sind. Der Bundesrat ist gebeten, folgende Fragen zu beantworten.</p><p>1. Ist sich der Bundesrat bewusst, dass die Bevölkerung nur mangelhaft informiert ist über den Gebrauch der Jod-Tabletten?</p><p>2. Gedenkt der Bundesrat bei der nächsten Verteilrunde im Herbst 2023 anders zu informieren als in der Vergangenheit?</p><p>3. Wie will der Bundesrat die mangelhafte Information in der Bevölkerung beheben?</p><p>4. Wie will der Bundesrat darauf reagieren, dass immerhin über 15 Prozent der Personen in einem Risikogebiet keine Tabletten mehr haben?</p>
  • Mangelhafte Information der Bevölkerung über den Gebrauch der Jodtabletten
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Im November und Dezember 2022 hat die Schweizerische Energie-Stiftung SES mit einer Online-Umfrage ermittelt, wie gut die Menschen auf einen Atomunfall vorbereitet sind: <a href="https://energiestiftung.ch/jodtabletten-umfrage">https://energiestiftung.ch/jodtabletten-umfrage</a> 9405 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen; davon leben oder arbeiten 8155 Befragte im Verteilgebiet der Jodtabletten.</p><p>Überblick der wichtigsten Erkenntnisse:</p><p>- 20,6 Prozent der Befragten sind unzulänglich über die Wirkung von Jod informiert. 11,7 Prozent meinen irrtümlich, dass Jodtabletten auch vor radioaktiven Stoffen wie Cäsium und Strontium schützten. Und 8,9 Prozent sagen, dass sie nicht wissen würden, wovor Jod schütze.</p><p>- Es herrscht grosse Unsicherheit, ob Kinder im Ernstfall Jod einnehmen sollen. 54,8 Prozent der Befragten wissen nicht, ob Jod für Kinder geeignet ist. Und 9,3 Prozent unterliegen dem Irrtum, dass Kindern kein Jod verabreicht werden sollte.</p><p>- Nur wenige wissen, dass über 45-Jährige vor der Einnahme von Jodtabletten eine Ärztin oder einen Arzt fragen sollten. Während über die Hälfte der Befragten davon ausgeht, dass über 45-Jährige bei einer Atomkatastrophe unbedingt Jod einnehmen sollten, kennen nur 7,2 Prozent die Empfehlung des Bundes für diese Altersgruppe, eine ärztliche Fachperson zu konsultieren.</p><p>- 15,8 Prozent haben ihre Jodtabletten verlegt oder verloren. Hochgerechnet auf die 3,92 Millionen erwachsenen Personen im Verteilgebiet, entspricht das rund 619 000 möglichen Verlusten. Weiter geben 5,7 Prozent (223 440 Personen) an, kein Jod erhalten zu haben, obwohl sie in der Risikozone leben.</p>
    • <p>1. Die Ergebnisse der Online-Umfrage der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) wurden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) zur Kenntnis genommen. Die Resultate der im April 2013 durchgeführten Haushaltsbefragung im Vorfeld der letzten Jodtabletten-Verteilung im Jahre 2014 sind vergleichbar. Es ist davon auszugehen, dass bei rund 20 Prozent der Bevölkerung das Wissen über die Anwendung von Jodtabletten während der Jahre nach einer Verteilung verloren geht. Der Bundesrat erachtet eine umfassende Information der Bevölkerung im Rahmen der Verteilung wie auch regelmässig zwischen den zehnjährlichen Verteilkampagnen daher als notwendig (siehe Antwort 3).</p><p>2. Um eine proaktive, klare und verständliche Information aller Bevölkerungsgruppen zu den Jodtabletten sicherzustellen, hat der Bundesrat anlässlich der Teilrevision der Jodtabletten-Verordnung am 10.3.2023 das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) und das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beauftragt, die Kommunikation zur Neuverteilung der Jodtabletten im Herbst 2023 entsprechend vorzubereiten. Die Armeeapotheke setzte für diesen Auftrag externe Kommunikationsspezialisten ein: Diese bereiten Informationen für die Bevölkerung allgemein, aber spezifisch auch für Kantone, Gemeinden sowie Betriebe vor. Parallel dazu wird das BAG über die gesundheitlichen Aspekte und die Wirkungsweise von Jodtabletten informieren. Besonderes Augenmerk wird dabei auf mögliche Fragen betreffend die neuen Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Strahlenschutz (KSR) zur altersabhängigen Einnahme der Jodtabletten gelegt: Die Einnahme von Jodtabletten ist eine sinnvolle Schutzmassnahme für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Erwachsene bis 45 Jahre. Personen über 45 Jahren wird neu eine Einnahme der Jodtabletten nicht mehr empfohlen.</p><p>3. Bisher wurde die Bevölkerung jeweils anlässlich der alle zehn Jahre stattfindenden Verteilkampagnen informiert. Auch im Hinblick auf die Verteilkampagne im Herbst 2023 soll, wie auch unter Antwort 2 erwähnt, erneut umfassend über die Verteilung und Anwendung der Jodtabletten, sowie auch über die vorhandenen Informationsquellen (Webseite der Geschäftsstelle Jodtabletten Schweiz, Webseite des BAG, Ärzt/-innen, Apotheken, Drogerien und Gemeinden) und die möglichen Bezugsquellen bei verlorenen Tabletten orientiert werden.</p><p>Zusätzlich ist vorgesehen, dass diese Informationen der Bevölkerung jährlich aktiv, z.B. beim Sirenenalarm im Februar in Erinnerung gerufen werden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das Wissen über Jodtabletten in der Bevölkerung regelmässig aufgefrischt wird und Personen, die zwischen den Verteilkampagnen ins Verteilgebiet gezogen sind, diese wichtigen Informationen ebenfalls erhalten.</p><p>4. Das Verteilkonzept in der Schweiz sieht vor, dass für die gesamte Bevölkerung Jodtabletten zur Verfügung stehen. Bis Ende 2023 werden den Haushalten im Umkreis von 50 km um die Schweizer Kernkraftwerke, bis Ende April 2024 den Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten sowie den Betrieben die Jodtabletten direkt per Post zugestellt. Diese Empfänger/-innen erhalten bewusst mehr Tabletten, als für jeweils eine Person nötig wären, damit sie auch Angehörige oder Besucher/-innen versorgen können, die keine Jodtabletten erhalten bzw. diese verloren haben oder keine dabeihaben (Nachbarschaftshilfe). In den Jahren zwischen den Verteilkampagnen erhalten Neuzuzüger/-innen jeweils automatisch bei der Anmeldung in der jeweiligen Gemeinde einen Bezugsschein für Jodtabletten in der Apotheke oder Drogerie. Sollte es trotzdem Personen geben, die keine Jodtabletten erhalten oder diese verloren haben, können sie bei der Gemeinde einen Bezugsschein abholen und die Jodtabletten dann in einer Apotheke/Drogerie beziehen.</p> Antwort des Bundesrates.
    • <p>Eine Umfrage zum Gebrauch von Jod-Tabletten im Falle eines Atomunfalls ergab, dass grosse Teile der Bevölkerung gerade auch in den Risikogebieten nur ungenügend über Verwendung, Wirkung und Risiken informiert sind. Der Bundesrat ist gebeten, folgende Fragen zu beantworten.</p><p>1. Ist sich der Bundesrat bewusst, dass die Bevölkerung nur mangelhaft informiert ist über den Gebrauch der Jod-Tabletten?</p><p>2. Gedenkt der Bundesrat bei der nächsten Verteilrunde im Herbst 2023 anders zu informieren als in der Vergangenheit?</p><p>3. Wie will der Bundesrat die mangelhafte Information in der Bevölkerung beheben?</p><p>4. Wie will der Bundesrat darauf reagieren, dass immerhin über 15 Prozent der Personen in einem Risikogebiet keine Tabletten mehr haben?</p>
    • Mangelhafte Information der Bevölkerung über den Gebrauch der Jodtabletten

Back to List