Offshoring. Wie viel Schweiz steckt noch in der Swisscom?
- ShortId
-
23.4441
- Id
-
20234441
- Updated
-
26.03.2024 21:04
- Language
-
de
- Title
-
Offshoring. Wie viel Schweiz steckt noch in der Swisscom?
- AdditionalIndexing
-
34;44
- 1
-
- PriorityCouncil1
-
Nationalrat
- Texts
-
- <p>Im Jahr 2020 lagerte die Swisscom einen Teil des IT-Bereichs DevOps (Softwareentwicklung und IT-Betrieb) nach Rotterdam aus. Im selben Jahr war der DevOps-Bereich von einer weiteren Auslagerung nach Riga betroffen. Im Jahr 2021 kündigte die Swisscom an, einen Teil der Callcenter via Outsourcing-Partner Capita in den Kosovo zu verschieben. Neu sind weitere Standorte in Polen und Bulgarien dazugekommen. Die Swisscom begründet dies mit dem inländischen Preisdruck und Fachkräftemangel, insbesondere im IT-Bereich. Das Swisscom- und Outsourcing-Personal soll an den genannten ausländischen Standorten schrittweise aufgestockt werden. Dies, während im Inland seit mehreren Jahren Stellen abgebaut werden. Auch wenn das Outsourcing-Personal nicht direkt über die Swisscom angestellt ist, führt ein Ausbau des Outsourcings zu einem Stellenverlust in der Swisscom und der Schweiz. </p><p>Im Jahr 2018 schrieb der Bundesrat in seiner Stellungnahme zur Interpellation <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20183596">18.3596</a>, dass er "keine Tendenz bei Swisscom wahr[nimmt], wesentliche Tätigkeiten und Kompetenzen systematisch auszulagern". Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt aber, dass es bei der Swisscom eine klare Tendenz zu sogenanntem Nearshoring gibt. </p><p>Die Swisscom unterliegt klaren strategischen Zielen, insbesondere auch im Bereich der Personalpolitik. Sie soll auf dem Arbeitsmarkt als attraktive Arbeitgeberin auftreten, um Talente zu gewinnen und diese nachhaltig zu binden (Ziel 3.2). Ausserdem verlangt der Bundesrat, dass die Swisscom die berufliche Entwicklung, Qualifikation und Arbeitsmarktfähigkeit ihrer Mitarbeitenden fördert und diese auf die kommenden Bedürfnisse ausrichtet (Ziel 3.4). Aufgrund der zunehmenden Auslagerungen ist fraglich, ob diese Ziele verfolgt und erreicht werden. </p>
- <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Der Bundesrat beurteilt die Zielerreichung der Swisscom jährlich, das letzte Mal für das Geschäftsjahr 2022 im März 2023. Swisscom hat die Ziele des Bundesrates im Jahr 2022 insgesamt erreicht.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">In der Schweiz beschäftigt Swisscom rund 15'750 Mitarbeitende in praktisch allen Kantonen. Die Arbeitszufriedenheit ist im Branchenvergleich überdurchschnittlich. Swisscom investiert viel in die permanente Weiterbildung von Mitarbeitenden und Kadern. Die Mehrzahl der ausgeschriebenen Kaderstellen wird intern besetzt. Die Swisscom stellt rund 900 Lehrstellen zur Verfügung und ist die grösste ICT-Ausbildnerin des Landes.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Der Aufbau von Stellen im Ausland ist mit den strategischen Zielen für die Swisscom vereinbar, insbesondere wenn er dazu dient, IT-Talente auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Die Verträge der Swisscom mit ihren Outsourcingpartnern erachtet der Bundesrat als operative Angelegenheit, zu der er sich nicht äussert.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Der Stellenabbau in der Schweiz ist eine Folge der laufenden Anstrengungen, die sinkenden Umsätze im Kerngeschäft mit Effizienzsteigerungen aufzufangen. In Übereinstimmung mit den strategischen Zielen erfolgt ein Grossteil des Stellenabbaus über die natürliche Fluktuation.</span></p></div>
- <p>Als grösstes Telekommunikations- und eines der grössten IT-Unternehmen der Schweiz kommt der Swisscom eine besondere Verantwortung als wichtige Arbeitgeberin zu. Die zunehmenden Offshoring-Projekte der Swisscom lassen eine Schmälerung dieser Verantwortung annehmen. Hält der Bundesrat einen Personalaufbau im Ausland für angebracht, während in der Schweiz in den letzten Jahren Stellen abgebaut wurden?</p><p>Als Mehrheitseigner der Swisscom definiert der Bund in Form des Bundesrats jeweils die grundsätzliche Ausrichtung des Unternehmens und kontrolliert deren Einhaltung. Erachtet der Bundesrat die aktuelle Ausrichtung der Swisscom als eingehalten?<br> </p>
- Offshoring. Wie viel Schweiz steckt noch in der Swisscom?
- State
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Erledigt
- Related Affairs
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- Drafts
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- Index
- 0
- Texts
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- <p>Im Jahr 2020 lagerte die Swisscom einen Teil des IT-Bereichs DevOps (Softwareentwicklung und IT-Betrieb) nach Rotterdam aus. Im selben Jahr war der DevOps-Bereich von einer weiteren Auslagerung nach Riga betroffen. Im Jahr 2021 kündigte die Swisscom an, einen Teil der Callcenter via Outsourcing-Partner Capita in den Kosovo zu verschieben. Neu sind weitere Standorte in Polen und Bulgarien dazugekommen. Die Swisscom begründet dies mit dem inländischen Preisdruck und Fachkräftemangel, insbesondere im IT-Bereich. Das Swisscom- und Outsourcing-Personal soll an den genannten ausländischen Standorten schrittweise aufgestockt werden. Dies, während im Inland seit mehreren Jahren Stellen abgebaut werden. Auch wenn das Outsourcing-Personal nicht direkt über die Swisscom angestellt ist, führt ein Ausbau des Outsourcings zu einem Stellenverlust in der Swisscom und der Schweiz. </p><p>Im Jahr 2018 schrieb der Bundesrat in seiner Stellungnahme zur Interpellation <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20183596">18.3596</a>, dass er "keine Tendenz bei Swisscom wahr[nimmt], wesentliche Tätigkeiten und Kompetenzen systematisch auszulagern". Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt aber, dass es bei der Swisscom eine klare Tendenz zu sogenanntem Nearshoring gibt. </p><p>Die Swisscom unterliegt klaren strategischen Zielen, insbesondere auch im Bereich der Personalpolitik. Sie soll auf dem Arbeitsmarkt als attraktive Arbeitgeberin auftreten, um Talente zu gewinnen und diese nachhaltig zu binden (Ziel 3.2). Ausserdem verlangt der Bundesrat, dass die Swisscom die berufliche Entwicklung, Qualifikation und Arbeitsmarktfähigkeit ihrer Mitarbeitenden fördert und diese auf die kommenden Bedürfnisse ausrichtet (Ziel 3.4). Aufgrund der zunehmenden Auslagerungen ist fraglich, ob diese Ziele verfolgt und erreicht werden. </p>
- <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Der Bundesrat beurteilt die Zielerreichung der Swisscom jährlich, das letzte Mal für das Geschäftsjahr 2022 im März 2023. Swisscom hat die Ziele des Bundesrates im Jahr 2022 insgesamt erreicht.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">In der Schweiz beschäftigt Swisscom rund 15'750 Mitarbeitende in praktisch allen Kantonen. Die Arbeitszufriedenheit ist im Branchenvergleich überdurchschnittlich. Swisscom investiert viel in die permanente Weiterbildung von Mitarbeitenden und Kadern. Die Mehrzahl der ausgeschriebenen Kaderstellen wird intern besetzt. Die Swisscom stellt rund 900 Lehrstellen zur Verfügung und ist die grösste ICT-Ausbildnerin des Landes.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Der Aufbau von Stellen im Ausland ist mit den strategischen Zielen für die Swisscom vereinbar, insbesondere wenn er dazu dient, IT-Talente auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Die Verträge der Swisscom mit ihren Outsourcingpartnern erachtet der Bundesrat als operative Angelegenheit, zu der er sich nicht äussert.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Der Stellenabbau in der Schweiz ist eine Folge der laufenden Anstrengungen, die sinkenden Umsätze im Kerngeschäft mit Effizienzsteigerungen aufzufangen. In Übereinstimmung mit den strategischen Zielen erfolgt ein Grossteil des Stellenabbaus über die natürliche Fluktuation.</span></p></div>
- <p>Als grösstes Telekommunikations- und eines der grössten IT-Unternehmen der Schweiz kommt der Swisscom eine besondere Verantwortung als wichtige Arbeitgeberin zu. Die zunehmenden Offshoring-Projekte der Swisscom lassen eine Schmälerung dieser Verantwortung annehmen. Hält der Bundesrat einen Personalaufbau im Ausland für angebracht, während in der Schweiz in den letzten Jahren Stellen abgebaut wurden?</p><p>Als Mehrheitseigner der Swisscom definiert der Bund in Form des Bundesrats jeweils die grundsätzliche Ausrichtung des Unternehmens und kontrolliert deren Einhaltung. Erachtet der Bundesrat die aktuelle Ausrichtung der Swisscom als eingehalten?<br> </p>
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