Potenzial pflanzlicher Alternativprodukte für den Wirtschaftsstandort Schweiz

ShortId
23.3410
Id
20233410
Updated
26.03.2024 21:33
Language
de
Title
Potenzial pflanzlicher Alternativprodukte für den Wirtschaftsstandort Schweiz
AdditionalIndexing
15;2841;52
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, ist in unser aller Interesse und wird zunehmend auch zum Politikum. Im Sinne einer langfristigen Ernährungssicherheit ist es unumgänglich, die Lebensmittelproduktion und das Ernährungssystem entlang der gesamten Wertschöpfungskette - und nicht nur mit Fokus auf die Landwirtschaft - auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Entwicklung auszurichten. Dabei ist aus wissenschaftlicher Sicht unumstritten, dass wir den Konsum von Tierprodukten in der Schweiz reduzieren müssen: Auch der Bund selbst hält in seiner Ernährungsstrategie 2017-2024 nur einen Drittel des aktuellen Fleischkonsums für vertretbar. </p><p>Konsumentinnen und Konsumenten erreichen wir jedoch nur über Information, Bildung und vor allem ein niederschwelliges Angebot schmackhafter pflanzlicher Alternativen. Statt Vorschriften ist Gaumenfreude hier das Mittel der Wahl, denn was schmeckt, hält auch Einzug in den Speiseplan. Auf dem Weg in Richtung Erfüllung der Ziele der Ernährungsstrategie des Bundes spielen pflanzliche Alternativen und neue Verfahren eine Schlüsselrolle, da sie einerseits einen Wandel ohne Zwang anstossen und zum anderen die Schweiz im wachsenden Markt der "plantbased alternatives" attraktiv positionieren. In Anbetracht dieser Situation bitte ich den Bundesrat um Beantwortung folgender Fragen.</p>
  • <p>1. und 2. Das inländische Angebot an pflanzlichen Erzeugnissen zur direkten menschlichen Ernährung richtet sich primär nach der Nachfrage, den klimatischen Gegebenheiten und den Rahmenbedingungen der verschiedenen Marktordnungen. Die Absatzpotenziale werden in unterschiedlichem Masse erreicht. In Jahren mit normalen Witterungsbedingungen decken Kulturen wie Brotgetreide, Kartoffeln, Freilandgemüse, Tafeläpfel und -birnen den Bedarf weitgehend ab. Ergänzungsimporte erfolgen zumeist innerhalb von Zollkontingenten.</p><p>Zuckerrüben und Ölsaaten zur Speiseölherstellung erreichten in den letzten Jahren die von den Branchen gesetzten Produktionsziele nicht. Wie bei den etablierten Kulturen ist der Preis ein Anreizmechanismus: Die Nachfrage auf den Märkten bestimmt die Angebotsmenge und die Vielfalt noch weniger verbreiteter pflanzlicher Produkte und Alternativen zu tierischen Produkten.</p><p>Gemäss Bericht "Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik" des Bundesrats vom 22. Juni 2022 in Erfüllung der Postulate <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203931">20.3931</a> und <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20213015">21.3015</a> sollen ackerbaulich nutzbare Böden vermehrt zum Anbau von Kulturen für die direkte menschliche Ernährung genutzt werden. Ein wichtiger Hebel kann die Information und Sensibilisierung der Endkonsumierenden bezüglich Umweltwirkung ihres Einkaufs- und Konsumverhaltens sein. Steigt die Nachfrage nach pflanzlichen Erzeugnissen, lösen die marktwirtschaftlichen Kräfte entlang der Wertschöpfungsketten Investitionen und Kapazitätserweiterungen aus.</p><p>3. Die jüngsten Entwicklungen an den Lebensmittelmärkten sind ermutigend. Pioniere entwickeln innovative Geschäftsideen für Alternativen zu Fleisch, Milch und Eiern und setzen sie um. Teils sind Ausdehnungen der Produktionskapazitäten über die Landesgrenzen hinaus angedacht. Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie wie Ölkuchen und Biertreber werden vermehrt als Ausgangsstoffe für Lebensmittel genutzt. Insbesondere in urbanen Regionen findet sich im Detailhandel und in der Gastronomie eine wachsende Palette an veganen Erzeugnissen. Pflanzliche Alternativen zu tierischen Erzeugnissen haben Wachstumschancen bei dem Teil der Bevölkerung, der sich gelegentlich bewusst für pflanzliche Proteine entscheidet.</p><p>Seit 2023 schliessen die für Hülsenfrüchte ausgerichteten Flächenbeiträge Verwendungen für die menschliche Ernährung mit ein, wodurch deren Anbau neuen Schub erfahren hat. Die zuständige Branchenorganisation diskutiert über Übernahmebedingungen und Richtpreise von Hülsenfrüchten zu Speisezwecken. Mit den entsprechenden Beschlüssen können Transparenz, Sicherheit und Marktattraktivität steigen. Der Bundesrat misst dem Anbau und der Verarbeitung von Pflanzenerzeugnissen einige Chancen bei, zumal sehr gut ausgebildete Berufsleute entlang den Wertschöpfungsketten kreative Ideen umsichtig umzusetzen verstehen. Die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativprodukten dürfte sich weiterhin dynamisch entwickeln, mit entsprechenden Chancen für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. Auf Gesuch hin kann der Bund für die Förderung innovativer Projekte Finanzhilfen ausrichten.</p> Antwort des Bundesrates.
  • <p>Ich bitte den Bundesrat um die Beantwortung folgender Fragen:</p><p>1. Wie könnten pflanzliche Alternativprodukte und Verfahren wirtschaftlich wettbewerbsfähiger gemacht werden?</p><p>2. Wie könnten pflanzliche Alternativprodukte und Verfahren für die Beteiligten leichter zugänglich gemacht werden?</p><p>3. Wie beurteilt der Bundesrat den Stellenwert und das Innovationspotenzial pflanzlicher Alternativprodukte für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Schweiz?</p>
  • Potenzial pflanzlicher Alternativprodukte für den Wirtschaftsstandort Schweiz
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, ist in unser aller Interesse und wird zunehmend auch zum Politikum. Im Sinne einer langfristigen Ernährungssicherheit ist es unumgänglich, die Lebensmittelproduktion und das Ernährungssystem entlang der gesamten Wertschöpfungskette - und nicht nur mit Fokus auf die Landwirtschaft - auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Entwicklung auszurichten. Dabei ist aus wissenschaftlicher Sicht unumstritten, dass wir den Konsum von Tierprodukten in der Schweiz reduzieren müssen: Auch der Bund selbst hält in seiner Ernährungsstrategie 2017-2024 nur einen Drittel des aktuellen Fleischkonsums für vertretbar. </p><p>Konsumentinnen und Konsumenten erreichen wir jedoch nur über Information, Bildung und vor allem ein niederschwelliges Angebot schmackhafter pflanzlicher Alternativen. Statt Vorschriften ist Gaumenfreude hier das Mittel der Wahl, denn was schmeckt, hält auch Einzug in den Speiseplan. Auf dem Weg in Richtung Erfüllung der Ziele der Ernährungsstrategie des Bundes spielen pflanzliche Alternativen und neue Verfahren eine Schlüsselrolle, da sie einerseits einen Wandel ohne Zwang anstossen und zum anderen die Schweiz im wachsenden Markt der "plantbased alternatives" attraktiv positionieren. In Anbetracht dieser Situation bitte ich den Bundesrat um Beantwortung folgender Fragen.</p>
    • <p>1. und 2. Das inländische Angebot an pflanzlichen Erzeugnissen zur direkten menschlichen Ernährung richtet sich primär nach der Nachfrage, den klimatischen Gegebenheiten und den Rahmenbedingungen der verschiedenen Marktordnungen. Die Absatzpotenziale werden in unterschiedlichem Masse erreicht. In Jahren mit normalen Witterungsbedingungen decken Kulturen wie Brotgetreide, Kartoffeln, Freilandgemüse, Tafeläpfel und -birnen den Bedarf weitgehend ab. Ergänzungsimporte erfolgen zumeist innerhalb von Zollkontingenten.</p><p>Zuckerrüben und Ölsaaten zur Speiseölherstellung erreichten in den letzten Jahren die von den Branchen gesetzten Produktionsziele nicht. Wie bei den etablierten Kulturen ist der Preis ein Anreizmechanismus: Die Nachfrage auf den Märkten bestimmt die Angebotsmenge und die Vielfalt noch weniger verbreiteter pflanzlicher Produkte und Alternativen zu tierischen Produkten.</p><p>Gemäss Bericht "Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik" des Bundesrats vom 22. Juni 2022 in Erfüllung der Postulate <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203931">20.3931</a> und <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20213015">21.3015</a> sollen ackerbaulich nutzbare Böden vermehrt zum Anbau von Kulturen für die direkte menschliche Ernährung genutzt werden. Ein wichtiger Hebel kann die Information und Sensibilisierung der Endkonsumierenden bezüglich Umweltwirkung ihres Einkaufs- und Konsumverhaltens sein. Steigt die Nachfrage nach pflanzlichen Erzeugnissen, lösen die marktwirtschaftlichen Kräfte entlang der Wertschöpfungsketten Investitionen und Kapazitätserweiterungen aus.</p><p>3. Die jüngsten Entwicklungen an den Lebensmittelmärkten sind ermutigend. Pioniere entwickeln innovative Geschäftsideen für Alternativen zu Fleisch, Milch und Eiern und setzen sie um. Teils sind Ausdehnungen der Produktionskapazitäten über die Landesgrenzen hinaus angedacht. Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie wie Ölkuchen und Biertreber werden vermehrt als Ausgangsstoffe für Lebensmittel genutzt. Insbesondere in urbanen Regionen findet sich im Detailhandel und in der Gastronomie eine wachsende Palette an veganen Erzeugnissen. Pflanzliche Alternativen zu tierischen Erzeugnissen haben Wachstumschancen bei dem Teil der Bevölkerung, der sich gelegentlich bewusst für pflanzliche Proteine entscheidet.</p><p>Seit 2023 schliessen die für Hülsenfrüchte ausgerichteten Flächenbeiträge Verwendungen für die menschliche Ernährung mit ein, wodurch deren Anbau neuen Schub erfahren hat. Die zuständige Branchenorganisation diskutiert über Übernahmebedingungen und Richtpreise von Hülsenfrüchten zu Speisezwecken. Mit den entsprechenden Beschlüssen können Transparenz, Sicherheit und Marktattraktivität steigen. Der Bundesrat misst dem Anbau und der Verarbeitung von Pflanzenerzeugnissen einige Chancen bei, zumal sehr gut ausgebildete Berufsleute entlang den Wertschöpfungsketten kreative Ideen umsichtig umzusetzen verstehen. Die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativprodukten dürfte sich weiterhin dynamisch entwickeln, mit entsprechenden Chancen für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. Auf Gesuch hin kann der Bund für die Förderung innovativer Projekte Finanzhilfen ausrichten.</p> Antwort des Bundesrates.
    • <p>Ich bitte den Bundesrat um die Beantwortung folgender Fragen:</p><p>1. Wie könnten pflanzliche Alternativprodukte und Verfahren wirtschaftlich wettbewerbsfähiger gemacht werden?</p><p>2. Wie könnten pflanzliche Alternativprodukte und Verfahren für die Beteiligten leichter zugänglich gemacht werden?</p><p>3. Wie beurteilt der Bundesrat den Stellenwert und das Innovationspotenzial pflanzlicher Alternativprodukte für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Schweiz?</p>
    • Potenzial pflanzlicher Alternativprodukte für den Wirtschaftsstandort Schweiz

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