Weisser Wasserstoff in der Schweiz

ShortId
24.3698
Id
20243698
Updated
27.09.2024 14:59
Language
de
Title
Weisser Wasserstoff in der Schweiz
AdditionalIndexing
52;66
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Erneuerbarer Wasserstoff kann – gezielt und klug eingesetzt – &nbsp;zum Ausstieg aus den fossilen Energien beitragen und ein wichtiger Energieträger im künftigen Energiesystem sein. Wasserstoff verfügt über eine hohe Energiedichte und erzeugt bei der Verbrennung weder Abgase noch Treibhausgasemissionen. Bislang fokussierte sich das Interesse hauptsächlich auf die Herstellung und Anwendung von grünem Wasserstoff. Dessen Herstellung ist allerdings wenig energieeffizient. Der Energieverlust ist hoch, bis zu drei Viertel der Energie geht bei den Umwandlungsprozessen verloren. Entsprechend teuer ist seine Anwendung.</p><p>Es gibt aber auch natürliche Wasserstoffvorkommen. Diese Form wird als «weisser Wasserstoff» bezeichnet. Er entsteht im tiefen geologischen Untergrund, wenn unterirdisches Wasser mit Eisenmineralien bei hohen Temperaturen und hohem Druck reagiert, und erneuert sich kontinuierlich innerhalb weniger Jahrzehnte. Lange ging man davon aus, dass solche Vorkommen relativ selten sind. In verschiedenen Ländern hat man nun aber grössere Vorkommen entdeckt. Das Forschungsprojekt «HyAfrica» des Fraunhofer Instituts beschäftigt sich seit 2022 in verschiedenen Gebieten Afrikas mit der Nutzung von natürlichem Wasserstoff zur Stromerzeugung für die lokale Bevölkerung. In den USA, Australien und Spanien laufen bereits Sondierungsbohrungen durch private Unternehmen. Auch in Europa, u.a. in Frankreich und in Albanien, hat man grosse Lagerstätten entdeckt. Die Funde lassen vermuten, dass natürlicher Wasserstoff viel häufiger vorkommt als lange Zeit angenommen. Auch die Schweiz könnte über Reserven an natürlichem Wasserstoff verfügen.</p>
  • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 1: In der Schweiz wurden bisher im Val d’Hérens im Kanton Wallis Hinweise auf ein fossiles natürliches Wasserstoffsystem gefunden, in dem in der Vergangenheit Wasserstoff produziert wurde.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 2: Für die Untersuchung möglicher Vorkommen von weissem Wasserstoff sind vor allem die alpinen Regionen in der Schweiz interessant. Durch geochemische Prozesse wie die Reaktion verschiedener eisenreicher Minerale mit Wasser entstehen dort im Untergrund Gase, die an die Oberfläche diffundieren. Damit natürlicher Wasserstoff wirtschaftlich gewonnen werden kann, muss er aus geologisch günstigen Umgebungen, in denen er natürlich vorkommt, migrieren und sich in geologischen Reservoirs ansammeln. Von besonderem Interesse ist das Unterengadin mit seinen geologischen Störungen und stark basischen Gesteinsschichten, wo Wasserstoff-Flüsse aufgrund von bekannten hohen Flüssen von Kohlendioxid (CO</span><span style="line-height:150%; font-family:Arial; font-size:7.33pt; vertical-align:sub">2</span><span style="font-family:Arial">) vermutet werden. Forschende der Universität Bern haben in den letzten Jahren ein Gebiet bei Scuol für eine vertiefte Wasserstoffexploration ausgewählt. Solche Standorte können wichtige Informationen über die Herkunft und den Entstehungsmechanismus des Wasserstoffs liefern, stellen aber wohl keine wirtschaftlich nutzbaren Vorkommen dar.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 3: Zurzeit gibt es in der Schweiz keine Forschungsaktivitäten, die spezifisch auf mögliche natürliche Wasserstoffvorkommen in der Schweiz ausgerichtet sind. Das Thema wird aber vom Bund verfolgt, auch über die Forschungszusammenarbeit im Rahmen der Internationalen Energieagentur (IEA).</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 4: Synergien durch die Erkundung des geologischen Untergrundes haben ihre Grenzen, da jede Nutzung des Untergrundes auch einen spezifischen Erkundungsbedarf hat. Die Motion </span><a name="_Hlk169870293"><span style="font-family:Arial">20.4063</span></a><span style="font-family:Arial"> «Schluss mit der Blackbox. Klimaschutz, Energiesicherheit und Infrastrukturnutzung dank Erforschung des Untergrunds» ermöglicht die Optimierung dieser Synergien und die Berücksichtigung dieser Besonderheiten bei der Planung einer Kampagne zur Erkundung des Schweizer Untergrunds für alle seine nachhaltigen Nutzungsmöglichkeiten.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 5: Falls in der Schweiz Vorkommen von weissem Wasserstoff gefunden würden und diese auch wirtschaftlich genutzt werden könnten, könnte dies allenfalls einen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit der Schweiz leisten. Wie bei jeder Nutzung des Untergrundes besteht eine erhebliche Unsicherheit in Bezug auf die Entdeckung der Ressource, die durch Bohrungen erschlossen werden kann, sowie hinsichtlich der Risiken, die mit der Gewinnung und Nutzung dieser Ressource verbunden sind.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 6:</span><a name="_Hlk169720553"><span style="font-family:Arial; -aw-import:spaces">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Aus Sicht des Bundesrates sind über die bereits erwähnten Anstrengungen zur Erkundung des Schweizer Untergrundes hinaus zurzeit keine weiteren Massnahmen notwendig, um das Potenzial von natürlichem Wasserstoff in der Schweiz spezifisch zu analysieren. </span></a></p></div>
  • <p>1) An welchen Orten in der Schweiz ist bisher weisser Wasserstoff gefunden worden?</p><p>2) In welchen Gegenden der Schweiz vermutet man weitere Lager- und Produktionsstätten von weissem Wasserstoff?</p><p>3) Welche Forschungsarbeiten, die sich mit den natürlichen Wasserstoffvorkommen in der Schweiz und dessen Nutzung beschäftigen, laufen zurzeit?</p><p>4) Welche Synergien mit der Geothermie könnten sich bei der Erforschung des geologischen Untergrunds ergeben?</p><p>5) Welche Chancen und Risiken sieht der Bundesrat in der Förderung und Nutzung von weissen Wasserstoff?</p><p>6) Ist der Bundesrat bereit, das Potenzial von weissem Wasserstoff in der Schweiz abzuklären?</p>
  • Weisser Wasserstoff in der Schweiz
State
Stellungnahme zum Vorstoss liegt vor
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Erneuerbarer Wasserstoff kann – gezielt und klug eingesetzt – &nbsp;zum Ausstieg aus den fossilen Energien beitragen und ein wichtiger Energieträger im künftigen Energiesystem sein. Wasserstoff verfügt über eine hohe Energiedichte und erzeugt bei der Verbrennung weder Abgase noch Treibhausgasemissionen. Bislang fokussierte sich das Interesse hauptsächlich auf die Herstellung und Anwendung von grünem Wasserstoff. Dessen Herstellung ist allerdings wenig energieeffizient. Der Energieverlust ist hoch, bis zu drei Viertel der Energie geht bei den Umwandlungsprozessen verloren. Entsprechend teuer ist seine Anwendung.</p><p>Es gibt aber auch natürliche Wasserstoffvorkommen. Diese Form wird als «weisser Wasserstoff» bezeichnet. Er entsteht im tiefen geologischen Untergrund, wenn unterirdisches Wasser mit Eisenmineralien bei hohen Temperaturen und hohem Druck reagiert, und erneuert sich kontinuierlich innerhalb weniger Jahrzehnte. Lange ging man davon aus, dass solche Vorkommen relativ selten sind. In verschiedenen Ländern hat man nun aber grössere Vorkommen entdeckt. Das Forschungsprojekt «HyAfrica» des Fraunhofer Instituts beschäftigt sich seit 2022 in verschiedenen Gebieten Afrikas mit der Nutzung von natürlichem Wasserstoff zur Stromerzeugung für die lokale Bevölkerung. In den USA, Australien und Spanien laufen bereits Sondierungsbohrungen durch private Unternehmen. Auch in Europa, u.a. in Frankreich und in Albanien, hat man grosse Lagerstätten entdeckt. Die Funde lassen vermuten, dass natürlicher Wasserstoff viel häufiger vorkommt als lange Zeit angenommen. Auch die Schweiz könnte über Reserven an natürlichem Wasserstoff verfügen.</p>
    • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 1: In der Schweiz wurden bisher im Val d’Hérens im Kanton Wallis Hinweise auf ein fossiles natürliches Wasserstoffsystem gefunden, in dem in der Vergangenheit Wasserstoff produziert wurde.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 2: Für die Untersuchung möglicher Vorkommen von weissem Wasserstoff sind vor allem die alpinen Regionen in der Schweiz interessant. Durch geochemische Prozesse wie die Reaktion verschiedener eisenreicher Minerale mit Wasser entstehen dort im Untergrund Gase, die an die Oberfläche diffundieren. Damit natürlicher Wasserstoff wirtschaftlich gewonnen werden kann, muss er aus geologisch günstigen Umgebungen, in denen er natürlich vorkommt, migrieren und sich in geologischen Reservoirs ansammeln. Von besonderem Interesse ist das Unterengadin mit seinen geologischen Störungen und stark basischen Gesteinsschichten, wo Wasserstoff-Flüsse aufgrund von bekannten hohen Flüssen von Kohlendioxid (CO</span><span style="line-height:150%; font-family:Arial; font-size:7.33pt; vertical-align:sub">2</span><span style="font-family:Arial">) vermutet werden. Forschende der Universität Bern haben in den letzten Jahren ein Gebiet bei Scuol für eine vertiefte Wasserstoffexploration ausgewählt. Solche Standorte können wichtige Informationen über die Herkunft und den Entstehungsmechanismus des Wasserstoffs liefern, stellen aber wohl keine wirtschaftlich nutzbaren Vorkommen dar.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 3: Zurzeit gibt es in der Schweiz keine Forschungsaktivitäten, die spezifisch auf mögliche natürliche Wasserstoffvorkommen in der Schweiz ausgerichtet sind. Das Thema wird aber vom Bund verfolgt, auch über die Forschungszusammenarbeit im Rahmen der Internationalen Energieagentur (IEA).</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 4: Synergien durch die Erkundung des geologischen Untergrundes haben ihre Grenzen, da jede Nutzung des Untergrundes auch einen spezifischen Erkundungsbedarf hat. Die Motion </span><a name="_Hlk169870293"><span style="font-family:Arial">20.4063</span></a><span style="font-family:Arial"> «Schluss mit der Blackbox. Klimaschutz, Energiesicherheit und Infrastrukturnutzung dank Erforschung des Untergrunds» ermöglicht die Optimierung dieser Synergien und die Berücksichtigung dieser Besonderheiten bei der Planung einer Kampagne zur Erkundung des Schweizer Untergrunds für alle seine nachhaltigen Nutzungsmöglichkeiten.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 5: Falls in der Schweiz Vorkommen von weissem Wasserstoff gefunden würden und diese auch wirtschaftlich genutzt werden könnten, könnte dies allenfalls einen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit der Schweiz leisten. Wie bei jeder Nutzung des Untergrundes besteht eine erhebliche Unsicherheit in Bezug auf die Entdeckung der Ressource, die durch Bohrungen erschlossen werden kann, sowie hinsichtlich der Risiken, die mit der Gewinnung und Nutzung dieser Ressource verbunden sind.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">Zu Frage 6:</span><a name="_Hlk169720553"><span style="font-family:Arial; -aw-import:spaces">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Aus Sicht des Bundesrates sind über die bereits erwähnten Anstrengungen zur Erkundung des Schweizer Untergrundes hinaus zurzeit keine weiteren Massnahmen notwendig, um das Potenzial von natürlichem Wasserstoff in der Schweiz spezifisch zu analysieren. </span></a></p></div>
    • <p>1) An welchen Orten in der Schweiz ist bisher weisser Wasserstoff gefunden worden?</p><p>2) In welchen Gegenden der Schweiz vermutet man weitere Lager- und Produktionsstätten von weissem Wasserstoff?</p><p>3) Welche Forschungsarbeiten, die sich mit den natürlichen Wasserstoffvorkommen in der Schweiz und dessen Nutzung beschäftigen, laufen zurzeit?</p><p>4) Welche Synergien mit der Geothermie könnten sich bei der Erforschung des geologischen Untergrunds ergeben?</p><p>5) Welche Chancen und Risiken sieht der Bundesrat in der Förderung und Nutzung von weissen Wasserstoff?</p><p>6) Ist der Bundesrat bereit, das Potenzial von weissem Wasserstoff in der Schweiz abzuklären?</p>
    • Weisser Wasserstoff in der Schweiz

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