Arbeitslosigkeit älterer Menschen. Für eine proaktive Politik!

ShortId
23.4521
Id
20234521
Updated
13.06.2024 17:55
Language
de
Title
Arbeitslosigkeit älterer Menschen. Für eine proaktive Politik!
AdditionalIndexing
44;28;32
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Die Situation ist bereits seit vielen Jahren bekannt: Über 50-Jährige, die ihre Arbeit verloren haben, haben aufgrund vieler Vorurteile der Arbeitgeber Mühe, wieder angestellt zu werden.Sie seien weniger gesund, weniger flexibel, könnten digitale Hilfsmittel weniger gut nutzen usw. Ältere Arbeitslose laufen Gefahr, länger arbeitslos zu bleiben als andere. <span style="color:black;">Tatsächlich sind ein Viertel der über 55-Jährigen Arbeitslosen seit mehr als einem Jahr ohne Arbeit, verglichen mit 10 Prozent der übrigen Bevölkerung.</span></p><p>Dennoch ist in allen Bereichen ein Fachkräftemangel festzustellen, was insbesondere die Wirtschaftsvertreter beunruhigt. Die Pensionierung der Babyboomerinnen und Babyboomer wird durch den Eintritt junger Menschen in den Arbeitsmarkt nicht ausgeglichen. </p><p>Bis 2040 dürften 431&nbsp;000 Menschen auf dem Arbeitsmarkt fehlen, was 8 Prozent der Erwerbsbevölkerung entspricht. </p><p>Arbeitgeberkreise sind der Ansicht, dass die Zuwanderung nicht ausreichen wird, um den Fachkräftemangel auszugleichen, auch wenn sich das Modell der Personenfreizügigkeit bewährt hat<span style="color:black;"><i>. </i></span></p><p><span style="color:black;">Zu einem Zeitpunkt, wo das Rentenalter für Frauen bereits erhöht wurde und eine Initiative sogar eine Erhöhung desselben auf 66 und später 67 Jahre fordert, ist es umso weniger verständlich, dass man sich weiterhin weigert, Personal anzustellen, das älter ist als 50 Jahre. </span></p><p><span style="color:black;">Weiter kann ein Teil der Arbeit zunehmend im Homeoffice erledigt werden. Dieses Modell trägt zur Flexibilisierung bei und kommt den älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern entgegen. Der Soziologe René Knüsel skizzierte ausserdem Möglichkeiten, wie das Weiterbildungsangebot für alle verbessert und die Arbeitsbedingungen an die verschiedenen Personalkategorien angepasst werden können. </span></p><p><span style="color:black;">Aus diesem Grund sollte der Bund in diesem Bereich in Ergänzung zu den Kantonen proaktiv sein.</span></p>
  • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Der Anteil von Personen über 50 Jahren an der gesamten Erwerbsbevölkerung liegt bereits heute bei rund einem Drittel und wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Die Altersgruppe der über 50-Jährigen stellt somit das mit Abstand grösste inländische Reservoir an Arbeits- bzw. Fachkräften für die Schweizer Wirtschaft dar. Der Bundesrat teilt entsprechend die Auffassung, dass dieses Potenzial möglichst gut zu erschliessen ist, damit sich der Arbeits- und Fachkräftebedarf in den kommenden Jahrzehnten nicht zusätzlich verschärft. Deshalb liegt bereits heute ein Fokus der Arbeitsmarktpolitik auf dem Erhalt und der Wiedereingliederung von älteren Arbeitnehmenden und Arbeitslosen.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Die unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote bei Arbeitnehmenden über 50 Jahre zeigt, dass diese gut in den Schweizer Arbeitsmarkt integriert sind. Die</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Suche nach einer neuen Stelle dauert bei älteren Arbeitnehmenden jedoch in der Regel länger</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">und kann mit</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">besonderen Herausforderungen</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">verbunden sein. Das Arbeitslosenversicherungsgesetz (AVIG; SR 837.0) und die -verordnung (AVIV; SR 837.02) tragen der Situation von älteren Stellensuchenden durch längere maximale Bezugszeiten und durch Unterstützungsmassnahmen (Weiterbildungskurse, Einarbeitungszuschüsse etc.), die auf die besonderen Herausforderungen älterer Stellensuchender abgestimmt sind, Rechnung. Zusätzlich hat der Bundesrat in den letzten Jahren zahlreiche Massnahmen umgesetzt, um die Erwerbsintegration von älteren Arbeitnehmenden zu fördern. Zum Beispiel wurden sechs nationale Konferenzen zum Thema ältere Arbeitnehmende durchgeführt. Die Konferenzreihe hat dazu beigetragen, Politik und Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren, und hat vierzehn konkrete Massnahmen in die Wege geleitet. Im Bereich Weiterbildung und Beratung wurde beispielweise eine kostenlose Laufbahnberatung für Erwachsene ab 40 Jahren (viamia) geschaffen und der Berufsabschluss für Erwachsene vereinfacht. Weiter fördert der Bundesrat mit rund 190 Millionen Franken im Rahmen eines Impulsprogrammes neue kantonale Angebote für die berufliche Wiedereingliederung von älteren Stellensuchenden. Ein Fokus liegt dabei auf den Beratungs- und Vermittlungstätigkeiten der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) sowie auf der Zusammenarbeit mit Arbeitgebenden. Eine verstärkte Pflege der Arbeitgeberkontakte soll die Vermittlung von Stellensuchenden erleichtern, Arbeitgebende zum Thema weiter sensibilisieren sowie ihr Engagement, ältere Stellensuchende einzustellen, erhöhen. Weiter fördert das Impulsprogramm auch die Schaffung neuer Bildungsangebote für ältere Stellensuchende zum Beispiel im ICT-Bereich. Diese kantonalen Angebote werden evaluiert und können bei Erfolg in die Regelstrukturen der Arbeitslosenversicherung überführt werden. Darüber hinaus bestehen in den Kantonen bereits vielfältige Instrumente (inkl. Sensibilisierungskampagnen), um die Wiedereingliederung älterer Arbeitnehmenden zu fördern. Eine weitere Anreizwirkung für Arbeitgeber könnte die Annahme der Reform der beruflichen Vorsorge (BVG-Reform) haben. Diese sieht unter anderem vor, die Unterschiede der Altersgutschriften zwischen jüngeren und älteren Versicherten zu verringern und so die Lohnkosten für ältere Mitarbeitende zu senken. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Vor diesem Hintergrund und aufgrund des bestehenden Risikos, dass eine Kampagne einer möglichen (Selbst-)Stigmatisierung von älteren Arbeitnehmenden Vorschub leistet anstatt ein positiveres gesellschaftliches Bild dieser Zielgruppe zu erzielen, erachtet der Bunderat eine Sensibilisierungskampagne auf nationaler Ebene nicht als zielführend. </span></p></div><br><br>Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen eine breit angelegte Sensibilisierungskampagne zu lancieren, um die Unternehmen zur Anstellung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu bewegen. Es sollte zum Beispiel der Anstoss zur Förderung der Weiterbildung gegeben werden. </p>
  • Arbeitslosigkeit älterer Menschen. Für eine proaktive Politik!
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Die Situation ist bereits seit vielen Jahren bekannt: Über 50-Jährige, die ihre Arbeit verloren haben, haben aufgrund vieler Vorurteile der Arbeitgeber Mühe, wieder angestellt zu werden.Sie seien weniger gesund, weniger flexibel, könnten digitale Hilfsmittel weniger gut nutzen usw. Ältere Arbeitslose laufen Gefahr, länger arbeitslos zu bleiben als andere. <span style="color:black;">Tatsächlich sind ein Viertel der über 55-Jährigen Arbeitslosen seit mehr als einem Jahr ohne Arbeit, verglichen mit 10 Prozent der übrigen Bevölkerung.</span></p><p>Dennoch ist in allen Bereichen ein Fachkräftemangel festzustellen, was insbesondere die Wirtschaftsvertreter beunruhigt. Die Pensionierung der Babyboomerinnen und Babyboomer wird durch den Eintritt junger Menschen in den Arbeitsmarkt nicht ausgeglichen. </p><p>Bis 2040 dürften 431&nbsp;000 Menschen auf dem Arbeitsmarkt fehlen, was 8 Prozent der Erwerbsbevölkerung entspricht. </p><p>Arbeitgeberkreise sind der Ansicht, dass die Zuwanderung nicht ausreichen wird, um den Fachkräftemangel auszugleichen, auch wenn sich das Modell der Personenfreizügigkeit bewährt hat<span style="color:black;"><i>. </i></span></p><p><span style="color:black;">Zu einem Zeitpunkt, wo das Rentenalter für Frauen bereits erhöht wurde und eine Initiative sogar eine Erhöhung desselben auf 66 und später 67 Jahre fordert, ist es umso weniger verständlich, dass man sich weiterhin weigert, Personal anzustellen, das älter ist als 50 Jahre. </span></p><p><span style="color:black;">Weiter kann ein Teil der Arbeit zunehmend im Homeoffice erledigt werden. Dieses Modell trägt zur Flexibilisierung bei und kommt den älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern entgegen. Der Soziologe René Knüsel skizzierte ausserdem Möglichkeiten, wie das Weiterbildungsangebot für alle verbessert und die Arbeitsbedingungen an die verschiedenen Personalkategorien angepasst werden können. </span></p><p><span style="color:black;">Aus diesem Grund sollte der Bund in diesem Bereich in Ergänzung zu den Kantonen proaktiv sein.</span></p>
    • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Der Anteil von Personen über 50 Jahren an der gesamten Erwerbsbevölkerung liegt bereits heute bei rund einem Drittel und wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Die Altersgruppe der über 50-Jährigen stellt somit das mit Abstand grösste inländische Reservoir an Arbeits- bzw. Fachkräften für die Schweizer Wirtschaft dar. Der Bundesrat teilt entsprechend die Auffassung, dass dieses Potenzial möglichst gut zu erschliessen ist, damit sich der Arbeits- und Fachkräftebedarf in den kommenden Jahrzehnten nicht zusätzlich verschärft. Deshalb liegt bereits heute ein Fokus der Arbeitsmarktpolitik auf dem Erhalt und der Wiedereingliederung von älteren Arbeitnehmenden und Arbeitslosen.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Die unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote bei Arbeitnehmenden über 50 Jahre zeigt, dass diese gut in den Schweizer Arbeitsmarkt integriert sind. Die</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Suche nach einer neuen Stelle dauert bei älteren Arbeitnehmenden jedoch in der Regel länger</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">und kann mit</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">besonderen Herausforderungen</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">verbunden sein. Das Arbeitslosenversicherungsgesetz (AVIG; SR 837.0) und die -verordnung (AVIV; SR 837.02) tragen der Situation von älteren Stellensuchenden durch längere maximale Bezugszeiten und durch Unterstützungsmassnahmen (Weiterbildungskurse, Einarbeitungszuschüsse etc.), die auf die besonderen Herausforderungen älterer Stellensuchender abgestimmt sind, Rechnung. Zusätzlich hat der Bundesrat in den letzten Jahren zahlreiche Massnahmen umgesetzt, um die Erwerbsintegration von älteren Arbeitnehmenden zu fördern. Zum Beispiel wurden sechs nationale Konferenzen zum Thema ältere Arbeitnehmende durchgeführt. Die Konferenzreihe hat dazu beigetragen, Politik und Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren, und hat vierzehn konkrete Massnahmen in die Wege geleitet. Im Bereich Weiterbildung und Beratung wurde beispielweise eine kostenlose Laufbahnberatung für Erwachsene ab 40 Jahren (viamia) geschaffen und der Berufsabschluss für Erwachsene vereinfacht. Weiter fördert der Bundesrat mit rund 190 Millionen Franken im Rahmen eines Impulsprogrammes neue kantonale Angebote für die berufliche Wiedereingliederung von älteren Stellensuchenden. Ein Fokus liegt dabei auf den Beratungs- und Vermittlungstätigkeiten der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) sowie auf der Zusammenarbeit mit Arbeitgebenden. Eine verstärkte Pflege der Arbeitgeberkontakte soll die Vermittlung von Stellensuchenden erleichtern, Arbeitgebende zum Thema weiter sensibilisieren sowie ihr Engagement, ältere Stellensuchende einzustellen, erhöhen. Weiter fördert das Impulsprogramm auch die Schaffung neuer Bildungsangebote für ältere Stellensuchende zum Beispiel im ICT-Bereich. Diese kantonalen Angebote werden evaluiert und können bei Erfolg in die Regelstrukturen der Arbeitslosenversicherung überführt werden. Darüber hinaus bestehen in den Kantonen bereits vielfältige Instrumente (inkl. Sensibilisierungskampagnen), um die Wiedereingliederung älterer Arbeitnehmenden zu fördern. Eine weitere Anreizwirkung für Arbeitgeber könnte die Annahme der Reform der beruflichen Vorsorge (BVG-Reform) haben. Diese sieht unter anderem vor, die Unterschiede der Altersgutschriften zwischen jüngeren und älteren Versicherten zu verringern und so die Lohnkosten für ältere Mitarbeitende zu senken. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Vor diesem Hintergrund und aufgrund des bestehenden Risikos, dass eine Kampagne einer möglichen (Selbst-)Stigmatisierung von älteren Arbeitnehmenden Vorschub leistet anstatt ein positiveres gesellschaftliches Bild dieser Zielgruppe zu erzielen, erachtet der Bunderat eine Sensibilisierungskampagne auf nationaler Ebene nicht als zielführend. </span></p></div><br><br>Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kantonen eine breit angelegte Sensibilisierungskampagne zu lancieren, um die Unternehmen zur Anstellung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu bewegen. Es sollte zum Beispiel der Anstoss zur Förderung der Weiterbildung gegeben werden. </p>
    • Arbeitslosigkeit älterer Menschen. Für eine proaktive Politik!

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