Asbest bei berufsbedingten Krebserkrankungen als Ursache in Betracht ziehen, erkennen und besser diagnostizieren

ShortId
24.3660
Id
20243660
Updated
02.10.2024 13:47
Language
de
Title
Asbest bei berufsbedingten Krebserkrankungen als Ursache in Betracht ziehen, erkennen und besser diagnostizieren
AdditionalIndexing
2841;44;52
1
PriorityCouncil1
Ständerat
Texts
  • <p>Asbest im menschlichen Körper und in der Infrastruktur unseres Landes ist nach wie vor ein aktuelles Thema. Dass der Auslöser von Krankheiten, die durch Asbest verursacht oder verschlimmert werden, mit dem Beruf zusammenhängt, wird in der Schweiz immer noch stark unterschätzt, dies umso mehr, als diese Tatsache durch sogenannte übermächtige Faktoren verdrängt wird. Im Falle von beispielsweise Bronchial- oder Lungenkrebs bei einem Raucher wird die Krankheit meist in die Statistik der tabakbedingten Krankheiten aufgenommen, ohne nach allen arbeitsbedingten erschwerenden Faktoren zu suchen, die ebenfalls eine der Hauptursachen für die Krankheit darstellen können. Ein solcher Faktor ist Asbest, der bei Lungen- oder Thoraxuntersuchungen nicht systematisch untersucht wird, obwohl er in Verbindung mit Tabak ein Risikofaktor 55 darstellt. Folglich wird die Beteiligung dieses Materials an den Krankheitsursachen nach wie vor stark unterschätzt.</p><p>Laut UniSanté ist dies einer der Gründe dafür, dass in der Schweiz jährlich nur 150 berufsbedingte Krebsfälle anerkannt werden, obwohl die Zahl bei etwa 3000 liegen dürfte. Um zu verhindern, dass asbestbelastete Personen ihr Krebsrisiko vervielfachen, weil sie nicht wissen, dass sie an einer zum grossen Teil berufsbedingten Krankheit leiden, braucht es neben dem Bewusstsein eine wirksamere Prävention mit einer umfassenderen Früherkennung.&nbsp;</p>
  • <p>Der Bundesrat ist sich der Leiden der Personen, die aufgrund von Asbest krank werden, bewusst. Durch die Einatmung von Asbest-Feinstaub erhöht sich das Risiko für verschiedene Erkrankungen wie ein Tumor im Brust- oder Bauchfell (Mesotheliom) oder Lungenkrebs. Die Zahlen zeigen, dass asbestbedingte Todesfälle steigen, trotz des Verbots aus dem Jahr 1990. Ein Grund liegt in der langen Latenzzeit. Vom Einatmen bis zum Ausbruch der Krankheit können 40 oder mehr Jahre vergehen. Aber auch das teilweise mangelnde Bewusstsein sowohl im Baugewerbe als auch bei Heimwerkern ist eine mögliche Ursache.</p><p>Der Bundesrat kommt dennoch zum Schluss, dass das Postulat zur Ablehnung zu empfehlen ist. Dies aus mehreren Gründen:</p><p>1. Es liegen keine Zahlen vor, wie viele der rauchbedingten Krebserkrankungen in den letzten Jahren durch Asbest verschlimmert wurden. Dies insbesondere da bei einer Krebserkrankung selten genau eruiert werden kann, durch was sie konkret verursacht worden ist.</p><p>2. und 4. In Bezug auf ein Früherkennungsprogramm werden die Kriterien wissenschaf­tlich gewählt und der Nutzen muss das Risiko überwiegen. Asbestfasern selbst können nur durch Gewebeproben nachgewiesen werden. Dies sind chirurgisch-invasive Eingriffe, die in einem Screening-Programm bei gesunden Personen in keinem Verhältnis zum Risiko stehen. Zur Früherkennung von Lungenkrebs gibt es ein systematisches CT-Screening-Programm, das auch angewendet wird. Zur Früherkennung des Mesotheliom gibt es noch keine Screening-Methode, deren Nutzen wissenschaftlich nachgewiesen ist.</p><p>3. Die Kosten können nur für die Unfallversicherung ausgewiesen werden, da die Leistungen in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung nicht nach Ursache der behandelten Erkrankungen ausgewiesen werden. Die Kosten sämtlicher Versicherungsleistungen aller Unfallversicherer für asbestbedingte Berufskrankheiten betragen seit Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Unfallversicherung (SR 832.20) im Jahre 1984 insgesamt CHF 1’749 Mio. Alleine im Jahr 2021 wurden Versicherungsleistungen von insgesamt CHF 108 Mio. erbracht. Für nicht berufsbedingte Asbesterkrankungen erbringt seit 2017 die Stiftung Entschädigungsfonds für Asbest­opfer (Stiftung EFA) Leistungen.</p><p>5. Die Suva kann auf Basis der Fallzahlen, der Anzahl Asbestermittlungen aber auch durch Befragungen bei den betroffenen Personengruppen (u.a. Branchen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes) Aussagen zur Wirksamkeit sowie möglicher besserer Sensibilisierung machen.</p><p>Grundsätzlich ist die Gefährlichkeit von Asbest wie auch die Ermittlungspflicht für Asbest gemäss Bauarbeitenverordnung (SR 832.311.141) in den betroffenen Branchen auch aufgrund der Präventionskampagnen bekannt. Dennoch fehlt teilweise das Bewusstsein in den betroffenen Branchen, dass auch sie von einer Erkrankung betroffen sein könnten. Das Risiko ist wohl auch aufgrund der langen Latenzzeit abstrakt und schwer erfassbar. Damit einher geht, dass auch die Ermittlung auf Asbest vor Ausführung von Umbauarbeiten nur etwa in der Hälfte der Fälle korrekt durchgeführt wird. Allerdings nimmt die Anzahl der gemeldeten Asbestsanierungen sowie die Anzahl der professionellen Bauschadstoff-Diagnostiker, welche Asbest in älteren Gebäuden ermitteln, laufend zu.</p><p>In Bezug auf die Wirkung von Informations- und Präventionskampagnen ist folglich von grosser Bedeutung, dass die Sensibilisierung weitergeführt und intensiviert werden soll, um das Wissen um die Gefährlichkeit von Asbest weiter zu verbreiten.</p><p>6. Eine Liste aller Produkte, in denen jemals Asbest eingesetzt wurde, kann nicht erstellt werden, da es kaum ein Produkt gibt, in dem nicht irgendwann einmal asbest­haltige Varianten gefunden wurden. Das Problem zum korrekten Umgang mit Asbest liegt jedoch nicht an einer fehlenden Liste. Aus heutiger Sicht geht es primär um die noch vorhandenen Anwendungen in Baumaterialien. Um dieses Wissen den betroffenen Branchen zugänglich zu machen, hat die Suva verschiedene Informationen wie z.B. das virtuelle Asbesthaus (<a href="http://www.suva.ch"><u>www.suva.ch</u></a> &gt; Prävention &gt; Nach Gefahren &gt; Gefährliche Materialien, Strahlungen &amp; Situationen &gt; Asbest &gt; Angebote und Hilfsmittel &gt; Asbesthaus) veröffentlicht. Für die betroffenen Branchen gibt es auch eigene Regelsets (<a href="http://www.suva.ch"><u>www.suva.ch</u></a> &gt; Prävention &gt; Nach Gefahren &gt; Gefährliche Materialien, Strahlungen &amp; Situationen &gt; Asbest &gt; Kurz und bündig &gt; Asbest erkennen und richtig handeln).</p><p>&nbsp;</p><p>Da wie dargelegt gewisse Punkte nicht erfüllt werden können bzw. bereits beantwortet sind, wird ein zusätzlicher Bericht nicht den gewünschten Mehrwert erbringen.</p><p><br><br>Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.</p>
  • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, in einem Bericht Folgendes darzulegen und entsprechende Verbesserungen vorzuschlagen:&nbsp;</p><ol><li>wie viele der rauchbedingten Krebserkrankungen in den letzten Jahren durch Asbest verschlimmert wurden und in welchem Ausmass;&nbsp;</li><li>was gegen eine systematische Untersuchung auf Asbest bei Thorax- oder Lungenerkrankungen spricht;</li><li>wie stark die Kosten dieser Krebserkrankungen die Krankenversicherung belasten;&nbsp;</li><li>welche Mittel zur Früherkennung der Folgen einer Asbestexposition es derzeit gibt, wie wirksam sie sind wie sie sich allenfalls verbessern lassen;&nbsp;</li><li>wie sich Informations- und Präventionskampagnen auswirken, wie wirksam sie sind und wie sie sich verbessern lassen;&nbsp;</li><li>welche Produkte Asbest enthalten können und ob es möglich ist, die Liste dieser Produkte allen besonders gefährdeten Personen zugänglich und verständlich zu machen.</li></ol>
  • Asbest bei berufsbedingten Krebserkrankungen als Ursache in Betracht ziehen, erkennen und besser diagnostizieren
State
Zugewiesen an die behandelnde Kommission
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Asbest im menschlichen Körper und in der Infrastruktur unseres Landes ist nach wie vor ein aktuelles Thema. Dass der Auslöser von Krankheiten, die durch Asbest verursacht oder verschlimmert werden, mit dem Beruf zusammenhängt, wird in der Schweiz immer noch stark unterschätzt, dies umso mehr, als diese Tatsache durch sogenannte übermächtige Faktoren verdrängt wird. Im Falle von beispielsweise Bronchial- oder Lungenkrebs bei einem Raucher wird die Krankheit meist in die Statistik der tabakbedingten Krankheiten aufgenommen, ohne nach allen arbeitsbedingten erschwerenden Faktoren zu suchen, die ebenfalls eine der Hauptursachen für die Krankheit darstellen können. Ein solcher Faktor ist Asbest, der bei Lungen- oder Thoraxuntersuchungen nicht systematisch untersucht wird, obwohl er in Verbindung mit Tabak ein Risikofaktor 55 darstellt. Folglich wird die Beteiligung dieses Materials an den Krankheitsursachen nach wie vor stark unterschätzt.</p><p>Laut UniSanté ist dies einer der Gründe dafür, dass in der Schweiz jährlich nur 150 berufsbedingte Krebsfälle anerkannt werden, obwohl die Zahl bei etwa 3000 liegen dürfte. Um zu verhindern, dass asbestbelastete Personen ihr Krebsrisiko vervielfachen, weil sie nicht wissen, dass sie an einer zum grossen Teil berufsbedingten Krankheit leiden, braucht es neben dem Bewusstsein eine wirksamere Prävention mit einer umfassenderen Früherkennung.&nbsp;</p>
    • <p>Der Bundesrat ist sich der Leiden der Personen, die aufgrund von Asbest krank werden, bewusst. Durch die Einatmung von Asbest-Feinstaub erhöht sich das Risiko für verschiedene Erkrankungen wie ein Tumor im Brust- oder Bauchfell (Mesotheliom) oder Lungenkrebs. Die Zahlen zeigen, dass asbestbedingte Todesfälle steigen, trotz des Verbots aus dem Jahr 1990. Ein Grund liegt in der langen Latenzzeit. Vom Einatmen bis zum Ausbruch der Krankheit können 40 oder mehr Jahre vergehen. Aber auch das teilweise mangelnde Bewusstsein sowohl im Baugewerbe als auch bei Heimwerkern ist eine mögliche Ursache.</p><p>Der Bundesrat kommt dennoch zum Schluss, dass das Postulat zur Ablehnung zu empfehlen ist. Dies aus mehreren Gründen:</p><p>1. Es liegen keine Zahlen vor, wie viele der rauchbedingten Krebserkrankungen in den letzten Jahren durch Asbest verschlimmert wurden. Dies insbesondere da bei einer Krebserkrankung selten genau eruiert werden kann, durch was sie konkret verursacht worden ist.</p><p>2. und 4. In Bezug auf ein Früherkennungsprogramm werden die Kriterien wissenschaf­tlich gewählt und der Nutzen muss das Risiko überwiegen. Asbestfasern selbst können nur durch Gewebeproben nachgewiesen werden. Dies sind chirurgisch-invasive Eingriffe, die in einem Screening-Programm bei gesunden Personen in keinem Verhältnis zum Risiko stehen. Zur Früherkennung von Lungenkrebs gibt es ein systematisches CT-Screening-Programm, das auch angewendet wird. Zur Früherkennung des Mesotheliom gibt es noch keine Screening-Methode, deren Nutzen wissenschaftlich nachgewiesen ist.</p><p>3. Die Kosten können nur für die Unfallversicherung ausgewiesen werden, da die Leistungen in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung nicht nach Ursache der behandelten Erkrankungen ausgewiesen werden. Die Kosten sämtlicher Versicherungsleistungen aller Unfallversicherer für asbestbedingte Berufskrankheiten betragen seit Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Unfallversicherung (SR 832.20) im Jahre 1984 insgesamt CHF 1’749 Mio. Alleine im Jahr 2021 wurden Versicherungsleistungen von insgesamt CHF 108 Mio. erbracht. Für nicht berufsbedingte Asbesterkrankungen erbringt seit 2017 die Stiftung Entschädigungsfonds für Asbest­opfer (Stiftung EFA) Leistungen.</p><p>5. Die Suva kann auf Basis der Fallzahlen, der Anzahl Asbestermittlungen aber auch durch Befragungen bei den betroffenen Personengruppen (u.a. Branchen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes) Aussagen zur Wirksamkeit sowie möglicher besserer Sensibilisierung machen.</p><p>Grundsätzlich ist die Gefährlichkeit von Asbest wie auch die Ermittlungspflicht für Asbest gemäss Bauarbeitenverordnung (SR 832.311.141) in den betroffenen Branchen auch aufgrund der Präventionskampagnen bekannt. Dennoch fehlt teilweise das Bewusstsein in den betroffenen Branchen, dass auch sie von einer Erkrankung betroffen sein könnten. Das Risiko ist wohl auch aufgrund der langen Latenzzeit abstrakt und schwer erfassbar. Damit einher geht, dass auch die Ermittlung auf Asbest vor Ausführung von Umbauarbeiten nur etwa in der Hälfte der Fälle korrekt durchgeführt wird. Allerdings nimmt die Anzahl der gemeldeten Asbestsanierungen sowie die Anzahl der professionellen Bauschadstoff-Diagnostiker, welche Asbest in älteren Gebäuden ermitteln, laufend zu.</p><p>In Bezug auf die Wirkung von Informations- und Präventionskampagnen ist folglich von grosser Bedeutung, dass die Sensibilisierung weitergeführt und intensiviert werden soll, um das Wissen um die Gefährlichkeit von Asbest weiter zu verbreiten.</p><p>6. Eine Liste aller Produkte, in denen jemals Asbest eingesetzt wurde, kann nicht erstellt werden, da es kaum ein Produkt gibt, in dem nicht irgendwann einmal asbest­haltige Varianten gefunden wurden. Das Problem zum korrekten Umgang mit Asbest liegt jedoch nicht an einer fehlenden Liste. Aus heutiger Sicht geht es primär um die noch vorhandenen Anwendungen in Baumaterialien. Um dieses Wissen den betroffenen Branchen zugänglich zu machen, hat die Suva verschiedene Informationen wie z.B. das virtuelle Asbesthaus (<a href="http://www.suva.ch"><u>www.suva.ch</u></a> &gt; Prävention &gt; Nach Gefahren &gt; Gefährliche Materialien, Strahlungen &amp; Situationen &gt; Asbest &gt; Angebote und Hilfsmittel &gt; Asbesthaus) veröffentlicht. Für die betroffenen Branchen gibt es auch eigene Regelsets (<a href="http://www.suva.ch"><u>www.suva.ch</u></a> &gt; Prävention &gt; Nach Gefahren &gt; Gefährliche Materialien, Strahlungen &amp; Situationen &gt; Asbest &gt; Kurz und bündig &gt; Asbest erkennen und richtig handeln).</p><p>&nbsp;</p><p>Da wie dargelegt gewisse Punkte nicht erfüllt werden können bzw. bereits beantwortet sind, wird ein zusätzlicher Bericht nicht den gewünschten Mehrwert erbringen.</p><p><br><br>Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.</p>
    • <p>Der Bundesrat wird beauftragt, in einem Bericht Folgendes darzulegen und entsprechende Verbesserungen vorzuschlagen:&nbsp;</p><ol><li>wie viele der rauchbedingten Krebserkrankungen in den letzten Jahren durch Asbest verschlimmert wurden und in welchem Ausmass;&nbsp;</li><li>was gegen eine systematische Untersuchung auf Asbest bei Thorax- oder Lungenerkrankungen spricht;</li><li>wie stark die Kosten dieser Krebserkrankungen die Krankenversicherung belasten;&nbsp;</li><li>welche Mittel zur Früherkennung der Folgen einer Asbestexposition es derzeit gibt, wie wirksam sie sind wie sie sich allenfalls verbessern lassen;&nbsp;</li><li>wie sich Informations- und Präventionskampagnen auswirken, wie wirksam sie sind und wie sie sich verbessern lassen;&nbsp;</li><li>welche Produkte Asbest enthalten können und ob es möglich ist, die Liste dieser Produkte allen besonders gefährdeten Personen zugänglich und verständlich zu machen.</li></ol>
    • Asbest bei berufsbedingten Krebserkrankungen als Ursache in Betracht ziehen, erkennen und besser diagnostizieren

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