Prüfung eines Pilotprojekts zur Simultanübersetzung der Kommissionssitzungen mithilfe von KI-unterstützten Programmen

ShortId
24.3813
Id
20243813
Updated
24.09.2024 12:11
Language
de
Title
Prüfung eines Pilotprojekts zur Simultanübersetzung der Kommissionssitzungen mithilfe von KI-unterstützten Programmen
AdditionalIndexing
421;2831;34
1
PriorityCouncil1
Nationalrat
Texts
  • <p>In der Bundespolitik haben die Mehrsprachigkeit und die Berücksichtigung von sprachlichen Minderheiten in der Schweiz schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Die Wichtigkeit der vertraulichen Kommissionssitzungen ist weitgehend anerkannt: Hier werden Meinungen gebildet, Bündnisse geschlossen und Kompromisse ausgehandelt. Die in den Kommissionssitzungen behandelten Themen sind oft komplex und erfordern einen spezialisierten Wortschatz. Damit die Qualität der Arbeit der Kommissionsmitglieder verbessert werden kann, alle gleichgestellt an den Debatten teilnehmen können und die Diskussionen für alle klar verständlich sind, wäre es sinnvoll, den Nutzen der neuen Möglichkeiten, welche die Digitalisierung insbesondere in den Bereichen Übersetzung und Verdolmetschung bereithält, zu prüfen.</p><p>In der Schweiz bieten Start-ups wie «Interprefy»&nbsp;(<a href="https://www.interprefy.com/de/">https://www.interprefy.com/de/</a>) KI-basierte Simultanübersetzung an. Solche Tools eröffneten den Ratsmitgliedern neue Möglichkeiten und wären wahrscheinlich weniger kostenintensiv als menschliches Simultanübersetzen. Die Kommission ist der Ansicht, dass die Simultanübersetzung der Kommissionsdebatten mindestens genauso sinnvoll ist wie die Simultanübersetzung der Nationalratsdebatten, wenn nicht sogar sinnvoller.&nbsp;</p><p>Soweit möglich, soll das Pilotprojekt direkt in der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates umgesetzt werden.</p>
  • <p>Das Büro bestätigt, dass das vorliegende Postulat der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates (SPK-N) einen wichtigen Aspekt der Mehrsprachigkeit und der Berücksichtigung der sprachlichen Minderheiten hervorhebt. Die Parlamentsdienste befassen sich schon seit einiger Zeit mit KI-Fragen und haben 2024 diesbezüglich eine interne Projektorganisation ins Leben gerufen. KI-Unterstützungsprogramme kommen bereits heute als ergänzende Instrumente in gewissen Ressorts der Parlamentsdienste zum Einsatz, wie beispielsweise beim Ressort Übersetzung und beim Amtlichen Bulletin.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Im Bereich des Simultandolmetschens wurde im Frühling 2024 über das Europäische Zentrum für parlamentarische Forschung und Dokumentation (EZPWD) in ausgewählten Ländern eine Umfrage zur aktuellen beziehungsweise geplanten Anwendung von KI-Lösungen für Simultanübersetzungen durchgeführt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bis dato in keinem Parlament KI-Anwendungen zum Simultandolmetschen eingesetzt werden. Eine zukünftige Verwendung von KI-Lösungen für öffentliche Sitzungen wird jedoch nicht per se ausgeschlossen. Das Problem stellt sich in erster Linie bei vertraulichen Sitzungen wie denjenigen von Kommissionen. Das luxemburgische Parlament hat das Problem erkannt und arbeitet derzeit Leitlinien für den Einsatz von KI aus. Das Europäische Parlament untersucht derzeit mehrere Möglichkeiten, wie KI das Simultandolmetschen unterstützen oder ergänzen kann: die Nutzung von CAI (Computer-/KI-unterstützten Simultandolmetschen Werkzeugen) sowie den möglichen Einsatz von KI-generierten Sprach-zu-Text (Untertitelungs-) Lösungen für Barrierefreiheitszwecke.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Die Verwendung von KI-Programmen für die Simultanübersetzung in Kommissionssitzungen wirft Fragen der Informationssicherheit und des Datenschutzes auf. Wie im Postulat festgehalten, muss die Vertraulichkeit der Kommissionssitzungen nach Artikel&nbsp;47 des Parlamentsgesetzes sichergestellt sein. Zudem ist es aktuell gestützt auf Art. 4 Abs. 4 und 5 der Parlamentsverwaltungsverordnung auch lediglich den Parlamentsdiensten gestattet, die Kommissionsberatungen aufzuzeichnen. Die Aufzeichnung ist nur für die Protokollierung zu verwenden und wird drei Monate nach der Sitzung gelöscht (Ausnahmen gibt es in begründeten Fällen bei den Aufsichtskommissionen).</p><p>&nbsp;</p><p>Bei einer Annahme des Postulats durch den Nationalrat müssen diese Probleme sorgfältig analysiert und die notwendigen Massnahmen identifiziert werden. Auch dürfte die Voraussetzung sein, dass eine Kommissionsmehrheit bereit ist, ein Pilotprojekt durchzuführen, dass geeignete Traktanden festgelegt werden (bspw. keine als «vertraulich» oder «geheim» klassifizierten Informationen) und dass die Übersetzungssoftware die Sicherheitsanforderungen für «intern» klassifizierte Informationen gewährleistet. Ebenfalls eingehend zu prüfen sind die Kostenfolgen, da im Falle der Umsetzung eines Pilotprojekts davon auszugehen ist, dass zusätzliche Ressourcen zu sprechen sind.</p>
  • <p>Das Büro des Nationalrates soll prüfen, ob es technisch und rechtlich möglich ist, ein Pilotprojekt durchzuführen, in dessen Rahmen die Kommissionssitzungen mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützten Programmen simultan (in die Amtssprachen) übersetzt werden. Das Büro soll einen konkreten Vorschlag vorlegen, wie ein solches Pilotprojekt umgesetzt werden kann, und dabei sowohl die entstehenden Kosten abschätzen als auch eine Interessenabwägung (Vorteile, Risiken) vornehmen. Die Vertraulichkeit der Kommissionssitzungen nach Artikel&nbsp;47 des Parlamentsgesetzes ist sicherzustellen.&nbsp;</p>
  • Prüfung eines Pilotprojekts zur Simultanübersetzung der Kommissionssitzungen mithilfe von KI-unterstützten Programmen
State
Überwiesen an das Ratsbüro
Related Affairs
Drafts
  • Index
    0
    Texts
    • <p>In der Bundespolitik haben die Mehrsprachigkeit und die Berücksichtigung von sprachlichen Minderheiten in der Schweiz schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Die Wichtigkeit der vertraulichen Kommissionssitzungen ist weitgehend anerkannt: Hier werden Meinungen gebildet, Bündnisse geschlossen und Kompromisse ausgehandelt. Die in den Kommissionssitzungen behandelten Themen sind oft komplex und erfordern einen spezialisierten Wortschatz. Damit die Qualität der Arbeit der Kommissionsmitglieder verbessert werden kann, alle gleichgestellt an den Debatten teilnehmen können und die Diskussionen für alle klar verständlich sind, wäre es sinnvoll, den Nutzen der neuen Möglichkeiten, welche die Digitalisierung insbesondere in den Bereichen Übersetzung und Verdolmetschung bereithält, zu prüfen.</p><p>In der Schweiz bieten Start-ups wie «Interprefy»&nbsp;(<a href="https://www.interprefy.com/de/">https://www.interprefy.com/de/</a>) KI-basierte Simultanübersetzung an. Solche Tools eröffneten den Ratsmitgliedern neue Möglichkeiten und wären wahrscheinlich weniger kostenintensiv als menschliches Simultanübersetzen. Die Kommission ist der Ansicht, dass die Simultanübersetzung der Kommissionsdebatten mindestens genauso sinnvoll ist wie die Simultanübersetzung der Nationalratsdebatten, wenn nicht sogar sinnvoller.&nbsp;</p><p>Soweit möglich, soll das Pilotprojekt direkt in der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates umgesetzt werden.</p>
    • <p>Das Büro bestätigt, dass das vorliegende Postulat der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates (SPK-N) einen wichtigen Aspekt der Mehrsprachigkeit und der Berücksichtigung der sprachlichen Minderheiten hervorhebt. Die Parlamentsdienste befassen sich schon seit einiger Zeit mit KI-Fragen und haben 2024 diesbezüglich eine interne Projektorganisation ins Leben gerufen. KI-Unterstützungsprogramme kommen bereits heute als ergänzende Instrumente in gewissen Ressorts der Parlamentsdienste zum Einsatz, wie beispielsweise beim Ressort Übersetzung und beim Amtlichen Bulletin.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Im Bereich des Simultandolmetschens wurde im Frühling 2024 über das Europäische Zentrum für parlamentarische Forschung und Dokumentation (EZPWD) in ausgewählten Ländern eine Umfrage zur aktuellen beziehungsweise geplanten Anwendung von KI-Lösungen für Simultanübersetzungen durchgeführt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bis dato in keinem Parlament KI-Anwendungen zum Simultandolmetschen eingesetzt werden. Eine zukünftige Verwendung von KI-Lösungen für öffentliche Sitzungen wird jedoch nicht per se ausgeschlossen. Das Problem stellt sich in erster Linie bei vertraulichen Sitzungen wie denjenigen von Kommissionen. Das luxemburgische Parlament hat das Problem erkannt und arbeitet derzeit Leitlinien für den Einsatz von KI aus. Das Europäische Parlament untersucht derzeit mehrere Möglichkeiten, wie KI das Simultandolmetschen unterstützen oder ergänzen kann: die Nutzung von CAI (Computer-/KI-unterstützten Simultandolmetschen Werkzeugen) sowie den möglichen Einsatz von KI-generierten Sprach-zu-Text (Untertitelungs-) Lösungen für Barrierefreiheitszwecke.&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><p>Die Verwendung von KI-Programmen für die Simultanübersetzung in Kommissionssitzungen wirft Fragen der Informationssicherheit und des Datenschutzes auf. Wie im Postulat festgehalten, muss die Vertraulichkeit der Kommissionssitzungen nach Artikel&nbsp;47 des Parlamentsgesetzes sichergestellt sein. Zudem ist es aktuell gestützt auf Art. 4 Abs. 4 und 5 der Parlamentsverwaltungsverordnung auch lediglich den Parlamentsdiensten gestattet, die Kommissionsberatungen aufzuzeichnen. Die Aufzeichnung ist nur für die Protokollierung zu verwenden und wird drei Monate nach der Sitzung gelöscht (Ausnahmen gibt es in begründeten Fällen bei den Aufsichtskommissionen).</p><p>&nbsp;</p><p>Bei einer Annahme des Postulats durch den Nationalrat müssen diese Probleme sorgfältig analysiert und die notwendigen Massnahmen identifiziert werden. Auch dürfte die Voraussetzung sein, dass eine Kommissionsmehrheit bereit ist, ein Pilotprojekt durchzuführen, dass geeignete Traktanden festgelegt werden (bspw. keine als «vertraulich» oder «geheim» klassifizierten Informationen) und dass die Übersetzungssoftware die Sicherheitsanforderungen für «intern» klassifizierte Informationen gewährleistet. Ebenfalls eingehend zu prüfen sind die Kostenfolgen, da im Falle der Umsetzung eines Pilotprojekts davon auszugehen ist, dass zusätzliche Ressourcen zu sprechen sind.</p>
    • <p>Das Büro des Nationalrates soll prüfen, ob es technisch und rechtlich möglich ist, ein Pilotprojekt durchzuführen, in dessen Rahmen die Kommissionssitzungen mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützten Programmen simultan (in die Amtssprachen) übersetzt werden. Das Büro soll einen konkreten Vorschlag vorlegen, wie ein solches Pilotprojekt umgesetzt werden kann, und dabei sowohl die entstehenden Kosten abschätzen als auch eine Interessenabwägung (Vorteile, Risiken) vornehmen. Die Vertraulichkeit der Kommissionssitzungen nach Artikel&nbsp;47 des Parlamentsgesetzes ist sicherzustellen.&nbsp;</p>
    • Prüfung eines Pilotprojekts zur Simultanübersetzung der Kommissionssitzungen mithilfe von KI-unterstützten Programmen

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