Wie gefährlich sind übermässige Ammoniak- und Stickstoffemissionen für die Gesundheit?
- ShortId
-
23.4482
- Id
-
20234482
- Updated
-
26.03.2024 21:11
- Language
-
de
- Title
-
Wie gefährlich sind übermässige Ammoniak- und Stickstoffemissionen für die Gesundheit?
- AdditionalIndexing
-
55;2841;15
- 1
-
- PriorityCouncil1
-
Nationalrat
- Texts
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- <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">1) und 2) Gasförmiges Ammoniak hat in den in der Aussenluft vorkommenden Konzentrationen keine direkte Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Es verbindet sich jedoch in der Luft mit anderen Stoffen zu Feinstaubkomponenten, welche in der Schweiz rund einen Drittel der Feinstaubmasse ausmachen. Epidemiologische Studien zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen erhöhter Exposition gegenüber Feinstaub und negativen gesundheitlichen Auswirkungen, insbesondere auf die Atemwege und das Herzkreislaufsystem. Es lässt sich allerdings nicht sagen, welche Rolle die unterschiedlichen Inhaltsstoffe des Feinstaubs hierbei spielen.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore"> </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">3 und 4) Die Ammoniakemissionen in der Schweiz haben seit 2005 um 10 Prozent abgenommen, die landwirtschaftlichen Ammoniakemissionen um 6 Prozent. Während die Ammoniakkonzentrationen in der Luft im selben Zeitraum nicht gesunken sind, ist bei der Deposition von Ammonium eine leichte Abnahme zu verzeichnen. Durch die Umsetzung von Emissionsminderungsmassnahmen in der Landwirtschaft wird in den nächsten Jahren ein weiterer Rückgang der Ammoniak-Emissionen erwartet (siehe Antwort 5).</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore"> </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">5) Um die landwirtschaftlichen Ammoniakemissionen zu mindern, müssen Güllelager seit 2022 fest abgedeckt werden und Gülle muss seit 2024 mit emissionsarmen Systemen (z.B. Schleppschlauch) ausgebracht werden. Grundsätzlich sind landwirtschaftliche Ammoniakemissionen soweit zu begrenzen, als dies technisch möglich und wirtschaftlich tragbar ist. Emissionsmindernde Massnahmen gemäss dem Stand der Technik sind in der Vollzugshilfe «Umweltschutz in der Landwirtschaft» beschrieben. Verschiedene emissionsmindernde Massnahmen im Stallbau und bei der Fütterung werden durch Bund und Kantone finanzell gefördert. Im Rahmen des Verordnungspakets in Umsetzung der Parlamentarischen Initiative</span><span style="font-family:Arial"> </span><span style="font-family:Arial">19.475</span><span style="font-family:Arial"> </span><span style="font-family:Arial">"Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren"und der Motion 22.3795 "Ziel zur Verringerung von Nährstoffverlusten senken" wurde eine Reduktion der Stickstoffverluste von 15 Prozent beschlossen. Je nach konkreter Ausgestaltung der Massnahmen können auch die Ammoniakemissionen in gewissem Mass verringert werden.</span><span style="font-family:Arial"> </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore"> </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">6) Die Versuchsstation «Nährstoffflüsse», welche Anfang 2021 im Kanton Luzern mit den Projektpartnern der Branche, Beratung und dem Kanton Luzern lanciert wurde, verläuft erfolgreich und geniesst eine hohe Akzeptanz bei den beteiligten Kreisen. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">In einem ersten Schritt wurden 26 Luzerner Landwirtschaftsbetriebe einer strukturellen Analyse unterzogen und detaillierte Untersuchungen zu Futtermittel- und Hofdüngerproben getätigt, welche Auskunft über die gesamtbetrieblichen Nährstoffflüsse und die Nährstoffeffizienzen zulassen. Diese Analysen bilden nun die Grundlage für Folgeprojekte, um den Betrieben gezielt Handlungsmöglichkeiten zur Nährstoffeffizienzverbesserung und Emissionsminderung aufzuzeigen.</span></p></div>
- <p>Ammoniak-Emissionen sind laut der amerikanischen National Academy of Sciences (NAS) von 1980 bis 2018 weltweit um 78 Prozent gestiegen. Hauptverantwortlich ist die Haltung von vier Tierarten (Rinder, Hühner, Ziegen, und Schweine) sowie der Einsatz von Ammoniak beim Anbau von drei Feldfrüchten (Weizen, Mais und Reis). In der Schweiz stammen etwa 93% des ausgestossenen Ammoniaks aus der Landwirtschaft, hauptsächlich aus der Nutztierhaltung, wie ein Bericht des WWF von 2022 zeigt. </p><p>Laut BAFU (2022) ist fast der gesamte Schweizer Wald von übermässig hohen Stickstoffeinträgen betroffen, auf knapp 90% der Waldfläche werden die kritischen Eintragsraten überschritten. Laut NAQUA (2020) wurden die Nitratwerte im Grundwasser in den letzten Jahren an fast 15% der Messstellen überschritten. In Acker- oder Gemüsebaugebieten, primär im Mittelland, wurden die Grenzwerte an bis zu 50% der Messstellen überschritten.</p><p>Die hohe Stickstoffbelastung ist nicht nur für die Ökosysteme, die Oberflächengewässer, die Biodiversität, sondern auch für die Gesundheit von Menschen und Tiere eine Gefahr: Sowohl als umgewandelter Stoff von Nitrat zu Nitrit im Trinkwasser, der bei Menschen, besonders bei Säuglingen, den Sauerstofftransport im Blut reduziert, als auch als Vorläuferstoff für sekundäre Feinstäube, birgt Ammoniak grosse Risiken. Ammoniak aus Gülle trägt laut einem kürzlich publizierten Beitrag von SRF mit bis zu 45 Prozent zur Entstehung von Feinstaub bei. 2019 führte Feinstaub in der Schweiz zu 2'240 vorzeitigen Todesfällen.</p><p>Ich bitte den Bundesrat um die Beantwortung folgender Fragen:</p><ol><li>Wie gross schätzt er die Risiken für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung ein aufgrund der hohen Ammoniak-Emissionen?</li><li>Welches sind typische Erkrankungen, die auf zu hohe Ammoniakemissionen zurückzuführen sind?</li><li>Wie hat sich die Ammoniak-Belastung in den letzten Jahren entwickelt?</li><li>Welche Prognose macht der Bundesrat für die nächsten Jahre?</li><li>Wie geht der Bundesrat gegen die schädigende Wirkung von Ammoniak vor? </li><li>Agroscope errichtete Anfang 2021 eine Versuchsstation Nährstoffflüsse im Kanton Luzern, um Stickstoff- und Phosphoremissionen in der Tierhaltung zu reduzieren. Erweist sich das Projekt als erfolgreich? Wenn ja, was wurde erreicht? Wenn nein, wieso nicht?</li></ol>
- Wie gefährlich sind übermässige Ammoniak- und Stickstoffemissionen für die Gesundheit?
- State
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Erledigt
- Related Affairs
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- Drafts
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- Index
- 0
- Texts
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- <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">1) und 2) Gasförmiges Ammoniak hat in den in der Aussenluft vorkommenden Konzentrationen keine direkte Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Es verbindet sich jedoch in der Luft mit anderen Stoffen zu Feinstaubkomponenten, welche in der Schweiz rund einen Drittel der Feinstaubmasse ausmachen. Epidemiologische Studien zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen erhöhter Exposition gegenüber Feinstaub und negativen gesundheitlichen Auswirkungen, insbesondere auf die Atemwege und das Herzkreislaufsystem. Es lässt sich allerdings nicht sagen, welche Rolle die unterschiedlichen Inhaltsstoffe des Feinstaubs hierbei spielen.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore"> </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">3 und 4) Die Ammoniakemissionen in der Schweiz haben seit 2005 um 10 Prozent abgenommen, die landwirtschaftlichen Ammoniakemissionen um 6 Prozent. Während die Ammoniakkonzentrationen in der Luft im selben Zeitraum nicht gesunken sind, ist bei der Deposition von Ammonium eine leichte Abnahme zu verzeichnen. Durch die Umsetzung von Emissionsminderungsmassnahmen in der Landwirtschaft wird in den nächsten Jahren ein weiterer Rückgang der Ammoniak-Emissionen erwartet (siehe Antwort 5).</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore"> </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">5) Um die landwirtschaftlichen Ammoniakemissionen zu mindern, müssen Güllelager seit 2022 fest abgedeckt werden und Gülle muss seit 2024 mit emissionsarmen Systemen (z.B. Schleppschlauch) ausgebracht werden. Grundsätzlich sind landwirtschaftliche Ammoniakemissionen soweit zu begrenzen, als dies technisch möglich und wirtschaftlich tragbar ist. Emissionsmindernde Massnahmen gemäss dem Stand der Technik sind in der Vollzugshilfe «Umweltschutz in der Landwirtschaft» beschrieben. Verschiedene emissionsmindernde Massnahmen im Stallbau und bei der Fütterung werden durch Bund und Kantone finanzell gefördert. Im Rahmen des Verordnungspakets in Umsetzung der Parlamentarischen Initiative</span><span style="font-family:Arial"> </span><span style="font-family:Arial">19.475</span><span style="font-family:Arial"> </span><span style="font-family:Arial">"Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren"und der Motion 22.3795 "Ziel zur Verringerung von Nährstoffverlusten senken" wurde eine Reduktion der Stickstoffverluste von 15 Prozent beschlossen. Je nach konkreter Ausgestaltung der Massnahmen können auch die Ammoniakemissionen in gewissem Mass verringert werden.</span><span style="font-family:Arial"> </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore"> </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">6) Die Versuchsstation «Nährstoffflüsse», welche Anfang 2021 im Kanton Luzern mit den Projektpartnern der Branche, Beratung und dem Kanton Luzern lanciert wurde, verläuft erfolgreich und geniesst eine hohe Akzeptanz bei den beteiligten Kreisen. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">In einem ersten Schritt wurden 26 Luzerner Landwirtschaftsbetriebe einer strukturellen Analyse unterzogen und detaillierte Untersuchungen zu Futtermittel- und Hofdüngerproben getätigt, welche Auskunft über die gesamtbetrieblichen Nährstoffflüsse und die Nährstoffeffizienzen zulassen. Diese Analysen bilden nun die Grundlage für Folgeprojekte, um den Betrieben gezielt Handlungsmöglichkeiten zur Nährstoffeffizienzverbesserung und Emissionsminderung aufzuzeigen.</span></p></div>
- <p>Ammoniak-Emissionen sind laut der amerikanischen National Academy of Sciences (NAS) von 1980 bis 2018 weltweit um 78 Prozent gestiegen. Hauptverantwortlich ist die Haltung von vier Tierarten (Rinder, Hühner, Ziegen, und Schweine) sowie der Einsatz von Ammoniak beim Anbau von drei Feldfrüchten (Weizen, Mais und Reis). In der Schweiz stammen etwa 93% des ausgestossenen Ammoniaks aus der Landwirtschaft, hauptsächlich aus der Nutztierhaltung, wie ein Bericht des WWF von 2022 zeigt. </p><p>Laut BAFU (2022) ist fast der gesamte Schweizer Wald von übermässig hohen Stickstoffeinträgen betroffen, auf knapp 90% der Waldfläche werden die kritischen Eintragsraten überschritten. Laut NAQUA (2020) wurden die Nitratwerte im Grundwasser in den letzten Jahren an fast 15% der Messstellen überschritten. In Acker- oder Gemüsebaugebieten, primär im Mittelland, wurden die Grenzwerte an bis zu 50% der Messstellen überschritten.</p><p>Die hohe Stickstoffbelastung ist nicht nur für die Ökosysteme, die Oberflächengewässer, die Biodiversität, sondern auch für die Gesundheit von Menschen und Tiere eine Gefahr: Sowohl als umgewandelter Stoff von Nitrat zu Nitrit im Trinkwasser, der bei Menschen, besonders bei Säuglingen, den Sauerstofftransport im Blut reduziert, als auch als Vorläuferstoff für sekundäre Feinstäube, birgt Ammoniak grosse Risiken. Ammoniak aus Gülle trägt laut einem kürzlich publizierten Beitrag von SRF mit bis zu 45 Prozent zur Entstehung von Feinstaub bei. 2019 führte Feinstaub in der Schweiz zu 2'240 vorzeitigen Todesfällen.</p><p>Ich bitte den Bundesrat um die Beantwortung folgender Fragen:</p><ol><li>Wie gross schätzt er die Risiken für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung ein aufgrund der hohen Ammoniak-Emissionen?</li><li>Welches sind typische Erkrankungen, die auf zu hohe Ammoniakemissionen zurückzuführen sind?</li><li>Wie hat sich die Ammoniak-Belastung in den letzten Jahren entwickelt?</li><li>Welche Prognose macht der Bundesrat für die nächsten Jahre?</li><li>Wie geht der Bundesrat gegen die schädigende Wirkung von Ammoniak vor? </li><li>Agroscope errichtete Anfang 2021 eine Versuchsstation Nährstoffflüsse im Kanton Luzern, um Stickstoff- und Phosphoremissionen in der Tierhaltung zu reduzieren. Erweist sich das Projekt als erfolgreich? Wenn ja, was wurde erreicht? Wenn nein, wieso nicht?</li></ol>
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