Zucker ist nicht gleich Zucker. Die Crux mit den Fachbegriffen

ShortId
24.3746
Id
20243746
Updated
20.08.2024 07:53
Language
de
Title
Zucker ist nicht gleich Zucker. Die Crux mit den Fachbegriffen
AdditionalIndexing
2841;15
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">1. Die Begriffe «freier Zucker» der WHO und «zugesetzter Zucker» sind bedeutungsgleich. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) übernimmt die in der EU verwendete Definition von «zugesetztem Zucker» (Anhang II des EU Rahmens für nationale Initiativen zu ausgewählten Nährstoffen / EU Framework for National Initiatives on Selected Nutrients). Diese lautet: «Zugesetzter Zucker umfasst Saccharose, Fruktose, Glukose, Stärkehydrolysate (Glukosesirup, High-Fructose-Sirup) und andere isolierte Zuckerpräparate, unabhängig davon, ob sie direkt verwendet oder bei der Zubereitung oder Herstellung von Lebensmitteln zugesetzt werden. […] Im Rahmen dieses Anhangs werden auch Zucker aus Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten als zugesetzter Zucker angesehen.».</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">2. Bei einem täglichen Energiebedarf von 2200 Kilokalorien und einem geschätzten Zuckerkonsum von 100 Gramm (seit 2023) stammen rund 18</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Prozent der Gesamtenergiezufuhr aus Zucker (Quelle: Agristat. Statistische Erhebungen und Schätzungen über Landwirtschaft und Ernährung. Nahrungsmittelbilanz [Kapitel 7]. Schweizer Bauernverband [2022]). Dies ist rund doppelt so viel, wie die von der WHO empfohlene Obergrenze.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">3. In der Schweiz stammen 38</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Prozent des «freien Zuckers» aus Getränken, wobei 61</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Prozent davon auf Süssgetränke entfallen (Quelle: Nationale Ernährungserhebung von Erwachsenen menuCH [2014/2015]). Diese verursachen schnellere und höhere Spitzen im Blutzuckerspiegel im Vergleich zu festen zuckerhaltigen Lebensmitteln. Deshalb scheint das Risiko für Übergewicht und Diabetes bei Süssengtränken höher zu sein. Aber auch andere Lebensmittel mit hohen Zuckergehalten (z.B. Joghurt oder Frühstückscerealien) können zu einer übermässigen Kalorienaufnahmen beitragen und damit das Risiko von Diabetes oder Herzkreislaufkrankheiten erhöhen.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:spaces">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">4. Fruchtzucker (Fructose), Haushaltszucker (Saccharose) und andere Zuckerarten haben unterschiedliche Eigenschaften und Wirkungen im Körper. Es ist bekannt, dass ein übermässiger Konsum von Zucker insgesamt, unabhängig von der Zuckerart, gesundheitliche Probleme wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen kann. In diesem Zusammenhang empfiehlt das BLV, den Zuckerkonsum generell zu reduzieren und eine gesunde und nachhaltige Ernährung mit einem hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">5. Das BLV begrüsst den ganzheitlichen Ansatz der Forschung, der die Wechselwirkungen von Inhaltsstoffen in Lebensmitteln berücksichtigt. Menschen konsumieren Lebensmittel, keine isolierten Nährstoffe. Daher bietet die Untersuchung ganzer Lebensmittel ein realistischeres Bild der Ernährung und ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit. Zahlreiche Studien zeigen, dass eine gesunde und nachhaltige Ernährung mit einer Vielzahl von möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln, wie Früchte, Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen, zu besseren gesundheitlichen Ergebnissen führt, als eine Ernährung, die sich auf die Aufnahme bestimmter Nährstoffe konzentriert.</span></p></div>
  • <p>Die allgemein anerkannte Empfehlung zum Zuckerkonsum stammt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie ist seit Jahren unverändert und empfiehlt höchstens täglich 10 Prozent der Kalorien als «freien Zucker» zu konsumieren. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) beurteilt den Schweizer Zuckerkonsum mit 110 Gramm (gesamter Zucker) als «mehr als doppelt so hoch wie die WHO-Empfehlung». In diesem Zusammenhang stelle ich dem Bundesrat folgende Fragen:</p><p>&nbsp;</p><p>1. &nbsp;Die WHO spricht bei der Empfehlung explizit von «freiem Zucker», das BLV von «gesamten» Zucker. Neben freiem und zugesetztem Zucker bei Nährstoffdeklarationen existieren aus chemischer Sicht Einfach-, Zweifach- und Mehrfachzucker. Auf welche Definitionen von Zucker stützen sich die Aussagen des BLV und wie lassen sich die Resultate mit der WHO vergleichen?</p><p>&nbsp;</p><p>2. &nbsp;Die vom BLV kommunizierten 110 Gramm beziehen sich auf die konsumierte Gesamtzuckermenge. Wie hoch ist der Zuckerkonsum an «freiem Zucker» pro Person in der Schweiz (analog Basis WHO-Berechnung), und zwar in Gramm und in Prozent der pro Person effektiv im Durchschnitt pro Person konsumierten Kalorien von 2200 Kalorien pro Tag?</p><p>&nbsp;</p><p>3. &nbsp;Die WHO leitet ihre Empfehlung zum Zuckerkonsum von «freiem Zucker» anhand von Studien beim Konsum von Süssgetränken ab. Bei anderen Lebensmitteln wie Müsli, Joghurt, etc. sieht man keine erhöhte Gefahr für Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht. Wieviel vom in der Schweiz konsumierten «freien Zucker» pro Person werden in Form von Süssgetränken konsumiert und wieviel in Form von anderen Lebensmitteln?</p><p>&nbsp;</p><p>4. &nbsp;Fruchtzucker wird in der allgemeinen Wahrnehmung als positiv bewertet. Inzwischen wird auch er kritisiert, weil er als der «böse» Teil bezeichnet wird. Wie ist die Haltung und Einschätzung des BLV zu den verschiedenen Zuckerformen (Fruchtzucker, Haushaltszucker, etc.)?</p><p>&nbsp;</p><p>5. &nbsp;Die Forschung betrachtet neu vermehrt ganze Lebensmittel in ihrer Wirkung und weniger die isolierte Betrachtung eines Nährstoffes wie Zucker. Dies weil sich offensichtlich die anderen Stoffe der Lebensmittel gegenseitig beeinflussen sollen und somit auch die Wirkung des Zuckers verändert. Wie beurteilt das BLV diese Betrachtung und welchen Fokus legt das BLV selbst auf ihre Forschung?</p>
  • Zucker ist nicht gleich Zucker. Die Crux mit den Fachbegriffen
State
Stellungnahme zum Vorstoss liegt vor
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <div><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">1. Die Begriffe «freier Zucker» der WHO und «zugesetzter Zucker» sind bedeutungsgleich. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) übernimmt die in der EU verwendete Definition von «zugesetztem Zucker» (Anhang II des EU Rahmens für nationale Initiativen zu ausgewählten Nährstoffen / EU Framework for National Initiatives on Selected Nutrients). Diese lautet: «Zugesetzter Zucker umfasst Saccharose, Fruktose, Glukose, Stärkehydrolysate (Glukosesirup, High-Fructose-Sirup) und andere isolierte Zuckerpräparate, unabhängig davon, ob sie direkt verwendet oder bei der Zubereitung oder Herstellung von Lebensmitteln zugesetzt werden. […] Im Rahmen dieses Anhangs werden auch Zucker aus Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten als zugesetzter Zucker angesehen.».</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">2. Bei einem täglichen Energiebedarf von 2200 Kilokalorien und einem geschätzten Zuckerkonsum von 100 Gramm (seit 2023) stammen rund 18</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Prozent der Gesamtenergiezufuhr aus Zucker (Quelle: Agristat. Statistische Erhebungen und Schätzungen über Landwirtschaft und Ernährung. Nahrungsmittelbilanz [Kapitel 7]. Schweizer Bauernverband [2022]). Dies ist rund doppelt so viel, wie die von der WHO empfohlene Obergrenze.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">3. In der Schweiz stammen 38</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Prozent des «freien Zuckers» aus Getränken, wobei 61</span><span style="font-family:Arial">&#xa0;</span><span style="font-family:Arial">Prozent davon auf Süssgetränke entfallen (Quelle: Nationale Ernährungserhebung von Erwachsenen menuCH [2014/2015]). Diese verursachen schnellere und höhere Spitzen im Blutzuckerspiegel im Vergleich zu festen zuckerhaltigen Lebensmitteln. Deshalb scheint das Risiko für Übergewicht und Diabetes bei Süssengtränken höher zu sein. Aber auch andere Lebensmittel mit hohen Zuckergehalten (z.B. Joghurt oder Frühstückscerealien) können zu einer übermässigen Kalorienaufnahmen beitragen und damit das Risiko von Diabetes oder Herzkreislaufkrankheiten erhöhen.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:spaces">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">4. Fruchtzucker (Fructose), Haushaltszucker (Saccharose) und andere Zuckerarten haben unterschiedliche Eigenschaften und Wirkungen im Körper. Es ist bekannt, dass ein übermässiger Konsum von Zucker insgesamt, unabhängig von der Zuckerart, gesundheitliche Probleme wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen kann. In diesem Zusammenhang empfiehlt das BLV, den Zuckerkonsum generell zu reduzieren und eine gesunde und nachhaltige Ernährung mit einem hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln.</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial; -aw-import:ignore">&#xa0;</span></p><p style="margin-top:0pt; margin-bottom:0pt; line-height:150%; widows:0; orphans:0; font-size:11pt"><span style="font-family:Arial">5. Das BLV begrüsst den ganzheitlichen Ansatz der Forschung, der die Wechselwirkungen von Inhaltsstoffen in Lebensmitteln berücksichtigt. Menschen konsumieren Lebensmittel, keine isolierten Nährstoffe. Daher bietet die Untersuchung ganzer Lebensmittel ein realistischeres Bild der Ernährung und ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit. Zahlreiche Studien zeigen, dass eine gesunde und nachhaltige Ernährung mit einer Vielzahl von möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln, wie Früchte, Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen, zu besseren gesundheitlichen Ergebnissen führt, als eine Ernährung, die sich auf die Aufnahme bestimmter Nährstoffe konzentriert.</span></p></div>
    • <p>Die allgemein anerkannte Empfehlung zum Zuckerkonsum stammt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie ist seit Jahren unverändert und empfiehlt höchstens täglich 10 Prozent der Kalorien als «freien Zucker» zu konsumieren. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) beurteilt den Schweizer Zuckerkonsum mit 110 Gramm (gesamter Zucker) als «mehr als doppelt so hoch wie die WHO-Empfehlung». In diesem Zusammenhang stelle ich dem Bundesrat folgende Fragen:</p><p>&nbsp;</p><p>1. &nbsp;Die WHO spricht bei der Empfehlung explizit von «freiem Zucker», das BLV von «gesamten» Zucker. Neben freiem und zugesetztem Zucker bei Nährstoffdeklarationen existieren aus chemischer Sicht Einfach-, Zweifach- und Mehrfachzucker. Auf welche Definitionen von Zucker stützen sich die Aussagen des BLV und wie lassen sich die Resultate mit der WHO vergleichen?</p><p>&nbsp;</p><p>2. &nbsp;Die vom BLV kommunizierten 110 Gramm beziehen sich auf die konsumierte Gesamtzuckermenge. Wie hoch ist der Zuckerkonsum an «freiem Zucker» pro Person in der Schweiz (analog Basis WHO-Berechnung), und zwar in Gramm und in Prozent der pro Person effektiv im Durchschnitt pro Person konsumierten Kalorien von 2200 Kalorien pro Tag?</p><p>&nbsp;</p><p>3. &nbsp;Die WHO leitet ihre Empfehlung zum Zuckerkonsum von «freiem Zucker» anhand von Studien beim Konsum von Süssgetränken ab. Bei anderen Lebensmitteln wie Müsli, Joghurt, etc. sieht man keine erhöhte Gefahr für Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht. Wieviel vom in der Schweiz konsumierten «freien Zucker» pro Person werden in Form von Süssgetränken konsumiert und wieviel in Form von anderen Lebensmitteln?</p><p>&nbsp;</p><p>4. &nbsp;Fruchtzucker wird in der allgemeinen Wahrnehmung als positiv bewertet. Inzwischen wird auch er kritisiert, weil er als der «böse» Teil bezeichnet wird. Wie ist die Haltung und Einschätzung des BLV zu den verschiedenen Zuckerformen (Fruchtzucker, Haushaltszucker, etc.)?</p><p>&nbsp;</p><p>5. &nbsp;Die Forschung betrachtet neu vermehrt ganze Lebensmittel in ihrer Wirkung und weniger die isolierte Betrachtung eines Nährstoffes wie Zucker. Dies weil sich offensichtlich die anderen Stoffe der Lebensmittel gegenseitig beeinflussen sollen und somit auch die Wirkung des Zuckers verändert. Wie beurteilt das BLV diese Betrachtung und welchen Fokus legt das BLV selbst auf ihre Forschung?</p>
    • Zucker ist nicht gleich Zucker. Die Crux mit den Fachbegriffen

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