Versorgungssicherheit im Winter. Welche Faktoren werden berücksichtigt?

ShortId
23.4536
Id
20234536
Updated
26.03.2024 21:08
Language
de
Title
Versorgungssicherheit im Winter. Welche Faktoren werden berücksichtigt?
AdditionalIndexing
66;15;09
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Seit Jahren steigen die Stromimport der Schweiz im Winter. Mit der Energiekrise im vergangenen Winter ist die Versorgungssicherheit stärker ins öffentliche Bewusstsein getreten. Bundesrat und Parlament sind aktiv geworden und haben Massnahmen verabschiedet, die auch kurzfristig die Versorgungssicherheit der Schweiz stärken können. Die regelmässigen Studien von BFE und ElCom hingegen sollen die Veränderungen der Rahmenbedingungen ausreichend berücksichtigen. Aufgrund der drohenden 70%-Klausel der EU und bei einer allfälligen weiteren Beschränkungen im Krisenfall ist es schwierig, die internationale Verfügbarkeit von Strom zu prognostizieren. Entsprechend ist ein Eigenversorgungsgrad der Schweiz im Winter, v.a. angesichts eines noch ausstehenden Stromabkommens mit der EU, entscheidend. Bei der längerfristigen Prognose ist insbesondere auch zu berücksichtigen, dass der Bau von grösseren Erzeugungsanlagen viel Zeit benötigt. Gleichzeitig hat der Ausbau der erneuerbaren Energien bisher vor allem im Siedlungsgebiet stattgefunden. Diese erfreuliche Entwicklung könnte sich in Zukunft jedoch wieder abschwächen und, weil sie von privater Initiative abhängt, lässt sie sich kaum steuern.&nbsp;</p>
  • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">1 und 2: Die vom Bund durchgeführten Versorgungssicherheitsstudien (sog. System-Adequacy-Analysen) ermöglichen, mit Hilfe verschiedener Szenarien wichtige Einflussfaktoren zu berücksichtigen und die Versorgungslage zu beurteilen. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Die Eidgenössische Elektrizätskommission (ElCom) hat zudem für den längerfristigen Ausblick (2030 bzw. 2035) ergänzend ihre Winterproduktionsanalyse aktualisiert. Der Fokus liegt dabei auf der Stromproduktion und der Nachfrage im Inland, während Entwicklungen im Ausland und damit die Importmöglichkeiten ausgeklammert werden. Die Analyse liefert vereinfachende Messgrössen für die längerfristige Resilienz der Schweizer Versorgung. In der Analyse werden zwei Kennzahlen erhoben: Einerseits den Strom-Importbedarf im Winterhalbjahr und ergänzend die Anzahl Tage, an denen sich die Schweiz gegen Ende des Winters selbst mit Strom versorgen könnte, wenn die Saisonspeicher bereits zu grossen Teilen geleert sind. Dies unter der Annahme, dass Importe aufgrund einer angespannten Versorgungslage in Europa temporär gänzlich ausfallen würden. Einen eigentlichen Eigenversorgungsgrad berechnen die Analysen nicht, es lassen sich daraus jedoch Aussagen zur Selbstversorgungsfähigkeit und Resilienz der Schweiz ableiten bzw. diese sind in den Szenarien als Einflussgrössen enthalten. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Es zeigt sich bei den System-Adequacy Analysen, dass bei gutem Zusammenspiel aus Schweizer Wasserkraft und Importkapazitäten grösseren Versorgungsengpässen auf Schweizer oder europäischer Seite gut begegnet werden kann. Der Bund setzt zudem mit verschiedenen Massnahmen darauf, die Resilienz der Schweizer Versorgung zu erhöhen, darunter eine verbesserte Energieeffizienz, den verstärkten Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, erhöhte Speicherkapazitäten sowie eine Winterreserve zur Absicherung der Stromversorgung. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Die ElCom formulierte die Richtgrösse für einen maximalen Nettoimport von 10 TWh im Winterhalbjahr vor dem Hintergrund der angespannten Versorgungssituation im Winter 2016/17. Mit Blick auf die reduzierte Exportfähigkeit der Nachbarländer in den vergangenen beiden Wintern erscheint jedoch die vom Parlament im Rahmen des Bundesgesetzes vom 29. September 2023 über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien (BBl 2023 2301) beschlossene tiefere Richtgrösse von 5 TWh (Art. 2 Abs. 3 des Energiegesetzes) im Sinne einer Risikobetrachtung als angemessen. Aus diesem Grund hat die ElCom bei ihren aktualisierten Einschätzungen zur </span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">Winterproduktionsfähigkeit bis 2035 diesen</span><span style="font-family:Arial"> tieferen Grenzwert bereits berücksichtigt.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">3 und 4: Bei den oben beschriebenen Analysen fliessen unterschiedliche Annahmen zur Entwicklung der Schweizer Photovoltaik-Produktion in die Szenarien ein. Die Analysen berücksichtigen indirekt auch die Realisierungsdauer von Anlagen, indem die Szenarien die Verfügbarkeit respektive den Zeitpunkt der Verfügbarkeit solcher Anlagen berücksichtigen.</span></p></div>
  • <p>In der Antwort auf meine Frage «23.7811 Der Kraftwerkbau benötigt einen längeren Planungshorizont. Welche weiter reichenden Vorhersagen sind möglich?» hat der Bundesrat auf die regelmässigen System Adequacy-Studien von BFE und ElCom und deren nächste Aktualisierung hingewiesen. In diesem Zusammenhang bitte ich den Bundesrat um die Beantwortung der folgenden Fragen:&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><ul><li>Leiten BFE und ElCom in ihren nächsten Studien zur Versorgungssicherheit in der Schweiz auch den notwendigen Eigenversorgungsgrad der Schweiz mit Winterstrom her?</li><li>In der Vergangenheit hat die ElCom Stromimporte im Winter in der Höhe von 10 TWh als Maximum definiert, damit die Versorgung der Schweiz noch stabil gewährleistet werden kann. Ist diese Zahl angesichts der Erfahrungen mit der Energiekrise noch angemessen?</li><li>Wird in den Studien zur Versorgungssicherheit ausreichend berücksichtigt, dass der Bau von grossen Anlagen 15 Jahre und mehr in Anspruch nehmen kann?</li><li>Bis vor kurzem sind die Prognosen des Bundes vor allem vom Ausbau der Photovoltaik im Siedlungsgebiet ausgegangen. Wie wird damit umgegangen, dass der Zubau von PV-Anlagen auf Dächern nur beschränkt gesteuert werden kann und sich allenfalls zukünftig wieder verlangsamt?</li></ul>
  • Versorgungssicherheit im Winter. Welche Faktoren werden berücksichtigt?
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Seit Jahren steigen die Stromimport der Schweiz im Winter. Mit der Energiekrise im vergangenen Winter ist die Versorgungssicherheit stärker ins öffentliche Bewusstsein getreten. Bundesrat und Parlament sind aktiv geworden und haben Massnahmen verabschiedet, die auch kurzfristig die Versorgungssicherheit der Schweiz stärken können. Die regelmässigen Studien von BFE und ElCom hingegen sollen die Veränderungen der Rahmenbedingungen ausreichend berücksichtigen. Aufgrund der drohenden 70%-Klausel der EU und bei einer allfälligen weiteren Beschränkungen im Krisenfall ist es schwierig, die internationale Verfügbarkeit von Strom zu prognostizieren. Entsprechend ist ein Eigenversorgungsgrad der Schweiz im Winter, v.a. angesichts eines noch ausstehenden Stromabkommens mit der EU, entscheidend. Bei der längerfristigen Prognose ist insbesondere auch zu berücksichtigen, dass der Bau von grösseren Erzeugungsanlagen viel Zeit benötigt. Gleichzeitig hat der Ausbau der erneuerbaren Energien bisher vor allem im Siedlungsgebiet stattgefunden. Diese erfreuliche Entwicklung könnte sich in Zukunft jedoch wieder abschwächen und, weil sie von privater Initiative abhängt, lässt sie sich kaum steuern.&nbsp;</p>
    • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">1 und 2: Die vom Bund durchgeführten Versorgungssicherheitsstudien (sog. System-Adequacy-Analysen) ermöglichen, mit Hilfe verschiedener Szenarien wichtige Einflussfaktoren zu berücksichtigen und die Versorgungslage zu beurteilen. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Die Eidgenössische Elektrizätskommission (ElCom) hat zudem für den längerfristigen Ausblick (2030 bzw. 2035) ergänzend ihre Winterproduktionsanalyse aktualisiert. Der Fokus liegt dabei auf der Stromproduktion und der Nachfrage im Inland, während Entwicklungen im Ausland und damit die Importmöglichkeiten ausgeklammert werden. Die Analyse liefert vereinfachende Messgrössen für die längerfristige Resilienz der Schweizer Versorgung. In der Analyse werden zwei Kennzahlen erhoben: Einerseits den Strom-Importbedarf im Winterhalbjahr und ergänzend die Anzahl Tage, an denen sich die Schweiz gegen Ende des Winters selbst mit Strom versorgen könnte, wenn die Saisonspeicher bereits zu grossen Teilen geleert sind. Dies unter der Annahme, dass Importe aufgrund einer angespannten Versorgungslage in Europa temporär gänzlich ausfallen würden. Einen eigentlichen Eigenversorgungsgrad berechnen die Analysen nicht, es lassen sich daraus jedoch Aussagen zur Selbstversorgungsfähigkeit und Resilienz der Schweiz ableiten bzw. diese sind in den Szenarien als Einflussgrössen enthalten. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Es zeigt sich bei den System-Adequacy Analysen, dass bei gutem Zusammenspiel aus Schweizer Wasserkraft und Importkapazitäten grösseren Versorgungsengpässen auf Schweizer oder europäischer Seite gut begegnet werden kann. Der Bund setzt zudem mit verschiedenen Massnahmen darauf, die Resilienz der Schweizer Versorgung zu erhöhen, darunter eine verbesserte Energieeffizienz, den verstärkten Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, erhöhte Speicherkapazitäten sowie eine Winterreserve zur Absicherung der Stromversorgung. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Die ElCom formulierte die Richtgrösse für einen maximalen Nettoimport von 10 TWh im Winterhalbjahr vor dem Hintergrund der angespannten Versorgungssituation im Winter 2016/17. Mit Blick auf die reduzierte Exportfähigkeit der Nachbarländer in den vergangenen beiden Wintern erscheint jedoch die vom Parlament im Rahmen des Bundesgesetzes vom 29. September 2023 über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien (BBl 2023 2301) beschlossene tiefere Richtgrösse von 5 TWh (Art. 2 Abs. 3 des Energiegesetzes) im Sinne einer Risikobetrachtung als angemessen. Aus diesem Grund hat die ElCom bei ihren aktualisierten Einschätzungen zur </span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">Winterproduktionsfähigkeit bis 2035 diesen</span><span style="font-family:Arial"> tieferen Grenzwert bereits berücksichtigt.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">3 und 4: Bei den oben beschriebenen Analysen fliessen unterschiedliche Annahmen zur Entwicklung der Schweizer Photovoltaik-Produktion in die Szenarien ein. Die Analysen berücksichtigen indirekt auch die Realisierungsdauer von Anlagen, indem die Szenarien die Verfügbarkeit respektive den Zeitpunkt der Verfügbarkeit solcher Anlagen berücksichtigen.</span></p></div>
    • <p>In der Antwort auf meine Frage «23.7811 Der Kraftwerkbau benötigt einen längeren Planungshorizont. Welche weiter reichenden Vorhersagen sind möglich?» hat der Bundesrat auf die regelmässigen System Adequacy-Studien von BFE und ElCom und deren nächste Aktualisierung hingewiesen. In diesem Zusammenhang bitte ich den Bundesrat um die Beantwortung der folgenden Fragen:&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><ul><li>Leiten BFE und ElCom in ihren nächsten Studien zur Versorgungssicherheit in der Schweiz auch den notwendigen Eigenversorgungsgrad der Schweiz mit Winterstrom her?</li><li>In der Vergangenheit hat die ElCom Stromimporte im Winter in der Höhe von 10 TWh als Maximum definiert, damit die Versorgung der Schweiz noch stabil gewährleistet werden kann. Ist diese Zahl angesichts der Erfahrungen mit der Energiekrise noch angemessen?</li><li>Wird in den Studien zur Versorgungssicherheit ausreichend berücksichtigt, dass der Bau von grossen Anlagen 15 Jahre und mehr in Anspruch nehmen kann?</li><li>Bis vor kurzem sind die Prognosen des Bundes vor allem vom Ausbau der Photovoltaik im Siedlungsgebiet ausgegangen. Wie wird damit umgegangen, dass der Zubau von PV-Anlagen auf Dächern nur beschränkt gesteuert werden kann und sich allenfalls zukünftig wieder verlangsamt?</li></ul>
    • Versorgungssicherheit im Winter. Welche Faktoren werden berücksichtigt?

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