Alternative Haftformen. Eine Antwort auf die Rückfallquote

ShortId
24.3721
Id
20243721
Updated
27.09.2024 13:56
Language
de
Title
Alternative Haftformen. Eine Antwort auf die Rückfallquote
AdditionalIndexing
28;1216
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>Laut einer Veröffentlichung des Bundesamts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2020 haben 49,9 Prozent der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer nach der Entlassung aus dem Strafvollzug innerhalb von drei Jahren ein Verbrechen oder Vergehen begangen, das zu einer erneuten Verurteilung führt.</p><p>&nbsp;</p><p>In den skandinavischen Ländern liegt die Rückfallquote bei unter 25 Prozent. Diese niedrigere Quote muss vor dem Hintergrund alternativer Haftformen analysiert werden. Die Hafteinrichtungen haben das vorrangige Ziel, die Resozialisierung der Inhaftierten zu fördern, indem sie ihnen die Möglichkeit geben, zu arbeiten, sich weiterzubilden, zu studieren oder Aktivitäten oder Aufgaben des täglichen Lebens auszuüben.</p>
  • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11.5pt"><span style="line-height:150%; font-family:Arial; font-size:11pt; background-color:#ffffff">Einleitend sei festgehalten, dass die Rückfälligkeit nicht unbedingt mit der Überbelegung der Gefängnisse korreliert, da nur eine Minderheit der Personen zu einer unbedingten oder teilbedingten Freiheitsstrafe verurteilt wird (vgl. www.bfs.admin.ch &gt; Statistiken finden &gt; 19 - Kriminalität und Strafrecht &gt; Strafjustiz &gt; </span><span style="font-family:Helvetica; background-color:#ffffff">Erwachsenensanktionen &gt; Erwachsene: Verurteilungen für ein Vergehen oder Verbrechen nach Art und Dauer der Hauptstrafe, Schweiz und Kantone [ab 2018]).</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">Laut den Zahlen des Schweizerischen Kompetenzzentrums für den Justizvollzug von Mai</span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">2024 (www.skjv.ch &gt; Unsere Dienstleistungen &gt; Monitoring Justizvollzug) handelte es sich bei den Justizvollzugsanstalten mit einer Belegung von über 100</span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">Prozent hauptsächlich um Einrichtungen für die Untersuchungshaft (d.h. für Personen, die noch nicht verurteilt wurden und allenfalls als rückfällig gelten würden). Beim Vergleich der Rückfallquote zweier Länder kann es überdies zu Verzerrungen kommen, die von der Art des Rückfalls, dem Beobachtungszeitraum, dem Straftatbestand und weiteren Faktoren abhängen. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">1. Seit 2018 haben sämtliche Kantone der Deutschschweiz den Risikoorientierten Sanktionenvollzug (ROS) eingeführt, mit dem unter anderem die Rückfallhäufigkeit reduziert werden soll. In den lateinischen Kantonen wurde ein ähnliches Konzept entwickelt (Processus latin d'exécution des sanctions orientée vers le risque et les ressources</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic"> </span><span style="font-family:Arial">[PLESORR]), das im Jahr 2025 umgesetzt wird.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">2. Gute Haftbedingungen, insbesondere Anlaufstellen und Ressourcen, die den inhaftierten Personen zur Verfügung stehen, tragen durchaus dazu bei, das Rückfallrisiko zu vermindern. Es erscheint also wichtig, dass verurteilte Personen auf ihre Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet und dabei begleitet werden. Bei alternativen Strafvollzugsformen sei daran erinnert, dass diese mehreren Bedingungen unterliegen und dabei insbesondere keine Rückfallgefahr bestehen darf (vgl. Art. 77</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">b</span><span style="font-family:Arial"> Abs. 1 Bst. a, Art. 79</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">a</span><span style="font-family:Arial"> Abs. 1, Art. 79</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">b</span><span style="font-family:Arial"> Abs. 2 Bst.</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">a des Schweizerischen Strafgesetzbuchs [SR</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">311.0]). </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">3. Im Rahmen der Umsetzung des Postulats 16.3632 «Evaluation des Electronic Monitoring» der Kommission für Rechtsfragen des Ständerates ist das Bundesamt für Justiz zurzeit daran, in Zusammenarbeit mit den Konkordaten und den Kantonen, die Praxis der kantonalen Behörden in diesem Bereich zu prüfen.</span></p></div>
  • <p>In einer Zeit, in der verschiedene Kantone mit überfüllten Gefängnissen konfrontiert sind oder in gewissen Einrichtungen untragbare Haftbedingungen herrschen, wird der Bundesrat gebeten, folgende Fragen zu beantworten:</p><p>&nbsp;</p><ul><li>Welche Überlegungen stellt der Bundesrat an, um die Rückfallquote zu senken?</li><li>Berücksichtigt er den Zusammenhang zwischen der Rückfallquote und den Bedingungen und Formen der Inhaftierung?</li><li>Welche Möglichkeiten gibt es, die Kantone zur Entwicklung alternativer Haftformen zu ermutigen?</li></ul>
  • Alternative Haftformen. Eine Antwort auf die Rückfallquote
State
Erledigt
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>Laut einer Veröffentlichung des Bundesamts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2020 haben 49,9 Prozent der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer nach der Entlassung aus dem Strafvollzug innerhalb von drei Jahren ein Verbrechen oder Vergehen begangen, das zu einer erneuten Verurteilung führt.</p><p>&nbsp;</p><p>In den skandinavischen Ländern liegt die Rückfallquote bei unter 25 Prozent. Diese niedrigere Quote muss vor dem Hintergrund alternativer Haftformen analysiert werden. Die Hafteinrichtungen haben das vorrangige Ziel, die Resozialisierung der Inhaftierten zu fördern, indem sie ihnen die Möglichkeit geben, zu arbeiten, sich weiterzubilden, zu studieren oder Aktivitäten oder Aufgaben des täglichen Lebens auszuüben.</p>
    • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11.5pt"><span style="line-height:150%; font-family:Arial; font-size:11pt; background-color:#ffffff">Einleitend sei festgehalten, dass die Rückfälligkeit nicht unbedingt mit der Überbelegung der Gefängnisse korreliert, da nur eine Minderheit der Personen zu einer unbedingten oder teilbedingten Freiheitsstrafe verurteilt wird (vgl. www.bfs.admin.ch &gt; Statistiken finden &gt; 19 - Kriminalität und Strafrecht &gt; Strafjustiz &gt; </span><span style="font-family:Helvetica; background-color:#ffffff">Erwachsenensanktionen &gt; Erwachsene: Verurteilungen für ein Vergehen oder Verbrechen nach Art und Dauer der Hauptstrafe, Schweiz und Kantone [ab 2018]).</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">Laut den Zahlen des Schweizerischen Kompetenzzentrums für den Justizvollzug von Mai</span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">2024 (www.skjv.ch &gt; Unsere Dienstleistungen &gt; Monitoring Justizvollzug) handelte es sich bei den Justizvollzugsanstalten mit einer Belegung von über 100</span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial; background-color:#ffffff">Prozent hauptsächlich um Einrichtungen für die Untersuchungshaft (d.h. für Personen, die noch nicht verurteilt wurden und allenfalls als rückfällig gelten würden). Beim Vergleich der Rückfallquote zweier Länder kann es überdies zu Verzerrungen kommen, die von der Art des Rückfalls, dem Beobachtungszeitraum, dem Straftatbestand und weiteren Faktoren abhängen. </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">1. Seit 2018 haben sämtliche Kantone der Deutschschweiz den Risikoorientierten Sanktionenvollzug (ROS) eingeführt, mit dem unter anderem die Rückfallhäufigkeit reduziert werden soll. In den lateinischen Kantonen wurde ein ähnliches Konzept entwickelt (Processus latin d'exécution des sanctions orientée vers le risque et les ressources</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic"> </span><span style="font-family:Arial">[PLESORR]), das im Jahr 2025 umgesetzt wird.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">2. Gute Haftbedingungen, insbesondere Anlaufstellen und Ressourcen, die den inhaftierten Personen zur Verfügung stehen, tragen durchaus dazu bei, das Rückfallrisiko zu vermindern. Es erscheint also wichtig, dass verurteilte Personen auf ihre Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet und dabei begleitet werden. Bei alternativen Strafvollzugsformen sei daran erinnert, dass diese mehreren Bedingungen unterliegen und dabei insbesondere keine Rückfallgefahr bestehen darf (vgl. Art. 77</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">b</span><span style="font-family:Arial"> Abs. 1 Bst. a, Art. 79</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">a</span><span style="font-family:Arial"> Abs. 1, Art. 79</span><span style="font-family:Arial; font-style:italic">b</span><span style="font-family:Arial"> Abs. 2 Bst.</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">a des Schweizerischen Strafgesetzbuchs [SR</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">311.0]). </span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">3. Im Rahmen der Umsetzung des Postulats 16.3632 «Evaluation des Electronic Monitoring» der Kommission für Rechtsfragen des Ständerates ist das Bundesamt für Justiz zurzeit daran, in Zusammenarbeit mit den Konkordaten und den Kantonen, die Praxis der kantonalen Behörden in diesem Bereich zu prüfen.</span></p></div>
    • <p>In einer Zeit, in der verschiedene Kantone mit überfüllten Gefängnissen konfrontiert sind oder in gewissen Einrichtungen untragbare Haftbedingungen herrschen, wird der Bundesrat gebeten, folgende Fragen zu beantworten:</p><p>&nbsp;</p><ul><li>Welche Überlegungen stellt der Bundesrat an, um die Rückfallquote zu senken?</li><li>Berücksichtigt er den Zusammenhang zwischen der Rückfallquote und den Bedingungen und Formen der Inhaftierung?</li><li>Welche Möglichkeiten gibt es, die Kantone zur Entwicklung alternativer Haftformen zu ermutigen?</li></ul>
    • Alternative Haftformen. Eine Antwort auf die Rückfallquote

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