Automatischer Ausgleich der kalten Progression bei der Einkommenssteuer für alle?
- ShortId
-
24.3108
- Id
-
20243108
- Updated
-
16.06.2024 17:43
- Language
-
de
- Title
-
Automatischer Ausgleich der kalten Progression bei der Einkommenssteuer für alle?
- AdditionalIndexing
-
2446;04
- 1
-
- PriorityCouncil1
-
Nationalrat
- Texts
-
- <p>Unter kalter Progression versteht man die überproportionale Vergrösserung der Steuerlast bei steigendem Nominal-, jedoch gleichbleibendem Realeinkommen. Da die Progressivität der Einkommenssteuertarife in der Regel sehr ausgeprägt ist, wirkt sich hier die kalte Progression am deutlichsten aus. Daher steht die Einkommenssteuer regelmässig im Zentrum der politischen Forderungen nach einem Ausgleich der Folgen der kalten Progression. Dennoch kennen einen automatischen Ausgleich der kalten Progression bis heute neben dem Bund nur die Kantone Luzern, Uri, Zug, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau, Thurgau, Waadt, Wallis, Genf, Jura und Zürich. </p>
- <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Für die direkte Bundessteuer wird der Auftrag zum periodischen Ausgleich der Folgen der kalten Progression bei der Einkommenssteuer der natürlichen Personen in Artikel 128 Absatz 3 der Bundesverfassung (BV; SR 101) statuiert. Umgesetzt wird dies in Artikel 39 des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer (DBG; SR 642.11), wonach die Folgen der kalten Progression durch Anpassung der Tarifstufen und der in Frankenbeträgen festgesetzten Abzüge vom Einkommen jährlich an den Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) angepasst werden. Dieses System der jährlichen automatischen Indexierung ist seit dem 1. Januar 2011 in Kraft. Seither wurden die Folgen der kalten Progression für das Steuerjahr 2012 ausgeglichen. Nach Jahren mit zum Teil negativer Teuerung war eine Anpassung erst wieder für die Jahre 2023 und 2024 notwendig. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Neben dem Bund sehen auch sämtliche Kantone bei ihren Einkommenssteuern und teilweise auch bei den Vermögenssteuern einen Ausgleich der Folgen der kalten Progression vor. Dabei lassen sich drei Indexierungstypen unterscheiden: </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-left:21.3pt; margin-bottom:0pt; text-indent:-14.2pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt; -aw-import:list-item; -aw-list-level-number:0; -aw-list-number-format:'-'; -aw-list-number-styles:'bullet'; -aw-list-padding-sml:10.23pt"><span style="-aw-import:ignore"><span style="font-family:Arial">-</span><span style="width:10.23pt; font:7pt 'Times New Roman'; display:inline-block; -aw-import:spaces">       </span></span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">Automatische Indexierung</span><span style="font-family:Arial">: Rund die Hälfte der Kantone (AG, BL, BS, GE, GL, LU, JU, TG, UR, VD, VS, ZG, ZH) passen die Steuertarife und die Abzüge – wie bei der direkten Bundessteuer – unabhängig vom Ausmass der aufgelaufenen Teuerung jährlich an. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-left:21.3pt; margin-bottom:0pt; text-indent:-14.2pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt; -aw-import:list-item; -aw-list-level-number:0; -aw-list-number-format:'-'; -aw-list-number-styles:'bullet'; -aw-list-padding-sml:10.23pt"><span style="-aw-import:ignore"><span style="font-family:Arial">-</span><span style="width:10.23pt; font:7pt 'Times New Roman'; display:inline-block; -aw-import:spaces">       </span></span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">Obligatorische Indexierung</span><span style="font-family:Arial">: Die Kantone AR, BE, GR, NW, OW, SO, TI (jeweils für Steuertarife und Abzüge) und SZ (nur für Steuertarife) gleichen die Folgen der kalten Progression an, wenn der LIK seit der letzten Anpassung um eine bestimmte Grösse gestiegen ist (die jeweils massgebenden Schwellen reichen von 1 bis 10 Prozent) oder wenn seit der letzten Anpassung eine bestimmte Zeit vergangen ist.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-left:21.3pt; margin-bottom:0pt; text-indent:-14.2pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt; -aw-import:list-item; -aw-list-level-number:0; -aw-list-number-format:'-'; -aw-list-number-styles:'bullet'; -aw-list-padding-sml:10.23pt"><span style="-aw-import:ignore"><span style="font-family:Arial">-</span><span style="width:10.23pt; font:7pt 'Times New Roman'; display:inline-block; -aw-import:spaces">       </span></span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">Fakultative Indexierung</span><span style="font-family:Arial">: In den Kantonen AI, FR, NE, SG, SH (jeweils für Steuertarife und Abzüge) und SZ (nur für Abzüge) haben die zuständigen Instanzen (in der Regel das Kantonsparlament auf Antrag der Kantonsregierung) die Kompetenz, ab einer gewissen Erhöhung des LIK (die jeweils massgebenden Schwellen reichen von 3 bis 10 Prozent) die Folgen der kalten Progression auszugleichen. Sie sind hierzu aber nicht verpflichtet.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Die Regelung des Ausgleichs der Folgen der kalten Progression bei den kantonalen Steuern ist der Tarifautonomie der Kantone zuzurechnen und somit der Steuerharmonisierungskompetenz des Bundes entzogen (Art. 129 Abs. 2 BV). Für eine Regelung zum Ausgleich der Folgen der kalten Progession mittels automatischer Indexierung im Steuerharmonisierungsgesetz fehlt somit die verfassungsrechtliche Grundlage.</span></p></div>
- <p>Wie beurteilt der Bundesrat die Einführung eines automatischen Ausgleichs der kalten Progression in der ganzen Schweiz z.B. im Bundesgesetz vom 14. Dezember 1990 über die Harmonisierung der direkten Steuern der Kantone und Gemeinden (StHG, SR 642.14)?</p>
- Automatischer Ausgleich der kalten Progression bei der Einkommenssteuer für alle?
- State
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Erledigt
- Related Affairs
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- Drafts
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- Index
- 0
- Texts
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- <p>Unter kalter Progression versteht man die überproportionale Vergrösserung der Steuerlast bei steigendem Nominal-, jedoch gleichbleibendem Realeinkommen. Da die Progressivität der Einkommenssteuertarife in der Regel sehr ausgeprägt ist, wirkt sich hier die kalte Progression am deutlichsten aus. Daher steht die Einkommenssteuer regelmässig im Zentrum der politischen Forderungen nach einem Ausgleich der Folgen der kalten Progression. Dennoch kennen einen automatischen Ausgleich der kalten Progression bis heute neben dem Bund nur die Kantone Luzern, Uri, Zug, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau, Thurgau, Waadt, Wallis, Genf, Jura und Zürich. </p>
- <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Für die direkte Bundessteuer wird der Auftrag zum periodischen Ausgleich der Folgen der kalten Progression bei der Einkommenssteuer der natürlichen Personen in Artikel 128 Absatz 3 der Bundesverfassung (BV; SR 101) statuiert. Umgesetzt wird dies in Artikel 39 des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer (DBG; SR 642.11), wonach die Folgen der kalten Progression durch Anpassung der Tarifstufen und der in Frankenbeträgen festgesetzten Abzüge vom Einkommen jährlich an den Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) angepasst werden. Dieses System der jährlichen automatischen Indexierung ist seit dem 1. Januar 2011 in Kraft. Seither wurden die Folgen der kalten Progression für das Steuerjahr 2012 ausgeglichen. Nach Jahren mit zum Teil negativer Teuerung war eine Anpassung erst wieder für die Jahre 2023 und 2024 notwendig. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Neben dem Bund sehen auch sämtliche Kantone bei ihren Einkommenssteuern und teilweise auch bei den Vermögenssteuern einen Ausgleich der Folgen der kalten Progression vor. Dabei lassen sich drei Indexierungstypen unterscheiden: </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-left:21.3pt; margin-bottom:0pt; text-indent:-14.2pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt; -aw-import:list-item; -aw-list-level-number:0; -aw-list-number-format:'-'; -aw-list-number-styles:'bullet'; -aw-list-padding-sml:10.23pt"><span style="-aw-import:ignore"><span style="font-family:Arial">-</span><span style="width:10.23pt; font:7pt 'Times New Roman'; display:inline-block; -aw-import:spaces">       </span></span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">Automatische Indexierung</span><span style="font-family:Arial">: Rund die Hälfte der Kantone (AG, BL, BS, GE, GL, LU, JU, TG, UR, VD, VS, ZG, ZH) passen die Steuertarife und die Abzüge – wie bei der direkten Bundessteuer – unabhängig vom Ausmass der aufgelaufenen Teuerung jährlich an. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-left:21.3pt; margin-bottom:0pt; text-indent:-14.2pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt; -aw-import:list-item; -aw-list-level-number:0; -aw-list-number-format:'-'; -aw-list-number-styles:'bullet'; -aw-list-padding-sml:10.23pt"><span style="-aw-import:ignore"><span style="font-family:Arial">-</span><span style="width:10.23pt; font:7pt 'Times New Roman'; display:inline-block; -aw-import:spaces">       </span></span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">Obligatorische Indexierung</span><span style="font-family:Arial">: Die Kantone AR, BE, GR, NW, OW, SO, TI (jeweils für Steuertarife und Abzüge) und SZ (nur für Steuertarife) gleichen die Folgen der kalten Progression an, wenn der LIK seit der letzten Anpassung um eine bestimmte Grösse gestiegen ist (die jeweils massgebenden Schwellen reichen von 1 bis 10 Prozent) oder wenn seit der letzten Anpassung eine bestimmte Zeit vergangen ist.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-left:21.3pt; margin-bottom:0pt; text-indent:-14.2pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt; -aw-import:list-item; -aw-list-level-number:0; -aw-list-number-format:'-'; -aw-list-number-styles:'bullet'; -aw-list-padding-sml:10.23pt"><span style="-aw-import:ignore"><span style="font-family:Arial">-</span><span style="width:10.23pt; font:7pt 'Times New Roman'; display:inline-block; -aw-import:spaces">       </span></span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">Fakultative Indexierung</span><span style="font-family:Arial">: In den Kantonen AI, FR, NE, SG, SH (jeweils für Steuertarife und Abzüge) und SZ (nur für Abzüge) haben die zuständigen Instanzen (in der Regel das Kantonsparlament auf Antrag der Kantonsregierung) die Kompetenz, ab einer gewissen Erhöhung des LIK (die jeweils massgebenden Schwellen reichen von 3 bis 10 Prozent) die Folgen der kalten Progression auszugleichen. Sie sind hierzu aber nicht verpflichtet.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Die Regelung des Ausgleichs der Folgen der kalten Progression bei den kantonalen Steuern ist der Tarifautonomie der Kantone zuzurechnen und somit der Steuerharmonisierungskompetenz des Bundes entzogen (Art. 129 Abs. 2 BV). Für eine Regelung zum Ausgleich der Folgen der kalten Progession mittels automatischer Indexierung im Steuerharmonisierungsgesetz fehlt somit die verfassungsrechtliche Grundlage.</span></p></div>
- <p>Wie beurteilt der Bundesrat die Einführung eines automatischen Ausgleichs der kalten Progression in der ganzen Schweiz z.B. im Bundesgesetz vom 14. Dezember 1990 über die Harmonisierung der direkten Steuern der Kantone und Gemeinden (StHG, SR 642.14)?</p>
- Automatischer Ausgleich der kalten Progression bei der Einkommenssteuer für alle?
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