Aufarbeitung des Saisonnierstatuts und seiner Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und ihre Familien

ShortId
23.4509
Id
20234509
Updated
12.09.2024 08:43
Language
de
Title
Aufarbeitung des Saisonnierstatuts und seiner Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und ihre Familien
AdditionalIndexing
44;2811;28
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p><span style="color:black;">2002 wurde die 1934 eingeführte Vergabe von Kurzaufenthaltsbewilligungen an ausländische Arbeitskräfte abgeschafft. Das Saisonnierstatut war Bestandteil des Bundesgesetzes über Ausländer von 1931 und ermöglichte Schweizer Unternehmen, ausländische Arbeitskräfte während wenigen Monaten (einer «Saison») in der Schweiz zu beschäftigen. Das Saisonnierstatut beruhte auf dem Prinzip der Rotation und nicht der Integration. Das Saisonnierstatut wurde 1991 für Personen von ausserhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG) aufgehoben und verlor mit dem Personenfreizügigkeitsabkommens mit der EU am 1. Juni 2002 auch für EU-Bürger/innen seine Gültigkeit.</span></p><p><span style="color:black;">Das Saisonnierstatut erlaubte keinen Stellenwechsel, die Arbeits- und Wohnverhältnisse waren häufig prekär (Baracken) und der Familiennachzug war stark eingeschränkt. Die Kinder der Saisonniers wurden – wenn sie nicht bei den Grosseltern in der Heimat gelassen wurden – in grenznahen Heimen untergebracht oder in der Schweiz versteckt. Dies führte zu einem illegalen Aufenthalt, was für die Kinder bedeutete, dass sie nicht die Schule besuchen konnten. Schätzungen gehen davon aus, dass in den Siebzigerjahren 15'000 versteckte Kinder in der Schweiz lebten.</span></p><p><span style="color:black;">In den letzten Jahren haben Publikationen, Ausstellungen (u.a. «Wir, die Saisonniers, 1931-2002, Neues Museum Biel), Filme (SRF: «Die verbotenen Kinder der Saisonniers»), Podcasts etc. dieses Stück Schweizer Migrationsgeschichte aufgegriffen und auch die Direktbetroffenen und ihre Kinder erzählen ihre Sicht und organisieren sich. Es ist angezeit und an der Zeit, dass auch die Politik selbstkritisch dieses Stück Schweizer Vergangenheit aufarbeitet.&nbsp;</span></p><p>&nbsp;</p>
  • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Das Institut für Geschichte der Universität Neuenburg führt derzeit ein vom Schweizerischen Nationalfonds finanziertes Projekt durch, das unter dem Titel «</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">Une socio-histoire des gens qui migrent: Les ‘enfants du placard’ (1946-2002)</span><span style="font-family:Arial">» das Thema des vorliegenden Postulats behandelt. Das Projekt analysiert sowohl qualitative als auch quantitative Daten aus dem Blickwinkel der Schweizer Behörden, aus der Perspektive der Vereine und sozialen Bewegungen, die sich für den Schulbesuch und die Legalisierung der verborgenen Kinder einsetzten, sowie aus der noch weitgehend unerforschten Sicht der betroffenen Kinder selber. Aus diesem Grund erachtet der Bundesrat die Anliegen des Postulats als grundsätzlich erfüllt.</span></p></div><br><br>Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
  • <p><span style="color:black;">Der Bundesrat wird beauftragt, zu prüfen wie die Geschichte des 2002 abgeschafften Saisonnierstatuts in der Schweiz und seine Folgen als Teil der neueren Schweizer Geschichte aufgearbeitet werden kann (u.a. historische Aufarbeitung und Forschung, Vermittlung in Öffentlichkeit und Schulen, Ausstellungen). Der Fokus soll auf den betroffenen Kindern und ihren Familien liegen und die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und ihre Interessensvertretungen sind einzubeziehen.</span></p>
  • Aufarbeitung des Saisonnierstatuts und seiner Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und ihre Familien
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p><span style="color:black;">2002 wurde die 1934 eingeführte Vergabe von Kurzaufenthaltsbewilligungen an ausländische Arbeitskräfte abgeschafft. Das Saisonnierstatut war Bestandteil des Bundesgesetzes über Ausländer von 1931 und ermöglichte Schweizer Unternehmen, ausländische Arbeitskräfte während wenigen Monaten (einer «Saison») in der Schweiz zu beschäftigen. Das Saisonnierstatut beruhte auf dem Prinzip der Rotation und nicht der Integration. Das Saisonnierstatut wurde 1991 für Personen von ausserhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG) aufgehoben und verlor mit dem Personenfreizügigkeitsabkommens mit der EU am 1. Juni 2002 auch für EU-Bürger/innen seine Gültigkeit.</span></p><p><span style="color:black;">Das Saisonnierstatut erlaubte keinen Stellenwechsel, die Arbeits- und Wohnverhältnisse waren häufig prekär (Baracken) und der Familiennachzug war stark eingeschränkt. Die Kinder der Saisonniers wurden – wenn sie nicht bei den Grosseltern in der Heimat gelassen wurden – in grenznahen Heimen untergebracht oder in der Schweiz versteckt. Dies führte zu einem illegalen Aufenthalt, was für die Kinder bedeutete, dass sie nicht die Schule besuchen konnten. Schätzungen gehen davon aus, dass in den Siebzigerjahren 15'000 versteckte Kinder in der Schweiz lebten.</span></p><p><span style="color:black;">In den letzten Jahren haben Publikationen, Ausstellungen (u.a. «Wir, die Saisonniers, 1931-2002, Neues Museum Biel), Filme (SRF: «Die verbotenen Kinder der Saisonniers»), Podcasts etc. dieses Stück Schweizer Migrationsgeschichte aufgegriffen und auch die Direktbetroffenen und ihre Kinder erzählen ihre Sicht und organisieren sich. Es ist angezeit und an der Zeit, dass auch die Politik selbstkritisch dieses Stück Schweizer Vergangenheit aufarbeitet.&nbsp;</span></p><p>&nbsp;</p>
    • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Das Institut für Geschichte der Universität Neuenburg führt derzeit ein vom Schweizerischen Nationalfonds finanziertes Projekt durch, das unter dem Titel «</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">Une socio-histoire des gens qui migrent: Les ‘enfants du placard’ (1946-2002)</span><span style="font-family:Arial">» das Thema des vorliegenden Postulats behandelt. Das Projekt analysiert sowohl qualitative als auch quantitative Daten aus dem Blickwinkel der Schweizer Behörden, aus der Perspektive der Vereine und sozialen Bewegungen, die sich für den Schulbesuch und die Legalisierung der verborgenen Kinder einsetzten, sowie aus der noch weitgehend unerforschten Sicht der betroffenen Kinder selber. Aus diesem Grund erachtet der Bundesrat die Anliegen des Postulats als grundsätzlich erfüllt.</span></p></div><br><br>Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.
    • <p><span style="color:black;">Der Bundesrat wird beauftragt, zu prüfen wie die Geschichte des 2002 abgeschafften Saisonnierstatuts in der Schweiz und seine Folgen als Teil der neueren Schweizer Geschichte aufgearbeitet werden kann (u.a. historische Aufarbeitung und Forschung, Vermittlung in Öffentlichkeit und Schulen, Ausstellungen). Der Fokus soll auf den betroffenen Kindern und ihren Familien liegen und die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und ihre Interessensvertretungen sind einzubeziehen.</span></p>
    • Aufarbeitung des Saisonnierstatuts und seiner Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und ihre Familien

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