Realwirtschaftlichkeit des Finanzmarkts

ShortId
23.3472
Id
20233472
Updated
31.08.2023 16:33
Language
de
Title
Realwirtschaftlichkeit des Finanzmarkts
AdditionalIndexing
24;15
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>[1] Ein spezifischer Indikator, welcher die Auswirkungen von Finanzprodukten auf die Realwirtschaft misst, ist bis anhin vom Bundesrat nicht näher untersucht worden. Zwischen den Finanzmärkten und der Realwirtschaft besteht eine Wechselwirkung, die von vielen verschiedenen Faktoren abhängt (z.B. Wirtschaftswachstum, Fiskalpolitik, Inflation). Da sich diese Faktoren im Laufe der Zeit verändern, können Finanzprodukte eine unterschiedliche Wirkung auf die Realwirtschaft haben. Diese Zusammenhänge stehen im Zentrum einer effizienten Regulierungstätigkeit.</p><p>[2] Der Bundesrat begrüsst eine hohe Transparenz bei Finanzprodukten. So hat er sich im Zusammenhang mit dem Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) verstärkt mit der Verbesserung des Anlegerschutzes auseinandergesetzt und auch im Bereich der Nachhaltigkeit Transparenz als ein wesentliches Element behandelt. Zudem haben die Finanzberatungen und Vermögensverwaltungen den unterschiedlichen Risiken von Produkten sowie den Erfahrungen, Interessen und Kenntnissen der Kundinnen und Kunden angemessen Rechnung zu tragen (Art. 8 und 10-12 FIDLEG). Die Nützlichkeit eines Indikators wie vorgeschlagen hängt von seiner Qualität, seiner Herleitung, genauen Verständlichkeit und dem Informationswert ab.</p><p>[3-4] Der Bundesrat ist bestrebt, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für einen effizienten, funktionsfähigen und nachhaltigen Finanzplatz zu schaffen. Um diese Ziele zu erreichen, erachtet der Bundesrat das Engagement des Privatsektors ebenfalls als wesentlich. Solche Indikatoren können durch private Akteure entwickelt werden, da sie z.B. auch einen Wettbewerbsvorteil bedeuten können. Die Rolle des Staates ist subsidiär und kommt bei Marktversagen in den Bereichen Stabilität, Reputation und Kundenschutz zum Tragen.</p> Antwort des Bundesrates.
  • <p>Kreditprodukte wie Darlehen und Hypotheken haben eine direkte Auswirkung auf die Realwirtschaft, da sie Privatpersonen und Unternehmen Mittel zur Verfügung stellen, um Käufe zu tätigen, in Immobilien zu investieren und ihren Betrieb zu erweitern. </p><p>Aktien hingegen haben einen indirekteren Einfluss auf die Realwirtschaft. Sie stellen den Unternehmen zwar Kapital zur Verfügung, um zu expandieren und in neue Projekte zu investieren, führen aber nicht unbedingt zu einem unmittelbaren Anstieg der Wirtschaftsleistung oder zur Schaffung von Arbeitsplätzen. </p><p>Derivate sind noch weiter von der Realwirtschaft entfernt, da es sich um zuweilen sehr komplexe Finanzinstrumente handelt, die ihren Wert von einem zugrunde liegenden Vermögenswert oder Index ableiten, aber nicht unbedingt direkte, einfach verständliche Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben. Derivate können zu Zwecken des Risikomanagements, aber auch zu spekulativen Zwecken eingesetzt werden.</p><p>Diversität bei Finanzprodukten ist nicht per se falsch. Problematisch wird es, wenn strukturierte Produkte überhand nehmen und die Finanzmarktstabilität gefährden. Nicht mehr beherrschbare Komplexität solcher Produkte haben beispielsweise die desaströse Subprime-Krise in den USA mitverursacht. </p><p>Ein Indikator der realwirtschaftlichen Wirkung wird derzeit im Finanzmarkt nur von wenigen Akteuren auf Produkte- oder Unternehmensebene deklariert.</p><p>1. Hat sich der Bundesrat mit dieser Thematik bereits auseinandergesetzt und falls ja, was waren seine Erkenntnisse? Und falls nein, weshalb?</p><p>2. Inwiefern teilt der Bundesrat die Auffassung, dass ein Kauf- respektive Investitionsentscheid von der Kundschaft besser informiert gefällt werden könnte, bestünde ein solcher Indikator?</p><p>3. Ist der Bundesrat bereit, ähnlich wie bei den eben lancierten Swiss Climate Scores, einen Realwirtschaftsindikator für Produkte aber auch ganze Finanzunternehmen zu entwickeln oder dies zumindest zu eruieren?</p><p>4. Sieht der Bundesrat alternative Ansätze, damit die Finanzmarktkundschaft über die Wirkung der Geschäftsmodelle von Finanzinstituten transparent aufgeklärt werden kann?</p>
  • Realwirtschaftlichkeit des Finanzmarkts
State
Stellungnahme zum Vorstoss liegt vor
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>[1] Ein spezifischer Indikator, welcher die Auswirkungen von Finanzprodukten auf die Realwirtschaft misst, ist bis anhin vom Bundesrat nicht näher untersucht worden. Zwischen den Finanzmärkten und der Realwirtschaft besteht eine Wechselwirkung, die von vielen verschiedenen Faktoren abhängt (z.B. Wirtschaftswachstum, Fiskalpolitik, Inflation). Da sich diese Faktoren im Laufe der Zeit verändern, können Finanzprodukte eine unterschiedliche Wirkung auf die Realwirtschaft haben. Diese Zusammenhänge stehen im Zentrum einer effizienten Regulierungstätigkeit.</p><p>[2] Der Bundesrat begrüsst eine hohe Transparenz bei Finanzprodukten. So hat er sich im Zusammenhang mit dem Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) verstärkt mit der Verbesserung des Anlegerschutzes auseinandergesetzt und auch im Bereich der Nachhaltigkeit Transparenz als ein wesentliches Element behandelt. Zudem haben die Finanzberatungen und Vermögensverwaltungen den unterschiedlichen Risiken von Produkten sowie den Erfahrungen, Interessen und Kenntnissen der Kundinnen und Kunden angemessen Rechnung zu tragen (Art. 8 und 10-12 FIDLEG). Die Nützlichkeit eines Indikators wie vorgeschlagen hängt von seiner Qualität, seiner Herleitung, genauen Verständlichkeit und dem Informationswert ab.</p><p>[3-4] Der Bundesrat ist bestrebt, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für einen effizienten, funktionsfähigen und nachhaltigen Finanzplatz zu schaffen. Um diese Ziele zu erreichen, erachtet der Bundesrat das Engagement des Privatsektors ebenfalls als wesentlich. Solche Indikatoren können durch private Akteure entwickelt werden, da sie z.B. auch einen Wettbewerbsvorteil bedeuten können. Die Rolle des Staates ist subsidiär und kommt bei Marktversagen in den Bereichen Stabilität, Reputation und Kundenschutz zum Tragen.</p> Antwort des Bundesrates.
    • <p>Kreditprodukte wie Darlehen und Hypotheken haben eine direkte Auswirkung auf die Realwirtschaft, da sie Privatpersonen und Unternehmen Mittel zur Verfügung stellen, um Käufe zu tätigen, in Immobilien zu investieren und ihren Betrieb zu erweitern. </p><p>Aktien hingegen haben einen indirekteren Einfluss auf die Realwirtschaft. Sie stellen den Unternehmen zwar Kapital zur Verfügung, um zu expandieren und in neue Projekte zu investieren, führen aber nicht unbedingt zu einem unmittelbaren Anstieg der Wirtschaftsleistung oder zur Schaffung von Arbeitsplätzen. </p><p>Derivate sind noch weiter von der Realwirtschaft entfernt, da es sich um zuweilen sehr komplexe Finanzinstrumente handelt, die ihren Wert von einem zugrunde liegenden Vermögenswert oder Index ableiten, aber nicht unbedingt direkte, einfach verständliche Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben. Derivate können zu Zwecken des Risikomanagements, aber auch zu spekulativen Zwecken eingesetzt werden.</p><p>Diversität bei Finanzprodukten ist nicht per se falsch. Problematisch wird es, wenn strukturierte Produkte überhand nehmen und die Finanzmarktstabilität gefährden. Nicht mehr beherrschbare Komplexität solcher Produkte haben beispielsweise die desaströse Subprime-Krise in den USA mitverursacht. </p><p>Ein Indikator der realwirtschaftlichen Wirkung wird derzeit im Finanzmarkt nur von wenigen Akteuren auf Produkte- oder Unternehmensebene deklariert.</p><p>1. Hat sich der Bundesrat mit dieser Thematik bereits auseinandergesetzt und falls ja, was waren seine Erkenntnisse? Und falls nein, weshalb?</p><p>2. Inwiefern teilt der Bundesrat die Auffassung, dass ein Kauf- respektive Investitionsentscheid von der Kundschaft besser informiert gefällt werden könnte, bestünde ein solcher Indikator?</p><p>3. Ist der Bundesrat bereit, ähnlich wie bei den eben lancierten Swiss Climate Scores, einen Realwirtschaftsindikator für Produkte aber auch ganze Finanzunternehmen zu entwickeln oder dies zumindest zu eruieren?</p><p>4. Sieht der Bundesrat alternative Ansätze, damit die Finanzmarktkundschaft über die Wirkung der Geschäftsmodelle von Finanzinstituten transparent aufgeklärt werden kann?</p>
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